Interview mit Ingram-CE-Chef Dassau

Engpässe bei Displays und Monitoren sind nicht zu erwarten

18.05.2011
Auf der IM.TOP 2011 hat CP Ingram Micros Display-Experten und CE-Chef Christoph Dassau zu möglichen Engpässen durch das Erdbeben in Japan im März und zum deutschen Markt für Displays und Beamer befragt.

Auf der IM.TOP 2011 hat CP Ingram Micros Display-Experten und CE-Chef Christoph Dassau zu möglichen Engpässen durch das Erdbeben in Japan im März und zum deutschen Markt für Displays und Beamer befragt. Was das Consumer-Segment angeht, macht sich der Director Consumer Electronic Group (CEG) DACH Region & Pan European Business Unit, keine Illusion, dass der deutsche Markt dieses Jahr durch die Decke schießen wird. Denn viele haben sich schon mit einem Flat-TV eingedeckt, 3D und größere Bilddiagonalen könnten bewirken, dass der Markt zumindest nicht schrumpft, für Heimkino fehlen die nötigen Impulse einer EM oder WM. Aber es gibt laut Dassau auch Hoffnungsschimmer, vor allem im B2B-Bereich, etwa mit Nahdistanz-Projektoren für Schulen und Public Displays am POS.

CP: Short Throw und Ultra Short Throw sind laut neuen PMA-Zahlen die Stars schlechthin im Mainstream-Segment von 500 bis 4.999 Ansi-Lumen. Spiegelt sich das auch in Deutschland wider?

Für den deutschen CE-Markt rechnet Dassau mit wenig Wachstum in diesem Jahr.

Christoph Dassau: Short Throw entwickelt sich sehr gut. Das Thema ist ursprünglich für Schulen entwickelt worden, aber auch in anderen Bereichen, mit räumlicher Begrenzung, sind die Geräte einsetzbar, wie z.B. der digitalen Werbung in Schaufenstern.

CP: Oder zum Beispiel auch im Heimkino, aber das Wachstum des Gesamt-Projektoren-Marktes von 13 Prozent im ersten Quartal, von dem Pacific Media Associates spricht, scheint doch recht erstaunlich zu sein in einem Jahr ohne großes Sportereignis, oder?

Dassau: Wir haben dieses Jahr weder eine WM noch die Kombination aus EM und Olympischen Spielen, weshalb die Masse der Beamer sicherlich unter Vorjahresniveau bleiben wird. Der Damen-WM können wir aus Sicht der Verkaufszahlen leider keinen großen Nachfrageschub zuteil werden lassen. Es gibt aber durchaus Wachstum in einzelnen Segmenten, zum Beispiel bei Cinema-Projektoren, die mehrere zehntausend Euro kosten: Die Kinos investieren mit Blick auf 3D in solche Geräte und haben die Kosten bei Blockbustern wie "Avatar" schon nach wenigen Wochen wieder reingeholt. Stark angezogen hat auch das Leasinggeschäft für professionelle In- und Outdoor-Veranstaltungen.

CP: Welche Auswirkungen sehen Sie durch das verheerende Erdbeben in Japan vom März und seine Folgen?

Dassau: Was Projektoren angeht, gibt es wohl gewisse Probleme mit DLP-Chips und anderen Komponenten für Full-HD-Heimkino, da auch japanische Fabriken (auch von Texas Instruments) betroffen sind oder waren. Ich glaube aber nicht, dass die Verfügbarkeitsprobleme, wenn sie tatsächlich da sind, von langer Dauer sein werden. Auf Display-Seite sehen die Kollegen aus anderen Kontinenten gewissen Engpässen entgegen. Ich denke allerdings auch hier nicht, dass es zu gravierenden Probleme kommt, denn wie Sie selbst ja berichtet haben, hat der Mutterglas-Riese Corning die Produktion nicht gestoppt oder heruntergefahren. Sollte es Engpässe geben, hätten diese meiner Meinung und der anderer Beobachter nach höchstens den positiven Effekt, Überkapazitäten abzubauen.

CP: Welche Erwartungen haben Sie für den deutschen und europäischen TV-Markt in diesem Jahr, nachdem 3D- und Connected TV in aller Munde sind?

Dassau: Marktforschern zufolge nimmt die Konsumlaune nicht ab, jedoch ändert sich die Art der Anschaffungen. Urlaub tritt wieder in den Vordergrund. Viele haben sich bereits einen HD ready oder Full-HD Flachbildschirmfernseher gekauft. Wir gehen dennoch davon aus, dass 3D sowie noch größere Diagonalen und noch flachere Geräte dafür sorgen werden, dass der Gesamtmarkt auf Niveau bleiben wird. Engpässe lassen sich bis dato ebenfalls nicht ausmachen.

CP: Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Public Displays in Deutschland? Wir haben ja vor einem Jahr viel über das Thema Digital Signage gesprochen.

Dassau: Man kann wohl behaupten, dass Digital Signage in Deutschland angekommen ist. Bald wöchentlich werden große Projekte realisiert, ob in Lotto-Annahmestellen, in Tankstellen oder im Lebensmitteleinzelhandel. Auch Unternehmen wie die Telekom positionieren sich am Digital Signage Markt (siehe Telekom Out of Home). Hier ist richtig Bewegung und Optimismus im Markt.

Rosige Aussichten für Public Displays, hier die Prognosen für den Weltmarkt bis 2016.

CP: Welches Segment ist der größte Treiber für Public Displays?

Dassau: Das sind ganz klar Geräte am Point of Sales oder auch Retail Signage, sprich die digitale Darstellung von Informationen (meist Werbung) in den Supermärkten und Kaufhäusern. Ob Public Displays an Flughäfen sich weiter so gut entwickeln, bleibt abzuwarten. Dort sehen wir auch andere Themen wie Security oder Energiebedarf mit nicht unerheblicher Kostenrelevanz.

CP: Was ist für den Display-Markt in Deutschland insgesamt dieses Jahr zu erwarten?

Dassau: Wert- und Stückwachstum waren letztes Jahr ungefähr auf Vorjahresniveau 2009. Nach Stückzahlen werden wir dieses Jahr das Level wohl halten können, nach Wert dürfte der Markt leider leicht im einstelligen Prozentbereich nachgeben, da die Consumer-Nachfrage voraussichtlich deutlich unter den Vorjahren liegt. Privatpersonen kaufen heute ein Tablet und zudem hoffentlich ein größeres Notebook, um die Basisstation zu Hause aufzurüsten. Aber wohl weniger Monitore.

CP: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dassau. (kh)