EP: Comteam-Integration verlief "erstaunlich reibungslos"

14.02.2002
Ende 2000 hat Electronicpartner (EP) die Systemhauskooperation Comteam übernommen. Branchenkenner rechneten damals mit Widerstand der Mitglieder. Die Revolution blieb aber aus: Die IT-Partner bestätigen den Düsseldorfern, dass sie die Integration "souverän" über die Bühne gebracht hätten.

Systems 2000: Heiß diskutierte man damals im Dealers-only die Comteam-Übernahme durch Electronicpartner. Branchenkenner prognostizierten Massenaustritte, Comteam-Mitglieder zitterten vor der neuen Zentralregulierung, Wettbewerber rieben sich bereits die Hände und breiteten schon mal vorsorglich die Arme für potenzielle Überläufer aus.

Zwar billigte man in Branchenkreisen den Düsseldorfern "hohe Kompetenz" im UE-Geschäft (Unterhaltungselektronik) zu, sprach ihnen aber gleichzeitig eben diese Kompetenz aufgrund mangelnder Erfahrung in der IT-Branche ab. Außerdem waren die Befürchtungen groß, "dass Kollegen Schaden nehmen", erzählt rückblickend ein Comteam-Mitglied.

Über ein Jahr später wird über den Deal nur noch wenig orakelt. So mancher ärgert sich allerdings, dass "die hohen Reibungsverluste während der Integrationsphase", so ein Konkurrent aus der Kooperationsszene, wohl ausgeblieben sind, und räumt anerkennend ein: "Sie haben solide Arbeit geleistet."

Nichts anderes hört man natürlich von EP: "Von den 500 Comteam-Partnern haben wir eine Hand voll umsatzstarker Leistungsträger verloren. Und zusätzlich ist eine Anzahl kleinerer Mitglieder ausgestiegen, die mit der aufwändigen EP-Rundum-Betreuung nicht so viel anfangen konnten", bestätigt Oliver Haubrich, Geschäftsführer der EP Handel GmbH und Mitglied der EP-Geschäftsführung, gegenüber ComputerPartner.

Aus Haubrichs Sicht hat sich die Übernahme für beide Seiten - sowohl für EP als auch für die Comteam-Mitglieder - ausgezahlt. "Der Umsatz der Systemhauspartner ist stärker gewachsen als der Markt - und wir hatten eine erfreulich niedrige Insolvenzrate", berichtet der EP-Manager nicht ohne Stolz. Als Gründe dafür nennt er "eineintensive Vor-Ort-Betreuung und Hilfestellung bei Projektfinanzierung durch die Zentrale in Düsseldorf", und durch die EP-Zentralregulierung hätten viele Mitglieder gute Startbedingungen vorgefunden. Bei der Umstellung auf die EP-Zentralregulierung im vergangenen Sommer habe "die Kooperation souverän gearbeitet, und die Änderung hat reibungslos geklappt", bestätigt auch Karl-Heinz Hütten, Geschäftsführer der Acadon AG in Krefeld und Comteam-Mitglied.

EP dagegen hat über Comteam den Einstieg in das Systemhausgeschäft geschafft. "Wir sind eine lernende Organisation und haben dabei von Anregungen sowohl der Partner als auch der Comteam-Mitarbeiter profitiert", führt Haubrich aus. Die Kooperation hatte Glück: Die meisten Mitarbeiter wechselten zu EP. "Die Leute hatten sehr gute Ideen, die damals unter Comteam-Regie nicht finanzierbar waren, wie zum Beispiel technische Support-Leistungen", erzählt der EP-Geschäftsführer. Heute fasst EP unter I & C, bis vor kurzem noch der Geschäftsbereich ITK, folgende Unternehmenszweige zusammen: Comteam, Deutsche Systemhaus (DSH), EP-Media und EP-Com.

Die DSH wird dabei allerdings von eigenen Mitarbeitern betreut. "Die Integration und Kooperation der Mitglieder untereinander ist hier wesentlich höher als beispielsweise bei Comteam: Hier werden gemeinsame Kampagnen geplant und ausgeführt wie auch gemeinsame Zertifizierungen abgelegt", erklärt Haubrich die Sonderstellung. Von der Mitgliederseite wird das positiv gewertet: "Bei der DSH ist heute mehr Musik im Spiel als früher: Die Organisation hat sich unter EP zu ihrem Vorteil entwickelt", urteilt DSH-Mitglied Hütten von Acadon.

Als ein Highlight nennt Hütten dann auch den ersten Cebit-Auftritt der DSH: Die Mitglieder werden in Halle 7 unter der gemeinsamen Dachmarke ihr Leis-tungsspektrum präsentieren. Top-Thema wird dabei eine Kooperation mit Viag sein, um GPRS-Dienste zu vermarkten. Insider der Kooperationsszene kritisieren, dass durch die EP-Übernahme die DSH zwar gepusht würde, das Markenprofil von Comteam aber "bereits sechs Monate nach dem Kauf weg vom Fenster" gewesen sei. Dazu Haubrich: "Die Kooperationsmarke stand für uns bei der Integration nicht im Vordergrund. Der Leistungsausbau für die Mitglieder war einfach wichtiger."

www.electronicpartner.de

www.deutsche-system-haus.de

ComputerPartner-Meinung:

Allen Unkenrufen zu Trotz: Die Integration von Comteam wie auch von DSH in den EP-Verbund hat geklappt. Mitglieder bestätigen, dass sie heute "eigentlich keine Leistungen im Vergleich zu früher vermissen". Was auch für die finanziellen Mittel spricht, die EP in die neuen Partner aus der IT-Branche investiert. (ch)

Oliver Haubrich

Who's who?

Vor einem Jahr und rund zwei Wochen ist Oliver Haubrich, 34, bei Electronicpartner eingestiegen. Er steht als Neffe der Brüder Edgar und Hartmut Haubrich für die dritte Familiengeneration in der EP-Gruppe. Davor hat Oliver Haubrich fünf Jahre lang für die Unternehmensberatung McKinsey & Co. gearbeitet, zuletzt als Projektleiter im deutschen Konsumgütersektor. Bei McKinsey war er in erster Linie mit strategischen und operativen Fragen für Klienten der Markenartikelindustrie und des Einzelhandels in Großbritannien und Deutschland befasst. Haubrich hat in Cambridge, UK, und Berlin Physik studiert. Heute ist er stellvertretender Geschäftsführer der EP Handel GmbH und Mitglied der Geschäftsführung. Außerdem trägt er die operative Verantwortung für die Marketinglinien Comteam, EP-Com und EP-Media. (ch)

Unternehmenszahlen

"Punktlandung"

Auch Electronicpartner räumt offen ein, "dass 2001 für viele Mitglieder ebenfalls ein schwieriges Jahr" gewesen sei. Intern gibt Hartmut Haubrich, Vorsitzender der EP-Geschäftsführung, die Devise aus: EP habe im vergangenen Jahr trotz Konjunkturflaute "eine Punktlandung geschafft", was die interne Zielsetzung anging. Das Unternehmen liege damit erneut "über der Branchenentwicklung". Beim Zentralumsatz (Einkaufsvolumen der Mitglieder über die Zentrale, Lagergeschäft plus Vermittlungsgeschäft) hat EP nach eigenen Angaben das anvisierte zweistellige Wachstum von über elf Prozent erreicht. Der EP-Zentralumsatz würde damit im Vergleich zum Vorjahr bei über 1,53 Milliarden Euro liegen Der Mit-gliederumsatz (Umsatz aller Mitglieder zu Endverbraucherpreisen, Außenumsatz der EP-Gruppe inklusive Mehrwertsteuer) wird für das Jahr 2001 auf 3,29 Milliarden Euro geschätzt. Den endgül-tigen Jahresabschluss 2001 stellt EP auf seiner Jahresversammlung im März vor. (ch)

Fachmarktlinie Medimax

Facts & Figures

Die Fachmarktlinie Medimax der EP-Verbundgruppe gibt es seit 1988. Heute ist die Consumer-Electronics-Kette mit 48 Filialen in Deutschland vertreten. Ende 2002 sollen es rund 60 sein, "wobei die Expansionsplanung bei Franchise-Systemen immer vom geeigneten Standort und auch dem geeigneten Unternehmer abhängt", erklärt EP. So wollte das Unternehmen beispielsweise elf Standorte der Pleite gegangenen Brinkmann-Gruppe übernehmen. Hier scheiterten die Verhandlungen an den Vermietern. EP konnte nur Unterwellenborn und Stralsund als Medimax-Filialen weiterführen. Als Franchisegeber spricht EP für seine Fachmarktkette ausschließlich mittelständische Unternehmer an, die aus dem Fachhandel, anderen Verbundgruppen oder der EP-Organisation kommen können. Die Flächen der einzelnen Medimax-Outlets liegen zwischen 800 und 3.000 Quadratmetern. Das angebotene Sortiment setzt sich aus TV, Video, HiFi, Elektro, CD, Telecom und PC/Multimedia zusammen. Hauptumsatzträger sind UE-Produkte mit einem Anteil von 40 Prozent am Gesamtumsatz, gefolgt von PC/Multimedia (25 Prozent), weißer Ware (18 Prozent), TK/Mobilfunk (zehn Prozent) sowie Software, Spiele und Tonträger (rund acht Prozent). (ch)

www.medimax.de