Tech-Data-Chef Michael Dressen

"Es wird das große Händlersterben einsetzen"

08.08.2013 von Armin Weiler
Big Data wird die IT-Welt verändern und damit auch die Fachhandelslandschaft. Tech-Data-Deutschlandchef Michael Dressen glaubt, dass viele Händler auf der Strecke bleiben.
Tech-Data-Chef Michael Dressen will beim 2. Tech Data Kongress am 24. Oktober das Thema Big Data in den Mittelpunkt stellen.

Michael Dressen ist ein Freund klarer Worte. So nimmt der Tech-Data-Chef kein Blatt vor den Mund, wenn er über die Zukunft er IT-Branche spricht. So hat Dressen Big Data als das Metathema der kommenden Jahre ausgemacht. "Der Markt verändert sich rasant und Big Data ist der Katalysator", sagt der Manager.

Dadurch dass Daten zentral verwaltet, verarbeitet und gespeichert werden, hat dies große Auswirkungen auf die heute gebräuchlichen Endgeräte. Dressen spricht von 80 Prozent Tablets im heutigen PC-Segment. "Der Device-Markt, den wir heute kennen, wird weiter schrumpfen", prognostiziert er. Die Hardware im Endgerätesegment werde zunehmend direkt vermarktet oder im Retail beziehungsweise Etail. Für Dressen ist dies längst nicht mehr der Kampf zwischen stationärem und Online-Handel. Die Konkurrenten des Handels von morgen sind große Internet-Konzernen wie Google. Zudem werde der Microsoft-Anteil bei Betriebssystemen und Office-Software weiter zurückgehen. "Auch die Hersteller müssen sich breiter aufstellen", erläutert Dressen. "Dadurch wird beim Fachhandel eine Bereinigung stattfinden: Händler werden verschwinden, verkauft oder gehen pleite", glaubt Dressen. Es werde das große Händlersterben einsetzen. Ihm ist aber klar, dass dies auch Auswirkungen auf das Tech-Data-Geschäft haben wird: "Das wird auch unsere Anteile verringern", räumt er ein.

Für Dressen steht die Branche derzeit vor einem ähnlichen Umbruch, wie er einst durch den Siegeszug des Internets ausgelöst wurde. "Big Data steht heute da, wo das Internet vor 20 Jahren stand", vergleicht der Tech-Data-Chef.

Nur 1.000 bis 2.000 Händler sind zukunftsfähig

So muss sich Tech Data in anderen Geschäftsfeldern verstärken. Dressen sieht sein Unternehmen beispielsweise im Value-Segment gut aufgestellt. Gerade auch bei Themen wie Big Data biete man heute schon den Mix aus Software, Hardware und die entsprechenden Schulungen an, betont er. "Die meisten Fachhändler wissen nicht, was auf sie zukommt", berichtet der Tech-Data-Geschäftsführer. Er schätzt, dass letztendlich 1.000 bis 2.000 Händler in der Lage sein werden, ihr Geschäft zukunftsfähig aufzustellen. "Sie müssen in der Lage sein, Big Data konzeptionell zu verstehen", fordert Dressen. Hier sieht er auch eine Aufgabe des Distributors. "Hardware, Software, Collaboration und Konzeption, das sind die Komponenten, die wir den Resellern zur Verfügung stellen werden, damit sie für Big Data richtig aufgestellt sind", kündigt er an.

Nachdem sich Tech Data von der großen Hausmesse "Forum" zurückgezogen hat, will der Münchener Distributor nun mit kleineren Veranstaltungen Vertriebspartner gezielt erreichen. Neben Händlerstammtischen in verschiedenen Städten soll am 24. Oktober 2013 der Tech-Data-Kongress zum Thema Big Data stattfinden. Der Distributor rechnet mit rund 250 Kongressteilnehmern.

Systemhauskongress "Chancen 2014", 28. - 29. August in Düsseldorf

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Doch wenn alles in der Cloud ist und die Hardware vom Retail oder direkt vom Hersteller oder Provider kommt, wozu braucht man dann überhaupt noch einen Fachhändler und damit einen Distributor? So weit will Dressen dann doch nicht gehen und damit sein Unternehmen für überflüssig zu erklären. "Es wird nicht nur eine Allianz und eine Deutsche Bank als Kunden geben", erklärt Dressen. Es gebe ja weiterhin den Mittelstand. "Und wer außer den Fachhändlern soll sonst den Mittelstand bedienen?", fragt Dressen. Es gibt sie zum Glück also, die Überlebenschance für den Fachhandel. (awe)


Eine hochkarätig besetzte Expertenrunde erörtert auf dem Tech Data Forum 2012 die Zukunftschancen des stationären IT-Fachhandels.

"In Lochhausen gibt es keinen einzigen PC-Händler. Die Nahversorgung durch PC-Shops ist in den letzten Jahren sehr zurückgegangen", Damian Sicking, Journalist, Kolumnist und Autor

"Ich kaufe relativ wenig online, für mich ist das Einkaufserlebnis wichtig", Michael Dressen, Regional Managing Director D/A bei Tech Data

"Bei vielen IT-Shops die ich kenne, ist es schon viel, wenn die Produkte gerade in einer Reihe stehen", Stefan Engel, Vice President & General Manager Central Region (DACH) bei Lenovo

"Es ist wesentlich einfacher, vom stationären Handel aus online zu gehen als umgekehrt", Archibald Horlitz, Gründer und Vorstand bei Gravis

"Kunden möchten, aus welchen Gründen auch immer, Ware abholen. Ich muss dem Kunden die Flexibilität bieten, die er haben möchte", Fritz Oidtmann, Sprecher der Geschäftsführung bei Cyberport

"Außer in Nordkorea können Sie dem Endkunden nicht vorschreiben, wo er kauft", Karl Trautmann, Einkaufsleiter Europa bei Electronic Partner

"Es reicht ja schon nett zu sein, das ist das Erschreckende", Arnd von Wedemeyer, Vorstandsvorsitzender der Notebooksbilliger.de AG

"Der stationäre Händler wird dargestellt als ein langhaariger Bombenleger, der hinter einer großen Halde von alten Mainboards alles tut, um irgendwelche Kunden zu verschrecken. Das sehe ich nicht unbedingt so", Hans-Dieter Wysuwa, Senior Vice President Product Sales Group, Fujitsu Technology Solutions