Jahresausblick der Verbundgruppe

Filialwachstum soll Expert Rückenwind geben

15.01.2014 von Matthias Hell
Trotz eines weiterhin schwachen TV-Geschäfts investierte Expert 2013 mit insgesamt 37 neuen Märkten kräftig in die Zukunft. Für das neue Jahr setzt die Verbundgruppe auf neue Produktimpulse – und eine Online-"Vermeidungsstrategie".
Expert-Chef Volker Müller hat der Verbundgruppe eine ehrgeizige Expansionsstrategie verordnet
Foto: Expert

Für die CE-Verbundgruppen nimmt das TV-Geschäft traditionell eine entscheidende Stellung ein. Daher dürfte es nichts Gutes bedeuten, wenn Expert in einer aktuellen Mitteilung von 2013 als einem "turbulenten Jahr" spricht, in dem sich das TV-Geschäft wider Erwarten nicht erholt habe. Auch für 2014 macht Expert-Chef Volker Müller in dieser Hinsicht nur schwache Hoffnungen: "Der TV-Absatz wird sich stabilisieren, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als 2012." Dabei zieht der Vorstandsvorsitzende der Verbundgruppe als Vergleichsgröße ausgerechnet das Jahr heran, das nach dem TV-Boom die bis heute anhaltende rückläufige Entwicklung einleitete.

Umso ehrgeiziger stellt sich vor diesem Hintergrund das starke Filialwachstum dar, das Expert im vergangenen Jahr bewerkstelligt hat. Insgesamt 37 neue Fachmärkte hat die Verbundgruppe eröffnet. 19 davon sind auf Expansion bereits bestehender Expert Gesellschafter und auf die Eingliederung neuer Gesellschafter zurückzuführen. Bei den 18 weiteren neuen Fachmärkte handelt es sich um ehemalige ProMarkt-Filialen, die Expert vom Handelskonzern Rewe übernommen hat. Verbundgruppen-Chef Müller ist von der Richtigkeit seines Expansionskurses überzeugt: "All diese Aktivitäten werten wir als wichtige Weichenstellung für die Zukunft, die uns den nötigen Rückenwind für 2014 geben wird."

Umsatzseitig hat sich das Flächenwachstum im zurückliegenden Jahresendgeschäft jedenfalls ausgezahlt. Während Wettbewerber Media-Saturn über stagnierende Umsätze berichtet, fällt das Fazit bei Expert positiver aus: "Nach guten Umsätzen im November und Dezember, verzeichnen wir ein Plus im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft", berichtet Müller. Der Expert-Chef hofft, den positiven Trend im laufenden Jahr fortsetzen zu können: "Bezogen auf Umsatz und Ertrag gehen wir von einem zufriedenstellenden Wirtschaftsjahr 2013/2014 aus". Die Verbundgruppe beendet ihr Geschäftsjahr traditionell zum 30. März.

Viele Online-Abholer - zwangsweise?

Keine großen Wachstumsimpulse darf Expert allerdings weiterhin aus dem Online-Geschäft erwarten. Auch zwei Jahre nach dem Start des Onlineshops der Verbundgruppe ist das im Internet angebotene Produktsortiment auf lediglich jeweils 60 aktuelle Aktionsartikel beschränkt. Und selbst bei hochpreisigen Produkten verzichtet Expert auf die bei professionellen Online-Händlern heute eigentlich standardmäßige kostenfreie Lieferung. "Der Anteil der Online-Kunden, die das Produkt beim Expert-Händler selbst abholen und sich vor Ort zusätzlich beraten lassen, wächst kontinuierlich und steuert auf 45 Prozent zu", streicht Kooperations-Chef Müller im Hinblick auf die E-Commerce-Entwicklung heraus.

Doch stellt sich die Frage, ob es sich dabei wirklich um eine Errungenschaft der "Multichannel-Strategie" von Expert handelt oder ob die Verbundgruppe nicht eigentlich eine Online-"Vermeidungsstrategie" betreibt, die den Kunden den Einkauf im Internet verleidet. Dass die "offizielle" Online-Strategie von Expert nicht der Weisheit letzter Schluss ist, zeigt jedenfalls das erfolgreiche E-Commerce-Geschäft, das einzelne Expert-Gesellschafter - allen voran die im süddeutschen Raum angesiedelte Expert-Technomarkt-Gruppe - auf eigene Faust betreiben.

Müller erklärt nun, die Online-Module fachhandelsaffin weiterentwickeln zu wollen, konzentriert sich ansonsten aber weiterhin ganz auf den stationären Bereich. Der Expert-Vorstandsvorsitzende setzt dabei auf CES-Neuheiten wie Curved-, Ultra-HD- oder OLED-TVs, die man den Kunden entsprechend kompetent vermitteln will. Dazu plant Expert, künftig u.a. verstärkt After-Sales-Schulungen für Endkonsumenten anzubieten.

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