Gerücht: Wird 3Com gekauft?

12.10.2006
Gerüchte in den USA besagen, dass Netzwerker 3Com von einer privaten Investorenfirma gekauft werden könnte.

Gerüchte in den USA besagen, dass Netzwerker 3Com von einer privaten Investorenfirma gekauft werden könnte. Die Aktie der angeschlagenen Firma mit Sitz in Marlborough, Massachusetts, stieg in dieser Woche deutlich. Der nicht namentlich genannte Investor wolle den Netzwerker für sieben Dollar pro Aktie übernehmen; derzeit wird die Aktie für fünf Dollar gehandelt. Selbstverständlich kommentierte 3Com das Gerücht nicht.

Unterstützung erhielt dieses Gerücht durch einen Bericht des UBS-Analysten Long Jiang, der besagt, dass 3Com mit seinem Vorhaben, sich eine deutliche Mehrheit bei dem Joint-Venture Huawei/3Com zu sichern, erfolgreich sein und somit der Wert des Netzwerkers deutlich steigen werde. Zudem konnte 3Com für das zurückliegende erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2007 Umsätze in Höhe von 300 Millionen Dollar ausweisen - ein Plus von 69 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Das Ergebnis beinhalte zum ersten Mal Umsätze aus dem Joint-Venture mit dem chinesischen TK- und Netzwerkausrüster Huawei.

Long Jiang hatte allerdings Mitte August dieses Jahres in einem Report darauf hingewiesen, dass 3Com eigentlich Wichtigeres zu tun habe, als das Joint-Venture aufzustocken respektive zu dominieren. Der Netzwerker müsse überlegen, welche Rolle er in einem Markt spielen wolle, der so deutlich von Cisco beherrscht wird, des Weiteren, wo seine Wachstumschancen liegen, und schließlich, welche stabilen Channel-Beziehungen er in Zukunft pflegen wolle.

3Com und der Channel

Letzteren Punkt hält Zeus Kerravala, Analyst der Yankee Group, für ausschlaggebend. Er argumentiert so: 3Com bietet drei Produktlinien an. Für SMB-Kunden und damit für den SMB-Channel die Eigengewächse stapelbare Switches und die VoIP-Komponenten NBX; für mittlere und große Unternehmen Router und Switches, die von dem Joint Venture entwickelt werden, etwa die Switches 7700 und 8800, die WAN-Router 6000 und die VoIP-Lösung VCX. Zudem gibt es von der Tochter Tipping Point Sicherheitsprodukte, die jedoch über einen eigenen Channel vertrieben werden.

Wolle 3Com seine Positionierung als SMB- und Enterprise-Anbieter nicht gefährden, müsse es darauf achten, dass das Joint Venture gut funktioniere. Bis heute seien die Produkte gut, sowohl was die Entwicklungszeit als auch die Funktionalität betreffe; das hat sich Kerravala in den USA von Enterprise-Kunden bestätigen lassen.

Zudem trage Huawei mit seinem Vertriebskanal zum Erfolg der Enterprise-Produkte bei. Wenn also 3Com die Kommandogewalt über das Joint Venture an sich reisse, ohne sich der weiteren kontinuierlichen Unterstützung durch Huawei versichert zu haben, würde es seiner Enterprise-Abteilung schaden. Und damit der Menge der VARs, Integratoren und Systemhäuser, die die Enterprise-Komponenten an den Mann, sprich Kunden bringen. Huawei müsse als starker, anerkannter Partner in dem Joint Venture agieren können, folgert der Yankee Group-Analyst.

Was nun den Channel beziehungsweise 3Coms Channelpolitik betrifft, folgert er, dass 3Coms neuer Chef, CEO Edgar Masri, sich überlegen müsse, wie er den indirekten Kanal stabilisieren könne: "Wahrscheinlich wird sich 3Com solange in Schweigen hüllen, bis es weiß, wie es den Channel ausrichten wird."

Das Schweigen jedenfalls praktiziert 3Com in Deutschland bereits seit Monaten. (wl)