Geld verdienen mit dem Internet der Dinge

Geschäftsideen für das Internet of Things (IoT)

26.02.2015 von Klaus Hauptfleisch
So sehr das Internet der Dinge auch begeistert und so viele Möglichkeiten es bietet, die meisten Unternehmen müssen diese Business-Ideen wohl erst für sich entdecken. Wir liefern Denkanstöße.
Das Internet der Dinge wird auch unsere eigenen vier Wände verändern.
Foto: Miele

Anders als das Licht in der biblischen Genesis war das Internet der Dinge (IoT) nicht einfach so da. Vielmehr ist es ein über viele Jahre entstandenes Sammelsurium von mannigfaltigen elektronischen Geräten und Bauteilen, die sich heute oder in Zukunft mit dem Internet verbinden lassen. Da moderne Autos schon bis zu 90 oder mehr internetfähige Sensoren und andere Bauteile haben, weichen die Prognosen über die Zahl der Gerätschaften weit voneinander ab. IDC geht bis 2020 von 212 Milliarden Stück aus, Gartner von 22 Milliarden und Machina Research gar nur von 14 Milliarden "Connected Devices" bis 2022. Cisco rechnet mit 50 Milliarden Geräten bis 2020 und einem weltweiten Umsatzpotenzial von über 14,4 Billionen oder 14.400 Milliarden US-Dollar bis 2022.

Es winken Billionenumsätze

Die fünf wichtigsten Wachstumsfaktoren für das Internet of Everything, wie es Gartner nennt, sieht Cisco in den Bereichen der Ressourcennutzung und Kostensenkung mit 2,5 Billionen Dollar, Mitarbeiterproduktivität und erhöhter Arbeitseffizienz mit ebenfalls 2,5 Billionen Dollar, Lieferkette und Logistik (weniger Verschwendung) mit 2,7 Billionen Dollar, Kundenzufriedenheit und Kundenbindung mit 3,7 Billionen Dollar sowie Innovation mit 3,0 Billionen Dollar bis 2022.

So viele verschiedene internetfähige Geräte und Bauteile es gibt, finden sich auch unterschiedliche Anwendungsszenarien und darauf lassen sich neue Geschäftsmodelle aufbauen. Doch an entsprechenden Business-Ideen scheint es bei aller Euphorie über das Internet der Dinge bei den Unternehmen oft noch zu fehlen. Wir liefern Denkanstöße, wie das Internet der Dinge neue Business-Ideen ermöglicht. Viele dieser Ideen oder Geschäftsmodelle lassen sich jedoch nicht auf alle Branchen übertragen.

Cisco wittert einen Billionenmarkt
Cisco rechnet damit, dass 2020 rund 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden. Das Internet of Everything (Gartner-Terminus) soll zwei Jahre später dann ein weltweites Marktpotenzial von über 14,4 Billionen Dollar erreichen.
Cisco-Vize Oliver Tuszik
„Gerade in Deutschland bestehen mit die besten Voraussetzungen, um vom ‚next big thing‘, dem Internet der Dinge zu profitieren – vor allem in Kombination mit Industrie 4.0.“
Gelebte Industrie 4.0 bei BMW
Im amerikanischen BMW-Werk in Spartanburg arbeiten Mensch und Maschine dank M2M schon Seite an Seite und nicht mehr durch strenge Gitter voneinander getrennt. Das ist gelebte Industrie 4.0, wie die Deutschen es gerne nennen.
Farming 4.0
Nicht nur wegen der erhöhten Produktivität, sondern auch wegen strenger Dokumentationspflichten sehen sich Landwirtschaftsbetriebe gezwungen, technisch hochzurüsten. Farming 4.0 ist daher längst Realität in vielen Betrieben und ein guter Nährboden für neue Geschäftsideen. 365FarmNet ist eine auf Claas zurückgehende Initiative zur Entwicklung entsprechender Software-Lösungen.
Mehr IoT als in einem Auto
In modernen Landmaschinen wie denen von Claas ist heute oft weit mehr IT und IoT drin als in einem modernen Auto.
RWE Smart Home mit Samsung-Smartcam
Im Bereich Smart Home bilden sich viele neue Allianzen und Partnerschaften, so hier eine zwischen RWE und Samsung als Lieferant für eine SmartCam zur Fernüberwachung der eigenen vier Wände.
Samsung Crystal Blue WW9000
Ein anderes Smart-Home-Beispiel: Ob man die passende Smartphone-App dazu wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Der Bedienkomfort der ursprünglich fast 2.000 Euro teuren Waschmaschine Crystal Blue WW9000 von Samsung wird hochgelobt, das Design auch.
Miele sieht sich weit vorn bei Smart Home
Mieles Interesse an Smart Home reicht weit zurück. Sicherheit, Erleichterungen im Alltag und intelligente Stromnutzung (Smart Grid) sind dabei wichtige Themen für den deutschen Hersteller. Derzeit wirkt er an einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Initiative der Universität Bielefeld mit, die sich KogniHome nennt und gerade auch für Senioren einen mitdenkenden Wohnbereich schaffen will.
Smart Grid – das intelligente Stromnetz
So sieht das Bundeswirtschaftsministerium das intelligente Stromnetz der Zukunft unter Einbeziehung von Elektroautos als fahrende Zwischenspeicher.
M2M-Anwendung Smart Metering
Voraussetzung für die Einbindung aller in den Haushalten vernetzten Geräte in ein Smart Grid sind sogenannte Smart Meters, intelligente Stromzähler, welche die alten schwarzen Blechkästen mehr und mehr ersetzen sollen.
Smart City und Manage Parking mit Streetline
In weniger als vier Jahren hat das kalifornische Unternehmen Streetline von 2010 bis 2014 weltweit bereits über 300 Millionen Suchenden zu einem Parkplatz verholfen. Cisco als Technologiegeber sieht darin 20 bis 22 Prozent mehr Umsatzpotenzial für die sogenannten Smart Cities.
Signalwechsel
M2M-Module mit integriertem 3G/4G-Empfänger erlauben es, ganz schnell den Signalwechsel auf der Autobahn herbeizuführen. Plänen für die Privatisierung maroder Autobahnteile in Deutschland könnten auf Betreiberseite auch solchen für M2M-gesteuerte Werbetafeln folgen.
E-Tanken mit PlugSurfing
PlugSurfing ist als Berliner Startup angetreten, das Auffinden, Tanken und Bezahlen an den wenigen E-Zapfsäulen zu erleichtern. Hier im Bild ein weißer Tesla an einer RWE-Ladestation.
Der Schlüssel zum E-Tanken
Dieser RFID-Schlüsselanhänger von PlugSurfing soll die RFID-Karten der Anbieter zum Bezahlen des Stroms über die Ladestationen für Elektro- und entsprechende Hybridfahrzeuge ersetzen.

Egal ob auf eigenen oder bestehenden Lösungen aufbauend und ob finanziert über Partner, einen kleinen Obolus oder über Bannerwerbung, sind der Entwicklung und Vermarktung von Apps keine Grenzen gesetzt. Nicht umsonst erscheinen im Internet immer mehr Vergleichsplattformen à la Trivago und Co. Grundlage für eine anhaltend gesunde Finanzierung ist allerdings, dass die Geschäftsidee nicht zu viele Nachahmer findet, denn sonst ist diese schnell einem inflationären Druck ausgesetzt.

IoT, M2M und Industrie 4.0

Vorstellen muss man sich das Internet der Dinge wie ein großes Dach, unter dem viele Themen zusammenfinden. Dazu gehört der große Bereich Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) mit ganz deutlich im Business angesiedelten Einsatzszenarien wie Transportwesen, Telematik und Flottenmanagement, Überwachung und Sicherheit, Versorgung und Logistik, Verkaufsautomaten und elektronische Bezahlsysteme. Ebenso zählt die Automation in der Produktion dazu, von den Deutschen gerne mit dem Begriff Industrie 4.0 belegt. Passend dazu ist in der Landwirtschaft mit ihrer strengen Dokumentationspflicht von Farming 4.0 die Rede.

AdhereTech: Tabletten schon eingenommen?
Als zwei von zehn interessanten IoT-Startups hat Computerwoche die folgenden beiden Beispiele vorgestellt. AdhereTech ist eine smarte Pillendose, die den Patienten darauf hinweist, seine Tabletten einzunehmen.
Chui als sicherer Türöffner
Chui soll über Gesichtserkennung die „weltweit intelligenteste Türklingel“ sein.
Nicht verwandt: Chui Motorcycle Trackers
Aus einer Serie von Motorrad-Diebstählen in Kenia ist die Idee entstanden, einen GPS-Service für verloren gegangene Maschinen und Flottenmanagement aufzubauen. Das Chui in Chui Motorcycle Trackers ist nicht Chinesisch, sondern Swahili und bedeutet Leopard, zugleich Wappentier der Firma.
Wo ist Lilly?
Unter dem Namen „Wo ist Lilly?“ entwickelt und vertreibt ein junges Berliner Unternehmen GPS-Tracker für Kinder, Katzen und Hunde. Ähnliche Produkte werden auf der Alm auch für frei weidende Kühe eingesetzt.
Au Back, die Klingen gehen aus!
Ob „Mann“ morgens vor dem Spiegel tatsächlich die Sorge hat, dass er sich anderntags nicht mehr nassrasieren kann, sei dahingestellt. Aber mit dieser Box hat Gilette eine M2M-Lösung entwickelt, welche die Nachbestellung auf Knopfdruck ermöglicht.
Yoints statt der alten Rabattmarken
Das Hamburger Startup Yoints ermöglicht es Geschäften, dass die Kunden über die eigenen yBeacons am Ladeneingang schon mit Bonuspunkten belohnt werden, ebenso auch an der Kasse. Kommen genügend Treuepunkte zusammen, können die fleißigen Käufer dann mit Prämien belohnt werden. Praktisch ist das eine Art Rabattmarken 4.0.
Toshiba-Idee für Public Displays
Von der personalisierten Kundenansprache träumen heute viele Handelshäuser und ihre IT-Partner. Nicht zuletzt deshalb hat Facebook gerade die Nutzungsbedingungen geändert hat, heißt es. Hersteller von Public Displays arbeiten seit langem an entsprechenden Digital-Signage-Lösungen für Einkaufszentren, Bahnhöfe und Flughäfen etwa. Noch in der Findungsphase findet sich diese von Toshiba mit Sonys TransferJet für den Informations- und Datenaustausch auf kurze Entfernungen.
Seidensticker-Hemden aus dem Automaten
Selbst eine Traditionsmarke wie Seidensticker geht mit der Zeit und bietet die Herrenhemden über Automaten an, die über M2M zentral den Füllstand anzeigen. Mehr und mehr Automatenaufsteller setzen auf diese Technologie, weil das Abfahren und Aufschließen jeder einzelnen Verkaufsbox weit teurer ist.
Datenbrillen zum Wohle der Patienten
Medizintechnik und Gesundheit sind das absatz- und umsatzstärkste Segment für Wearables. In der Radio-Onkologie des Universitätsspitals Zürich setzt man für die Atem-Selbstkontrolle der Patienten im CT auf die Moverio BT-100 genannte Datenbrille von Epson.
Entwicklerplattform Apple Watch
Smartwatches wie Apple Watch bieten Entwicklern viele Möglichkeiten für eigene Geschäftsideen, nicht nur im viel zitierten Bereich Fitness.
Samsung verspricht massive Fördermittel
Samsung-CEO BK Yoon hat auf der CES 2015 Anfang Januar 100 Millionen Dollar an Fördermitteln für Entwickler in Aussicht gestellt. „Denn nur zusammen können wir die Zukunft des Internets der Dinge gestalten“, so Yoon. Besonders gefördert werden sollen Technologie-Startups, wie sie die Deutsche Telekom übrigens über fünf Jahre mit 500 Millionen Euro den Steigbügel halten will.
Intel Make it Wearable
Rund um die eigene Edison-Plattform hat Intel 2014 einen mit 500.000 Dollar dotierten Wettbewerb für interessante Wearable-Ideen ausgeschrieben. In den zehn Finalistenteams waren auch mehrere Deutsche.
Die Drohne Nixie hat bei Intel gewonnen
Die 500.000 Dollar aus dem Intel-Wettbewerb „Make it Wearable“ hat das US-Team Nixie mit dieser handlichen Drohne als erste tragbare Kamera gewonnen, die fliegen kann. Dabei gab es auch andere gute Ideen. Einen smarten Handschuh mit integrierten Sensoren, Scanner und Display hatte zum Beispiel das Team ProGlove aus München ins Rennen geschickt.

Deutsche Automobilhersteller wie BMW, Daimler, Opel und der VW-Konzern spielen sowohl bei der Nutzung von Industrie 4.0 in der Produktion wie auch beim Entwickeln von IoT/M2M-Lösungen für die Fahrzeuge eine gewisse Vorreiterrolle. Der Grad der Vernetzung der Autos ist vielen Kunden gar nicht bewusst. Neuerungen wie pilotiertes Fahren und Einparken, so die Bezeichnung von Audi, sind ohne IoT und M2M gar nicht denkbar.

Smart Home und Smart Grid

Aktuell "hippe" Themen wie Smart Home und Wearables werden zwar als stark B2C-lastig wahrgenommen, haben ihren Ursprung aber auch im B2B-Umfeld. Zu Wearables später mehr. Smart Home war lange dem teuren Unternehmens- und Luxussegment vorbehalten und damit ein ureigenes B2B-Thema. Der vom Do-it-yourself-Markt getriebene Trend zu IP-Lösungen mit betreffenden Smartphone-Apps hat die Heimvernetzung und Haussteuerung aber in jüngster Zeit mehr und mehr in die Breite getragen.

So mancher der etablierten Anbieter, die mehrheitlich an KNX- und anderen Bussystemen festhalten, mag darüber vielleicht die Nase rümpfen. Aber letztendlich dient eine größere Verbreitung von Smart Home auch einem von den Energieversorgern, Haushaltsgeräteherstellern wie Liebherr, Miele und Samsung sowie der hohen Politik seit vielen Jahren verfolgtem Ziel, nämlich dem Aufbau intelligenter Stromnetze. Solche Smart Grids sollen unter Einbindung dezentraler Energieversorger und -speicherorte sowie aller Stromverbraucher den Weg zu einer optimalen Verteilung der Versorgung und der Verbrauchszeiten ebnen.

Smart Grid und E-Mobilität

Rund um die eigene Edison-Plattform hat Intel 2014 einen mit 500.000 Dollar dotierten Wettbewerb für interessante Wearable-Ideen ausgeschrieben. In den zehn Finalistenteams waren auch mehrere Deutsche.
Foto: Intel

Um von teuren Kraftwerkskapazitäten und Lastspitzen loszukommen, sollen verbrauchsintensive Geräte automatisch den günstigeren Nachtstrom nutzen, was bei Warmwasserspeichern zum Beispiel heute schon empfohlen wird. Und dies wird auch ein Stück weit die Zukunft der Elektromobilität bestimmen. Die Elektroautos sollen nach Plänen der Bundesregierung nicht nur von fossilen Brennstoffen mit den damit einhergehenden Umweltschäden und Abhängigkeiten ablenken, sondern auch als fahrende Stromspeicher dienen. Das täte heute schon Not, denn an besonders sonnen- oder windreichen Tagen sind die Stromnetze wegen fehlender Speicherkapazitäten so überlastet, dass diese zusammenzubrechen drohen. Im Sommer müssen die Betreiber Strom aus Bayern vor allem bei großen Abnahmemengen an Pumpspeicherwerke in Österreich verschenken oder sogar noch draufzahlen.

Elektro- oder Hybridautos könnten über Schnellladestationen in der Nähe der Arbeit diese Überschussmengen auffangen und die nicht verbrauchte Energie abends zu Zeiten des Spitzenverbrauchs ins Netz speisen, um später dann über den günstigen Nachtstrom wieder aufgeladen zu werden. Geplant sind bis 2020 rund 86.000 Elektrozapfsäulen, ausgehend von 1.500 Ende 2013.

Haben es Besitzer von Erdgasautos schon schwer genug, eine funktionierende Zapfsäule zu finden, scheint es für E-Mobilisten schon fast unmöglich. Aber ein Berliner Startup namens PlugSurfing verspricht mit einer eigenen App Hilfe. Die PlugSurfing-App zeigt nicht nur die rund 15.000 gelisteten Ladestationen in Europa und rund 2.000 deutschen in Echtzeit an, sondern nimmt dem Kunden im Zusammenspiel mit einem RFID-Schlüsselanhänger auch die Bezahlmodalitäten bei den verschiedenen Anbietern wie RWE, Eon, Vattenfall und Co. ab. Denn der Schlüsselanhänger zum Preis von 8,95 Euro ersetzt die sonst üblichen RFID-Karten. "Wir teilen den Gewinn mit den Ladestationsanbietern. Unser Ziel ist es, 2016 profitabel zu sein. Derzeit ist dies noch nicht möglich, sodass wir kreativ darin sein müssen, unsere Kosten niedrig zu halten", teilt PlugSurfing mit.

Die Vision vom sich selbst auffüllenden Kühlschrank

Von der personalisierten Kundenansprache träumen heute viele Handelshäuser und ihre IT-Partner. Nicht zuletzt deshalb hat Facebook gerade die Nutzungsbedingungen geändert hat, heißt es. Hersteller von Public Displays arbeiten seit langem an entsprechenden Digital-Signage-Lösungen für Einkaufszentren, Bahnhöfe und Flughäfen etwa. Noch in der Findungsphase findet sich diese von Toshiba mit Sonys TransferJet für den Informations- und Datenaustausch auf kurze Entfernungen.
Foto: Toshiba

Ein intelligentes Stromnetz berücksichtigt also auch Tageszeiten, an denen über Sonne oder Wind der Markt mit billigem Ökostrom übersättigt ist und teilt dies dem Smart Meter im Haus mit. Der intelligente Stromzähler wiederum teilt der Waschmaschine und dem Tiefkühler mit, sich in Gang zu setzen oder auf Hochtouren zu laufen. Vieles davon ist heute schon Realität, denn oben genannte Haushaltsgerätehersteller und andere haben längst Lösungen auf den Markt gebracht, um ihre weiße Ware in Smart Grids einzubinden.

Die Geräte sind natürlich noch im gehobenen Preissegment angesiedelt, werden aber auch dank Zutuns der koreanischen Riesen Samsung und LG zunehmend bezahlbar, so dass sich daraus auch für Dritte neue Geschäftsmodelle erschließen. Seit vielen Jahren im Gespräch ist die Vision vom sich selbst auffüllenden Kühlschrank. Technisch ist das überhaupt kein Problem mehr. Aber wer will, abgesehen von den Mehrkosten für das Gerät, schon ständig wechselnde Lieferanten in den eigenen vier Wänden haben? Lohnenswerter scheint da schon der Aufbau eines automatischen Lieferservices für klassische "Kellerware" wie Getränke oder Konserven.

Handel im Wandel

Unter dem Namen „Wo ist Lilly?“ entwickelt und vertreibt ein junges Berliner Unternehmen GPS-Tracker für Kinder, Katzen und Hunde. Ähnliche Produkte werden auf der Alm auch für frei weidende Kühe eingesetzt.
Foto: Wo ist Lilly

Die Nachbestellung von Tintenpatronen auf Knopfdruck ist eine der möglichen Anwendungen für das Internet der Dinge. Gilette beziehungsweise Procter & Gamble hat die Idee aufgegriffen und in einen anderen Markt transformiert. Zusammen mit dem Hamburger Startup Perfect Shops wurde eine Box mit M2M-Modul der Deutschen Telekom entwickelt, welche die Nachbestellung von Rasierklingen für die Männer-Wunderwaffe Fusion ProGlide auf Knopfdruck ermöglicht. Ob der Service angenommen oder genutzt wird, steht auf einem anderen Blatt. Aber es ist Beispiel für eine lauffähige eigene Geschäftsidee, wobei die meisten davon tatsächlich aus dem Umfeld der Startups zu kommen scheinen.

Ein anderes Hamburger Jungunternehmen namens Yoints hat im Vorfeld der IFA 2014 schon für Aufsehen gesorgt, weil es eine Bonus-App entwickelt hat, mit der Kunden beim Betreten eines Partnershops, beim Einscannen und Bezahlen von Produkten an der Kasse Treuepunkte sammeln können, um sich Prämien zu sichern. Beim automatischen Punktesammeln am Eingang, wie zunächst von einer Reihe von Geschäften am Hamburger Flughafen erprobt, setzt Yoints auf eigene Beacons, yBeacons genannt, ähnlich den iBeacons von Apple, basierend auf Bluetooth 4.0 (Bluetooth Low Energy). Vorteil dieser unter anderem von digitalSTROM und iHaus als Anbieter im Smart-Home-Umfeld genutzten Technologie ist, dass sich mit den Beacons (wörtlich Leuchtfeuer) je nach Entfernung bestimmte Aktionen verknüpfen lassen, sofern ein Sender (Smartphone oder Smartwatch) in die Nähe gebracht wird. So braucht man beim Betreten eines Raumes nicht alle Schalter zu betätigen, damit sich das Licht und die Sonos-Musikanlage zum Beispiel einschalten.

Über solche Beacons oder ähnliche Technologien, TransferJet von Sony etwa für die Nahbereichskommunikation, lässt sich auch eine personalisierte Kundenansprache herstellen. Es gibt schon Gedankenspiele in die Richtung, dass der Kunde beim Vorbeigehen an einem Public Display für Retail Signage ein auf ihn persönlich zugeschnittenes Angebot sieht. Abgesehen davon, dass das in Geschäften oder Shopping Malls mit großem Andrang einen sehr stark nervenden ständigen Bildwechsel zu Folge hätte, möchte wohl keiner der vielen stolzen Dreitagebart-Träger darauf hingewiesen werden, dass die Nassrasierer drei Reihen weiter zu finden sind. Daher scheint der von Toshiba für TransferJet erdachte Ansatz erfolgversprechender. Hier muss der Kunde wie bei bisherigen Signage-Lösungen mit Knopf oder Touchscreen ganz nah an die Schautafel herantreten, um Informationen und Daten über das Smartphone abrufen oder sogar weitergeben zu können.

Der 1981 als "Rucksackgroßhandel" gestartete Edel-Edeka Simmel mit Märkten in Sachsen, Thüringen und Bayern setzt auf einen Mix aus hochqualitativer Kundenbetreuung und weitgehender Automation, wo Herr und Frau Jedermann auch selbst die Ware über den Barcode-Scanner führen und gleich bezahlen können. Dabei kommen auch elektronische Preisschilder zum Einsatz, wie sie Rewe ebenfalls eingeführt hat und die Preisanpassungen im Sekundentakt ermöglichen. Von da aus ist es nicht mehr weit, jedem Kunden eigene Angebote aufs Smartphone zu schicken. Edeka hat eine entsprechende App schon entwickelt. Und wer es mag, kann sich diese auch über eine Smartwatch anschauen.

Wearables sind mehr als nur Gimmicks

Medizintechnik und Gesundheit sind das absatz- und umsatzstärkste Segment für Wearables. In der Radio-Onkologie des Universitätsspitals Zürich setzt man für die Atem-Selbstkontrolle der Patienten im CT auf die Moverio BT-100 genannte Datenbrille von Epson.
Foto: Epson

Wie oben schon angedeutet, werden Wearables mehr und mehr als Consumer-Gimmicks gesehen. Die tragbaren Technologien haben aber durchaus ernstzunehmende Hintergründe. Entwickelt wurden sie unter anderem für die Raumfahrt, Geheimdienst und militärische Zwecke - James Bond lässt grüßen. Datenbrillen wie die von Epson, Google (Glass) und Metaio wurden zum Beispiel als anfangs noch sehr teure Hilfsmittel für freihändiges Arbeiten vornehmlich in der Industrie, Logistik und bestimmten Handwerksberufen eingesetzt. Gepaart mit Augmented Reality entstehen derzeit viele neue Geschäftsideen. Mit verschiedenen Einsatzszenarien wie der Wartung zum Beispiel sind die Automobilhersteller hier auch wieder mit an vorderster Front dabei.

Selbst die vielen Fitnessarmbänder, die heute den Consumer-Markt überschwemmen, kommen eigentlich aus der Business-Ecke, genauer aus dem Bereich Medizintechnik und Gesundheitswesen. So will laut Medienberichten Generali als erster großer Versicherer in Europa voraussichtlich noch in diesem Jahr mit einem an eine Fitness-App gekoppelten günstigeren Tarif locken. Das ist wiederum ein Beispiel, wie das Internet der Dinge mit all seinen Möglichkeiten auch an ethisch-rechtliche Grenzen stoßen kann. Prompt gab es auch Verbraucherschützer, die gegen diese Pläne Bedenken anmeldeten.

Fazit

Wie die vielen Startups zeigen, die plötzlich wie aus dem Nichts entstehen, bietet das Internet der Dinge mit den verwandten Themen M2M, Smart Home und Wearables viel Raum für neue Geschäftsideen. Manche müssen wohl erst noch entdeckt werden, manche sind zu verrückt, um langfristig tragfähig zu sein, viele werden wohl auch an anderen Gründen scheitern. Und manche Idee, dürfte auch aus Verzweiflung geboren werden, da eine Lösung für ein dringendes Problem gewünscht wird.