Gravis-Chef Archibald Horlitz: "Apple hat Lieferschwierigkeiten. Aber es macht einen wirklich guten Job."

21.12.2006
Archibald Horlitz, Co-Gründer und -Chef von Gravis AG, hat mit dem kalifornischen Computerbauer Apple schon viel erlebt. Zum Beispiel Lieferengpässe.

Archibald Horlitz, Co-Gründer und -Chef von Gravis AG, hat mit dem kalifornischen Computerbauer Apple schon viel erlebt. Zum Beispiel Lieferengpässe. Es gebe sie auch dieses Jahr, das könne er bestätigen, aber "wann hat es sie nicht gegeben?" fragte er im Gespräch mit ChannelPartner zurück. "Der Umstieg auf Intel-Prozesssoren hat natürlich zu Produktionsschwierigkeiten geführt", sagte er. Diese habe Apple auch bei den "Powerbook"-Nachfolgern, den Notebooks "Macbook Pro" gehabt, und so komme es, dass Gravis in diesem Jahr "bei besseren Lieferbedingungen" wahrscheinlich rund 15 Prozent mehr Umsatz gemacht hätte

Doch Horlitz sagt auch, dass Apple in den letzten drei Jahren "dramatische Sprünge" gemacht habe - und die "haben insgesamt dazu geführt, dass Kunden wieder Apple empfehlen".

Als Beispiel zählt der Gravis-Chef die im Gefolge des Prozessor-Umstiegs auf Intel erschienene Software "Bootcamp" an: "Wir stellen in unseren Läden fest, dass je nach Region zwischen fünf und 25 Prozent der Computerkunden Macs wegen Bootcamp kaufen." Mit dieser Software können die Betriebssysteme Mac OS X und Windows auf Apple-Rechnern parallel laufen.

Das sei in jedem Fall ein Erfolg. Aber nicht nur das, sondern auch die Tatsache, das Apple wieder als ernst zu nehmender, nicht marginalisierter Rechneranbieter agiere, verschaffe Gravis respektive der Systemhaus-Tochter HSD und ihren 40 Mitarbeitern "ordentliche Verkaufszahlen im Business-Bereich".

Und nachdem Gravis in den letzten 18 Monaten die Verkaufsfläche verdoppelt habe, gerade in Hamburg einen 800 Quadratmeter-Store ("Stores") eröffnet hat, Ende Januar 2007 in Berlin, sozusagen am Hauptsitz seiner Firma, einen 1.500 Quardratmeter großen Laden mit drei "Lounges" - Sound, Video und "für Lösungen suchende Geschäftskunden die entsprechende Power-Lounge" (Horlitz) - aufmachen wird, und er ausserdem in München und Stuttgart gerade sondiere, ob er weitere Läden eröffen könne, werde er, Horlitz, "sich garantiert nicht als Apple-Kritiker vor den Karren spannen lassen".

Zwar habe sich Gravis in letzter Zeit "von Apple emanzipiert" und sei den Weg Richtung "digitales Leben" gegangen, doch ohne den kalifornischen Trendsetter sei das nicht möglich gewesen. "Apple ist sozusagen unser Herz", sagte Horlitz, doch das Thema "digitales Leben" und die Möglichkeit, in Gravis-Läden "anschaulich gezeigt zu bekommen, wie das wirklich geht" - das sei die jetzige Aufgabe seiner Handelskette. "Wenn Apple jetzt dann iTV in den Markt bringt, dann geht das Ganze richtig los", blickt er voraus. "iTV" ist die Settop-Box, die Apple diesen September als Prototyp gezeigt hat und die Anfang 2007 auf den Markt kommen soll. Sie ermöglicht, Inhalte über das Internet zu beziehen und zu speichern. Der Benutzer könne sie mittels einer "wirklich neuen" (Horlitz) dreidimensionalen Oberfläche auch als Steuerung für multimediale Zwecke benutzen. "Lassen Sie sich überraschen!" sagte Horlitz.

Zu seinen weiteren Gravis-Plänen - Börsengang, Einstieg eines strategischen Partners oder auch die Zwischenfinanzierung über Mezzaninekapital - sagte er: "Unser Wachstum verlangt, dass wir eines der drei Ziele verfolgen." Konkret gebe es Verhandlungen, aber prinzipiell halte Gravis sich alle Optionen offen. "Auf jeden Fall möchten meine beiden Partner und ich Gravis weiter führen."

Gravis (inklusive HSD) werde in diesem Jahr rund 105 Millionen Euro umsetzen. Und damit soll es im kommenden Jahr nicht genug sein. 130 Millionen Euro Umsatz seien möglich. "Aber wir müssen das Wachstum auch solide finanzieren können." Zum Vergleich: Im Jahr 2002 erwirtschaftete Gravis rund 50 Millionen Euro. (wl)