Deloitte-Studie Retail 2010

Händler unterschätzen Online-Umsätze

04.03.2010 von Hartmut  Wiehr
Wer ist der größte Retailer auf der Welt? Wie hat sich der Absatz im regionalen Vergleich von Jahr zu Jahr verändert? Und wie sieht der Online-Anteil aus? Auf diese und andere Fragen gibt der Report "Global Powers of Retailing" Auskunft.
Der Anteil des Online-Handels an den Gesamtumsätzen der Retailer ist immer noch sehr klein. Oft dient er nur zur Absicherung des Hauptgeschäfts in den Läden.

Pünktlich zu Beginn der diesjährigen Convention & EXPO der amerikanischen National Retail Federation in New York präsentierte Deloitte Touche Tohmatsu im Januar 2010 die dreizehnte Ausgabe des Reports "Global Powers of Retailing". Diesmal lautete die Unterzeile "Emerging from the downturn". Der Bericht enthält eine Übersicht der 250 größten Retailer auf der Welt, aufgeschlüsselt nach Herkunftsland, Gesamtumsatz 2008 (Geschäftsjahrabschluß bis Juni 2009), Retail-Umsatz, Überschuss, vorherrschendes Geschäftsumfeld, Operationsfelder (Länder) und jährliche Wachstumsrate 2003 bis 2008.

Platz 1 nimmt mit großem Abstand Wal-Mart aus den USA ein, gefolgt von der französischen Carrefour. Deutschland ist unter den ersten 20 wie folgt vertreten: Metro (Platz 3), Schwarz/Lidl (Platz 5), Aldi (Platz 9), Rewe (Platz 11) und Edeka (Platz 19). Auffällig ist, dass der Lebensmittelhandel unter den Retailern weit vorn liegt.

Die 100 größten Retailer auf dem Globus sind auch im Internet vertreten. E-Commerce macht bei jenen Unternehmen, die diese Zahlen in ihren Bilanzen ausweisen, durchschnittlich 6,6 Prozent ihres Umsatzes aus. Nach Branchen ausgewertet, steigt dieser Anteil auf bis zu 24 Prozent bei Elektronik- und Freizeitartikeln, allerdings einschließlich solcher spezialisierter Anbieter wie Amazon, Dell sowie Office Depot und Staples, zwei vor allem in den USA präsenten Bürospezialisten, die die Durchschnittswerte nach oben anheben. Rechnet man diese vier Branchengrößen wieder heraus, sinken auch hier die Durchschnittswerte auf unter 7 Prozent.

Bei reinen Consumer-Händlern macht der Anteil des Online-Umsatzes sogar nur noch 0,9 Prozent aus. Nach Regionen betrachtet führt Europa hier mit 4,1 Prozent im Durchschnitt, gefolgt von Nordamerika mit 2,5 Prozent ohne die vier erwähnten Branchengrößen (mit ihnen sind es 12 Prozent) und von Asia/Pacific mit 0,8 Prozent. Diese Ergebnisse zeigen eindeutig, dass der Anteil von Online-Umsätzen am Retail-Geschäft oft stark überschätzt wird. Ursache hierfür dürften neben einem bestimmten Wunschdenken wohl die relativ hohen Wachstumszahlen bezogen auf Online allein sein – wer bei Null angefangen hat, wächst eben schnell mit 100 oder mehr Prozent.

Online-Angebote erhöhen den Gesamtumsatz

Der Konzentrationsprozess im Handel ist auch 2009 weiter fortgeschritten, im Verhältnis zum Vorjahr jedoch nur leicht. Die zehn größten Retailer weltweit vereinigten mit 1,2 Billionen Dollar 30,2 Prozent des Umsatzes auf sich (2008: 29,6 Prozent). Trotz der Krise konnte die Hälfte dieser Gruppe sogar ihre Verkäufe in diesem Jahr vergrößern. Tesco und Lidl (Schwarz) legten sogar im zweistelligen Bereich zu.

Die Studie untersucht ferner regionale und sektorale Unterschiede. So stellt sie zum Beispiel fest, dass Retailer mit einem weit gefächerten und globalen Onlineangebot deutlich stärker wachsen als ihre Konkurrenten, die nur in einem Land oder mit begrenztem Warensegment operieren. Dies entspricht auch den Beobachtungen der Forrester-Analystin Sucharita Mulpuru. (cio/rw)

Die Studie "Global powers of retailing 2010 - Emerging from the downturn" steht kostenlos zum Download bereit.