Chinas Nr. 1

Hanvon strebt Spitze im e-Reader-Markt an

02.06.2010
Eines der Top-Themen der diesjährigen Computex Taipei (01.-05.05.10) sind e-Reader. Wer noch nicht von Hanvon Technology aus Peking gehört hat, wird sich bald umgewöhnen müssen. Das Unternehmen strebt an die Spitze in dem Markt.

Eines der Top-Themen der diesjährigen Computex Taipei (01.-05.05.10) sind e-Reader. Wer noch nicht von Hanvon Technology aus Peking gehört hat, wird sich bald umgewöhnen müssen.

Das Unternehmen strebt an die Spitze in dem Markt für e-Reader, wie Gründer und Chairman Liu Yingjing am Eröffnungstag der Messe "Taipei Times" in einem Interview mitgeteilt hat.

Amazon (Kindle), Apple, Acer und Sony sollten sich dem englischsprachigen Newsservice zufolge warm anziehen. In China hat Hanvon (Han Wang Keji) schon einen Marktanteil von 95 Prozent erzielt.

Weltweit ist das Unternehmen laut Liu nach Amazon schon der zweitgrößte Markenanbieter von den elektronischen Lesegeräten. Ziel für 2011, spätestens 2012 ist es dem Firmenboss zufolge, den Platz 1 zu erklimmen.

China ist schon heute der größte Markt für e-Reader weltweit. Was Hanvon zum Vorteil gereiche, seien geringe Produktionskosten und gut funktionierende Software für die Erkennung chinesischer Schriftzeichen. Letztere ist Grundvoraussetzung, um in China mit e-Book-Lesegeräten erfolgreich zu sein.

Liu räumte aber auch ein, dass Hanvon 2009 von dem Ziel, 500.000 Stück in China zu verkaufen, noch ein gutes Stück weit entfernt war. Tatsächlich waren es 266.000 e-Reader, was Liu nicht auf mangelnde Nachfrage, dondern darauf zurückführt, dass die Lieferanten nicht in ausreichender Zahl liefern konnten.

Allein im ersten Quartal 2010 habe das Unternehmen aber 180.000 Stück verkauft. Liu ist deshalb zuversichtlich, 2010 insgesamt die 1-Millionen-Marke überschreiten zu können.

Zu dem Erfolg des iPad von Apple befragt, sagte Liu: "Ich halte Steve Jobs für einen Heroen und Apple sebst für ein herausragendes Unternehmen. Tablet-PCs sind schon so lange auf dem Markt, kamen aber nie richtig hoch. Der Launch des iPad hat das Verbraucherinteresse wiederbelebt. Apples Geschäftsmodell, Applikationen, stylische Gadgets und die Freude, welche die Geräte den Verbrauchern bringen, sind wahrhaft erstaunlich."

Das heiße aber nicht, dass Apples Produkte auch in China so gut ankämen, so Liu. Westliche Unternehmen hätten es schwer, Chinas kulturelles Wesen zu erfassen und umzusetzen.

Hanvon habe eine eigene chinesische Handschriftenerkennung entwickelt, mit der Ältere und Kinder sofort loslegen könnten, indem sie ein paar Zeichen auf den Bildschirm kritzeln.

Liu hat 1985 die erste chinesischsprachige Handschriftenerkennung entwickelt und erst 1998 Hanvon gegründet. Noch im selben Jahr hat Microsoft die Software in Lizenz übernommen. Damit war Hanvon der erste chinesische Lizenzgeber für den Software-Riesen.

Ende Mai 2010 hat Acer für PCs und e-Reader eine Zusammenarbeit mit Chinas zweitgrößten PC-Anbieter, der Founder Group (Bei Da Fangzheng Jituan), angekündigt.

Liu dazu: "Wir haben über 40 e-Reader-Marken. Konkurrenz belebt das Geschäft und hilft uns, konkurrenzfähig zu bleiben. Was Acer an digitalem Content fehlt, wird durch Founders Ressourcen ergänzt."

Von "Taipei Times" zu möglichen Kannibalisierungseffekten zwischen e-Readers und Tablet-PCs und Hanvons ersten Tablet-PC, dem TouchPad, befragt, sagte Liu:

"Diese beiden Produkte sind sich gewissermaßen ähnlich. Es sind beides Tablet-Devices, allerdings mit unterschiedlichen Panels. Die Hauptunterschiede sind die, dass ein E-Reader mehr für den stationären Einsatz gedacht ist, um elektronisch in Zeitungen und Magazinen zu blättern, und weniger Strom verbraucht. Tablet verbrauchen mehr Strom, kommen dafür aber mit Farbbildschirm und PC-ähnlicheren Features."

In Zukunft werden e-Paper-Displays auch in Farbe kommen und die in Tablets verbauten TFT-Panels weniger Strom verbrauchen, so Liu und er folgert daraus, dass beide Gerätearten im Laufe der nächsten drei Jahre zu einer verschmelzen könnten.

Hanvon plane, im vierten Quartal 2010 einen farbigen e-Reader auf den Markt zu bringen. Dass die seit fünf Jahren eingeführten monochromen Lesegeräte in China erst 2009 so richtig eingeschlagen haben, führt Liu auch auf ein Umdenken der Verlage und Autoren bezüglich elektronischer Urheberrechte zurück. Waren die früher nur im B2B-Bereich, etwa zwischen Büchereien und Bibliotheken üblich, haben sie mit den e-Readers nun auch den breiten B2C-Buchmarkt erreicht.

In China werden mit gedruckten Büchern immerhin über 60 Milliarden Yuan oder 8,8 Milliarden US-Dollar jährlich umgesetzt. Wenn der Content einfach heruntergeladen werden kann nicht viel kostet, werden mehr Menschen sich einen E-Reader zulegen, denkt Liu.

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Wie Liu andeutete, setze Hanvon im Umgang mit den Verlagen und anderen Content-Anbietern auf Fairness. So erhalten die Anbieter beziehungsweise Autoren 80 Prozent der elektronischen Umsätze und sind alle Werke verschlüsselt, so dass sie nicht unerlaubt kopiert werden können. (kh)