Personalmanagement aus der Cloud

HR-Tools für den Mittelstand

06.05.2013 von Diego Wyllie
Personal-Controlling, Arbeitszeit- und Talent-Management, E-Recruiting: Personalabteilungen im Mittelstand müssen sich zunehmend um strategische, wertschöpfende Aufgaben kümmern. Passende Software kann dabei helfen.

Personal-Controlling, Arbeitszeit- und Talent-Management, E-Recruiting: Personalabteilungen im Mittelstand müssen sich zunehmend um strategische, wertschöpfende Aufgaben kümmern. Unsere Übersicht präsentiert passende HR-Software-Produkte (Human Resources).

von Diego Wylie

In den Personalabteilungen vieler kleiner und mittelständischer Unternehmen werden nach wie vor Excel-Tabellen eingesetzt, um tägliche Routineaufgaben beispielsweise rund um Lohnabrechnung, Urlaubs- und Personaleinsatz-Planung zu erledigen. Aufgrund der ineffizienten Durchführung solcher administrativen Tätigkeiten bleibt häufig keine Zeit für strategische, wertschöpfende Initiativen. Das kritisieren Experten der Hamburger Unternehmensberatung Steria Mummert Consulting im Rahmen einer umfassenden Studie. Sie kommt zum Schluss, dass der Mittelstand das Personalmanagement vernachlässigt. Wer Routineaufgaben in der Personalwirtschaft effizient abwickelt, kann sich auf wichtigere Tätigkeiten konzentrieren, etwa die Optimierung der Produktivität der Belegschaft, die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit, oder die Professionalisierung der Prozesse in Bereichen wie Recruiting und Talent-Management, die in Zeiten des Fachkräftemangels immer wichtiger werden.

Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Reihe weniger bekannter, aber interessanter HR-Lösungen, die Web-basierend sind und bei spezifischen Teilbereichen der Personalwirtschaft - Rekrutierung, Reisekostenabrechnung, Zeitwirtschaft oder Talent- und Performance-Management - gute Dienste leisten können.

Für eine schnelle Übersicht sorgt unsere Bilderstrecke:

Silkroad OpenHire: E-Recruiting mit nahtloser Social Media-Integration

Wie die Experten von der Softselect GmbH erklären, gelten neben Cloud Computing vor allem die starke Fokussierung auf die Bereiche Recruiting und Talentmanagement sowie die Integration von Social-Media-Komponenten als wichtige Trends im HR-Segment. Ein Anbieter, der diesen Trends konsequent verfolgt, ist die US-Firma SilkRoad Technology mit deutschem Sitz in Düsseldorf. Mit "OpenHire” stellt sie einen leistungsstarken Cloud-Dienst bereit, der effizientes Bewerbermanagement mit Employer Branding vereint. Dieser soll es Unternehmen - vor allem des gehobenen Mittelstands - ermöglichen, den gesamten Bewerbermanagement- und Einstellungsprozess durch Automatisierungen zu optimieren.

Highlights: Unter der Bezeichnung "Social Recruiting” fasst der Anbieter eine Reihe von Werkzeugen zusammen, mit denen man bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter das Potenzial von Sozialen Netzwerken als Stellenmarkt ausschöpfen kann. So bietet das System die Möglichkeit, Stellenausschreibungen auf mehreren Sprachen auf LinkedIn, Facebook, Twitter und vielen weiteren Seiten zu veröffentlichen - unkompliziert und in einem einheitlichen Prozess, der die verschiedenen Kanäle für die Mitarbeitersuche unter einen Hut bringt. Zudem ist das System in der Lage, die Social-Plattformen nach potenziellen Jobkandidaten zu durchforsten.

Softgarden Taloom: Effektives Bewerber-Management

Ein weiteres Cloud-System, das sich das Thema effektives Bewerber-Management auf die Fahnen geschrieben hat, ist "Taloom”. Von einer jungen Softwareschmiede aus Saarbrücken namens Softgarden angeboten, bietet das Produkt ein innovatives und funktionsreiches Bewerber-Management-System, das sich an die Recruitment-Anforderungen unterschiedlicher Unternehmensgrößen anpassen lassen soll. So nutzen die Web-basierende Anwendung nach Angaben des Herstellers sowohl kleine Startups als auch Mittelständler und internationale Konzerne mit mehreren Tausend Mitarbeitern.

Highlights: Ziel der Plattform ist es, den Recruitment-Prozess zu optimieren, um mehr kompetente Bewerber anziehen und schneller die passenden Kandidaten auswählen zu können. Dazu stellt die Software die nötigen Tools bereit, um Stellenanzeigen auf der eigenen Homepage oder auf Jobbörsen zu schalten. Sämtliche Bewerbungen lassen sich dann über ein Jobportal zentral und mithilfe zahlreicher Funktionen professionell bearbeiten.

Gegenüber den meisten Konkurrenten kann Softgarden mit Kostentransparenz und Flexibilität punkten. Denn während die meisten HR-Anbieter ein großes Geheimnis um die Kosten ihrer Lösungen machen, bietet Softgarden einfach drei Abopläne an, die ab 49 Euro pro User und Monat kosten.

Haufe Talent Management: Mehr als Recruiting

Firmen, die gute Mitarbeiter nicht nur finden, sondern auch langfristig ans Unternehmen binden möchten, benötigen weitere spezielle Tools. Die HR-Lösung "Haufe Talent Management”, die von den Personalmanagement-Spezialisten Haufe und Umantis gemeinsam angeboten wird, stellt hier eine interessante Alternative für anspruchsvolle Anwender dar, die als SaaS angeboten wird.

Highlights: Das System ist modular aufgebaut und ermöglicht es somit, ein System zusammenzustellen, das den eigenen Bedürfnissen und Anforderungen entspricht. Die sieben angebotenen Module sind: "Bewerber” für einen papierlosen und effizienten Bewerbungsprozess; "Veranstaltungen” für die Planung von Weiterbildungsangeboten; "Entwicklung” für die systematische Ermittlung des Entwicklungsbedarfs der Mitarbeiter; "Vergütung”, das Funktionen rund um die Lohn- und Gehaltsabrechnung bietet; "Ziele” für eine transparente Zielvereinbarung; "Netzwerk” für den offenen Wissensaustausch sowie "Nachfolge”, das dabei helfen soll, die Besetzung von Schlüsselstellen sicherzustellen.

Darüber hinaus kann die Lösung mit zahlreichen Schnittstellen punkten, die dazu dienen, das Talent-Management-System mit ERP- und weiteren HR-Anwendungen zu integrieren. Zu den unterstützten Systemen zählen dabei unter anderem die mittelstandsgerechte Business-Lösung SAP Business ByDesign, sowie andere ERP-Plattformen von Oracle und Microsoft.

Orange HRM: Ganzheitliche Lösung aus dem Open-Source-Lager

Firmen, die eine ganzheitliche HR-Lösung zu möglichst günstigen Konditionen suchen, sollten sich das quelloffene System "Orange HRM” näher anschauen. Das Projekt wurde 2006 von der gleichnamigen Firma aus den USA gestartet. Mit einer Nutzerbasis von mehr als einer Million Anwender gehört das System mittlerweile zu den beliebtesten Open-Source-Lösungen im HR-Segment.

Highlights: Wie bei Open-Source-Lösungen mit einer großen und aktiven Community üblich, kann Orange HRM mit einem umfangreichen und vielfältigen Funktionsspektrum überzeugen. Die ganzheitliche Plattform ist in verschiedene Modulen aufgeteilt, die unterschiedliche Standard-Prozesse in branchenübergreifenden Bereichen wie Zeitwirtschaft, Rekrutierung oder Abwesenheits- und Urlaubsverwaltung abbilden. Interessant ist zudem das Performance-Modul, das Personaler in die Lage versetzt, die Leistung und Produktivität der Angestellten anhand freidefinierbarer Parameter (KPI - "Key Performance Indicator”) evaluieren und bewerten zu können.

OrangeHRM kann über so genannte "Language Packs” in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, darunter auch Deutsch. Wer die Lösung selbst auf eigenen Servern betreiben möchte, kann diese kostenlos von der Website des Herstellers herunterladen. Seit 2010 steht der Service aber auch als SaaS zur Verfügung. Damit adressiert der Hersteller kleine und mittlere Betriebe, die den Installations-, Absicherungs- und Verwaltungsaufwand ihrer HR-Software scheuen.

HRworks: Professionelle Reisekostenabrechnung

Mit "HRworks” bietet sich aus Freiburg eine professionelle Business-Software für die Web-basierende Reisekostenabrechnung an, von der Personalabteilungen in kleinen und großen Unternehmen gleichermaßen profitieren können. Neben der Reisekostenabrechnung stellt der Dienst weitere Module für eine umfassende Abwesenheits- und Urlaubsverwaltung bereit.

Highlights: Von der Bestellung der Reisemittel über die Beantragung und Genehmigung bis hin zur Abrechnung der Reisekosten integriert die Lösung sämtliche Aufgaben in einem ganzheitlichen Workflow, der durch E-Mail unterstützt wird. Basierend auf dem Prinzip des "Employee Self Service” werden sämtliche Daten durch die Mitarbeiter selbst ins System eingegeben, was die administrativen Kosten und den Verwaltungsaufwand erheblich reduzieren soll. Wenn die Dienstreise beendet ist, stehen zahlreiche Reports zur Verfügung, die flexibel nach Projekten, Kostenstellen, Mitarbeitern oder Standorten erstellt werden können. Zu den weiteren besonderen Features zählen unter anderem die automatische Aktualisierung von Wechselkursen und Pauschalen, sowie die Integration der Software in diverse Lohn- und Finanzbuchhaltungs-Systeme.

Die Kosten für das SaaS-Angebot belaufen sich laut Hersteller auf maximal vier Euro netto pro Anwender und Monat (bei 15 bis 100 registrierten Nutzern) plus eine Basisgebühr von 10 Euro monatlich. Anders als bei üblichen SaaS-Lösungen müssen Kunden bei der Einführung des Systems allerdings mit einer zusätzlichen Startinvestition rechnen, die laut Hersteller ab rund 1.500 Euro zu Buche schlägt.

Zep: Arbeitszeiten und Personalkosten verwalten

Mit "Zep” steht Projekt-orientierten Unternehmen eine ganzheitliche SaaS-Lösung zur Verfügung, mit der sie viele Aspekte des Personalmanagements optimieren können. 2006 mit einem Innovationspreis der Initiative Mittelstand ausgezeichnet, bietet das Tool einen einfachen Weg, Mitarbeiter, Arbeitszeiten - samt Überstunden, Fehlzeiten und Urlaubstagen -, sowie Personal- und Reisekosten zentral verwalten zu können.

Highlights: Arbeitszeiten lassen sich bequem editieren - seit kurzem auch unterwegs mit Hilfe einer Smartphone-App, die für iPhone und Android erhältlich ist. Bei der Auswertung können Anwender Mitarbeiter-orientierte Zeitnachweise erstellen. Bei den Reisekosten lassen sich übliche Informationen wie Anreisepauschalen, Kilometergeld, Fremdkosten und Spesen teilweise automatisiert abrechnen. Ferner liefert das Programm detaillierte Nachweise über die erfassten Reisekosten, die nach verschiedenen Kriterien wie Kunde oder Projekt flexibel anzupassen sind.

Zep wird in zwei Versionen angeboten. Die "Compact”-Edition bietet nur Zeiterfassung und ist laut Anbieter ab 10 Euro im Monat erhältlich. In der "Professional”-Edition sind sämtliche Personal-Management-Module enthalten. Mit dem Online-Preisrechner lassen sich die Preise ermitteln, die auf das eigene Einsatzszenario zugeschnitten sind.

Fazit

Die Top-Player auf dem Markt für Enterprise-Software sind in Sachen HR-Lösungen aus der Cloud bereits sehr weit gekommen. SAP beispielsweise hat vor rund einem Jahr mit der teuren Übernahme von SuccessFactors (rund 3,4 Milliarden Dollar) deutlich gemacht, dass der Konzern die Zukunft von Software-gestützter Personal-Entwicklung in der Cloud sieht. Auch IBM (mit Kenexa), Oracle (mit Taleo) sowie weitere Großanbieter gehen ähnliche Wege. Wenn man sich allerdings die Anbieterlandschaft und das Produktangebot für kleine und mittlere Unternehmen näher anschaut, verwundert die Kritik der Steria Mummert-Berater nicht, der Mittelstand vernachlässige das Personal-Management .

Denn obwohl horizontale HR-Lösungen, die sich auf ein relativ klar abgegrenztes Aufgabengebiet fokussieren, bestens für die Cloud geeignet wären, scheint es hier noch viel Nachholbedarf zu geben. In Deutschland ist nämlich das SaaS-Angebot an einfachen, modernen, schnell zu implementierenden und vor allem kostentransparenten und -günstigen HR-Tools noch ziemlich dünn. Das wird vor allem dann deutlich, wenn man das HR-Angebot mit anderen Business-Segmenten wie CRM, Kommunikation, Produktivität und Collaboration vergleicht. Oder wenn man den HR-Markt in den USA betrachtet, wo innovative und moderne Lösungen für KMU wie "Workday”, "Tribe HR” und "Bamboo HR” sehr erfolgreich sind.

Die Services, die in diesem Beitrag vorgestellt wurden - allen voran HR Works, Zep und Taloom, die mit voller Kostentransparenz punkten - zeigen allerdings beispielhaft, wie echte Cloud-Lösungen im Bereich Human Resources aussehen sollten. Und man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass weitere Anbieter früher oder später diesem Trend folgen werden.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der ChannelPartner-Schwesterpublikation TecChannel. (rw)