KOMMENTAR: Das Sterben unabhängiger Retailer hat begonnen

16.08.1996
Der Konkurs von Retailer Escom ist mittlerweile in der Hauptsache erledigt. Profitabel erscheinende Abteilungen wie die Escom Business GmbH oder ausgewählte 90 Escom-Läden in Innenstadtlagen wurden nach längerem Hin und Her zu Nullkonditionen verkauft. Der Rest mitsamt den Mitarbeitern wandert jedoch in die Ablage "PC-Geschichte".Das ist unerfreulich, doch es paßt nur zu gut in die düstere PC-Landschaft Deutschland: Null Prozent Wachstum im zweiten Quartal 1996 (gegenüber bescheidenen 8,6 Prozent im ersten Quartal) bescheinigten Anfang dieser Woche Marktforscher dem hiesigen PC-Markt. Damit hat Deutschland bei Zuwachsraten im europäischen PC-Geschäft die rote Laterne übernommen. Und das Ergebnis wäre noch schlechter ausgefallen, wenn nicht der Business-PC-Markt Zuwachsraten verzeichnet hätte.

Der Konkurs von Retailer Escom ist mittlerweile in der Hauptsache erledigt. Profitabel erscheinende Abteilungen wie die Escom Business GmbH oder ausgewählte 90 Escom-Läden in Innenstadtlagen wurden nach längerem Hin und Her zu Nullkonditionen verkauft. Der Rest mitsamt den Mitarbeitern wandert jedoch in die Ablage "PC-Geschichte".Das ist unerfreulich, doch es paßt nur zu gut in die düstere PC-Landschaft Deutschland: Null Prozent Wachstum im zweiten Quartal 1996 (gegenüber bescheidenen 8,6 Prozent im ersten Quartal) bescheinigten Anfang dieser Woche Marktforscher dem hiesigen PC-Markt. Damit hat Deutschland bei Zuwachsraten im europäischen PC-Geschäft die rote Laterne übernommen. Und das Ergebnis wäre noch schlechter ausgefallen, wenn nicht der Business-PC-Markt Zuwachsraten verzeichnet hätte.

Doch seltsam: Im Markt sind Stimmen zu vernehmen, wonach die Escom-Pleite allerlei PC-Verkäufern Hoffnung macht. Denn jetzt, so die Begründung, fallen anderen Herstellern die knapp 250.000 PCs, mit denen bisher die Heppenheimer vor allem den Home-Markt bedachten, zu.

Das klingt logisch, lenkt aber ab. Denn abgesehen davon, daß mit diesem momentanen Vorteil kaum eine ernstzunehmenden Perspektive für den deutschen PC-Markt verbunden ist, stellt sich ein wirkliches Problem: Nämlich die fundamentale Krise des unabhängigen Retailer-Konzepts in Deutschland und notabene auch in Europa. Dafür spricht folgendes:

Der unabhängige Retailer-Markt, der seit Jahren die wichtigste Verkaufs- und Marketingmaschine für den PC-Kauf im öffentlichen Bewußtsein darstellt, lebt in der Hauptsache vom Privatkunden-Markt. Jetzt aber wirft er so gut wie keinen Gewinn mehr ab. Daran ändern offensichtlich keine noch so optimierten Logistikprogramme ein Jota, wie das Ergebnis von Vobis signalisiert. Denn sie verringern zwar die Lagerkosten, doch ihre Instandhaltung und Pflege sorgen dafür, daß eine andere Kostenstelle des Retailers belastet wird: Mit Softwarewartung, Updates und Personal.

2. In den Läden der Retailer, wohin es Privatkunden naturgemäß noch immer zieht, da dort PCs am günstigsten zu sein versprechen, stehen vermehrt PCs der großen, der namhaften Hersteller zum Verkauf. Der Grund dafür: Im Kampf um Marktanteile im PC-Markt sind auch große, namhafte Hersteller dazu übergegangen, im Retail-Markt PC-Marktanteile zu sammeln. Das fördert zwar nicht ihren Gewinn, doch in der Umsatzstatistik schlägt es sich als weiterer Prozentpunkt nieder. Und da die Retailer infolge des Drucks auf die eigenen Assemblierungsabteilungen die Marken-PCs ins Programm aufnehmen, und da besagte Marken-PCs mittlerweile dieselben Preisetiketten wie die Retail-PCs aufweisen, greifen die Käufer konsequent nach Marken-PCs. In der Konsequenz aber heißt das: Unabhängigen Retailern droht zunehmend die Funktion, bloße Durchreiche- und Service-Stationen der PC-Hersteller zu sein - ganz gleich, ob sie das wollen oder nicht.

Damit aber ist ihre Existenzberechtigung und ihre Funktion als korrigierende Kraft im Markt gegenüber den PC-Herstellern in Frage gestellt. Denn wenn sie lediglich das Gleiche wie die großen Outlets der Warenhäuser und -konzerne bieten, kommt bald keiner mehr zu ihnen. Denn für die pure Logistikfunktionen der PC-Hersteller wurden die Warenhäuser in der Vergangenheit zielstrebig aufgebaut.

Und das heißt wiederum: Für unabhängige Retailer drohen in Deutschland nicht nur finstere Zeiten anzubrechen - sie stecken schon mittendrin.