Insight-Service Chef Dr. Schweitzer

"Konzepte zur Datensicherung stoßen an ihre Grenzen"

11.12.2012
Welche Herausforderungen "Big Data" für Unternehmen und Systemhäuser mit sich bringt, erläutert Dr. Bernhard Schweitzer, Director Services bei Insight Deutschland.
Dr. Bernhard Schweitzer, Director Services bei Insight Deutschland
Foto: Insight

Welche Herausforderungen "Big Data" für Unternehmen und Systemhäuser mit sich bringt, erläutert Dr. Bernhard Schweitzer, Director Services bei Insight Deutschland.
CP: Laut IDC soll das Datenvolumen von 0,8 Zettabyte im Jahr 2009 bis zum Jahr 2020 auf 35 Zettabyte anwachsen. Welche Herausforderungen kommen angesichts dessen auf die Unternehmen hierzulande zu?
Dr. Bernhard Schweitzer: Zunächst müssen Unternehmen entsprechende Speicherkapazitäten bereitstellen. Viele werden dies aber nicht in Eigenregie erledigen können, sondern kooperieren mit spezialisierten Rechenzentrumspartnern. Diese stehen vor der Herausforderung, das Datenvolumen zu strukturieren und nicht unnötig viele Daten mehrfach zu speichern (De-Duplikation). Die großen Datenmengen zu sichern, wird hingegen die eigentliche Herausforderung für Unternehmen sein. Denn bestehende Sicherungskonzepte stoßen hier schnell an Ihre Grenzen: IT-Verantwortliche müssen diese daher völlig neu konzipieren.

CP: Weshalb treibt die massive Verbreitung mobiler Geräte das Datenvolumen zusätzlich in die Höhe?

Schweitzer: Mobile Endgeräte speichern Daten größtenteils nicht mehr lokal, wie man es von klassischen Büro-PCs kennt. Daten, die auf Tablets oder Smartphones verarbeitet werden, werden oftmals in einer Cloud-Lösung bereitgestellt. Mit dem zunehmenden Einsatz derartiger Endgeräte wächst somit auch das Aufkommen an Daten. Hinzu kommt die zunehmende Vermischung von privaten, speicherintensiven Daten wie Fotos und geschäftlichen Daten.

4 Kriterien, die für Big Data kennzeichnend sind (Quelle: IDC, 10/2012)
Big Data Technologie-Stack (Quelle: IDC, 10/2012)
Permanentes Datenwachstum (Quelle: IDC, 10/2012)
Datenwachstum aus unterschiedlichsten Quellen (Quelle: IDC, 10/2012)
Einschätzungen der Anwender zum Datenwachstum (Quelle: IDC, 10/2012)
Herausforderung bei Datenmanagement und Datenhaltung (Quelle: IDC, 10/2012)
Technologische Herausforderungen beim Datenmanagement(Quelle: IDC, 10/2012)
Was ist neu an der Big-Data-Technologie? (Quelle: IDC, 10/2012)
Neue Generation von Technologien und Architekturen(Quelle: IDC, 10/2012)
Big Data: Lösungen und Technologie (Quelle: IDC 10/2012)
Big Data - Herausforderungen aus Sicht der IT-Entscheider(Quelle: IDC, 10/2012)
Potenzial von Big Data aus Business-Sicht (Quelle: IDC, 10/2012)
Big-Data-relevante Geschäftsbereiche (Quelle: IDC, 10/2012)
Organisationsmodelle für Big Data (Quelle: IDC, 10/2012)
Welche Anbieter bevorzugen Anwender bei der Umsetzung von Big-Data-Projekten? (Quelle: IDC, 10/2012)
Wie groß sind 1 Zettabyte? (Quelle: IDC, 10/2012)

CP: Daten, die in der Cloud bereitgestellt werden, vermehren sich aber doch nicht dadurch, dass sie von Nutzern mobiler Endgeräte abgerufen bzw. verarbeitet werden?

Schweitzer: Zum einen kommen immer mehr mobile Endgeräte hinzu, die alten bleiben aber. Es kommen also massiv neue Daten hinzu. Dadurch dass mehr mobile Endgeräte auch privat genutzt werden, kommen noch weitere private Daten, beispielsweise Fotos, hinzu. Der Einsatz von mobilen Endgeräten basiert zum großen Teil auf der Datenspeicherung in der Cloud, das produziert außer den oben genannten Effekten nicht alleine mehr Daten, die Daten werden aber im Gegensatz zu herkömmlichen Endgeräten deutlich mehr konzentriert, was wiederum das "Problem" von sehr vielen Daten an einem Punkt (RZ) produziert.

CP: Dass Privatnutzer mit ihren mobilen Clients zum Datenwachstum beitragen, ist die eine Sache. Aber inwiefern hat das Folgen für die Unternehmens-IT?

Schweitzer: Viele Anwendungen auf mobile Endgeräten werden als Cloud-Anwendungen zur Verfügung gestellt. Die sicher speicherintesivste im Hinblick auf die Datenmenge ist eine Virtual-Desktop-Umgebung. Hier wird der komplette Desktop nicht lokal ausgeführt, sondern der Desktop wird von einem zentralen Server zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu den "normalen" lokalen Installationen werden die zentral gespeicherten auch gesichert. Ein normaler PC wird in der Regel nicht gesichert. Ein weiteres Beispiel wären neue Techniken, die auch in der Regel nur in mobilen Endgeräten genutzt werden. Dazu zählen beispielsweise Kamera- und RFID-basierte Systeme oder Systeme, die stark auf akustische Daten setzten

Die Möglichkeit solche "Medien" zu nutzen gibt es in der Regel nicht in PC basierten Umgebungen. Zum einen kommen solche Systeme immer mehr auf den Markt und werden mehr produktiv eingesetzt, zum anderen können diese nur durch mobile Endgeräte eingesetzt werden. Solche Systeme produzieren natürlich sehr große Datenvolumina.

Die vier Herausforderungen von Big Data
Das Thema Big Data befasst sich eigentlich mit vier Herausforderungen:
Die schiere Menge:
Das für Unternehmen relevante Datenvolumen steigt weiter drastisch an. Heute schon werden Datenmengen im Terabyte-Bereich analysiert, in Kürze dürften Petabyte und Exabyte auf der Agenda stehen.
Der Zeitdruck:
Analysen der gewaltigen Datenberge sollten idealerweise in Echtzeit zur Verfügung stehen. Denn die Unternehmen stehen vor der Aufgabe, dass sie zeitnah auf Marktänderungen reagieren müssen.
Die mangelnde Struktur:
Die Analysen müssen immer häufig Datenquellen mit kaum strukturierten Beständen berücksichtigen. Das heißt: die Komplexität der Datenanalysen steigt. Neben den bekannten Datenquellen, etwa den vorhandenen ERP-Systemen, kommen neue hinzu. Dazu zählen Daten aus M-to-M-Applikationen, also beispielsweise Sensordaten, Daten aus On-Board-Systemen, RFID-Daten aus der Logistikkette, aber auch Daten aus Weblogs und Social-Media-Plattformen etc.
Die wachsende Anwenderzahl:
Die potenziellen internen und externen User werden immer mehr. Sie kommen beispielsweise über Self-Service-Portale, die im Web zugänglich sind.

CP: Welche konkreten Chancen ergeben sich daraus für die Vertriebspartner?

Schweitzer: Mit dem zunehmenden Einsatz von mobilen Endgeräten ergeben sich für Service-Anbieter einige Chancen. Das Thema Mobile Device Management (MDM) und "Bring your own Device” (ByoD) sind hier nur einige Themen, die derzeit von Unternehmen noch nicht wirklich konsequent angegangen werden. Viele Unternehmen beginnen damit, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, sind hier in der Regel aber noch nicht sehr weit. Hier kann sich ein Dienstleister mit einem Beratungsangebot entsprechend profilieren. Insbesondere sind hier Beratungsdienstleistungen im Sinne von Konzeptionierung und Aufklärung zu nennen. Zu diesem Thema gibt es mittlerweile einige technische Lösungen, jedoch ist eine Konsolidierung der Anbieter zu erwarten.

Die großen Datenmengen müssen natürlich nutzbar bleiben. Dies kann die Relevanz der entsprechende Software dahinter erhöhen (Datenbank Server, etc.). Denn werden diese Softwarebestände in großem Maßstab beansprucht, wird die Optimierung der entsprechenden Lizenzierungen schnell ein Thema, mit dem hohe Kosten optimiert werden können.

CP: Welche Voraussetzungen müssen Systemhäuser IT-Consultants, Reseller und Integratoren mitbringen, um diese Chancen zu nutzen und ihren Kunden bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu helfen?

Schweitzer: Systemhäuser sehen sich hier zwei Themen gegenüber, die möglicherweise neu sind, oder in der Vergangenheit niedriger priorisiert waren. Big Data kann hier bedeuten, dass sich der Dienstleister mehr mit dem Thema Storage/Backup beschäftigen muss, da die Sicherung großer Datenmengen eine Herausforderung darstellen kann. Hinzu kommen aber auch die Themen Mobile Device Management und "Bring your own Device”. Diese sind für die meisten Dienstleister neu und die entsprechenden Dienstleistungsangebote müssen erst noch erstellt werden. Hier gilt es rechtzeitig dabei zu sein, wenn der Bedarf beim Kunden steigt.

CP: Wie wirkt sich das auf die Datensicherung (Backup, Disaster Recovery etc) in den zunehmend virtualisierten IT-Landschaften aus?

Schweitzer: In virtualisierten Umgebungen spielt das Thema Datensicherung eine noch größere Rolle. Zum Beispiel werden virtuelle Umgebungen nicht immer eingesetzt und müssen im Falle des Bedarfes schnell verfügbar sein. In Virtual Desktop Infrastructure (VDI) Umgebungen müssen ganze User-Umgebungen auf Servern bereitgestellt werden. Um das sicher und zuverlässig zu tun, müssen hier extrem zuverlässige Sicherungskonzepte erstellt und umgesetzt werden.

(rb)