Arbeitszeit und Personalpolitik

Kuschel-Atmosphäre im Mittelstand

01.02.2011 von Armin Weiler
Der Mittelstand setzt immer öfter auf eine familienfreundliche Personalpolitik und flexible Arbeitszeitmodelle.
Wohlfühlfaktor: "Viele Unternehmen gehen gezielt auf die Themen Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance ein."

Um Fachkräfte in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs möglichst lange zu binden, setzen deutsche klein- und mittelständische Unternehmen immer öfter auf eine familienfreundliche Personalpolitik und flexible Arbeitszeitmodelle. Den Trend bestätigt auch die neue Erhebung "Top Job" der Universität St. Gallen. Weil gut ausgebildete Mitarbeiter derzeit gefragt sind, bieten fast 40 Prozent der Firmen Langzeiturlaube, sogenannte "Sabbaticals", an.

"Viele Unternehmen bemühen sich gezielt, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Aus diesem Grund gehen sie auch zunehmend auf die Themen Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance ein", sagt Studienautorin Heike Bruch. Die Direktorin am Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen verweist auch auf eine gute Arbeitsatmosphäre, die sogenannte positive Energie in Unternehmen, die für viele Arbeitskräfte ein Entscheidungskriterium ist.

Die Studie beweist diese Einschätzung, denn bei fast allen untersuchten Unternehmen können sich die Angestellten ihre Arbeitszeit flexibel einteilen. So gestatten drei Viertel der Betriebe das Arbeiten von zu Hause aus. Der Vergleich zeigt die Bereitschaft zu Zugeständnissen. Denn 2008 bot das nur jedes fünfte Unternehmen an. Mit der florierenden Konjunktur jedoch bieten bereits 93 Prozent Teilzeitmodelle an. Der Forscherin zufolge zeigt der Trendpfeil nach oben.

Bei der regionalen Differenzierung in puncto Betreuung von Kindern und Senioren haben die Unternehmen aus dem Osten der Republik die Nase vorn. Ein Viertel der Firmen unterstützt dieses Anliegen ihrer Angestellten. Im Westen Deutschlands bieten hingegen lediglich zwölf Prozent Unterstützung für den Nachwuchs. Der Studie nach engagieren sich nur acht Prozent der West-Unternehmen für die Unterstützung betreuungsbedürftiger Mitarbeiter-Angehöriger.

Dass deutsche Unternehmen mehr dafür tun, dass sich Privates und Berufliches angenehmer verbinden lässt, zeigt auch eine Studie des Bundesfamilienministeriums. Demnach sehen 90 Prozent der Angestellten zwischen 25 und 39 Jahren Familienfreundlichkeit bei der Wahl des Arbeitgebers als mindestens genauso wichtig an wie das Gehalt. "Top-Unternehmen fordern Engagement, vermeiden dabei jedoch sehr bewusst die Überlastung ihrer Mitarbeiter", so Bruch. (pte/tö)