Lintec erwartet Kurssprung über 200 Euro in den nächsten Monaten

29.07.1999

TAUCHA: Hans Dieter Lindemeyer will die am Neuen Markt notierte Lintec AG in den nächsten Jahren zu einem internationalen IT-Konzern ausbauen. Noch fehlt es dem Hardware-Unternehmen an kritischer Masse. ComputerPartner-Mitarbeiterin Andrea Goder unterhielt sich mit dem Vorstandschef.

Mit dem Kurs von Lintec geht es seit Monaten nach unten. Der Sprung in den Nemax 50 (die größten Werte am Neuen Markt) wurde nicht geschafft. Wie wollen Sie der Aktie zu alten Höchstständen verhelfen?

LINDEMEYER:Lintec hatte zu Börsenbeginn im Oktober letzten Jahres eine ungerechtfertigte Bewertung erfahren. Die an der Börse aufgestellte Gleichung, daß es auch Lintec schlecht gehen muß, wenn es Turbulenzen im russischen Markt gibt, konnte durch unsere Ergebnisse widerlegt werden. Innerhalb von drei Monaten hat sich unser Kurs aus diesem tiefen Niveau heraus verfünffacht. Das war natürlich genauso eine Übertreibung. Seitdem geht es seit Monaten bergab. Diese Konsolidierung mußte sicherlich einsetzen. In den letzten zwei Monaten haben wir uns allerdings an vier Unternehmen beteiligt. Unsere letzte Planung vom März dieses Jahres muß überarbeitet werden. Außerdem haben wir es versäumt, mit institutionellen Investoren Gespräche zu führen. Damit wird gerade begonnen.

Lintec gründete vor kurzem die Mitteldeutsche Venture Capital MVC AG. Welche Ziele verfolgen Sie damit?

LINDEMEYER: Wir wollen uns damit innovative Technologien von IT-Firmen sichern. Das gilt vor allem für Unternehmen, bei denen eine direkte Beteiligung zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Synergieeffekte bringen würde. Bis Oktober wollen wir sechs Beteiligungen eingehen. Im November ist dann ein erstes "Private Placement" zur Kapitalerhöhung geplant. Im Jahr 2002 strebt die MVC den eigenen Börsengang an.

Macht das Hardwaregeschäft ein Ausweichen in neue Geschäfts-

bereiche notwendig?

LINDEMEYER: Unser Ziel ist es, ein profitabler IT-Konzern zu werden. Das ist mit Hardware nur eingeschränkt möglich. Deshalb müssen wir Synergien aus dem Hardwaregeschäft freilegen. Die Antwort liegt aber auch in unserer Geschichte. 1990 starteten wir mit verschiedenen Geschäftsfeldern. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht war das mittel- bis langfristig der richtige Weg. Vor neun Jahren hatten wir kein Kapital und kaum Personal. Ausgehend von diesen ungünstigen Prämissen mußten wir uns fokussieren - und zwar auf das gewinnbringende Hardwaregeschäft.

Dann ist das Unternehmen bis 1998 gewachsen. Mit dem Börsengang wurden die negativen Prämissen fundamental geändert. Jetzt sind wir endlich in der Lage, den Diversifizierungsgedanken umzusetzen. Was unsere Planung angeht, erwarten wir, daß ab dem Jahr 2003 der Ergebnisanteil des Nicht-Hardwaregeschäfts den des Hardwaregeschäfts übertreffen wird.

Wieviel Kapital haben Sie nach dem Börsengang noch?

LINDEMEYER: Der Börsengang brachte uns 28 Millionen Mark. Dieses Kapital ist durch unsere Maßnahmen fast aufgebraucht. Im September/Oktober planen wir deshalb eine Kapitalerhöhung, aus der wir etwa 50 Millionen Mark erwarten.

Wofür wird das Geld verwendet?

LINDEMEYER: Zum einen haben wir bei einigen bereits abgeschlossenen Unternehmensbeteiligungen noch Optionen offen. Zum anderen wollen wir den Ausbau des IT-Konzerns durch Akquisitionen weiter vorantreiben.

Konkrete Pläne?

LINDEMEYER: Natürlich. Vieles wäre druckreif. Aber es gibt da die Ad-hoc-Publizitätspflicht. Nur soviel: Es wäre gut für das Unternehmen, wenn wir die Geschäftsfelder um Leistungen ergänzen würden, die im Bereich Telekommunikation angesiedelt sind. Damit meine ich nicht, einige Handys zu verkaufen. Vorstellen könnte ich mir aber Aktivitäten in den Bereichen Mobile Computing und E-Commerce.

Was wird am Ende des Jahres in den Bilanzen stehen?

LINDEMEYER: Nach der alten Planung vom März 1999 liegt der Umsatz bei 455 Millionen Mark, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit bei zwölf Millionen Mark. Was die Planung angeht, gelten wir im Markt als erzkonservativ.

Die DG Bank nennt als Kursziel innerhalb der nächsten sechs Monate 112 Euro, das Bankhaus Lampe 180 Euro. Wo sehen Sie die Aktie am Jahresende?

LINDEMEYER: Ich bin überzeugt, daß unser Kurs, wenn das Börsenumfeld stimmt, auf jeden Fall mit einer Zwei beginnen wird. Im Moment sind wir kraß unterbewertet. Das ist erklärlich, denn wir müssen jetzt dringend eine Plankorrektur vornehmen. Auch Versäumnisse im finanzkommunikativen Bereich gilt es wettzumachen. Schon in Kürze dürfte sich das auf den Kurs niederschlagen.