Logitech-Lange glaubt fest an E-Commerce

04.03.1998

MÜNCHEN: Nach dem Verkauf der Scanner-Abteilung dreht Logitech jetzt richtig auf. Die Produkte treffen offenkundig genau den Zeitgeist. Dem Zeitgeist voraus ist Logitechs Deutschland-Chef Markus Lange dagegen beim Thema Electronic Shopping.Das Jahr 1998 steht für Logitech unter dem Motto "Rückbesinnung auf die Kernaktivitäten". Ende 1997 wurde die Scanner-Abteilung an Storm Technology verkauft (Logitech beteiligte sich dafür mit zehn Prozent an Storm). "Einzugsscanner sind am Markt einfach nicht gefragt", erklärt Logitech-Geschäftsführer Markus Lange. Da sich auch Mustek aus diesem Marktsegment verabschiedet hat, sind die Einzugsscanner aus den meisten Regalen der Retailer verschwunden. "Damit hat sich das Thema Einzugsscanner eigentlich erledigt", glaubt Lange.

Der Logitech-Geschäftsführer ist über die Entscheidung, das Scannerengagement zu beenden, sehr froh. "Damit wurden viele Kräfte gebunden, wie das immer der Fall ist, wenn man ein kränkelndes Kind aufpäppeln will. Nach dem Abstoßen dieser Abteilung ging ein richtiger Ruck durch unsere Mannschaft. Als wenn eine Handbremse gelöst worden wäre", freut sich Lange.

160 Prozent Zielerreichung

Ansonsten läuft es bei den Münchenern offenkundig super. "In allen Produktbereichen, die ich verkaufe, bin ich Marktführer", sagt Lange, und darauf ist er erkennbar stolz. In allen Bereichen kann Logitech 160 Prozent Zielerfüllung melden.

Auf der Cebit zeigte Logitech als neues Produkt eine kabellose Tastatur. Sicher keine Produkteinführung, die die Welt aus den Angeln heben will, aber dennoch. Zusammen mit der bereits seit einiger Zeit verfügbaren kabellosen Maus kostet die Tastatur weniger als 200 Mark Endverkaufspreis. Lange glaubt fest daran, daß die kabellosen Eingabegeräte jetzt endlich den Durchbruch schaffen werden. Nach seinen Angaben liegt der Anteil der kabellosen Mäuse am gesamten Retail-Maus-Absatz (rund vier Millionen Stück) bei acht Prozent. Tendenz: steigend.

Lange hat aber nicht nur Erfolgsmeldungen zu verbreiten. Das im Herbst letzten Jahres eingeführte Regalsystem zur besseren Präsentation der Logitech-Produkte entpuppte sich bis heute noch nicht als der Hit (vergleiche ComputerPartner Nr. 18/97, Seite 42). In Langes Worten hört sich das so an: "Das Regalsystem hat gute Früchte getragen, vielleicht nicht ganz so, wie wir es erhofft haben. Aber wir bleiben dran."

Internet-Einbindung des Fachhandels

Gute Erfahrungen hat Lange dagegen offenbar mit einem anderen Versuchsballon gemacht, den er ebenfalls gegen Ende letzten Jahres startete. Der Test, den Game-Controller Cyberman 2 ausschließlich übers Internet zu verkaufen, verlief für die Münchener erfolgreich. Etwa 2,5 Prozent der Homepage-Besucher kaufen das Produkt, erklärt Lange. Das sind bei täglich 1.000 Besuchern 25 Käufer oder rund 750 im Monat (bei 30 Verkaufstagen, denn auch am Sonntag hat der Online-Shop geöffnet). "Da geht also schon was ab. Wir werden das Thema auf jeden Fall weiterverfolgen", erklärt Lange, der jetzt auch für Logitechs gesamten Internet-Auftritt in Europa verantwortlich ist.

Lange will den Fachhandel gerne viel intensiver in die Online -Vermarktung einbinden. Etwa dergestalt, daß der Besucher der Logitech-Homepage automatisch auf die Web-Site eines Händlers durchgeroutet wird, sobald er ein Produkt bestellen will. Natürlich steht auch Logitech hier noch am Anfang. Aber für Lange ist das Thema E-commerce von zentraler Bedeutung. "Die Regale der Zukunft sind digital. Für mich ist der E-commerce ein neuer Channel des stationären Handels", sagt er und erzählt begeistert von einem Lebensmittelhändler in Berlin, der sein gesamtes Warensortiment im Internet präsentiert. Alles wird dem Kunden nach Hause gebracht, von der Zahnpasta bis zum Kasten Bier - gegen 30 Mark Aufschlag versteht sich. (sic)