SZ-Interview mit Erich Kellerhals

Media-Saturn-Gründer will den Metro-Ausstieg

23.07.2012
Einen Tag vor dem ersten Schiedsgerichts-Termin im Streit mit der Metro hat sich Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung zu Wort gemeldet. Unter der Überschrift „Ich glaube, die wollen mich einfach nur ärgern“ zeigt sich Kellerhals dabei wenig optimistisch für das vom Oberlandesgericht München angeordnete Schiedsgerichtsverfahren (Channelpartner berichtete). Das Klima zwischen den MSH-Gesellschaftern sei vergiftet und die Motivation des Handelskonzern für ihn nicht nachvollziehbar, so Kellerhals.
Eines der wenigen öffentlichen Fotos von MSH-Gründer Erich Kellerhals

Einen Tag vor dem ersten Schiedsgerichts-Termin im Streit mit der Metro hat sich Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung zu Wort gemeldet. Unter der Überschrift „Ich glaube, die wollen mich einfach nur ärgern“ zeigt sich Kellerhals dabei wenig optimistisch für das vom Oberlandesgericht München angeordnete Schiedsgerichtsverfahren (Channelpartner berichtete). Das Klima zwischen den MSH-Gesellschaftern sei vergiftet und die Motivation des Handelskonzern für ihn nicht nachvollziehbar, so Kellerhals.

Dabei bringt der 72-jährige auch die Option von neuen Eigentümer-Verhältnissen für die Retail-Kette zur Sprache. Kellerhals selbst lehnt einen Verkauf seiner 22-prozentigen Unternehmensbeteiligung (Mitgründer Leopold Stiefel hält weitere 3 Prozent) kategorisch ab, scheint jedoch der Metro den Ausstieg bei Media-Saturn nahezulegen: „Es gibt Interessenten, die bei mir anklopfen. Wenn der Streit nicht beigelegt werden kann, müssen wir vielleicht über neue Gesellschafter nachdenken“, so Erich Kellerhals in der SZ-Printausgabe. Zuvor hatte der MSH-Gründer bereits auf seiner Homepage laut über einen möglichen Ausstieg der Metro nachgedacht (Channelpartner berichtete).

In dem Interview zeigt sich Kellerhals davon überzeugt, die richtigen Rezepte zu kennen, um Media-Saturn wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Während im Metro-Konzern Manager ohne Handelserfahrung kundenferne Entscheidungen träfen, könne Kellerhals nach wie vor aus jeder Unternehmenskennzahl herauslesen, was gut und was schlecht laufe. Trotz der Insolvenzen von eingeführten Handelsmarken wie Schlecker und Neckermann sieht der MSH-Gründer keine grundsätzliche Konsolidierung im Stationärhandel, sondern würde Media-Saturn lieber eine Vorwärtsstrategie verordnen. Krisen seien für die Retail-Kette immer eine Chance gewesen, zusätzliche Marktanteile zu erobern.

Wie das Interview zeigt, befindet sich Kellerhals mit der Online-Strategie von MSH im Reinen. Sowohl mit der Redcoon-Übernahme wie auch mit der Eröffnung der Onlineshops Saturn.de und Mediamarkt.de habe das Unternehmen auf den E-Commerce-Trend reagiert. Falls sich die Tendenz zum Online-Kauf weiter verstärke sei man in einer guten Ausgangsposition. Zunächst werde man jedoch das bestehende Internet-Angebot sukzessive ausbauen. Während Kellerhals der allgemeinen Alarm-Stimmung beim Thema E-Commerce Understatement entgegensetzt, begegnet der MSH-Gründer der China-Expansion der Elektronikkette sogar mit offener Skepsis. Die von der Metro ursprünglich angestrebte Expansionsgeschwindigkeit mit bis zu 1.000 Märkten hält Kellerhals für deutlich zu schnell und will einen Entscheid über den Ausbau des Asien-Geschäfts erst nach dem Ende der laufenden Pilotphase treffen. (mh)