Viele Absichten - mit und ohne Partner

Michael Dells Pläne

02.06.2008
Selbstkritische Töne schlug Michael Dell auf der Konferenz "All Things Digital" an: "Wir haben einige Dinge übersehen", sagte er - und gab zugleich einen Ausblick auf die kommenden Aktivitäten seines Unternehmens.

Von Wolfgang Leierseder

Michael Dell

Nach der Rückkehr von Michael Dell an die Spitze des gleichnamigen Computerherstellers Anfang 2007 waren erst mal Restrukturierungen und eine Neuausrichtung des Unternehmens angesagt. Die Folge: Bis heute mussten fast 7.000 Mitarbeiter gehen - die Zielgröße liegt jedoch bei 8.900. Zugleich kaufte Dell Firmen wie Silverback und Everdream, um sein Serviceangebot bei den Themen Infrastruktur- und Remote -Management zu verbessern, und Anfang dieses Jahres den Storage-Anbieter EqualLogic.

Gleichzeitig gab Dell seinen Einstieg in den indirekten Kanal bekannt, machte aber auch deutlich, dass das Unternehmen seine Geschäfte auf Privatkunden ausweiten wolle.

Nun, in einer ersten Bilanz dieser Aktivitäten, erklärte Dell auf der Konferenz "All Things Digital" in Carlsbad, Kalifornien, wie er den Verlauf der vergangenen 18 Monate sieht und was er plane.

Zunächst schlug er selbstkritische Töne an: Dell habe "einige Trends" im Computergeschäft verschlafen. Insbesondere das Retail- und Privatkundengeschäft sei ignoriert worden. Was das Retail-Geschäft angehe, habe Dell bereits eine deutliche Kehrtwende gemacht und durch Kooperationen mit Anbietern in zahlreichen Ländern einen starken neuen Verkaufsarm geschaffen. Das Privatkundengeschäft jedoch liege noch vor Dell. "Der Fokus für uns liegt nunmehr im Bereich Privatkunden-PC", erklärte Dell.

Sein Unternehmen werde nicht nur weitere Kooperationen mit "den besten Einzelhändlern weltweit" eingehen, sondern auch Produkte so gestalten, dass sie mit den Angeboten der Konkurrenten - zum Beispiel HP, Acer, in Europa auch FSC - gleichziehen könnten. Dell lobte die hauseigene Forschungsabteilung; sie habe, wie die neuen, farbigen Notebooks der Serie XPS zeigten, eine "hervorragende Arbeit" gemacht. "Wir haben unsere Ressourcen bei Design und Kundenwünschen verdreifacht", erklärte Dell.

Dells Pressesprecher für Deutschland, Michael Rufer, bestätigte gegenüber ChannelPartner Dells Aussagen. "Die Gewichtung Unternehmens- und Privatkunden soll sich verschieben." Man werde in Deutschland "deutlich investieren" und eine "Reihe von Produkten" in den Markt bringen, um das Geschäft mit Privatkunden in Schwung zu bringen. Zu einzelnen Produkten, die dieses Jahr kommen könnten - etwa das von Michael Dell bereits gezeigte Mini-Notebook, gerüchteweise ein Smartphone oder anspruchsvolle Spiele-PCs -äußerte sich Rufer nicht. Derzeit entfallen auf Privatkunden rund 20 Prozent der Umsätze.

Dell lernt noch das Partnergeschäft

Mit diesem Mini-Notebook spazierte Michael Dell auf der Konferenz "All Things Digital" herum - ein deutliches Zeichen für das erhöhte Engagement im Privatkundenmarkt.

Aber auch Unternehmenskunden könnten mit der Ausweitung der Marktpräsenz rechnen. Beflügelt von guten Verkaufszahlen bei Servern und einem "hervorragenden Auslandsgeschäft", etwa in Europa, wo Dell seinen Umsatz eigenen Angaben zufolge um 15 Prozent erhöhen konnte, werde Dell seine Anstrengungen erhöhen. Dazu Rufer: "Auch die Segmente Enterprise und SMB stehen klar im Fokus."

Klare Aussagen zum indirekten Kanal blieb Michael Dell auf dieser Konferenz allerdings schuldig. Diese holte er auf einer Analystenkonferenz vergangene Woche nach. Hier bestätigte er, dass Dell seit dem vierten Quartal 2007 rund 3.500 Solution Provider für sich und das Programm "PartnerDirect" gewonnen habe. Dennoch sei Dell noch in der Lernphase. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um unsere Wettbewerbspositionierung aufzubauen." Ein deutlicher Beleg dafür ist der Partner-Blog, den Dell angelegt hat (http://direct2dell.com/channel/Partner) und der von amerikanischen Partnern engagiert genutzt wird. (wl)