Ratgeber

Migration auf Windows 7 in kleinen Unternehmensnetzen

02.09.2011 von Bernd Reder
Der Microsoft-Support für Windows XP läuft am 8. April 2014 aus. Höchste Zeit also, sich mit dem Umstieg auf Windows 7 zu befassen, denn die Migration dauert etwa 18 bis 24 Monate. Der folgende Workshop gibt Tipps, wie die Umstellung auf Windows 7 in kleineren Firmennetzen zu meistern ist.

Windows XP ist nicht totzukriegen. Nach Angaben der Webanalysefirma Statcounter hatte das Betriebssystem Mitte Juni 2011 in Deutschland immer noch einen Marktanteil von rund 30,5 Prozent. Das ist deutlich mehr als das glücklose Windows Vista mit 18,6 Prozent. Windows 7 war dagegen bereits auf rund 42,2 Prozent aller Client-Systeme installiert.

Allerdings ist bei diesen Daten zu berücksichtigen, dass sie alle PCs berücksichtigen, die im Einsatz sind, sowohl Firmenrechner als auch Systeme von privaten Nutzern. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass Firmen meist nicht so schnell auf eine neue Betriebssystemversion umsteigen wie private Nutzer. Das kann mehrere Gründe haben:

• die Scheu vor Mehrausgaben, die durch das Upgrade entstehen können, etwa in Form der Lizenzgebühren für Windows oder die Aufrüstung der PC-Hardware;

• die Angst davor, dass ältere Anwendungen unter Windows 7 nicht mehr funktionieren;

• die Auffassung, man könne Windows 7 überspringen und gleich auf Windows 8 upgraden, das laut Microsoft voraussichtlich 2012 herauskommt.

Bildergalerie:
Auf Windows 7 migrieren
Laut Statcounter laufen immer noch 30 Prozent aller PC in Deutschland unter Windows XP. Allerdings hat Windows 7 im Januar den "Veteranen" überholt.
Auf Windows 7 migrieren
Nach Angaben von Matrix42, einem Anbieter von Systemmanagement-Software, müssen zwischen 13 und 36 Prozent der Anwendungen, die auf Windows-XP-Rechnern laufen, an Windows 7 angepasst werden.
Auf Windows 7 migrieren
Im Windows-7-Kompatiblitätscenter listet Microsoft alle Anwendungen auf, die mit Windows 7 zusammenarbeiten.
Auf Windows 7 migrieren
Nur für kleinere Migrationsprojekte tauglich: Das kostenlose Tool Windows Upgrade Advisor ermittelt, ob ein Rechner die Mindestanforderungen von Windows 7 erfüllt, etwa über genügend RAM und Prozessorleistung verfügt.
Auf Windows 7 migrieren
Wer unbedingt eine XP-Umgebung auf einem Windows-7-System benötigt, kann neben dem Microsoft-XP-Mode den kostenlosen VMware Player installieren. Diese Virtualisierungssoftware erfordert keine Hardware (Prozessor), die Virtualisierung unterstützt und führt einer virtuellen Umgebung ein Windows XP aus. Allerdings benötigt der Anwender im Gegensatz zum XP-Mode eine gültige XP-Lizenz.
Auf Windows 7 migrieren
Die gewohnte "Grüne Wiese" von XP: VMware Player führt Windows XP in einer Virtual Machine aus. Peripheriegeräte wie USB-WLAN-Adapter, Drucker, externe Festplatten et cetera erkennt die Software ohne Probleme.
Auf Windows 7 migrieren
Für die Migration in kleineren Windows-Umgebungen: Mit der kostenlosen Software Windows Easy Transfer lassen sich Benutzereinstellungen und die persönlichen Dateien eines Users auf einem externen Medium wie einer USB-Festplatten speichern und auf einen Windows-7-Rechner transferieren.
Auf Windows 7 migrieren
Mit dem System Image Manager (SIM), einem Bestandteil des Windows Automated Installation Toolkit (AIK), kann der Systemverwalter eine Abbilddatei (Unattended.xml-File) für die halbautomatische Installation von Windows 7 auf XP-Rechnern erstellen.
Auf Windows 7 migrieren
Für die einzelnen Installationsschritte und Konfigurationseinstellungen lasen sich mit dem System Image Manager Anpassungen vornehmen. Dies muss allerdings in relativ aufwändiger Handarbeit erfolgen.
Auf Windows 7 migrieren
Um die Installation zu lokalisieren, ist es bei AIK notwendig, in die Antwortdatei die entsprechenden Länder-Codes einzugeben.
Auf Windows 7 migrieren
Zum Abschluss überprüft das AIK, ob die Abbilddatei fehlerfrei ist.

Für Nutzer von Windows XP ist es deshalb an der Zeit, über eine Migration zu Windows 7 nachzudenken, weil Microsoft Rechner mit XP Service Pack 3 im Rahmen des "Extended Supports" nur noch bis zum 8.April 2014 unterstützt. Ab diesem Zeitpunkt wird es keine Updates für das Betriebssystem mehr geben, auch keine Patches, die Sicherheitslücken schließen.

Zeitplanung bei der Migration beachten

Wie lange es dauert, bis Client-Rechner von XP oder gar noch Windows 95/98 auf Windows 7 umgestellt sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das Wolfsburger Systemhaus H&D International Group gibt den Zeitraum mit vier bis 24 Monaten an, je nach Zahl der vorhandenen Rechner sowie der Zahl und Art der Applikationen. Generell ist Unternehmen anzuraten, den Migrationsprozess so zu "timen", dass dieser sechs bis acht Monate vor dem Ende des Supports von Windows XP abgeschlossen ist, also etwa Mitte 2013.

Mit den Vorbereitungen für die Migration auf Windows 7 sollten Anwender spätestens 18 Monate vor Auslaufen von XP beginnen, also spätestens Ende kommenden Jahres. Der Grund ist, dass ein Migrationsprojekt etliche Vorarbeiten erfordert. Dazu gehören bespielweise Tests der Programme, die von XP auf Windows 7 portiert werden sollen, außerdem eine Überprüfung der Hardware der Clients.

Ist-Zustand vorhandener Windows-Infrastruktur erfassen

Am Anfang des Migrationsprojekts steht die Analyse. Zu klären ist, wie es um die Hardware der vorhandenen Windows-PCs bestellt ist und welche Anwendungen auf ihnen laufen. Das heißt:

• die Zahl und Hardwareausstattung der Client-Rechner ermitteln, auf denen Windows 7 zum Einsatz kommen soll;

• die vorhandenen Anwendungen analysieren: Wie viele sind vorhanden, welche sind unternehmenskritisch, welche laufen auch unter Windows 7 und welche müssen erneuert werden;

• häufig übersehen wird, auch die Peripheriegeräte darauf zu überprüfen, ob für sie Windows-7-Treiber zur Verfügung stehen, etwa ältere Drucker, speziell Nadeldrucker, die häufig in Branchen wie der Industrie oder dem Logistikgewerbe eingesetzt werden, oder Scanner;

Darüber hinaus ist bei der Hardwareausstattung der PCs Folgendes zu beachten: Windows 7 erfordert mindestens einen 1-GHz-Prozessor, 1 GByte RAM, 16 GByte-Festplattenspeicher und eine DirectX-9-Grafikkarte. Bei der 64-Bit-Version sind die Anforderungen höher: Es sind 2 GByte RAM und 20 GByte Festplattenplatz zu veranschlagen. Wer die Festplattenverschlüsselung Bitlocker nutzen will, muss zudem einen Rechner besitzen, der die Spezifikation Trusted Platform Module (TPM) 1.2 unterstützt.

Programme, die bei der Inventarisierung helfen

Um die Inventarisierung durchzuführen, bietet sich bereits in kleineren Unternehmen mit etwa 50 PC-Arbeitsplätzen oder mehr der Einsatz von Asset-Management-Programmen an. Sie erlauben es, die Hard- und Software der Client-Systeme automatisch zu analysieren. Solche Produkte sind unter anderem der Inventory Manager von Numara Software, die Altiris Asset Management Suite von Symantec und der Landesk Inventory Manager von Landesk. Auch die deutschen Anbieter Aagon (ACMP Client Management Software) Baramundi Software AG (Baramundi Inventory), Matrix42 (Matrix 42 Inventory) und Optimal (Prism Asset Manager) haben entsprechende Lösungen auf Lager.

Wissenswert: Nach Angaben von Matrix42, einem Anbieter von Systemmanagementsoftware, müssen zwischen 13 und 36 Prozent der Anwendungen, die auf Windows-XP-Rechnern laufen, an Windows 7 angepasst werden.

Firmen aus dem oberen Mittelstand und Großunternehmen, die mehr als 500 oder 1000 PCs im Einsatz haben, setzen in der Regel bereits Client-Management-Programme ein. Zu den Anbietern in diesem Bereich zählen unter anderem BMC, CA, Dell, HP, IBM oder Novell mit Zenworks. Auch diese Pakete enthalten Komponenten, mit denen sich die Hard- und Softwarelandschaft im Unternehmensnetz erfassen lässt. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf der Verwaltung einer Client-Umgebung.

Preisgünstige Lösung mit Microsoft MAP

Wann der Einsatz von Client-Management-Systemen sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Dies hängt unter anderem von der Komplexität der IT-Umgebung, zum Beispiel der Zahl der Rechner und der Softwarepakete, ab. Berücksichtigt man jedoch, dass die Client-Landschaft durch den Trend hin zu mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets immer komplexer wird, macht ein Client-Management in der Praxis bereits ab etwa 100 Endsystemen Sinn.

Wer auf die genannten kostenpflichtigen Lösungen verzichten möchte, kann auf das kostenlose Microsoft Assessment and Planning Toolkit (MAP) zurückgreifen. Es liefert Informationen über die Windows- und Linux-Systeme in einem Netzwerk und über die auf den Rechnern installierten Betriebssysteme und Anwendungen. Zudem ermittelt MAP, welche Datenbanken (SQL, MySQL, Oracle) und Virtualisierungslösungen von VMware eingesetzt werden. Weiterhin gibt MAP an, welche Rechner für die Migration auf Windows 7 infrage kommen.

Inventory and Assessment Wizard für Windows 7

Das MAP-Toolkit erfordert die Installation einer Instanz von SQL Server 2008 R2 Express. Sie wird automatisch auf den Rechner aufgespielt. Um Systeme im Netz zu identifizieren, bietet MAP mehrere Möglichkeiten: die Auswertung der Active-Directory-Daten, von IP-Adressen, des Microsoft System Center Configuration Managers oder auch die manuelle Eingabe von Rechnernamen. Ein spezieller Wizard, der Inventory and Assessment Wizard, ermittelt, ob die Client-Systeme die Mindestanforderungen für Windows 7 oder auch Office 2010 erfüllen.

Als Ergebnis erhält der Systemverwalter eine detaillierte Aufstellung, welche Rechner Windows-7-tauglich sind und welche Aufrüstmaßnahmen gegebenenfalls zu ergreifen sind. Das MAP-Toolkit lässt sich übrigens auch dazu einsetzen, um Server zu überprüfen, auf denen Windows Server 2008 R2 oder SQL Server 2008 R2 aufgespielt werden soll.

Altanwendungen erfassen

Ein Faktor, der bei der Umstellung von Windows XP auf Windows 7 nicht unterschätzt werden darf, sind die "Alt-Anwendungen". Nach Angaben der Beratungsfirma Forrester Research werden je nach Branche bis zu mehr als 60 Prozent der eingesetzten Applikationen nicht von Windows 7 unterstützt. Ein Grund dafür ist, dass Windows XP noch mit DOS-basierten Applikationen zurechtkommt, Windows 7 jedoch nicht mehr.

Hilfreich: Im Windows-7-Kompatiblitätscenter listet Microsoft alle Anwendungen auf, die mit Windows 7 zusammenarbeiten.

Um festzustellen, welche Anwendungen zu Windows 7 kompatibel sind, ist im Vorfeld ein Blick in die Windows 7 Application Compatibility List for IT Professionals von Microsoft hilfreich. Sie wird regelmäßig aktualisiert und führt alle Anwendungen auf, die mit Windows 7 zusammenarbeiten. Die Excel-Liste ist wegen ihrer Größe zwar ein wenig unhandlich, dafür jedoch umfassend. Aufgeführt wird unter anderem, ob eine Applikation nur die 32- oder auch die 64-Bit-Version von Windows unterstützt und ob sie offiziell von Microsoft zertifiziert wurde.

Analyse mit Application Compatibility Toolkit

Ergänzend dazu bietet Microsoft das kostenlose Application Compatibility Toolkit (ACT) an. Diese Software ermittelt, welche Anwendungen zu Windows 7 kompatibel sind. Bevor sie eingesetzt wird, empfiehlt Microsoft eine Klassifizierung der vorhandenen Softwareumgebung nach Programmen, die

• geschäftskritisch,

• wichtig,

• "nice to have",

• unwichtig und

• nicht spezifiziert sind.

Das macht es einfacher, die Spreu vom Weizen zu trennen, das heißt festzulegen, welche Software unbedingt vorhanden sein muss, auch dann, wenn nötigenfalls neue Windows-7-Versionen angeschafft werden müssen. ACT durchsucht anschließend die Client-Systeme im Unternehmensnetz nach Programmen, listet diese auf und teilt sie in Windows-7-kompatible und -inkompatible Versionen ein.

Vom Ergebnis der Untersuchung hängen die folgenden Schritte ab. Zunächst sollte der IT-Fachmann ermitteln, welche Anwendungen überhaupt noch benutzt werden. Denn wie die Praxis zeigt, lagert auf vielen Client-Rechnern Software, die nicht mehr benötigt wird. Das "entschlackt" nicht nur die Clients, sondern spart unter Umständen auch Lizenzkosten. Zudem ist zu prüfen, welche der benötigten Applikationen mit Windows 7 zusammenarbeitet und welche durch eine neue Ausgabe ersetzt werden muss.

Für Altanwendungen XP-Modus , Virtual PC und VMware Player verwenden

Leider sind nicht in jedem Fall Windows-7-kompatible Versionen von Programmen verfügbar. Das kann der Fall sein, wenn beispielsweise der Hersteller der Software nicht mehr auf dem Markt aktiv ist oder Programme zum Einsatz kommen, die von kleinen Softwarehäusern speziell für ein Unternehmen entwickelt wurden, etwa eine spezielle Abrechnungssoftware oder ein Programm für die Lagerhaltung und Inventarisierung. Natürlich bietet es sich in diesem Fall an, parallel zur Umstellung auf Windows 7 nach einer Alternative für eine solche veraltete Lösung zu suchen. Dies führt jedoch nicht immer zum Erfolg.

Ein Ausweg in solchen Fällen: den XP-Modus von Windows 7 aktivieren. Er emuliert einen Windows-XP-Rechner. Die Voraussetzungen: Die Hardware des PCs unterstützt Hardwarevirtualisierung, und es kommt entweder Windows 7 Business/Professional oder die Ultimate-Version zum Einsatz. Da AMD (AMD-V) und Intel (Intel VT) seit 2006 in ihren Desktop-CPUs Hardwarevirtualisierung unterstützten, dürften die meisten derzeit im Einsatz befindlichen PCs in der Lage sein, einen XP-Rechner zu emulieren. Eine aktuelle Liste mit den entsprechenden CPUs findet sich in einem Wiki unserer Schwesterpublikation PC-Welt.

Um den XP-Mode zu implementieren, muss der Anwender zwei Dateien von Microsoft herunterladen und installieren: zuerst den XP-Mode-File und anschließend Microsoft Virtual PC - auch wenn Microsoft zuvor den etwas nervigen Genuine-Software-Check durchführt. Vorsicht: Es gibt zwei Versionen, eine für die 32- und eine für die 64-Bit-Version von Windows 7.

Die Installation ist einfach: zuerst die XP-Modus-Datei WindowsXPMode_de-de installieren, anschließend die Datei Windows6.1-KB958559-x64-RefreshPkg (Virtual PC). Der Rest läuft automatisch ab. Nach dem Neu-Booten steht unter Programme / Virtual PC ein Windows-XP-System zur Verfügung. Der User benötigt dazu keine XP-Lizenz. Allerdings ist der XP-Modus nicht in jedem Fall die richtige Lösung. In Online-Foren sind des Öfteren Postings zu finden, in denen von Problemen mit dem XP-Modus im Zusammenhang mit Anwendungen die Rede ist.

VMware Player statt XP-Modus

Eine ebenfalls kostenlose Alternative ist VMware Player. VMware Player ermöglicht es auch auf Systemen, deren Prozessoren keine Virtualisierung unterstützen, Windows XP auszuführen. Der Nutzer kann dazu den XP-Mode-File von Microsoft herunterladen und installieren. Statt jedoch anschließend Microsoft Virtual PC zu implementieren, wählt er VMware Player. Über den Menüpunkt File / Import XP Mode VM importiert er anschließend den XP-Mode-File.

Möglichkeiten: Wer unbedingt eine XP-Umgebung auf einem Windows-7-System benötigt, kann neben dem Microsoft-XP-Mode den kostenlosen VMware Player installieren. Diese Virtualisierungssoftware erfordert keine Hardware (Prozessor), die Virtualisierung unterstützt. Allerdings benötigt der Anwender im Gegensatz zum XP-Mode eine gültige XP-Lizenz.

Die zweite Variante: Der Nutzer legt bei VMware Player mit File / Create a New Virtual Machine eine virtualisierte XP-Version an. Allerdings benötigt er dazu ein Original-Windows-XP-Installationsmedium. Der XP-Modus ist dagegen kostenfrei zu haben. Nach der Installation steht sowohl unter Microsoft Virtual PC als auch VMware Player ein funktionierendes Windows XP zur Verfügung.

Die gewohnte "Grüne Wiese" von XP: VMware Player führt Windows XP in einer Virtual Machine aus. Peripheriegeräte wie USB-WLAN-Adapter, Drucker oder externe Festplatten erkennt die Software ohne Probleme.

Zu beachten ist dabei jedoch, dass der Gastrechner Ressourcen für die virtualisierte Version freigeben muss: mindestens 512 KByte RAM und etwa 50 bis 75 GByte Festplattenplatz, je nachdem, wie viele Anwendungen in der XP-Umgebung installiert werden sollen.

Virtualisiertes XP ist keine Lösung

Allerdings haben der XP-Modus und VMware Player mehrere Nachteile: Die Software muss auf jedem Rechner installiert werden, auf dem eine Software laufen sollen, die zu Windows 7 inkompatibel ist. Das erhöht den Managementaufwand. Zudem ist beim XP-Modus zu beobachten, dass er nicht mit allen Alt-Applikationen zurande kommt.

Ein weiterer Nachteil: Werden solche virtualisierten XP-Systeme implementiert, bedeutet das einen deutlich höheren Aufwand für die IT-Abteilung. Sie muss neben den Windows-7-Clients auch die virtualisierten XP-Systeme auf den Rechnern verwalten.

Migrationsplan erstellen

Steht fest, wie viele Systeme und Programme auf Windows 7 migriert werden sollen, wird ein Plan aufgestellt. Dieser sollte Testläufe mit einer niedrigeren Zahl von Clients umfassen. In einem kleineren Unternehmen reichen 10 bis 15 Rechner aus, in mittelständischen und größeren Firmen kann eine Außenstelle mit mehr Clients (bis zu 100 Systeme) herangezogen werden.

Migrationsszenarien Windows 7

Zahl der Windows-Clients

bis 100

bis 200

200-500

Qualifikation der IT-Abteilung

Teil- oder Vollzeit-IT-Mitarbeiter

Eventuell externer IT-Dienstleister

Keine speziellen Kenntnisse

IT-Fachmann

Eventuell mit Erfahrung beim Bereitstellen (Deployment) von Anwendungen und Betriebssystemen

IT-Fachmann

Erfahrung mit Installation von Anwendungen und Betriebssystemen wünschenswert

Erfahrung mit System Center Configuration Manager wünschenswert

Lizenzvereinbarung

Einzelhandel

Einzelhandel oder Software Assurance

Software Assurance

Lizenzart

Einzelhandel

Einzelhandel oder Volumenlizenz

Volumenlizenz

IT-Infrastruktur

Kleines ungemanagtes Netz

Ein Standort oder wenige Außenstellen

Manuelle Client-Konfiguration

Kleines Netzwerk

Standardisierte Client-Konfigurationen

Standardanwendungen

Eventuell Windows-Server im Einsatz

Mehrere Standorte

Gemanagtes Netzwerk (Client-Management)

Windows-Server im Einsatz

Mehrere Standorte, davon mindestens einer mit mehr als 25 Usern

Eventuell Microsoft System Center Configuration Manager

Installationsart

Betriebssystem und Anwendungen werden von Hand aufgespielt

Umstellung auf Windows 7 mithilfe eines Standard-Images (Windows Preinstallation Environment)

Weitgehend automatische Installation von Betriebssystem und Anwendungen, gegebenenfalls über das Netzwerk

Begrenztes Eingreifen des IT-Personals bei Beginn der Installation erforderlich (Booten von Clients)

Tools von Microsoft

Windows Automated Installation KIT (AIK)

Windows Automated Installation KIT (AIK)

Application Compatibility Toolkit (ACT)

Microsoft Deployment Toolkit (MDT)

Windows Automated Installation KIT (AIK)

Application Compatibility Toolkit (ACT)

Microsoft Deployment Toolkit (MDT)

Windows Deployment Services

Microsoft Assessment and Planning Toolkit (MAP)

Eventuell System Center Configuration Manager oder vergleichbares Client-Management-System

Zudem ist es notwendig, eine möglichst exakte Aufwandsplanung aufzustellen. Sie sollte darüber Aufschluss geben,

• wie lange die Umstellung voraussichtlich dauert und

• welche Ressourcen dafür abgestellt werden müssen. Dies schließt die Arbeitsleistung der IT-Abteilung mit ein, zudem den finanziellen Aufwand für das Aufrüsten oder den Kauf von Rechnern. Hinzu kommen die Ausgaben für Migrations-Tools, Beratungsleistungen und eventuell ein Client-Management-Systems.

• Ebenfalls zu berücksichtigen ist der Nutzungsausfall von Systemen, die migriert werden und den Mitarbeitern in dieser Zeit nicht zur Verfügung stehen.

• Schulung: Speziell beim Umstieg von XP auf Windows 7 in Verbindung mit einer Migration von Office 2003 zu Office 2010 kommen Aufwendungen für die Schulung der User hinzu. Pro Mitarbeiter sind erfahrungsgemäß etwa zwei Manntage zu veranschlagen.

Benutzerdaten und Einstellungen sichern

Beim Upgrade von Windows XP auf Windows 7 gibt es in der Regel keine Probleme mit den Benutzereinstellungen. Sie werden mit übernommen. Anders sieht es aus, wenn ein Windows-7-System neu aufgesetzt wird. In kleinen Unternehmen mit wenigen PCs genügt in der Regel das Tool Easy Transfer von Microsoft. Es steht kostenlos für Windows XP 32- und 64 Bit zum Herunterladen bereit. Mit dem Programm kann der Systemverwalter Benutzerdaten und die benutzerspezifischen Dateien (etwa E-Mails, Dokumente oder Downloads) auf das neue System überspielen.

Die Alternative: Für die Migration in kleineren Windows-Umgebungen helfen Tools. So lassen sich mit der kostenlosen Software Windows Easy Transfer Benutzereinstellungen und die persönlichen Dateien eines Users auf einem externen Medium wie einer USB-Festplatte speichern und auf einen Windows-7-Rechner transferieren.

In mittleren und größeren Netzen ab etwa 100 Windows-Rechnern ist es angebracht, Microsofts kostenloses User State Migration Tool (USMT) einzusetzen. Die aktuelle Version 4.0 ist für Migrationsprojekte vorgesehen, bei denen Standardinstallationen von Windows 7 auf einer großen Zahl von Systemen implementiert werden sollen, und dies in automatisierter Form.

Migration für kleine Windows-Umgebungen durchführen

Um die Migration in der Praxis durchzuführen, stehen vier Verfahren zur Auswahl:

• die Installation von Hand unter Einsatz von Tools wie dem Microsoft Windows Automated Installation Kit für Windows 7,

• der Einsatz eines Standard-Images,

• die automatische Installation und

• das automatische "Roll-out" mittels des System Center Configuration Managers von Microsoft oder einer vergleichbaren Lösung eines anderen Anbieters.

Für kleine Netze mit etwa 50 Clients (Microsoft sagt sogar bis zu 100 Client-Rechnern) reicht die Migration "von Hand" aus. Leichter fällt dieser Prozess, wenn auch Deployment- oder Client-Management-Programme eingesetzt werden. Anbieter solcher Produkte sind unter anderem Aagon, Matrix42, Numara, Landesk und Symantec.

Für kleine Migrationsprojekte tauglich: Das kostenlose Tool Windows Upgrade Advisor ermittelt, ob ein Rechner die Mindestanforderungen von Windows 7 erfüllt, etwa über genügend RAM und Prozessorleistung verfügt.

Als Hilfsmittel steht mit dem Windows Automated Installation Kit für Windows 7 eine kostenlose Sammlung von Migrations-Tools zur Verfügung. Für Windows 7 Service Pack 1 gibt es eine spezielle Version.

Antwortdatei erzeugen

Um eine automatische Installation (unattended) auf einem Zielrechner durchzuführen, muss mithilfe des System Image Managers (SIM) von Windows AIK eine Unattended.xml-Datei erzeugt werden. Sie wird während des Setup-Vorganges eingelesen.

Details: Mit dem System Image Manager (SIM), einem Bestandteil des Windows Automated Installation Toolkits (AIK), kann der Systemverwalter eine Abbilddatei (Unattended.xml-File) für die halbautomatische Installation von Windows 7 auf XP-Rechnern erstellen.

Auf Technet hat Microsoft ein Dokument veröffentlicht, das die einzelnen Schritte zum Erstellen der Antwortdatei beschreibt Dort sind die Komponenten aufgelistet, die der Antwortdatei hinzugefügt werden müssen, genauer gesagt den einzelnen Modulen, die im Fenster Antwortdatei unter components von SIM aufgeführt sind, etwa windowsPE oder offline Servicing. Allerdings ist die Beschreibung nicht sehr eingängig. Hilfreich und detailliert ist hierzu der Artikel von Thomas Joos auf TecChannel. Wer stattdessen eine Antwortdatei für Windows Vista erzeugen möchte, findet eine entsprechende Anleitung im Beitrag von Holger Schweitzberger im Itacs-Blog.

Die Unattend.xml-Datei lässt sich mithilfe des System Image Managers (SIM) des bereits erwähnten AIK-Toolkits von Microsoft erstellen. Dies erfolgt am besten auf einem "Technical PC", also einem Rechner, der für die Vorbereitung von Installationen herangezogen wird.

Kurzanleitung "Unattended.xml"

Die Windows-7-DVD in das Laufwerk eines Windows-7- Rechners einlegen und aus dem Sources-Verzeichnis die Datei Install.wim in ein Arbeitsverzeichnis auf dem Rechner kopieren.

Dann SIM starten, über Start / Programme auf dem Windows-System zu Microsoft Windows AIK navigieren und dort zu Windows System Image Manager. Anschließend im Dateimenü Windows Abbild wählen anklicken und den Speicherort der zuvor kopierten Install.wim-Datei angeben.

Aufwendig: Für die einzelnen Installationsschritte und Konfigurationseinstellungen lassen sich mit dem System Image Manager Anpassungen vornehmen. Dies muss allerdings in relativ aufwendiger Handarbeit erfolgen.

Im folgenden Dialogfenster die Windows-7-Version anklicken, die installiert werden soll und für die ein Registrierungsschlüssel von Microsoft vorhanden ist. SIM erstellt anschließend eine Katalogdatei (.clg), beispielsweise install_Windows 7 ULTIMATE.clg. Dann in SIM auf Datei gehen und eine neue Antwortdatei erstellen.

Achtung: Um die Installation zu lokalisieren, ist es bei AIK notwendig, in die Antwortdatei die entsprechenden Länder-Codes einzugeben.

Zu welcher Component (Fenster rechts oben von SIM) die einzelnen Unterkomponenten (Fenster "Windows-Abbild" unten links) zählen, macht ein Rechtsklick mit der Maus auf eine der Unterkomponenten deutlich. Auf dieselbe Weise lassen sich diese Unterkomponenten den Components hinzufügen.

Nach Abschluss dieses Prozesses muss die Unattended.xlm-Datei auf Fehler überprüft werden. Dazu unter Extras auf Antwortdatei überprüfen gehen. Lief alles korrekt ab, erscheint im Fenster unten rechts bei Meldungen die Mitteilung Keine Warnungen oder Fehler. Zum Abschluss den erzeugten File auf einem USB-Stick unter dem Namen AutoAttend.xlm abspeichern.

Lösungen für größere Umgebungen

Vor dem Booten des Zielrechners von einer Windows-DVD wird der USB-Stick mit der Antwortdatei mit dem Rechner verbunden. Beim Boot-Vorgang greift Windows 7 darauf zu und berücksichtigt die Einstellungen in der Datei, etwa die Anmeldung an einer bestimmten Windows-Domäne, Spracheinstellungen oder Sicherheitskonfigurationen.

In größeren Umgebungen ab 100 Clients ist die automatische Installation zu bevorzugen. Dieses Verfahren erfordert den Einsatz eines Dateiservers unter Windows Server 2008 beziehungsweise Windows Server 2008 R2. Auf ihm werden die Windows-7-Installationen inklusive Anwendungen und Treibern hinterlegt. Der Client-Rechner holt sich diese Dateien über das Netzwerk.

Erforderlich ist eine Windows-PE-Version auf einem Speicher-Stick oder einer DVD, von der der Client-Rechner bootet. Insofern ist immer noch ein gewisses Maß an Handarbeit erforderlich. Die eigentliche Installation läuft automatisch ab. Als Hilfsmittel bietet Microsoft das Microsoft Deployment Toolkit (MDT) an. Die kostenlose Software konfiguriert die Deployment-Services (Bereitstellungsdienste) auf dem Server.

Für Unternehmen mit mehr als 500 PC-Arbeitsplätzen kommt die Client-Management-Suite "System Center Configuration Manager" von Microsoft oder ein vergleichbares Produkt eines anderen Herstellers in Frage. Sie erlauben es, die Migration eines XP-Rechners zu starten, ohne dass dieser manuell von einem Preinstallation Environment gestartet werden muss.

Seit Mitte Juni ist die zweite Beta-Version von System Center Configuration Manager 2012 verfügbar. Sie wird als vorkonfigurierte Virtual Hard Disk (VHD) bereitgestellt. Allerdings ist diese Software für eine reine Windows-7-Migration völlig überdimensioniert. Es handelt sich um ein Komplettpaket für das Verwalten von Endgeräten, das Verteilen und Updaten von Software aller Art und das zentrale Management der Konfigurationseinstellungen von Client-Systemen. (hal / so)

Dieser Artikel erschien zunächst bei unserer Schwesterpublikation TecChannel.