Fettnäpfchen erfolgreich vermeiden

Mit Manieren zum Erfolg im Job

08.05.2018 von Alexandra Mesmer
Gutes Benehmen sollte eigentlich selbstverständlich sein. Trotzdem tritt man oft ungewollt in Fettnäpfchen: falsche Begrüßung, störendes Hantieren mit dem Handy oder unvorsichtiges Lästern vor Kollegen. Unsere Knigge-Tipps zeigen, wie Sie die größten Fallen geschickt umgehen.

Im Geschäftsalltag kann man überall leicht anecken. Schnell hinterlässt man bei seinem Gegenüber einen schlechten Eindruck, ohne es selbst zu merken. Das fängt schon bei so vermeintlich banalen Dingen wie der Begrüßung oder der Anrede an. Oder sind Sie sich beispielsweise immer sicher, wie in E-Mails die Ansprechpartner anzureden sind?

Wer Fettnäpfchen im Job vermeiden will, sollte einige Regeln beachten. Denn mit einer korrekten Begrüßung allein ist es noch lange nicht getan.
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Ein Klassiker ist auch immer wieder die richtige Kleidung. Wäre für das Meeting doch eine Krawatte angebracht, oder mache ich mich damit lächerlich? Frauen können im Business auch sehr schnell in die falsche Klamottenkiste gegriffen haben – okay für die Freizeit, aber bitte nicht im Unternehmen.

Und wer fühlte sich nicht schon einmal gestört über die Manieren des Kollegen, egal ob im Meeting oder zu Tische? Und dann fragt man sich: Merkt der Kollege eigentlich gar nicht, dass er kein Benehmen hat?

Wir stellen für Sie die sieben wichtigsten Knigge-Tipps für den Geschäftsalltag zusammen.

1. Anrede in E-Mails

Wie lautet die korrekte Anrede in einer E-Mail an mehrere Empfänger, bei der alle bis auf einen Adressaten normalerweise mit "Du" angeredet werden? Sollte man Sie einzeln anreden, also "Sehr geehrter Herr Schmitz, hallo Hans, hallo Fritz, ..."?

Das meinen unsere Benimm-Expertinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig :

Anke Quittschau (rechts) und Christina Tabernig von der Agentur Korrekt sind Expertinnen in Sachen gutes Benehmen im Geschäftsumfeld.
Foto: Korrekt

"Bei einer Mail mit wenigen Empfängern, empfiehlt es sich, alle Empfänger persönlich anzusprechen. Dabei sollten Sie die Rangfolge beachten, der Höchstrangige steht an erster Stelle (unabhängig vom Geschlecht). Ist also Herr Schmitz der Höherrangige, und mit Hans und Fritz duzen Sie sich, ist der Vorschlag genau der Richtige: "Sehr geehrter Herr Schmitz, hallo Fritz, hallo Hans,...". Dies gilt jedoch nur, wenn die E-Mail intern genutzt wird. Geht die E-Mail auch an Kunden, sollten Sie immer die "Sie-Anrede" wählen.

Geht eine E-Mail an mehrere Empfänger, die nicht alle persönlich angesprochen werden sollten, kann man durchaus die Ansprache "Liebe Kollegen" wählen. Diese sollte jedoch zur persönlichen Beziehung der Beteiligten passen. Wem die Anrede "Liebe ..." zu vertraulich und die Standardvariante "Sehr geehrte Damen und Herrn" zu langweilig scheint, kann auch einen Tagesgruß einsetzen, etwa "Schönen guten Morgen, Kollegen!". Auch die die Variante "Hallo Kollegen" ist heute durchaus akzeptiert, allerdings nur unternehmensintern. "

2. Wann Männer auf Krawatten verzichten können

Was bedeutet Business Casual für Männer?

Das meinen unsere Benimm-Expertinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig:

Keine Krawatte zum Anzug trägt der Herr, wenn der Dresscode "Business Casual" heißt. Dieser bedeutet immer: Anzug ohne Krawatte – und nicht weniger. Es sind also keine Jeans damit gemeint, wie viele Herren denken. Ein Button-down-Hemd zum Anzug oder eine Kombination ist hier perfekt. Im Sommer können Männer auch einen hellen Baumwollanzug ohne Krawatte tragen.

Lesetipp: Dresscodes im Job

3. Was Frauen im Vorstellungsgespräch anziehen sollten

Was ziehe ich zum Vorstellungsgespräch an? Ist ein Kostüm in größeren Unternehmen Pflicht? Wie kann ich den ersten Eindruck auf das Gegenüber mit meiner Kleidung beeinflussen?

Das meinen unsere Benimm-Expertinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig:

"Das Vorstellungsgespräch ist einer der wichtigsten Tage im Leben. Das Outfit sollte modern wirken, aber trotzdem die klassischen Richtlinien einhalten. Nur wenige Sekunden dauert der erste Eindruck, kann aber bestimmend für Ihre Chancen sein und bestimmt über das Gelingen oder Misslingen des Bewerbungsgesprächs. Frauen stehen in der Business-Kleidung mehr Farben zur Auswahl als Männern. Im Sommer eignen sich neben den klassischen Business-Farben (schwarz, grau, dunkelblau) auch gedeckte Farben wie beige und Pastelltöne. Verzichten Sie auf aufdringliches Rot oder Pink.

Wichtig ist, dass man sich darin wohlfühlt und nicht verkleidet wirkt. Die Kleidung sollte weder zu lässig noch zu gestyled sein. Ob Kostüm mit Rock oder Hosenanzug spielt keine Rolle.

Bei einem Rock sollte man im eigenem Interesse auf die Länge achten: Zu kurz wirkt wenig kompetent, die ideale Länge ist eine Handbreit über dem Knie. Verzichten sollten Frauen auf erotische Signale wie transparente Blusen oder tiefe Ausschnitte. Auch im Hochsommer sollte man Strümpfe zum Rock anziehen und auf Sandaletten verzichten, bei denen die Zehen zu sehen sind. In konservativen Kreisen stößt dies immer noch auf Unverständnis. Gut gepflegte, geputzte Schuhe sind wichtig, die Höhe des Absatzes sollte 6 Zentimeter nicht übersteigen.

Das Make-Up sollte dezent sein: Lippenstift ja, aber nicht zu auffällig. Bitte achten Sie darauf, keine Überdosis Parfum zu benutzen. Sie sollen den künftigen Chef nicht betäuben, sondern lediglich ein gepflegtes Äußeres abgeben. Gehen Sie auch sparsam mit Accessoires um. Hier gilt die Regel: weniger ist mehr!

Die Frisur sollte gepflegt und natürlich erscheinen. Sowohl hochgesteckt als auch offen sind erlaubt. Aus dem Gesicht gekämmt ist aber eine gute Wahl. Dies wirkt aufgeräumt und kompetent.

Machen Sie keine Unterschiede in Ihrem Auftreten, ob mittelständisch oder großes Unternehmen. Gut ist, wenn Sie immer einen Tick besser gekleidet sind als die Mitarbeiter, nicht aber als der künftige Vorgesetzte.

Lesetipp: Erster Arbeitstag – so punkten Sie bei den neuen Kollegen

Handy im Meeting, Tischsitten, Small Talk, Lästern

4. Handy im Meeting

Wie sollte man sich verhalten, wenn man während eines Meetings einen wichtigen Anruf erwartet?

Das meinen unsere Benimm-Expertinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig:

Das Handy sollte in jeder Besprechung ausgeschaltet sein. Damit tut man vor allem sich selbst einen Gefallen. Denn allein das Geräusch des Vibrationsalarms lenkt ab und lässt uns unaufmerksam werden. Erwartet man einen wirklich wichtigen Anruf, sollte man dies unbedingt vorher ankündigen und das Telefon auf lautlos schalten. Ein optisches Signal reicht völlig. Kommt dieser wichtige Anruf dann, sollte man den Besprechungsraum zum Telefonieren verlassen. Grundsätzlich signalisiert ein Handy auf dem Tisch den Gesprächspartnern immer, dass sie zweitrangig sind.

Lesetipp:Die sieben Todsünden der Business-Kommunikation

5. Tischsitten in der Kantine

Muss man in der Kantine Rücksicht nehmen auf Kollegen, die langsam essen? Darf man aufstehen und wieder an seinen Schreibtisch zurückgehen, obwohl einzelne Kollegen noch nicht fertig sind?

Das antworten die Benimm-Expertinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig:

"Da es sich in der Kantine um ein inoffizielles Essen handelt, kann man sich gerne bei seinen Kollegen entschuldigen und vom Essen "abmelden". Meist ist es auch so, dass die Kollegen nacheinander eintröpfeln und so nicht verlangt wird, dass jeder bis zum Ende dabei sitzen bleibt. Geht man mit zwei oder mehreren Kollegen gleichzeitig zum Essen, kann man auch früher aufstehen. Allerdings sollte die Entschuldigung nicht vorwurfsvoll wirken für die, die langsamer essen. Also nicht: "Ich habe noch wichtige Arbeit zu erledigen", sondern eher: "Ich muss noch einen Termin vorbereiten" oder "Entschuldigen Sie mich, ich habe ein Projekt, dessen Abgabetermin heute ist..."

Unfreundlich wäre es, wenn man nur mit einem Kollegen am Tisch sitzt und diesen allein zurücklässt. In dem Fall sollte man ausharren und eventuell einen Schluck im Glas lassen oder sogar etwas vom Nachtisch zurückhalten. Dann wirkt die Situation für den Kollegen, der langsamer isst, nicht ganz so unangenehm, und er hat nicht ständig das Gefühl, man warte nur auf ihn."

6. Small Talk: Wie finde ich einen Gesprächspartner?

Man ist zu einer Veranstaltung eingeladen, und der Gastgeber hat sich schon von einem verabschiedet. Dann muss man sich auf die Suche nach einem geeigneten Gesprächspartner machen. Wie findet man das beste Small-Talk-Opfer?

Das meinen unsere Benimm-Expertinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig:

"Das beste Opfer für einen Small Talk ist jemand, der alleine ist. Auf diesen Veranstaltungen heißt es nicht "Beobachten macht Spaß", sondern Beziehungen knüpfen ist angesagt. Beobachten Sie beim Eintreten in den Raum, wer Ihnen längeren Blickkontakt gewährt.

Gruppen, die offen beieinanderstehen, kann man sich zum Small Talk gern anschließen.
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Dies sind für Sie später potenzielle Gesprächspartner. Suchen Sie Gruppen, die offen beieinander stehen. Gibt es Lücken, in denen Sie sich dazustellen können? Eine Gruppe, die geschlossen mit den Rücken zu uns steht, möchte meist nicht gestört werden. Sollten Sie keine Gruppe finden, der Sie sich anschließen können, ist der beste Platz für Sie zwischen Eingang und Bar. Dieser Weg wird am häufigsten frequentiert. Vielleicht bleibt dann der ein oder andere Gast bei Ihnen hängen.

Lesetipp: So lernen Sie den richten Small Talk

7. Achtung: Lästereien am Arbeitsplatz

Wie soll man sich verhalten, wenn sich Arbeitskollegen über andere Kollegen beschweren? Soll man bei solchen Lästereien schweigen?

Das meinen unsere Benimm-Expertinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig:

"Wer sich dazu hinreissen lässt, mitzulästern, begibt sich auf dünnes Eis. Mit anderen in die gleiche Kerbe zu schlagen, macht nicht unbedingt sympathisch. Es kann einen schneller ereilen als man glaubt, dass im nächsten Moment über einen selber gelästert wird. Bei solchen Gesprächspartner bleibt man am besten diplomatisch und hält sich zurück. Das Überleiten zu einem anderen Thema ist dann wirklich die beste Lösung. Eventuell könnte man sich beim einen oder anderen Mal von der Gruppe verabschieden und sich anderen Gesprächspartnern zuwenden. Dass dann auch über einen selber hergezogen werden könnte, sollte in diesem Augenblick egal sein."

Lesetipp: "Mobbing – so reagieren Sie richtig"