Alternativen zu Bankkrediten

Mittelstand sucht neue Finanzierungsquellen

18.05.2012
Durch die Banken-Eigenkapitalregel "Basel III" könnte der deutsche Mittelstand sehr stark belastet werden.
Folgen von Basel III: Kredite könnten teurer und knapper werden.

Durch die Beschlüsse der EU-Finanzminister, im Rahmen von Basel III strengere Banken-Eigenkapitalregeln einzuführen, sieht der Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (BITMi) den deutschen Mittelstand überproportional belastet. Die höhere Eigenkapitalquote für die rund 8.300 Banken und Kreditinstitute in der EU führt dazu, dass Kredite für den Mittelstand knapper und teuer werden sowie mit mehr Sicherheiten hinterlegt werden müssen.

Nach Ansicht von BITMI-Präsident Oliver Grün ist es daher erforderlich, für den heimischen IT-Mittelstand weitere Finanzierungsquellen zu schaffen. Als Alternative regt der nach eigener Einschätzung einzige deutsche IT-Verband, der ausschließlich mittelständische Interessen vertritt, ein mittelständisch geprägtes Private-Equity-Gesetz sowie einen speziellen IT-Fonds Deutschland an.

Fordert eine deutliche Absenkung der Risikogewichte für Kredite an den Mittelstand: BITMi-Vorsitzender Oliver Grün.

"Im Gegensatz zu Ländern wie den USA oder Großbritannien haben die Kreditinstitute gerade in Deutschland eine herausragende Bedeutung für die Mittelstandsfinanzierung", erläutert Grün. Nach Einschätzung des BITMi-Präsidenten könnten ein solches Private-Equity-Gesetz und der IT-Fonds Deutschland dazu beitragen, die Abhängigkeit von Bankkrediten zu verringern. "Gleichzeitig könnte der Mittelstand dadurch an frisches Kapital gelangen, ohne dass die Betriebe Gefahr laufen, die Kontrolle über ihr Unternehmen zu verlieren." Dies würde nach Angaben von Grün vor allem mittelständische Wachstumsfirmen und Neugründungen fördern und dazu beitragen, dass zukünftig Global Player wie eBay, Google, Facebook und Co. auch wieder aus Deutschland kommen.

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Zwar betont Grün, dass auch durch das Inkrafttreten von Basel III weiterhin der Mittelstandskompromiss von Basel II Bestand haben wird. "Jedoch werden nach Expertenmeinung angesichts der eingeschränkten Risikoübernahmemöglichkeiten die Kreditinstitute vor allem Betriebe im mittleren Rating mit höheren Finanzierungskosten oder mehr Sicherheiten belegen." Aus diesem Grund fordert der BITMi eine deutliche Absenkung der Risikogewichte für Kredite an den Mittelstand. Die Überlegungen der Bundesbank, für Mittelstandskredite Ausnahmen zuzulassen, werden vom IT-Verband daher ausdrücklich begrüßt.

Nach den Beschlüssen der EU-Finanzminister können einzelne Staaten die geforderte Kernkapitalquote von maximal sieben Prozent um bis zu fünf Prozentpunkte erhöhen. Bislang mussten die Kreditinstitute nur zwei Prozent ihrer riskanten Geschäfte mit hartem Kernkapital unterlegen. Die Beschlüsse der EU-Finanzminister müssen noch mit dem EU-Parlament abgestimmt werden, das bei der Gesetzgebung mitentscheidet. Das von den G-20-Staaten vereinbarte Basel-III-Regelwerk muss danach von den einzelnen Ländern noch jeweils in nationales Recht umgesetzt werden, damit es für die Banken verbindlich wird. Dies soll bis Ende 2012 geschehen, damit die Regeln wie geplant ab 2013 in Kraft treten können. Die bessere Kapitalausstattung der Banken soll weitere Finanzkrisen verhindern helfen. (tö)

"Software Made in Germany" – kontroverse Meinungen
Oliver Grün, Grün Software, und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands IT-Mittelstand e.V. (BITMi):
"Das Gütesiegel "Software made in Germany" ist ein sehr großer Erfolg. Bei uns gehen fast täglich Anfragen auf Zertifizierung ein. Die große Resonanz zeigt, dass wir mit unserer Konzeption ein Kernanliegen der IT-KMUs getroffen haben. Für deutsche IT-Firmen ist es nicht nur wichtig, eine qualitativ hochwertige Lösung anbieten zu können. Vielmehr geht es darum, diese weltweit vermarkten zu können und dementsprechend wettbewerbsfähig zu sein. Denn der deutsche Mittelstand birgt dasselbe Potenzial wie eBay, Google, Twitter oder Facebook."
Martin Hubschneider, CAS Software:
"Das Gütesiegel ist ein riesiger Erfolg, ein eindeutiges Leistungsversprechen und ein Symbol, das von Kunden im In- und Ausland sofort verstanden wird. Es bestätigt unser permanentes Streben nach Spitzenqualität und die Fähigkeit, den höchsten Ansprüchen unserer Kunden gerecht zu werden."
Michael Kempf, MKS Software:
"Generell genießen Produkte "Made in Germany" weltweit einen hervorragenden Ruf. Davon wollen wir profitieren. Wir erhoffen uns durch das Gütesiegel einen Imagegewinn. Die Nähe zum Softwareanbieter ist für Nutzer ein entscheidender Faktor in der Geschäftsbeziehung. Diese Botschaft wird durch das Gütesiegel hervorragend transportiert."
Martin Pfisterer, ElectronicSales:
"Wir sehen das Gütesiegel des BITMi als eine externe Bestätigung unserer Fokussierung auf Qualität, Service und Zuverlässigkeit. Dazu gehört auch ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland: von der Konzeption, Entwicklung und Gestaltung bis hin zum Projektmanagement und Support. Das Qualitätssiegel kommt bei Interessenten und Kunden sehr gut an und hat sich als Bestandteil unserer Marketingstrategie bewährt. Wir haben bereits Neukunden gewonnen, die im ersten Schritt durch die "Software Made in Germany"-Zertifizierung auf uns aufmerksam wurden."
Max Ertl, DocuWare Europe:
"Zertifizierungen sind für viele Unternehmen ein Kriterium im Auswahlprozess. Wir haben uns von Anfang an auf unsere Fahnen geschrieben, Software von höchstmöglicher Produktqualität zu entwickeln. Durch das Gütesiegel haben unsere Anwender eine weitere Gewissheit, dass DocuWare höchsten Anforderungen gerecht wird."
Martin Berchtenbreiter, Microsoft:
"Das Ziel des BITMi, die Innovationskultur und den Wissenstransfer zu festigen, einen Überblick über IT-Lösungen zu schaffen und den Standort Deutschland zu stärken sehen wir sehr positiv. Ob allerdings ein Gütesiegel in der aktuellen Form hilfreich ist, muss der Bundesverband mit seinen Mitgliedern vereinbaren. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel in die Qualitätssicherung unserer Produkte investiert. Unsere Erfahrung zeigt, dass für den Kunden die Qualität im täglichen Einsatz das Entscheidende ist, weniger die Herkunft der Software."
Friedrich Neumeyer, SAP:
"SAP ist ein globales Unternehmen. Natürlich liegen unsere Wurzeln, auf die wir sehr stolz sind, in Deutschland. Und wir profitieren von einem positiven Image des IT-Standorts hierzulande. Gleichwohl generieren wir 80 Prozent unseres Umsatzes außerhalb Deutschlands. Auch die Software für unsere Mittelstandskunden entwickeln wir auf der ganzen Welt und nehmen landesspezifische Anpassungen im jeweiligen lokalen Markt vor."
Peter Dewald, Sage Software:
"Das Gütesiegel des BITMi haben wir zur Kenntnis genommen. Aber in Zeiten wachsender Globalisierung ist das Kriterium "Software Made in Germany" nicht mehr zeitgemäß. Das scheinen unsere Kunden und Fachhändler auch so zu sehen, denn bisher gab es keine spürbare Nachfrage nach diesem Siegel. Unsere Software ist zwar tatsächlich größtenteils "Made in Germany", aber wir vertreiben zunehmend auch Produkte für den internationalen Einsatz, die dann durchaus auch anderswo entwickelt werden."