Neustart Neujahr - Vorsätze in die Tat umsetzen

05.12.2006 von Zettel 
Silvester, das bedeutet: Sekt, Feuerwerk - und jede Menge gute Vorsätze. Doch kaum sind die letzten Böller von der Straße gefegt, sind die meisten vergessen. Wer seine Vorsätze auch umsetzen möchte, sollte sich fragen: Was ist mir wirklich wichtig?

Die Zeit "zwischen den Jahren". Für viele Berufstätige ist dies - neben dem Urlaub - die einzige Zeit, in der sie sich entspannt zurücklehnen können. Denn nun geht alles etwas langsamer. Nicht einmal kurze Rückfragen aus der Firma unterbrechen die Ruhe, denn die meisten Betriebe sind geschlossen.

Sind Weihnachtsessen und Verwandtenbesuche vorbei, lassen viele Menschen das vergangene Jahr Revue passieren. Was habe ich erreicht, was nicht? Was hat mir Freude bereitet, was Stress? Wir werden nachdenklich und fassen viele gute Vorsätze fürs neue Jahr: Mehr Zeit für die Familie, regelmäßig Sport treiben, öfter etwas mit dem Partner unternehmen. Warum? Plötzlich wird uns bewusst: Das Leben ist mehr als Arbeit.

Grund für diese Nachdenklichkeit ist die ungewohnte Zeit ohne Alltagsstress. Dann steigen in uns plötzlich "seltsame" Fragen empor: Wofür schufte ich eigentlich tagaus, tagein? Macht mir meine Arbeit wirklich Spaß? Bin ich mit meiner Beziehung zufrieden? Wer sind meine Freunde? Gefährliche Fragen! Unruhe überfällt deshalb viele, wenn plötzlich kein Handy mehr klingelt und selbst Ablenkungen wie das Shoppen entfallen. Denn wenn wir auf diese unbequemen Fragen keine befriedigenden Antworten finden, gerät unser inneres Gleichgewicht schnell ins Wanken.

Auszeiten nehmen

Deshalb versuchen viele Menschen, diese Fragen erst gar nicht hochkommen zu lassen. Sie verplanen ihre freie Zeit wie ihre Arbeitszeit. Ein Termin jagt den anderen: Nach dem Kaffeetrinken bei den Eltern noch schnell mit Freunden ins Kino. Außerdem im Keller Ordnung schaffen und - das war schon lange geplant - das Computerspiel installieren. So bleibt auch in der Freizeit keine "freie Zeit".

Dabei werden Auszeiten immer wichtiger, wenn wir auf Dauer ein erfülltes (statt gefülltes) und glückliches Leben führen möchten. Denn wir werden heutzutage mit stets neuen, zusätzlichen Anforderungen konfrontiert: Wir sollen uns lebenslang weiterbilden, damit unsere Arbeitskraft gefragt bleibt. Wir sollen stärker auf unsere Gesundheit achten. Und um unsere Alterssicherung? Auch um sie sollen wir uns selbst kümmern. Ganz gleich, wohin wir schauen: Überall wird von uns mehr Eigenverantwortung gefordert, überall werden wir mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Herausforderungen, von denen wir oft noch nicht wissen, wie wir sie bewältigen sollen. Schließlich sind sie neu. Also brauchen wir Zeit, um neue Lösungswege zu entwerfen.

Hinzu kommt: Immer häufiger stehen wir vor Situationen, in denen wir uns entscheiden müssen. Ziehe ich nach Berlin um, weil ich Karriere machen möchte, oder sind mir meine Freunde wichtiger? Spare ich 150 Euro monatlich fürs Alter oder kaufe ich mir erst mal ein neues Auto? Will ich mit meinem Partner Kinder kriegen oder ist mir meine Unabhängigkeit wichtiger? Bei all diesen Fragen müssen wir uns in der Regel entscheiden. Denn auch wenn wir es uns oft einreden, alles zugleich ist nicht möglich. Wenn ich heute in Berlin und morgen in New York arbeite, während mein Partner in Peking an seiner Karriere bastelt, ist es schwer, gemeinsam eine stabile Liebesbeziehung und Familie aufzubauen.

Das bedeutet: Wenn wir uns für eine Sache entscheiden, müssen wir uns gleichzeitig gegen viele andere Möglichkeiten entscheiden. Wer "Ja" sagen möchte, muss auch "Nein" sagen. Dazu müssen wir aber wissen, was uns wirklich wichtig ist. Sonst fassen wir zwar viele Vorsätze, doch ein, zwei Tage später - wenn uns die Alltagshektik einholt - sind sie wieder vergessen. Warum? Unsere Vorsätze sind nicht in unserer Lebensvision verankert. Deshalb vergessen wir sie schnell wieder, sobald sich erste Widerstände zeigen.

Wichtiges von Dringendem unterscheiden

Eine Lebensvision ist also nötig, um Wichtiges von Dringendem zu unterscheiden. Denn was in unserem Leben wichtig ist, ist selten dringend. Deswegen schieben wir gerade die wichtigen Dinge oft vor uns her.
- Es ist nie dringend, joggen zugehen. Es wäre aber gut für unsere Gesundheit.
- Es ist nie dringend, mit den Kindern zu spielen. Es wäre aber positiv für ihre Entwicklung.
- Es ist nie dringend, sich Zeit für ein Gespräch mit dem Lebenspartner zu nehmen. Es wäre aber wichtig für die Beziehung.
- Es ist nie dringend, sich zu fragen "Welchen Sinn hat mein Leben?" Es wäre aber von Vorteil, damit wir nicht in zwei, drei Jahren in eine Sinnkrise geraten.

Häufig geben wir uns der Illusion hin: Wenn ich alles schneller erledige, habe ich für alles Zeit. Die Konsequenz: Wir gehen nicht mehr durchs Leben, wir rasen. Und irgendwann stellen wir resigniert fest: Nun führe ich zwar ein noch gefüllteres, aber kein erfülltes Leben.

Weil das viele Menschen so empfinden, füllen die Ratgeber in Sachen Lebensführung immer mehr Regale in den Buchhandlungen. Häufig beziehen sie sich auf das Work-Life-Balance-Modell von Lothar Seiwert:

- Es verdeutlicht, dass die vier Lebensbereiche "Körper und Gesundheit", "Familie und Kontakt", "Beruf und Leistung" sowie "Sinn und Kultur" in einer Wechselbeziehung stehen. Deshalb verliert, wer zum Beispiel den Bereich "Arbeit/Leistung" überbetont, auf Dauer nicht nur seine Lebensfreude, sondern auch seine Leistungskraft.

Das heißt: Wenn wir ein erfülltes Leben führen möchten, müssen wir für die rechte Balance zwischen den unterschiedlichen Lebensbereichen sorgen. Das schaffen wir nur, wenn wir eine Vision von unserem künftigen Leben haben. Eine solche Lebensvision können wir nicht mal schnell zwischendurch entwickeln. Hierfür müssen wir uns eine Auszeit von der Alltagshektik nehmen, denn nur dann wird uns bewusst, was uns wirklich wichtig ist. Und welche Zeit eignet sich hierfür besser als die Zeit "zwischen den Jahren"?

Visionen entwickeln

Setzen Sie sich also, nachdem Sie den Weihnachtsbraten verdaut haben, einmal hin und fragen Sie sich bezogen auf alle vier Lebensbereiche:
- Was ist mir wirklich wichtig?
- Worin zeigt sich für mich ein erfülltes Leben?
- Was sollte ich 2007 tun, damit ich auf Dauer ein glückliches und erfülltes Leben führe?

Doch klammern Sie dabei auf keinen Fall den Bereich "Sinn und Kultur" aus. Denn wenn wir das, was wir in den drei anderen Lebensbereichen tun, nicht als sinnhaft empfinden, erfahren wir unser gesamtes Leben irgendwann als öd und leer. Und uns drängt sich unweigerlich die Frage auf: "Was soll das Ganze?" Und gehen nur noch mit angezogener Handbremse durchs Leben. Selbst die einfachsten Dinge fallen uns schwer.

Absprachen treffen

Wenn Sie ein Bild von Ihrem künftigen Leben vor Ihrem inneren Auge haben, dann sollten Sie einen Maßnahmenplan entwickeln, um Ihre Lebensziele zu erreichen. Doch Vorsicht! Sprechen Sie auch mit den Personen, die Ihnen wichtig sind, über Ihre Lebensziele - zum Beispiel mit Ihrem Lebenspartner. Denn auch er hat Ziele. Und vielfach sind Sie auf seine Unterstützung angewiesen, um Ihre Ziele zu erreichen. So können sie sich auf die Kompromisse verständigen, die nötig sind, damit sie beide die Dinge erreichen, die ihnen wirklich wichtig sind. Sonst stellen Sie irgendwann zum Beispiel mit Schrecken fest: "Mist, jetzt stehe ich zwar auf der Karriereleiter ganz oben. Doch auf dem Weg dorthin habe ich leider etwas noch Wichtigeres verloren - nämlich meinen Lebenspartner."

Beziehen Sie deshalb die Personen, die Ihnen wichtig sind, in Ihre Lebensplanung und Ihre Planung für 2007 ein. Dann lässt sich auch manches, was zunächst unerreichbar erschien, doch erreichen. Außerdem steigt dann die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihre Vorsätze realisieren. Warum? Sie sind in ihrer gemeinsamen Lebensvision verankert. (Peter Zettel/mf)