Das Cloud-Smartphone ausprobiert

Nextbit Robin im Hands-on

08.12.2015
Nextbit ist ein neuer Hersteller im Smartphone-Markt, im Team des Start-ups sitzen aber alte Hasen der Branche. Für das Debüt-Smartphone Robin wählt Nextbit nicht nur einen etwas anderen Design-Ansatz, sondern setzt auch voll auf die Cloud.

Kaum ist die Finanzierung in Sack und Tüten, da geht Nextbit schon auf eine kleine Promotour für das Debüt-Smartphone Robin. Gerade einmal drei Monate ist es her, seit das Start-up die Summe von 500.000 US-Dollar in gerade einmal einem Tag einsammeln konnte. Am Donnerstagabend konnten Unterstützer und Interessenten in einer rustikalen (und ziemlich dunklen) Kreuzberger Bar nun einen ersten Blick auf das Smartphone werfen.

Das Robin kommt mit einer durchaus überzeugenden und zeitgemäßen Ausstattung um die Ecke, darunter dem Hexa-Core-Prozessor Snapdragon 808 mit 3 GB RAM, einem 5,2 Zoll großen Full-HD-Display, einer 13-Megapixel-Kamera mit Sony-Sensor sowie den gängigen Funkstandards WLAN ac, Bluetooth 4.0 und LTE. Der Speicher des Nextbit-Smartphone ist 32 GB groß und kann nicht per microSD-Karte erweitert werden, andere Modelle mit größerem Festspeicher gibt es ebenfalls nicht. An diesem "Engpass" zeigt sich die Idee des neuen Herstellers wohl am deutlichsten, denn das Robin will das erste waschechte Cloud-Smartphone sein. Doch was genau unterscheidet die Cloud-Anbindung des Nextbit-Smartphone von der anderer Geräte?

100 GB Cloud-Speicher inklusive

Homescreen des Nextbit Robin
Foto: Nextbit

Käufern des Robin gesteht Nextbit 100 GB Online-Speicherplatz zu, die sie frei und ohne weitere Zusatzkosten nutzen können, aber nicht müssen. Das Konzept sieht vor, dass das Smartphone Daten automatisch in die Cloud lädt, sobald es mit einem WLAN-Netzwerk sowie mit einem Ladegerät verbunden ist. Ein laufender Upload wird am Robin selbst über die vier kleinen LED-Lämpchen auf der Rückseite kenntlich. Dabei werden unter anderem Fotos, aber auch ganze Apps in den Internetspeicher geladen, die dann beim neueren Ausführen erst wieder auf das Smartphone geladen werden müssen - sie bleiben auf dem Smartphone sichtbar, sind aber ausgegraut.

Welche Anwendungen vom Nextbit Robin in die Cloud gespeichert werden, hängt von ihrer Nutzung ab: Wird eine App für einen längeren Zeitraum nicht ausgeführt, landet sie im Online-Speicher. Jedoch nicht vollständig, ein kleiner Teil der APK bleibt auf dem lokalen Speicher des Robin zurück, darunter auch die Login-Daten der Apps - eine neuere Account-Anmeldung nach dem Download aus der Cloud entfällt somit. Auch Fotos bleiben in einer bildschirmfüllenden Voransicht auf dem Gerätespeicher, nur die Originalgröße wird ausgelagert. Welche Anwendungen sich in der Cloud befinden, lässt sich über den erweiterten App-Drawer des Robin herausfinden, der nach archivierten Programmen gefiltert werden kann. Auch lassen sich dort Apps bestimmen, die von dem Auto-Upload ausgenommen werden.

Für den Online-Speicher vertraut Nextbit übrigens auf die Dienste von Amazon, die Daten werden auf den Servern des Internethändlers abgelegt. Zuvor werden sie über eine herstellereigene Routine verschlüsselt, um sie bei möglichen Einbrüchen für Hacker unbrauchbar zu machen. Der Zugang zur Cloud ist derzeit nur vom Nextbit Robin aus möglich. Ein Webinterface für den Zugriff vom Rechner aus ist allerdings in Arbeit. Die Daten sollen darüber aber lediglich heruntergeladen, nicht hochgeladen werden können.

Etwas klotziges Erscheinungsbild

Trotz kantigem Design liegt das Nextbit Robin gut in der Hand.
Foto: Nextbit

Ebenso einzigartig wie der Cloud-Ansatz ist das Design des Nextbit Robin im Hands-on. Hieran werden sich die Geister scheiden, die durch und durch kantige Form ist sicherlich nicht Jedermanns Fall. Tatsächlich macht das Smartphone aber einen sehr guten Eindruck, trotz des etwas klotzigen Erscheinungsbilds liegt es wahnsinnig angenehm in der Hand, vielleicht sogar etwas besser als ein ähnlich kantiges und quasi gleich großes Xperia Z5. Für den guten und sicheren Griff trägt nicht zuletzt die leichte Softtouch-Beschichtung des Gehäuses bei, die sich bis auf die Vorderseite zieht. Dort sind ober- und unterhalb des Bildschirms die auffällig perforierten Aussparungen für Hörmuschel und Mikrofon eingelassen, unter denen sich zusätzlich Stereo-Lautsprecher befinden.

Die Power-Taste an der rechten Seite des Rahmens erinnert recht stark an an die aus Sonys neuer Xperia-Serie und beherbergt wie dort einen Fingerabdrucksensor, am unteren Ende sitzt ein USB-Anschluss vom Typ C. Die Verarbeitung des Gehäuses machte bei den bereitgestellten Demo-Einheiten einen guten Eindruck, Kleinigkeiten wie die in der schwarzen Version leicht unter der unteren Blende durchscheinende Displaybeleuchtung sollten bis zum Marktstart im kommenden Jahr aber noch ausgemerzt werden. Tatsächlich wirkt das Nextbit Robin im Hands-on deutlich hochwertiger als es auf den Produktfotos des Herstellers den Eindruck macht.

Für das Betriebssystem des Cloud-Smartphones setzt Nextbit auf Android 6.0 Marshmallow und einen eigenen Launcher. Tatsächlich hat das Unternehmen so einige Anpassungen vorgenommen, die aber zusammen mit dem Design des Geräts einen sehr stimmigen Eindruck hinterlassen. Trotz des eigenen Launchers will Nextbit schnelle OTA-Updates ausliefern, darüber hinaus können Nutzer dank des ab Werk offenen Bootloaders sowie frei zugänglicher Gerätetreiber auch Custom-ROMs wie CyanogenMod auf dem Robin installieren. Bereits in ihrem aktuellen Zustand läuft die Software recht rund, das Betriebssystem wird mit butterweichen Animationen auf dem Bildschirm dargestellt.

Verfügbarkeit und Preis

Das Robin kann ab sofort bei Nextbit in den Farben Mint und Midnight vorbestellt werden, im kommenden Februar will der Hersteller mit der Auslieferung beginnen. Der Preis beläuft sich auf 399 US-Dollar zuzüglich Versandkosten, auch nach Deutschland wird verschickt. Unterstützer der Crowdfunding-Kampagne dürfen ihr Robin bereits im Januar in den Händen halten.

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