Kartellverstöße in Österreich

"Offenbar ist Wettbewerb im Internet unerwünscht"

07.03.2013
Im Zuge der Ermittlungen wegen illegaler Preisabsprachen zwischen Media Markt bzw. Saturn und Philips in Österreich soll der Hersteller ein Bußgeld von 2,9 Millionen Euro zahlen.
Preisabsprachen? Die Media-Saturn-Filialen in Österreich sollen Hersteller dazu anhalten, mit E-Tailern kein Geschäft zu machen.

Im Zuge der Ermittlungen wegen illegaler Preisabsprachen zwischen Media Markt bzw. Saturn und Philips in Österreich soll der Hersteller ein Bußgeld von 2,9 Millionen Euro zahlen. Das meldet "Der Standard" auf seiner Internetplattform. Ein entsprechender Antrag sei beim Kartellgericht abgegeben worden.

Vorausgegangen waren Hausdurchsuchungen vom 9. bis 11. Januar bei den beteiligten Firmen in Österreich. Demnach soll es vertikale Preisabsprachen sowohl bei sogenannter Brauner Ware, also Unterhaltungselektronik, als auch bei Weißer Ware, also Haushaltsgeräten aller Art, gegeben haben. Auslöser der Razzia waren Beschwerden von Online-Händlern, die illegale vertikale Preisabsprachen zwischen Herstellern und Einzelhändlern vermuteten.

Denn nachdem die Online-Händler bestimmte Waren billig angeboten hatten, waren sie bei der Lieferung der Produkte von den Herstellern häufig hingehalten worden. Durch dieses Vorgehen seien die E-Tailer teilweise "ausgebremst" worden, so der Vorwurf der österreichischen Wettbewerbsbehörde. Damit würden die hauptsächlichen Abnehmer der Waren, also Media Markt und Saturn, von den Herstellern geschützt und bevorzugt.

Ein reiner Online-Händler aus Kärnten wird im Standard mit den Worten "Wir bekommen keine Infos, keine Preise, keine Angebote, keine Ware" zitiert. Offenbar sei Wettbewerb im Internet unerwünscht, wobei Amazon sehr wohl groß beliefert werde. Der Händler war einst vom klassischen Elektrohandel auf das Online-Geschäft umgestiegen. Seither kämpft er gegen die Unbill der Marktführer Media Markt und Saturn, die laut Standard je nach Sparte zwischen 20 und 40 Prozent des österreichischen Elektromarktes ausmachen.

Ein Verantwortliches des österreichischen Branchenverbands glaubt indes, dass die Geldbuße keine großen Auswirkungen haben werde: "Nach der Geldbuße wird die Akte geschlossen, alle Unterlagen werden vernichtet, und wir sind so gescheit wie zuvor." Nach seiner Aussage im Standard muss die Intransparenz bei aufgedeckten Kartellverstößen beseitigt werden. (tö)

Zahlungen von Herstellern an Media Markt
Auffallen um jeden Preis
<br>Was zahlen Hersteller an Media Markt, damit ihre Produkte und Logos so platziert werden, dass es den Kunden auffällt? Die Zahlen auf den folgenden Bildern stammen von der "Wirtschaftswoche".
Bis zu 60.000 Euro
<br>Bei TV-Geräten der jüngsten Generation zahlen Hersteller bis zu 60.000 Euro dafür, dass Media Markt sie ins Sortiment aufnimmt und ihnen prominente Plätze in den Regalen einräumt.
Bis zu 5.000 Euro
<br>Um an den Wänden die eigenen Logos anbringen zu dürfen, zahlen Unternehmen bis zu 5.000 Euro pro Fläche an den Media Markt.
Bis zu 40.000 Euro
<br>Wer seine Ware auf Palettenplätzen an von Kunden stark frequentierten Durchgängen positionieren will, muss dem Media Markt bis zu 40.000 Euro zahlen.
Bis zu 20.000 Euro
<br>Wenn Trittspuren auf dem Fußboden die Kunden zu einem bestimmten Produkt im Media Markt leiten sollen, ist das den Herstellen bis zu 20.000 Euro wert.