Server-based Computing: Bei Neumond ist’s billiger

12.12.2002
Um ihre internen IT-Kosten in den Griff zu bekommen, setzen immer mehr Unternehmen auf Server-basierende Rechnerstrukturen. Mit der Lösung von New Moon eröffnen sich VARs und Systemintegratoren neue Geschäftsfelder.

Bisher war Citrix das Maß aller Dinge, wenn es um die zentrale Bereitstellung von Windows-Anwendungen ging. Zwar kann dies auch der Windows-eigene Terminal Server bewerkstelligen, allerdings nur mit unzureichender Performance. Sobald die Zahl der Clients zweistellig wurde, war der Erwerb von Meta-frame unerlässlich.

Vor knapp einem halben Jahr ist ein ernsthafter Citrix-Wettbewerber auf dem europäischen Markt aufgetaucht. New Moon Systems ist in San Jose/Kalifornien beheimatet und bietet nun mit der Version 1.5 von "Canaveral IQ" eine preiswerte Alternative zu Metaframe.

Im Gegensatz zur Citrix-Lösung setzt Canaveral auf das Windows-eigene Remote Desktop Protocol(RDP) und ist somit auf die Plattformen der Redmonder beschränkt. Doch das scheint den Anbieter aus den USA nicht zu stören: "Wir fahren eine ganz klare Microsoft-Strategie", so Max Herrmann, Marketingleiter bei New Moon. In der Tat peilt die Company jene User an, denen die Funktionalität des Windows Terminal Server nicht genügt, die aber nicht so viel Geld ausgeben wollen, um etwa Citrix’ Lösung zu erwerben. Mit 179 Dollar pro eingeloggtem Anwender kostet Canaveral nur etwa 40 bis 60 Prozent einer vergleichbaren Metaframe-Lizenz.

"Das ist auch das ausschlaggebende Kriterium, warum sich viele unserer mittelständischen Kunden für New Moon entscheiden", gibt Christian Spin, Vertriebsleiter bei der ATD GmbH, zu verstehen. Bei dem Braunschweiger Systemhaus hat aber auch schon Volkswagen angefragt: "Für die einzelne Abteilung eines Konzerns ist Canaveral eine mögliche Metaframe-Alternative", so Spin. Diesen Kontakt hält der New-Moon-Partner weiterhin aufrecht, denn laut seiner Aussage hat VW keinen Exklusivvertrag mit Citrix abgeschlossen.

Mittelstand im Visier

Ansonsten sind Anwender mit 500 bis 1.500 PC-Arbeitsplätzen die bevorzugte Klientel von New Moon. Und schon bald müssen sie nicht mehr ausschließlich von Windows-Clients aus auf die Serveranwendungen zugreifen: Im ersten Quartal des kommenden Jahres soll eine Java-basierende Version von Canaveral IQ herauskommen. Dann könnten auch Macintosh-User oder Mitarbeiter von Unix-Workstations aus Windows-Applikationen heraus starten.

Zwar bewerkstelligt dies Metaframe bereits seit langem, und die Funktionsvielfalt von Canaveral erreicht bei weitem nicht die des Citrix-Produktes, doch offenbar genügt dies vielen Anwendern. "Es fehlt noch an Multimedia-Unterstützung, und es lassen sich nur 256 Farben am Client darstellen", so Spin gegenüber ComputerPartner. Ferner gibt der ATD-Vertriebsleiter zu bedenken, dass es noch an der Sicherheit mangelt, doch mit der nächsten RDP-Version 5.0, die mit dem Dotnet-Server verfügbar sein wird, soll alles besser werden. Die bisher in Canaveral IQ fehlende Security-Gateway-Funktion umgeht der New-Moon-Partner mit einer VPN-Installation.

VAD aus der Schweiz

Eine europäische Niederlassung für New Moon ist vorerst nicht vorgesehen, die Kalifornier bleiben zurückhaltend, was derartige Investitionen angeht. Lieber schicken sie den Deutschen Max Herrmann jeden Monat auf Europatour - und dies offenbar mit Erfolg. "Mit der Unterstützung seitens New Moon sind wir sehr zufrieden", so Spin. Und falls er mal nicht erreichbar sein sollte, können sich ATD und die übrigen 20 deutschen Vertriebspartner an die Adtcom AG wenden. Dieser Value Added Distributor (VAD) aus der Schweiz schloss vor etwas mehr als einem halben Jahr einen exklusiven Distributionsvertrag mit New Moon. Mit Niederlassungen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Skandinavien deckt Adtcom fast den gesamten westeuropäischen Raum ab.

Die Entscheidung für New Moon führte aber zwangsläufig zum Bruch mit Citrix. Der Pionier im Umfeld des Server-based Computing duldet normalerweise keinen Wettbewerber neben sich. Ähnlich erging es bereits der Esesix GmbH, die vor zweieinhalb Jahren Tarantella mit an Bord nahm. Doch die Oberbayern blieben standhaft und behielten Metaframe in ihrem Produktportfolio.

Ebenfalls gegen den Marktführer entschied sich die ATD GmbH: "Die 1.500 Dollar für eine Re-Zertifizierung als 'Silver Partner' haben wir uns gespart und den Vertrag mit Citrix gekündigt", so Spin. Nun versuchen die Braunschweiger, kleinere mittelständische Kunden von Canaverals Vorzügen zu überzeugen. Einige Installationen bei Ingenieurbüros mit sieben bis zehn Clients hat ATD bereits erfolgreich absolviert. Auch das Berliner Fraunhofer-Institut entschied sich für Canaveral IQ. Statt mit 15.000 Euro für Metaframe war dieser Kunde mit lediglich 6.900 Euro Lizenzkosten dabei.

www.adtcom.ch

www.atd.de

www.citrix.de

www.newmoon.com

ComputerPartner-Meinung:

Mehr als 700 Vertriebspartner allein in Deutschland nennt Citrix sein Eigen. In einem weitgehend gesättigten Markt wird es für sie zunehmend schwieriger, lukrative Aufträge zu ergattern. Von der Lizenzmarge kann ohnehin kein Citrix-Partner mehr leben, es bleiben also nur Dienstleistungserlöse oder der Verkauf zusätzlicher Hardware. Der deutsche Mittelstand verfügt aber nicht über die flüssigen Mittel für derartige Anschaffungen. Deswegen ist eine billigere Metaframe-Alternative, wie sie New Moon anbietet, für diese Klientel sicherlich interessanter. (rw)