Smarte Thermostate

Die besten Lösungen für smarte Heizungssteuerung

30.11.2017 von Wolfgang Emmer und Hans-Christian Dirscherl  IDG ExpertenNetzwerk
Mit smarten Thermostaten sparen Sie Geld und gewinnen vor allem Komfort. Wir stellen die besten Smart-Home-Thermostate vor. Von AVM, Elgato, Tado, Homematic, Homematic IP, Devolo, Netatmo...
Smarte Thermostate: Die besten Lösungen für smarte Heizungssteuerung. Hier das Beispiel Tado.
Foto: Tado

Die Heizung mit dem Internet verbinden und Energiekosten sparen oder zumindest den Heiz-Komfort spürbar steigern - die Installation smarter Thermostate ist denkbar einfach. Doch nicht jede smarte Heizlösung passt für jeden Benutzer. PC-WELT stellt die spannendsten Alternativen vor und erklärt, welche smarten Thermostate sich für welchen Nutzertyp eignen.

Eine Heizung, die automatisch weiß, wann es im Wohnzimmer zu kalt wird - im modernen Smart Home dreht meist keiner mehr selbst am Heizkörper. Mit dem Internet verbundene Thermostate kommunizieren mit anderen Geräten wie Smartphones, fragen Wetterdaten ab, wissen automatisch, wann Sie auf dem Nachhauseweg sind und heizen schon einmal die eigenen vier Wände vor.

Klingt verlockend? Doch die Produkte am Markt unterscheiden sich beträchtlich voneinander. PC-WELT stellt Ihnen die interessantesten smarten Thermostate vor, zeigt, was sie in Sachen Funkstandards beachten sollten und welche Ansätze für Sie in Frage kommen.

Vorab Grundlagen prüfen: Welche smarte Heizungssteuerung ist die Richtige?

Smarte Heizung für Haus oder Wohnung?

Die Wahl des richtigen vernetzten Thermostates hängt zuerst einmal davon ab, ob Sie Zugriff auf die zentrale Heizungssteuerung haben. Für Hausbesitzer gibt es einen immer größer werdenden Markt an Lösungen, die direkt den zentralen Heizkessel beziehungsweise die Gastherme steuern. Kabellose Stellantriebe hingegen ersetzen den klassischen Drehregler am Heizkörper und ermöglichen die Regulierung im Zimmer. Das ist das Mittel der Wahl für Besitzer von Wohnungen.

Funk-Protokolle

Auch bei den Funkstandards haben die Hersteller - wie bei anderen Smart Home-Lösungen auch - ihre eigenen Vorlieben: vom wenig Akku-Kapazität-verbrauchenden Bluetooth-Low-Energy-Protokoll und das verschlüsselte HomeMatic-Protokoll (Bidcos, Bidirectional Communication System im 868-MHz-Band bidirektional und mit 128 Bit verschlüsselt) über RWE und EnOcean bis hin zum innovativen ZigBee-Standard, der alle Smart Home-Geräte direkt miteinander verbindet. Sogar der von kabellosen Telefonen bekannte DECT-Standard kommt zum Einsatz: Als besonders stromsparendes DECT ULE, was Digital Enhanced Cordless Telecommunications Ultra Low Energy bedeutet. AVM verbindet über DECT ULE zum Beispiel seine Fritz Dect 300 mit der Fritzbox.

Kompatibel zu Amazon Echo und Apple Homekit

Darüber hinaus sollte man vor dem Kauf auch die Kompatibilität zu digitalen Assistenten wie Amazon Echo , Google Home oder Apple Homekit überprüfen, sofern man diese Dienste nutzen möchte. Denn die Steuerung des smarten Zuhause per Sprache ist die Zukunft. Sofern man kein Problem damit hat, dass Amazon, Apple und auch Google in der Wohnung mithören! Homematic IP beispielsweise unterstützt Alexa und Google Home.

Die besten Smart Home Thermostate im Überblick

Fritz Dect 300/301 von AVM: Ohne zusätzliche Basisstation

Der Berliner Kommunikationsspezialist AVM ist ebenfalls mit einem programmierbaren und per App steuerbaren Heizkörperthermostaten am Markt. Die Fritz Dect 300 bietet den Vorteil, dass der Benutzer dafür keine zusätzliche Basisstation alias Gateway kaufen muss, sondern die Fritz Dect 300 direkt mit einer vorhandenen Fritzbox verbindet. Der Datenaustausch zwischen Fritzbox und Fritz Dect 300 erfolgt via DECT ULE.

Die Fritz Dect 300 kann zwar anders als die Tado-Lösung die Heizung nicht in Abhängigkeit vom Aufenthaltsort der Bewohner regulieren. Doch das bietet auch Vorteile bei Datenschutz und Sicherheit. Zudem kann AVM im Rahmen seiner FritzOS-Updates immer wieder neue Funktionen nachrüsten.

AVM Fritz Dect 300
Foto: AVM

Homematic: Solide und mit Unterputz-Lösungen

Einen günstigen Einstieg in das smarte Heizen verspricht HomeMatic. Vernetzte Stellantriebe wie das HomeMatic 105155 gibt es bereits für unter 40 Euro und lassen sich über die Magenta SmartHome App der Deutschen Telekom steuern. Vorausgesetzt man besitzt bereits die zentrale Steuereinheit des Herstellers, also das Gateway alias Basisstation CCU2.

Wer nicht den Weg über das Webfrontend beziehungsweise Smartphone nehmen will, der kann in alter Manier direkt am Gerät selbst zwischen verschiedenen voreingestellten Heizprogrammen wählen oder individuelle Profile erstellen. Komfortabler klappt die Wärmesteuerung mit einem zentral installierten HomeMatic Funk Wandthermostat, das an alle Stellantriebe den Temperaturwunsch weitergibt.

Praktische Features in den Homematic-Lösungen wie eine Fenster-Auf-Erkennung sparen zudem Heizkosten. Und wem es nicht schnell genug mit dem Aufheizen gehen kann, der freundet sich schnell mit der Boost-Funktion an.

Die Smart Home-Lösung des Anbieters eQ-3 setzt auf den gleichnamigen energiesparenden und AES 128-verschlüsselten Funkstandard HomeMatic, der viele weitere Smart Home-Komponenten, auch unter dem Putz, vernetzt. Beispielsweise auch Funksteckdosen alias Zwischenstecker.

Der Homematic IP Access Point mit der App.
Foto: EQ-3

Homematic IP: Verschlüsselte Funkverbindung und Bedienung per Ap

Homematic IP ist die jüngere IPv-6-basierte Variante von Homematic. Mit dem Starterset Raumklima können Sie den ersten Heizthermostat samt Basisstation und Fensterkontakt in Betrieb nehmen. Preis für das Starterset: rund 113 Euro. Weitere Heizkörperthermostate kosten jeweils 49 Euro.

Anders als bei Homematic liegen bei Homematic IP nicht alle Daten und Einstellungen auf der CCU2 in der Wohnung, sondern auf einem Cloudserver. Eine Access Point stellt die Verbindung zwischen Cloud, Apps und den Geräten her. Der Kunde richtet Homematic IP komplett über die iOS- oder Android-App auf seinem Smartphone ein. Wir testen Homematic IP - unseren ausführlichen Testbericht finden Sie hier. Außerdem erklären wir dort genau den Unterschied zwischen Homematic und Homematic IP.

Elgato Eve Thermo 2. Generation

Das Münchner Unternehmen Elgato mischt beim Thema smarte Heizungssteuerung schon länger mit. Die zur IFA 2017 vorgestellte neue zweite Generation von Eve Thermo können Sie nun endlich auch direkt am Gerät über ein Display mit Touch-Bedienfeld einstellen. Damit sind Sie nicht mehr zwangsläufig auf die App angewiesen, wie es bisher bei Eve Thermo der Fall ist.

Eve Thermo 2. Generation mit Touch-Display.
Foto: Elgato

Über eine weiß durchscheinende LCD-Anzeige und ein berührungssensitives Bedienfeld können Sie die Zieltemperatur in Schritten von 0,5° Celsius einstellen. Das Display aktivieren Sie per Fingertipp. Es schaltet sich wenige Augenblicke nach der letzten Eingabe automatisch wieder ab, um Strom zu sparen. Für die Stromversorgung von Eve Thermo dienen Batterien.

In der Eve-App können Sie die Display-Ausrichtung anpassen sowie eine Tastensperre aktivieren. Einschränkung: Voraussetzung sind Apple Homekit und ein iPhone. Vorteil: Das homekit-fähige Heizkörper-Thermostat kommt nach wie vor ohne Bridge aus. Eve Thermo wird von Eurotronic produziert. Eurotronic produziert auch für AVM das Heizthermostat Dect 300/301.

Das neue Eve Thermo ist ab 26. September 2017 für 69,95 Euro erhältlich. In Deutschland ansässige Besitzer eines Eve Thermo der ersten Generation erhalten vom 01.10.2017 bis zum 31.12.2017 über ein Trade-in-Programm 25 Euro Erstattung beim Neukauf. Dazu registrieren sich interessierte Nutzer mit Kaufnachweis sowie einer oder mehrerer Seriennummern hier bei Elgato.

Der Heizkörperthermostat von Devolo kommuniziert über Z-Wave mit der Zentraleinheit.
Foto: Devolo

Devolo: Heizungssteuerung über Z-Wave

Devolo Smart Home verfügt ebenfalls über programmierbare Heizkörperthermostate. Alle Devolo-Smart-Home-Geräte kommunizieren mit der Devolo Home Control Zentrale über das Z-Wave-Protokoll. Diese Devolo Home Control Zentrale wird über eine Steckdose in Ihrer Wohnung mit Strom versorgt und stellt über ein LAN-Kabel zu Ihrem Router die Verbindung zum Internet her. Alternativ kann die Zentrale auch in Ihr bestehendes Powerline-Heimnetzwerk eingebunden werden.

Sie nehmen alle Einstellungen über die App beziehungsweise direkt am Heizkörperthermostat vor. Über den Router ist auch Fernzugriff von außerhalb des Hauses möglich.

Das Devolo Home Control Starter Paket 2.0 mit Zentrale, Schaltsteckdose, Türkontakt und Fensterkontakt kostet rund 215 Euro. Ein Devolo Home Control Heizkörperthermostat kostet knapp 60 Euro.

Ovis von Vilisto: Es lernt Sie kennen

Muss man denn im Smart Home immer gleich alles mit einer App steuern? Nicht zwangsweise, dachte sich Vilisto und entwickelte mit Ovis ein Thermostat, das die Kommunikation auch ohne Cloud ermöglicht. Das lernfähige Thermostat schaut sensorbasiert genau, wer sich wann im Haus wo bewegt und passt die Temperatur in den Räumen an die Gewohnheiten der Bewohner an.

Ist das Badezimmer beispielsweise unter der Woche zwischen sechs und sieben Uhr hochfrequentiert, merkt sich das Thermostat dies und der Gang ins kalte Badezimmer ist passé.

Ovis von Vilisto
Foto: Vilisto

Voll ausgestattet mit Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren und mit Zugriff auf aktuelle Wetterprognosen ist das Ovis im IoT-Zeitalter angekommen. Nutzer, die nicht auf eine App verzichten wollen, können das intelligente Thermostat aber auch über das Smartphone bedienen. Voraussetzung für die Nutzung des Thermostats "Ovis" (lateinisch für Schaf) ist ein Gateway, der "Shepherd" (englisch für Hirte). Die Kommunikation erfolgt via ZigBee-Funkprotokoll-2,4 GHz. Im Thermostat sorgen zwei AA-Batterien für die Stromversorgung.

Tado
Foto: Tado

Tado: Heizt standortabhängig

Alexa, erhöhe bitte die Temperatur im Schlafzimmer um zwei Grad - so hören sich bereits heute Unterhaltungen im voll vernetzten IoT-Zuhause an. Die Münchener Firma Tado hat eine Reihe smarter Lösungen für die Temperatursteuerung im Portfolio. Besonders Besitzer von Amazon Echo und Apple Homekit dürfen sich freuen. Das Tado-System setzt Sprachbefehle an Alexa oder Siri in die Realität um.

Zum Einstieg eignet sich beispielsweise das Starter-Kit von Tado: zwei Aufsätze für die Heizung, eine Bridge (das Gateway) und eine übersichtliche App - alles für knapp 200 Euro. Die App gibt es für iOS, Android und Windows. Übersichtlich zeigt sie Statistiken zum Heizverhalten an, ermöglicht es dem Benutzer einen Zeitplan festzulegen und von der Ferne auf die Heizung zuzugreifen. Außerdem verwendet Tado die App, um den Standort des Benutzers festzustellen. Der Thermostat von Tado regelt die Heizung dann automatisch herunter, sobald alle Bewohner das Haus verlassen haben, und heizt rechtzeitig wieder auf, bevor der erste Bewohner wieder nach Hause kommt.

Im Gegensatz zum reichhaltigen Markt mit vernetzten Stellantrieben ist Tado auch für Eigenheimbesitzer spannend. Neben Lösungen für die zentrale Heizungssteuerung dockt der Anbieter an verschiedenen Stellen Ihres Heizsystems an. An welchen genau, ermitteln Sie mit dem Produktfinder auf der Seite des Herstellers.

Neben Apple und Amazon lassen sich verschiedenste Webanwendungen wie Google oder Facebook über den Webdienst IFTTT mit Tado verknüpfen.
Foto: Tado

Netatmo: Siri dreht die Heizung auf

Der französische Hersteller Netatmo deckt mittlerweile so gut wie alle Bereiche des smarten Zuhauses ab. Und natürlich steht auch bei den Heizkörperthermostaten die minimalistische Designlinie des Herstellers im Fokus.

In Sachen Funktionen lassen die Franzosen fast keine Wünsche offen. Individuelle Heizpläne für jeden Raum, eine schicke App mit einem übersichtlichen Dashboard, Fernzugriff auf den Heiz-Thermostat via Internet und eine Fenster-Offen-Erkennung ist nur ein Auszug der Featureliste.

Funk-Steckdosen: Geräte im Haus intelligent schalten

Zudem ist das System kompatibel zum Apple Home Kit. Der Anwender kann so vor der Dusche in sein iPhone sprechen und Siri beauftragen, das Bad mit 23 Grad vorzuheizen. Gleiches funktioniert mit Amazon Echo. Zur IFA 2017 kündigte Netatmo zudem an, dass der Thermostat auch kompatibel zu Google Home/Assistent sein wird.

Neben den Thermostaten am Heizkörper selbst, bietet der Hersteller mit seinem Netatmo Raumthermostat auch eine zentrale Steuerungslösung für Gas- , Holz- und Heizölkessel an.

Für Minimalisten. Drei weitere Farben stehen zur Auswahl.
Foto: Netatmo

Fazit: Die Zukunft der Heizungssteuerung hat begonnen

Hersteller smarter Thermostate versprechen bis zu einem Drittel geringere Heizkosten. Ob dieses Versprechen sich immer erfüllt, hängt vom Einzelfall ab. Auch ohne smarte Thermostate kann man Heizkosten sparen. Beim Aufspüren von Wärmebrücken hilft zum Beispiel eine Wärmebildkamera wie die Flir One.

Der Komfortgewinn, den man durch intelligente Thermostate erzielt, dürfte dagegen tatsächlich fast immer spürbar sein. Insbesondere wenn die Wohnung längere Zeit leer steht und man bei der Ankunft trotzdem eine wohlige Wärme vorfinden will.

Besonders für Mieter und Wohnungsbesitzer, die keinen Zugriff auf die zentrale Heizanlage haben, sind die mit dem Smartphone verbundenen Heizkörperstellantriebe ein überlegenswerter Luxus für kalte Wintertage.

Tipp: Wer gerade in der Bauphase steckt, der tut gut daran zu denken, wie er bei seinem neuen Eigenheim ganzheitlich die Energiekosten senkt. Nur mit ein paar smarten Thermostaten ist es da nicht getan. (PC-Welt)