Satya Nadella vs. Steve Ballmer

So gut ist Satya Nadella als Microsoft-CEO

02.03.2015 von Martin Bayer
In seinem ersten Jahr als CEO von Microsoft hat Satya Nadella vieles richtig gemacht. Den einen oder anderen Lapsus verzieh man dem jungenhaft wirkenden Inder schnell. Doch jetzt sind die Weichen gestellt, und der Manager muss beweisen, ob es ihm gelingt, den Konzern sicher durch einen sich rasant wandelnden Markt zu steuern. Gemessen wird er an seinen Vorgängern Steve Ballmer und Bill Gates.

Es war keine einfache Ausgangssituation für Microsoft vor gut einem Jahr. Das weltweite PC-Geschäft steckte in einer tiefen Krise. Quartal für Quartal waren die Absatzzahlen immer wieder eingebrochen, teilweise sogar im zweistelligen Prozentbereich. Damit erodierte auch die Basis für die beiden wichtigsten Umsatzträger des weltgrößten Softwarekonzerns vor sich hin: Windows und Office. Hinzu kam, dass Microsoft mit seinem starken Fokus auf das PC-Geschäft den Anschluss in boomenden Märkten wie beispielsweise dem Smartphone- und Tablet-Business schlichtweg verpasst hatte. Versuche, mit Windows Phone nachträglich einen Fuß in die Tür zu bekommen, misslangen.

Microsoft - die Geschichte
Surface Book 2
Relativ überraschend stellte Microsoft Ende Oktober 2017 das Surface Book 2 vor. Das gleicht seinem Vorgänger rein äußerlich fast bis aufs Haar. Dafür wurde das Innenleben ordentlich aufgemöbelt - unter anderem mit den i7-Prozessoren der achten Generation. Das Scharnier ("Hinge") weist nun Keramik-Elemente auf, auch das Surface Dial wird jetzt unterstützt. Die wichtigste Neuerung beim Surface Book 2 bleibt zunächst den USA vorbehalten: Das 15-Zoll-Modell.
Zuwachs für die Surface-Familie
Neben dem Windows 10 Creators Update stellt Microsoft im Oktober 2016 in New York auch ein neues Surface-Device vor. Das Surface Studio will den All-in-One-PC neu interpretieren, kommt mit Touch-Unterstützung und einem neuartigen Eingabegerät - dem Surface Dial. Das neue AiO-Surface ist ein direkter Angriff auf Apples iMac 5K. Daneben zeigt Microsoft auch eine neue, leistungsstärkere Version des Surface Book.
Windows 10 Creators Update
Ende Oktober 2016 präsentiert Microsoft das nächste Update für Windows 10. Das "Creators Update" soll ab Frühjahr 2017 auf sämtliche Windows-10-Devices kommen. Eines der wichtigsten Updates: Mit Paint 3D soll künftig Jedermann in der Lage sein, 3D-Grafiken ganz einfach zu erstellen, zu bearbeiten und zu teilen. Für künftige Mixed-Reality-Erfahrungen steht nicht nur Microsofts Hololens zur Verfügung, sondern auch verschiedene VR-Devices von Microsoft Partnern, wie HP, Dell oder Lenovo.
Microsoft kauft LinkedIn
Für 26,2 Milliarden Dollar will Microsoft das Business-Netzwerk LinkedIn übernehmen, kündigte der Konzern im Juni 2016 an. Es ist der größte Zukauf der Firmengeschichte. Microsoft-Chef Satya Nadella will damit dem Cloud-Geschäft rund um Office 365 und die Dynamics-Business-Lösungen zusätzlichen Schwung geben.
Microsoft baut deutsche Cloud
Microsoft schwenkt immer stärker auf Cloud-Kurs ein und forciert die Entwicklungen rund um seine Cloud-Plattform Azure. Im November 2014 wird eine Kooperation mit der Deutschen Telekom angekündigt. Deren Tochter T-Systems soll Microsofts deutsches Cloud-Data-Center betreiben und gleichzeitig als Datentreuhänder fungieren. Damit will der Konzern alle Begehrlichkeiten von US-Behörden hinsichtlich der Kundendaten in der Cloud abblocken.
Windows 10 und neue Devices
Mit Windows 10 bietet Microsoft Ende Juli 2015 seinen Kunden erstmals kostenlos ein Windows-Upgrade an. Mit Windows 10 und Windows 10 Mobile verfolgt Microsoft das Ziel, ein Betriebssystem auf allen Geräteklassen zu etablieren. Einige Monate nach dem Release des Betriebssystems stellt Microsoft zudem neue Devices vor, die auf Windows 10 zugeschnitten sind. Highlight ist das erste Notebook 'made by Microsoft' - das "Surface Book".
Dieser Mann soll es richten
Seit Februar 2014 leitet Satya Nadella den weltgrößten Softwarekonzern. Steve Ballmer hatte im August 2013 seinen Rückzug als Chef von Microsoft erklärt - auch weil die Kritik an seiner Geschäftsstrategie immer lauter wurde. Sein Nachfolger Nadella muss den verpatzen Einstieg in den Markt der mobilen Geräte ausbügeln. Mit Personalwechseln und einer neuen Devise, die sich mehr auf Cloud-Dienste und mobile Technologien konzentriert, will Nadella Microsoft wieder zum Vorreiter in der IT-Branche machen.
Nettogewinne seit 2002
Allein im Geschäftsjahr 2013 (Ende: Juni 2013) erwirtschaftete Microsoft einen Nettogewinn von 21,86 Milliarden Dollar. Ein Blick auf die zurückliegenden Jahre offenbart Schwankungen und zeigt die Schwierigkeiten des Unternehmens, auf dem mobilen Markt Fuß zu fassen.
Dritte Generation der Spielekonsole
Mit der Xbox One kommt im Jahr 2013 die dritte Generation von Microsofts erfolgreicher Spielkonsole in den Handel. Das Gerät konkurriert mit Sonys Hochleistungskonsole Playstation 4. Das Zusatzmodul „Kinect“ erlaubt es Spielern, die Konsole mit Körperbewegungen oder Sprachbefehlen zu steuern. Bis Ende 2013 werden weltweit drei Millionen Exemplare der Xbox One verkauft.
Die Evolution der Microsoft Logos
In der beinahe 40-jährigen Unternehmensgeschichte hat sich das Logo des Softwarepioniers aus Redmond einige Male geändert. Große Experimente wagte dabei niemand, nach 25 Jahren mit dem gleichen Logo kommt 2012 erstmals ein Symbol im Kacheldesign dazu. Es unterstreicht das Bestreben des Unternehmens nach Vereinheitlichung seiner Produkte.
Das neue Windows 8
2012 stellte Julie Larson-Green, eine Vice President von Microsoft, das neue Windows 8 vor. Es enthält sowohl die Windows 8 Modern UI (ehemals „Metro“) für Touchscreen-PCs als auch eine klassische Desktop-Ansicht. Mit den Betriebssystemen Windows RT für Tablets und Windows Phone 8 für Smartphones bietet Microsoft damit ein einheitliches Design für alle Geräte an.
Das erste Tablet von Microsoft
2012 kommt mit dem „Surface“ das erste Tablet von Microsoft auf den Markt. Das komplett in Eigenregie gefertigte Gerät erhält mit starker Rechenleistung, hochwertiger Verarbeitung, aber auch hohem Gewicht und kurzer Akkulaufzeit gemischte Kritiken. Inzwischen ist die dritte Generation des Tablets verfügbar.
Microsoft setzt sich durch
Am 10. Mai 2011 war Schluss mit den jahrelangen Spekulationen über die Zukunft von Skype. Es gab keinen Börsengang und nicht Google, Facebook oder Cisco haben sich mit dem beliebten webbasierten VoIP- und Video-Chat-Dienstleister zusammengetan, sondern Microsoft. Seit 2014 heißt auch die hauseigen Kommunikationssoftware Lync "Skype for Business".
Windows 7 geht schnell ins Rennen
2009 kommt Windows 7 auf den Markt. An Bord sind neue Möglichkeiten für das Arbeiten mit Fenstern wie das Andocken oder Peek and Shake sowie eine verbesserte Benutzeroberfläche und Taskleiste. Mit Windows Touch werden erstmalig auch Touchscreen-PCs unterstützt.
Windows Vista
Windows Vista kommt 2007 in die Läden. Mit der neuen Benutzeroberfläche Aero, einer neuen Suchfunktion, der Flip-3D-Ansicht und erstmalig Kontrollfunktionen für Eltern bringt Vista viel Neues mit. Im Jahr 2006 drohte die Europäische Union Microsoft, einen Verkaufsstopp des Betriebssystems zu erzwingen, falls Auflagen der EU (etwa die Offenlegung von Kommunikationsschnittstellen) nicht endlich umgesetzt würden.
Stolz auf das neue Betriebssystem
2001 kann Bill Gates das Release des neuen Windows XP kaum erwarten, Ende des Jahres kommt es in den Handel. Microsoft dominiert den Markt für Heimcomputer-Betriebssysteme jetzt unbestreitbar. Windows XP wird, wie auch andere Versionen zuvor, kritisiert, weil es erneut Programmtypen beinhaltet, die sich nicht deinstallieren lassen und bis dato von anderen Anbietern vertrieben wurden.
Steve Ballmer wird neuer Microsoft-Boss
Im Jahr 2000 ernennt Bill Gates den seit 1998 als President des Unternehmens tätigen Steve Ballmer (im Bild rechts) zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Der hitzige Ballmer macht immer wieder mit exzentrischen Auftritten auf sich aufmerksam und fängt sich so den Spitznamen „Monkey Boy“ ein.
Eine weitere Akquisition
Ebenfalls im Jahr 2000 kauft Microsoft die Visio Corporation mitsamt der gleichnamigen Software für 1,3 Milliarden Dollar. Mit dem Visualisierungsprogramm lassen sich mit einfachen Werkzeugen und Vorlagen grafische Darstellungen erzeugen. Visio steht in einer langen Reihe von Softwarezukäufen, mit denen Microsoft viel Geld verdient. Das Programm ist nicht Teil des Office-Pakets und muss separat erworben werden.
Die strategischen Einkäufe gehen weiter
400 Millionen Dollar lässt sich Microsoft im Jahr 1997 den E-Mail-Dienst Hotmail kosten, zum Zeitpunkt der Übernahme zählt der Webmail-Anbieter bereits zwölf Millionen Nutzer. Nach der Übernahme wurde der Dienst aufgrund vieler Sicherheitslücken immer wieder Opfer von Hacker-Angriffen. Mitte 2012 wurde Hotmail vollständig durch Outlook.com ersetzt.
Microsoft kauft FrontPage mit Entwicklerstudio
1996 kauft Microsoft die Firma Vermeer Technologies zusammen mit ihrem HTML-Editor FrontPage 1.0 für 133 Millionen Dollar. Kurze Zeit später wird das Programm in der Version 1.1 von Microsoft vertrieben und in den folgenden Jahren konsequent weiterentwickelt sowie der Office-Suite hinzugefügt. Seit dem Release von Office 2007 ist FrontPage nicht mehr Teil des Pakets, es wurde von Microsoft Expression Web abgelöst.
Flaggschiff für den Browser-Krieg
1995 beginnt Microsoft den Browser-Krieg. Der Internet Explorer soll dem bis dahin erfolgreichen Netscape Navigator Marktanteile streitig machen. Die Strategie geht auf, auch weil Microsoft den eigenen Browser durch Koppelung an Windows schnell verbreiten kann. Netscape verliert und wird 1998 von AOL geschluckt. Der Internet Explorer wird deswegen auch spöttisch „Internet Destroyer“ genannt. Das Bild zeigt Version 10.
Mehr Power, mehr Freiheit, mehr Spaß...Mehr Power, mehr Freiheit, mehr Spaß...
... verspricht das neue Windows im Erscheinungsjahr 1995. Das Release des Betriebssystems wird von der größten Werbekampagne begleitet, die Microsoft bis dahin je gestartet hat. Der Erfolg bleibt nicht aus, Windows 95 verkauft sich in den ersten Wochen mehr als sieben Millionen Mal. Auch weil Microsoft die Zeichen der Zeit erkannt hat: Internet-Unterstützung und Plug-and-Play-Funktionen sind erstmalig enthalten.
Microsoft Encarta
Die erste Version der Microsoft Encarta kommt 1993 auf den Markt. Die zunächst unter dem Codenamen „Gandalf“ entwickelte Enzyklopädie erschien jährlich in einer neuen Version, auf dem Bild ist die Ausgabe von 1998 zu sehen, die auch Updates über das Internet unterstützte. 2009 stellt Microsoft alle Encarta-Angebote ein.
Bill Gates stellt Windows 3.0 vor
Bill Gates, der dem Erscheinungsbild eines Nerds immer noch alle Ehre macht, stellt Windows 3.0 vor. Das Betriebssystem kommt 1990 auf den Markt, verkauft sich sehr gut und erobert nun auch heimische Computer. Es enthält erstmalig Spiele wie Minesweeper, Solitaire und Hearts.
Office 1.0 kommt in den Handel
Microsoft Office kommt 1989 in der Version 1.0 auf den Markt. Das Softwarebündel enthält Word 4.0, Excel 2.2, Powerpoint 2.01 und Microsoft Mail 1.37. Bis heute ist Microsoft Office eines der erfolgreichsten und umsatzstärksten Produkte des Redmonder Großkonzerns.
Geschickter Zukauf
Im Jahr 1987 kauft Microsoft die Firma Forethought, die eine vielversprechende Präsentationssoftware entwickelt hat. Kurze Zeit später soll daraus Microsoft PowerPoint werden. Die Software ist bis heute ein wesentlicher Bestandteil des Office-Pakets.
Separates Betriebssystem für IBM
Für IBM entwickelt Microsoft das Betriebssystem OS/2, es wird fast gleichzeitig mit Windows 2.0 veröffentlicht. Die Betriebssysteme konkurrieren zwar miteinander, Microsoft verdient aber an beiden Produkten. 1991 beendet Microsoft die Kooperation mit IBM, gegen Windows kann sich OS/2 trotz Weiterentwicklung am Ende aber nicht durchsetzen.
Das neue Hauptquartier: Microsoft Campus
1986 zieht das rasant wachsende Unternehmen in ein neues Hauptquartier nach Redmond im Bundesstaat Washington. Das Bild zeigt den Microsoft-Campus nach zahlreichen Erweiterungen und Ausbauten. Heute arbeiten auf dem etwa 750.000 Quadratmeter großen Gelände über 30.000 Angestellte.
Das wichtigste Produkt
1985 erscheint Windows 1.0. Das unter dem Codenamen „Interface Manager“ entwickelte Betriebssystem bietet im Gegensatz zu MS-DOS eine grafische Benutzeroberfläche und erlaubt es, verschiedene Anwendungen gleichzeitig auszuführen. Die Windows-Reihe ist für Microsoft auch heute einer der wichtigsten Umsatzmittelpunkte.
Microsoft Word für DOS
1983 erscheint die erste Version von Microsoft Word, damals noch für das Betriebssystem MS-DOS 1.0. Das Programm macht erstmals Gebrauch von der Computermaus. Das damals noch wenig ergonomische Peripheriegerät stammt auch von Microsoft - es ist das erste Hardwareprodukt der Firma.
Nerds, wie sie im Buche stehen
1978, kurz vor dem Umzug des Unternehmens nach Albuquerque, entsteht eines der bekanntesten Fotos des Microsoft-Teams. Der bunt zusammengewürfelte Haufen langbärtiger Nerds lässt kaum vermuten, dass die Truppe dabei ist, ein milliardenschweres Unternehmen zu etablieren.
Die Anfänge
Damit fängt alles an: Microsofts Co-Gründer Paul Allen entdeckt im Januar 1975 den Altair 8800 auf dem Cover der Zeitschrift „Popular Science“. Das Gerät ist minimal ausgestattet und verfügt über 256 Byte RAM. Bill Gates und Allen schuften daraufhin Tag und Nacht und entwickeln in nur wenigen Wochen die Computersprache „Altair BASIC“. Der Grundstein für Microsoft ist gelegt. Offiziell gegründet wird der Softwarekonzern am 4. April 1975.

Den Ton im rasant wachsenden Geschäft mit mobilen Devices gaben andere Hersteller an: Apple mit seinen iPhones, iPads und der eigenen iOS-Plattform sowie Google mit seinem Android-System und einer ganzen Reihe von Herstellern wie Samsung, HTC und LG, die auf der Mobile-OS-Plattform des Suchmaschinenspezialisten aufbauen.

Zu den tiefgreifenden Veränderungen im Geschäft mit mobilen Endgeräten kamen weitere Verschiebungen in den weltweiten IT-Märkten, die dem Softwarehersteller aus Redmond zu schaffen machten. Die Anwender begannen, IT-Infrastruktur, Plattformen und Softwarelösungen aus dem Internet zu nutzen und im Abonnement zu bezahlen. Die aufkommenden Cloud-Dienste stellten das Geschäft aller großen und kleinen Softwarehersteller, die bis dato ihr Geld im klassischen Lizenz- und Wartungsgeschäft vedient hatten, auf eine völlig neue Basis.

Ballmer stand für das alte Microsoft

Alle Zeichen im Markt standen also auf Veränderung. Es war durchaus nicht so, dass die Verantwortlichen in der Microsoft-Zentrale die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätten. Nadellas Vorgänger Steve Ballmer hatte 2012 das Motto "Devices and Services" ausgegeben. Mit dem 7,2 Milliarden Dollar teuren Kauf von Nokias Endgerätesparte, den Ballmer eingefädelt hatte und der unter seinem Nachfolger im April 2014 abgeschlossen wurde, sollte das eigene Device-Geschäft angekurbelt und ein Gegengewicht zu Apple, Samsung und Co. geschaffen werden. Mitte 2013 verkündete Ballmer zudem eine neue organisatorische Aufstellung der verschiedenen Geschäftsbereiche. Doch der Neuanfang wollte nicht so recht in Schwung kommen.

Steve Ballmer verkörperte das "alte Microsoft".
Foto: Microsoft

Die fehlende Dynamik lag sicher auch an der Person Ballmers, der weiter das "alte Microsoft" verkörperte. Die Stimmen wurden immer lauter, die auch personell an der Spitze des Konzerns einen Neuanfang forderten. Und dann ging es vergleichsweise zügig für einen Softwarekonzern, der in seiner bis dato 38 Jahre zählenden Firmengeschichte lediglich zwei CEOs auf seinem Chefsessel gesehen hatte: Gründer Bill Gates und seit Anfang 2000 Steve Ballmer. Dieser erklärte im August 2013 seinen Rückzug. Anfang Februar 2014 wurde Satya Nadella zu seinem Nachfolger gekürt und als dritter CEO von Microsoft inthronisiert.

Steckbrief von Satya Nadella

Nadella
Foto: Microsoft

Satya Nadella wurde 1967 im indischen Hyderabad geboren. Nachdem er 1988 seinen Abschluss als Elektroingenieur am Manipal Institute of Technology gemacht hatte, ging Nadella in die USA, um Computerwissenschaften zu studieren - an der University of Wisconsin in Milwaukee und der University of Chicago Booth School of Business. Bevor er 1992 bei Microsoft anheuerte, arbeitete Nadella kurze Zeit bei Sun Microsystems. Bei Microsoft bekleidete er verschiedene Management-Positionen, unter anderem die des Senior Vice President of Research and Development in der Online-Division (2007 bis 2011) und des President der Server and Tools Division von 2011 bis 2014. Am 4. Februar 2014 übernahm Nadella den CEO-Posten bei Microsoft.

In seinem ersten Jahr auf dem Chefsessel bei Microsoft hat Nadella mit einem Gesamtsalär von über 84 Millionen Dollar sehr gut verdient. Seine Entlohnung setzte sich aus einem Grundgehalt von 920.000 Dollar, einem Bonus von 3,6 Millionen Dollar sowie Aktien im aktuellen Wert von fast 80 Millionen Dollar zusammen. Letztere kann der Manager allerdings erst im Jahr 2019 versilbern. Der Verwaltungsrat sprach Nadella seinen vollen Bonus zu, nachdem sich Vorgänger Ballmer zuletzt mit einer Teilauszahlung bescheiden musste, weil er die Geschäftsziele nicht erreicht hatte.

Nadella lebt in Bellevue im US-Bundesstaat Washington und ist mit Anupama Nadella verheiratet, der Tochter eines Kollegen seines Vaters in der indischen Verwaltung. Das Ehepaar hat drei Kinder.

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Das neue Mantra: Mobile first, Cloud first

Die Erwartungshaltung an den neuen Microsoft-Chef war von Anfang an klar. Es ging für den gebürtigen Inder um nicht mehr und nicht weniger, als den größten Softwarehersteller der Welt neu zu erfinden und in ein neues Computing-Zeitalter zu führen, das in erster Linie durch die Paradigmen Mobile und Cloud bestimmt ist. "Man erneuert sich jeden Tag selbst", sagte der langjährige Microsoft-Manager auf einer Konferenz in Paris rund einen Monat, bevor er seinen neuen Spitzenposten antrat. Wenn es nur noch darum gehe, die eigene Größe nach oben zu skalieren, und man aufhöre, Innovationen voranzutreiben, dann bedeute dies den Tod.

"Wir hatten große Erfolge mit Windows und Office", konstatierte Nadella. "Jetzt aber geht es darum, was wir als Nächstes tun." Vielleicht waren es auch Aussagen dieser Art, die im Aufsichtsrat gut ankamen und dem Manager schließlich den Weg ins Redmonder Chefbüro ebneten.

Dort angekommen, ließ Nadella keine Zeit verstreichen und setzte gleich eigene Akzente. Von der Strategie seines Vorgängers distanzierte sich der frischgebackene CEO umgehend. Der Ansatz mit Devices and Services sei zwar hilfreich gewesen, eine Transformation grundsätzlich einmal anzustoßen. Jetzt gehe es jedoch vor allem darum, eine eigene neue Strategie für die Zukunft herauszuarbeiten und zu schärfen, machte Nadella klar. Sein neues Mantra: "Mobile first, Cloud first."

Als zentrales Element seiner Strategie postulierte Nadella gleich zu Beginn seiner Amtszeit eine neue Offenheit, die sich wie ein roter Faden durch seine ersten Monate als CEO zog. Bereits wenige Wochen nach seinem Antritt stellte der Microsoft-Chef die seit Langem erwartete "Office Suite for iPad" vor. Nur wenige Wochen später öffnete Microsoft seine Entwicklungsplattform "Visual Studio" für Apples iOS und Googles Android. Mit Visual Studio können Entwickler von jetzt an auch Apps programmieren, die sowohl auf Googles Android oder Apples Betriebssystem iOS als auch auf Microsofts Windows und Windows Phone laufen, hieß es Anfang Mai auf der Technologiekonferenz TechEd in Houston, Texas.

Im vergangenen Herbst erleichterte der Konzern Entwicklern das Andocken an Office 365. Auf der TechEd in Barcelona wurden im Herbst neue Programmierschnittstellen (APIs) sowie Software-Development-Kits (SDKs) für iOS, Android und Windows vorgestellt, mit deren Hilfe sich die Plattformen enger miteinander verzahnen lassen. Beispielsweise könnte eine Reise-App automatisch Kalendereinträge in Outlook anlegen. Anfang November vergangenen Jahres folgte die überraschende Ankündigung, dass Microsoft und der Online-Speicherdienst Dropbox kooperieren wollen.

Demnach sollen Office-Nutzer ihre Dokumente künftig direkt in dem Netzspeicher von Dropbox ablegen können. Microsoft hatte dafür bislang nur den eigenen Online-Speicher OneDrive vorgesehen. Außerdem können Anwender auf dem iPad oder einem Android-Gerät ihre Dokumente aus der Dropbox-App heraus bearbeiten und aus den Office-Apps von Microsoft via Dropbox teilen. Im Gegenzug kündigte Dropbox an, künftig eine App für das Microsoft-Mobilsystem Windows Phone auf den Markt zu bringen.

Die Charmeoffensive trägt Früchte

Microsoft begann also, sich zu öffnen, und im Zuge dieses Kulturwandels geschah etwas Seltsames im Silicon Valley: Die Branche begann, Microsoft zu mögen. Der Konzern aus dem etwa 1300 Kilometer weiter nördlich gelegenen Seattle erschien sympathisch. Die Charmeoffensive Nadellas hatte offenbar schnell Früchte getragen. War Microsoft in der Vergangenheit als rücksichtloser Monopolist gesehen worden, der keine Skrupel zu haben schien, kleinere Anbieter, deren Produkte den Konzernverantwortlichen ein Dorn im Auge waren, zu bedrängen beziehungsweise gleich ganz aus dem Markt zu kegeln, machte sich unter Nadella eine neue Firmenkultur bemerkbar, deren Strahlkraft bald auch außerhalb der Konzernmauern zu spüren war.

Das unterstrichen auch die öffentlichen Auftritte des neuen CEO. Ballmer hatte oft durch extrovertierte, manchmal auch cholerisch wirkende Auftritte von sich reden gemacht, die nach außen hin wenig sympathisch wirkten. Sein Nachfolger Nadella suchte dagegen auf eine ruhige und entspannte Art und Weise das Gespräch und den Kontakt zu anderen Anbietern - auch zu Wettbewerbern. Zunehmend bemühten sich nun auch wieder Startups und andere IT-Anbieter um Kontakt nach Redmond, um sicherzustellen, dass die eigenen Produkte und Dienste reibungslos mit der Microsoft-Plattform funktionieren.

Nadella ist es offenbar gelungen, eine neue Firmenkultur in Redmond zu etablieren, die nicht mehr darauf ausgerichtet ist, Produkte anderer Anbieter zu verteufeln. Im Gegenteil: Unter der Führung von Satya Nadella habe Microsoft nicht nur seinen Ton verändert, sondern den gesamten Kurs der Firma, stellte Aaron Levie, Chef von Box, fest. "Das ist ein Musterbeispiel, wie sich ein Unternehmen neu erfindet."

Presseschau: Ein Jahr Microsoft unter Nadella
Arstechnica
"Microsofts Richtung hat sich kaum geändert - aber die Wahrnehmung."
Redmondmag
"Satya Nadella schlug sich besser und anders als erwartet"
Cnet
"Nadella stellt Microsoft auf den Kopf - weil er muss"
Networkworld
"Nadellas erstes Jahr brachte sowohl erstaunliche Erfolge wie auch überraschende Fehler"
ZDnet
"Nadella hat viel von Ballmer übernommen - und davon profitiert, anders zu sein."
Businessinsider UK
"Vieles war gut. Einiges nicht so gut"
Bloomberg
"Das zweite Jahr ist immer härter"

"Fragen Sie nach einer Gehaltserhöhung"

Angesichts des Kulturwandels verzieh man Nadella auch den einen oder anderen Fehltritt vergleichsweise schnell. Im Oktober verhedderte sich der Manager mit einer kontroversen Äußerung über Frauen und Gehälter. In einer Diskussion sagte er, Frauen müssten keine Gehaltserhöhungen fordern. Gefragt, welchen Rat er für Frauen habe, die sich nicht trauten, in ihrer Firma mehr Geld zu verlangen, sagte er: "Es geht nicht darum, nach einer Erhöhung zu fragen, sondern zu wissen und daran zu glauben, dass das System einem die richtige Gehaltserhöhung geben wird." Frauen, die nicht nach mehr Geld verlangten, würden von "gutem Karma" profitieren. Nur wenig später, nach etlichen kritischen Reaktionen, ruderte Nadella zurück: "Ich habe die Frage völlig falsch beantwortet", schrieb er in einer E-Mail an die Mitarbeiter. "Wenn Sie denken, Sie verdienen eine Gehaltserhöhung, sollten Sie einfach danach fragen."

Es blieb nicht das einzige Mal, dass Nadella seinen Mitarbeitern Erklärungen schuldete. Schließlich fiel in seine noch junge CEO-Ära die größte Entlassungswelle, die der Konzern jemals in seiner Firmengeschichte ankündigte. Im Sommer 2014 gab Nadella bekannt, Microsoft werde im Zuge seiner Neuaufstellung im laufenden Geschäftsjahr, das noch bis zum 30. Juni dieses Jahres läuft, bis zu 18.000 Stellen streichen, 14 Prozent der Gesamtbelegschaft. Den stärksten Aderlass muss die zugekaufte Nokia-Sparte erdulden, wo insgesamt rund 12.500 Stellen gestrichen werden. Microsoft hatte mit Nokia etwa 30.000 Mitarbeiter übernommen.

Nadella erklärte in einer E-Mail an die Belegschaft, Microsoft werde zwar Stellen abbauen, gleichzeitig aber in anderen Bereichen auch strategisch einstellen. Der Konzern brauche finanziellen Spielraum, um mehr in innovative Technik zu investieren, verlautete aus der Chefetage in Redmond. Die Entlassungen sollten so glimpflich wie möglich über die Bühne gehen, bemühte sich Nadella den Kahlschlag schönzureden. Jeder betroffene Mitarbeiter könne erwarten, mit dem Respekt behandelt zu werden, der ihm für seinen Beitrag zum Unternehmen gebühre. Insgesamt strebt der neue Microsoft-CEO flachere und weniger Hierarchien sowie schlankere und effizientere Geschäftsprozesse an, um das Unternehmen produktiver zu machen.

Die Zukunft sind Windows 10 und Azure

Diese Produktivität braucht Nadella in erster Linie, um zwei Entwicklungsschwerpunkte voranzutreiben. Die wichtigste Produktankündigung seines ersten Jahres als Microsoft-CEO dürfte das neue Windows-Release 10 gewesen sein. Nach dem Flop mit Windows 8 brauchte Microsoft auch hier einen Neuanfang. Nicht umsonst wurde die Versionsnummer 9 ausgelassen, um einen möglichst großen Abstand auch im Produktnamen deutlich werden zu lassen. Nadellas Erwartungen sind hoch: "Das neue Release ist der Beginn einer neuen Windows-Ära", frohlockte er anlässlich der Präsentation des kommenden Windows.

Windows 10
Windows 10
Das Startmenü lässt sich auch als Vollbild darstellen.
Windows 10
Windows 10 läuft in Zukunft auch auf Smartphones - hier auf einem Lumia 1520.
Windows 10
Microsoft hat das Action Center deutlich überarbeitet.
Windows 10
Windows 10 erkennt künftig, wenn eine Tastatur ans Tablet angedockt wird und ändert die Oberfläche entsprechend automatisch.
Windows 10
Der Sprachassistent Cortana hält auch auf dem Desktop Einzug.
Windows 10
Der neue schlanke Browser Spartan soll es Anwender einfach machen Kommentare an Webseiten anzufügen.
Windows 10
Die Office-Apps auf dem Smartphone ähneln in der Bedienung den Desktop-Varianten
Windows 10
Beim Microsoft Surface Hub handelt es sich um ein 84-Zoll-Display, das Unternehmen unter anderem bei Besprechungen einsetzen können.
Windows 10
Mit dem Microsoft Surface Hub lässt sich eine spezielle Version von Skype for Business zur Kommunikation nutzen.
Windows 10
Microsoft Hololens soll die Nutzung von PC revolutionieren.
Windows 10
Mit Microsoft Hololens verschmelzen für den Betrachter Realität und virtuelle Objekte.

Windows 10 bedeutet für manche Entwicklungen, die mit Windows 8 noch als revolutionär angepriesen worden waren, einen Rückzieher. So bekommt Windows 10 sein Startmenü wieder zurück, das Kachel-Design gerät in den Hintergrund. Microsoft adressiert mit Windows 10 alle Plattformen vom Smartphone über Tablets und Notebooks bis hin zum klassischen PC. Über sämtliche Geräteklassen hinweg soll Windows 10 ein einheitliches Nutzererlebnis bieten. Auch für die Entwickler soll vieles einfacher werden. Der Hersteller verspricht, dass Windows-Anwendungen nur noch einmal entwickelt werden müssen und sich dann automatisch an die Nutzung auf unterschiedlichen Geräten anpassen.

Darüber hinaus investiert Microsoft große Summen in den Ausbau seiner Cloud-Infrastruktur und -Plattform "Azure". "Wir liefern die umfassendste Cloud der Branche", hatte Nadella im Herbst vergangenen Jahres behauptet. Azure werde in Kürze in 19 Regionen weltweit verfügbar sein. Das seien doppelt so viele, wie andere Public-Cloud-Anbieter erreichten. Microsoft gewinnt nach eigenen Angaben Woche für Woche 10.000 neue Kunden für Azure hinzu. In der Microsoft-Cloud seien bereits mehr als 30 Billionen Objekte gespeichert. Physikalisch bestehe die eigene IT-Wolke aus 11,4 Millionen Servern.

Kursrutsch nach mäßigem Gewinn Seitdem Satya Nadella Microsoft im Februar 2014 übernommen hat, ging der Kurs nach oben – bis Ende Januar, als die Zahlen für das zweite Fiskalquartal schwach ausfielen.
Foto: Yahoo Finance

An dieser Infrastruktur entwickelt Microsoft offensichtlich kontinuierlich weiter. Im Oktober 2014 kündigte der Konzern die neue G-Serie an, leistungsstarke Intel-Xeon-Server, die die derzeit größte virtuelle Maschine für die Public Cloud ermöglichten. Gemeinsam mit Hardwarepartner Dell präsentierten die Microsoft-Verantwortlichen das Cloud Platform System (CPS), ein Komplettpaket aus Dell-Hardware sowie den Softwarelösungen von Microsoft. Der Anbieter sprach damals von der "Azure Cloud in der Box". Anwender könnten damit Azure im eigenen Rechenzentrum betreiben.

Die Cloud macht neue Freunde

Für Microsoft geht es zudem darum, die eigene Cloud durch Zusatzangebote möglichst attraktiv für die Nutzer zu machen. Dafür hat der Konzern mit dem Azure Store seinen Marktplatz vereinheitlicht. Der Store vernetzt ein ganzes Ökosystem aus Software- und Serviceanbietern mit den Enterprise-Kunden. Auch an dieser Stelle wird die neue Offenheit Microsofts deutlich. Mittlerweile können Anwender auch Datenbanken des ehemaligen Erzfeindes Oracle aus der Azure-Cloud beziehen und nutzen. Rund ein Fünftel der virtuellen Maschinen in Azure laufen nach Nadellas Worten unter einem Linux-Betriebssystem.

Die neue Offenheit dürfte Nadella auch in Zukunft vorantreiben. Die Zeiten, in denen Produkte wie Windows und Office die IT-Welt bestimmten und der Konzern infolgedessen wenig Rücksicht darauf nahm, was andere Hersteller anboten, sind vorbei. Heute präsentiert sich die IT-Welt bei Weitem nicht mehr so homogen. Konsumenten wie Unternehmen setzen einen bunten Mix unterschiedlicher Techniken und Plattformen von allen möglichen Herstellern ein - und sie erwarten, dass diese Techniken reibungslos miteinander funktionieren. Dem kann sich Microsoft nicht widersetzen. Die Redmonder müssen dieses Spiel mitspielen, oder sie stellen sich selbst ins Abseits.

Preiskampf um Cloud-Dienste

Die Geschäfte dürften für Microsoft damit allerdings nicht einfacher werden. Gerade in der Cloud liefern sich die Anbieter gegenwärtig einen erbitterten Preiskampf - insbesondere wenn es um standardisierte Services wie Rechenressourcen, Storage-Kapazitäten oder Plattformdienste geht. Anbieter wie Amazon Web Services (AWS) senken laufend die Preise und verstärken den Druck auf die Wettbewerber.

Zwar betonte Nadella, die Tage von Anbietern, die ausschließlich über den Preis konkurrierten, seien gezählt. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, braucht Microsoft aber stichhaltige Gründe, warum die Anwender für einen angeblich höherwertigen Azure-Cloud-Service mehr zahlen sollten. Hier Argumente zu finden, wird nicht ganz einfach. Derzeit hat im weltweiten Markt für Infrastructure as a Service und Platform as a Service (IaaS, PaaS) AWS eindeutig die Nase vorn.

Die Amazon-Tochter wuchs zuletzt um über 50 Prozent und kam laut aktuellen Zahlen der Marktforscher der Synergy Research Group im vierten Quartal 2014 auf einen Marktanteil von etwa 28 Prozent. Microsoft konnte demnach sein Azure-Geschäft sogar um über 80 Prozent steigern, mit einem Marktanteil von etwas mehr als zehn Prozent bleiben die Redmonder aber deutlich hinter dem Konkurrenten AWS.

Damit Nadellas Pläne aufgehen, muss außerdem Windows 10, das im Spätsommer 2015 auf den Markt kommen soll, ein Erfolg werden. Zwar hat sich das Windows-Business im vergangenen Jahr etwas erholt - woran Microsoft mit dem Support-Ende für Windows XP im April letzten Jahres erheblichen Anteil hatte. Doch ob der Trend anhält, ist längst nicht ausgemacht.

Immerhin stellt Microsoft mit Windows 10 selbst die Weichen für einen Erfolg. Adressierten die Redmonder mit dem Vorgänger Windows 8 vor allem Privatkunden und hofften so, auch den Weg in die Unternehmen zu finden, soll es nun anders laufen: Windows 10 richtet sich gleichermaßen an private Konsumenten wie an Unternehmenskunden. Letztere haben allerdings oft gerade erst Windows 7 eingeführt und dürften damit noch eine ganze Weile zufrieden sein. Warum sie ein paar Jahre später unter hohen Kosten auf Windows 10 umsteigen sollten, muss Microsoft erst noch schlüssig erklären. Bis Januar 2020 gibt es wenig Handlungsbedarf, denn so lange läuft der Extended Support, der regelmäßige und kostenlose Sicherheits-Updates garantiert.

Dazu kommt, dass die Gerätewelt vielfältiger geworden ist. Gartner zufolge werden in diesem Jahr weltweit rund 2,47 Milliarden Devices verkauft. Davon sind nur 321 Millionen (13 Prozent) der PC-Klasse zuzurechnen. Den Löwenanteil machen mit 1,9 Milliarden Geräten Smartphones und Handys aus. Bedenkt man, dass Android und iOS diese Gerätewelt dominieren, dann wird deutlich, dass die Bedeutung von Windows weiter schwinden wird. Das Microsoft-System kommt nur noch auf einen Anteil von nicht einmal 15 Prozent im globalen Endgerätemarkt. Googles Android dominiert mit einem Anteil von fast 60 Prozent.

Nadella hat mit seiner Strategie Mobile first, Cloud first, der neuen Offenheit sowie der Ankündigung von Windows 10 die Weichen gestellt. Nun muss sich zeigen, dass die Spur, die er gewählt hat, zum Erfolg führt. Wenn es in den kommenden Monaten darum geht, zu beweisen, dass die neue Strategie trägt, dürfte dem Microsoft-CEO ein schärferer Wind ins Gesicht wehen.

"Man erneuert sich jeden Tag. Wenn man aufhört, Innovationen voranzutreiben, ist man tot." Satya Nadella
Foto: Microsoft

Börsianer haben hohe Erwartungen

Einen Vorgeschmack bekam Nadella im Januar, als er die jüngsten Zahlen für das zweite Fiskalquartal des laufenden Geschäftsjahres 2014/15 vorstellte. Der Umsatz in dem Ende Dezember abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal legte um knapp acht Prozent auf fast 26,5 Milliarden Dollar zu. Dafür sorgte unter anderem das wachsende Geschäft mit Cloud-Diensten im Internet, das sich im Jahresvergleich verdoppelt hatte und die schwächeren Geschäfte in anderen Sparten etwas kompensieren konnte. Die Erlöse mit den Surface-Tablets wuchsen dank des neuen Modells "Surface Pro 3", um ein Viertel auf 1,1 Milliarden Dollar. Das Geschäft mit dem Windows-Betriebssystem schrumpfte jedoch im weiterhin schwachen PC-Markt um 13 Prozent.

Zum Video: So gut ist Satya Nadella als Microsoft-CEO

Das Wachstum in den neuen Bereichen konnte im letzten Quartal den Rückgang im Windows-Geschäft mehr als ausgleichen. Der Umbau und das laufende Sparprogramm schlugen aber auf den Gewinn durch. Er fiel im Jahresvergleich um 10,7 Prozent auf 5,86 Milliarden Dollar. An der Wallstreet kamen die Zahlen nicht gut an: Nachdem Steve Ballmer seinen Rückzug angekündigt hatte, war das Microsoft-Papier um fast 30 Prozent gestiegen. Im vergangenen November erreichte es mit knapp über 50 Dollar sogar den höchsten Stand seit dem Jahr 2000. Doch der Höhenflug wurde jäh gestoppt. Nach den jüngsten Quartalszahlen verlor die Aktie fast 15 Prozent und rutschte auf knapp über 40 Dollar ab. Rund 40 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung lösten sich buchstäblich in Luft auf. Nadella weiß nun, was von ihm erwartet wird.

Spiele, Apps und R

Um die Microsoft-Geschäfte weiter anzukurbeln, hat CEO Satya Nadella bereits in seinen ersten Monaten kräftig zugekauft. Seine Einkaufsliste zeigt interessante Facetten. Für 2,5 Milliarden Dollar übernahm Microsoft beispielsweise im vergangenen Herbst den schwedischen Spieleentwickler Mojang, bekannt vor allem für sein virtuelles Bauklötzchenspiel „Minecraft“. Angeblich rund 100 Millionen Dollar war Microsoft die Akquisition von Sunrise wert.

Das Unternehmen entwickelt Kalender-Apps unter anderem auch für iOS und Android. Im Dezember 2014 kaufte der Konzern außerdem Acompli, das eine E-Mail-App für iOS und Android entwickelt hat. Nicht bestätigter Kaufpreis: etwa 200 Millionen Dollar. Zudem schluckte Microsoft mit Revolution Analytics einen Spezialisten für die Programmiersprache R, die rund um statistische Analysen zum Zuge kommt.