Der Nachfolger des SBS 2011, der Windows Server 2012/2012 R2 Essentials, bringt keinen eigenen Exchange Server mehr mit. Das ist meist einer der Gründe, warum Firmen den populären Small Business Server 2011 gerne weiterhin einsetzen.
Dem steht auch nichts im Weg, denn SBS 2011 setzt auf bewährte und durchaus noch aktuelle Technologien auf Basis von Windows Server 2008 R2 und Exchange Server 2010. Mit einigen Patches und Tricks kann man den Server daher für die nächsten Jahre fit machen.
Vorbemerkung: Setzen Sie SBS 2011 Essentials ein, müssen Sie die Aktualisierungen für Exchange 2010 natürlich nicht installieren, die Patches für das Betriebssystem dagegen schon. SBS 2011 Standard und Essentials bauen auf den gleichen Standards auf.
Die wichtigsten Aktualisierungen für SBS 2011 im Überblick
In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, welche Aktualisierungen Sie installieren sollten und wie Sie dabei am besten vorgehen. Basis der Aktualisierung sind vor allem zwei große Servicepacks, die Sie in jedem Fall auf dem Server installieren sollten:
Neben dem Servicepack 3 für Exchange 2010 sollten Sie auf dem Server auch das neue Update Rollup 6 für Exchange 2010 installieren. Dieses Zwischen-Servicepack behebt ebenfalls einige Fehler. Dies ist vor allem dann interessant, wenn Sie irgendwann von SBS 2011 zu einer neuen Version migrieren wollen:
• Updaterollup 6 für Exchange Server 2010, Service Pack 3 (KB2936871)
Setzen Sie auf dem Server noch das Companyweb ein, also ein Intranet und Dokumentenverwaltung, baut diese auf SharePoint Foundation 2010 auf. Diese sollten Sie ebenfalls aktualisieren. Microsoft bietet für Sharepoint Foundation 2010 das Servicepack 2 an. Auch dieses sollten Sie auf dem Server installieren, selbst wenn Sie das Companyweb nicht aktiv nutzen:
• SharePoint Foundation 2010 SP2
Einige spezielle Aktualisierungen für SBS 2011, wie das sehr wichtige Updaterollup 4 für Windows Small Business Server 2011, laden Sie nicht als Installationsdatei herunter, sondern über die Windows-Update-Funktion des Servers. Hier sollte auch die Aktualisierung des Servers beginnen. Bevor Sie externe Updates auf dem Server installieren, rufen Sie die Windows-Update-Funktion auf und lassen alle gefundenen Aktualisierungen installieren.
In vielen Fällen müssen Sie den Vorgang mehrmals wiederholen und auch mehrmals den Server neu starten, bevor wirklich alle Updates installiert wurden. Lassen Sie daher immer erst alle Patches installieren, die über Windows Update zu finden sind, und installieren Sie dann erst die ganzen Patches für Exchange, SharePoint und Co. Die Update-Funktion starten Sie durch Eingabe von wuapp im Suchfeld des Startmenüs.
Nachdem der Server aktualisiert wurde - oder auch als ersten Schritt - sollten Sie im Dashboard von SBS 2011 überprüfen, ob Updates für den Server Fehler verursacht haben oder noch ausstehen. Diese Updates finden Sie über Sicherheit\Updates im Dashboard von SBS 2011. Über den Menüpunkt Einstellungen für Softwareupdates ändern nehmen Sie wichtige Einstellungen vor. Klicken Sie auf ein Update in der Konsole, dann sehen Sie im unteren Bereich weiterführende Informationen.
Generell sollten Sie im Dashboard den Server über die Schaltfläche Jetzt synchronisieren mit den Windows-Updateservern synchronisieren lassen. Danach rufen Sie die Updateeinstellungen auf und legen die Einstellungen entsprechend fest:
• Serverupdates -- Steuert, welche Updates auf dem SBS-Server und den anderen Servern im Netzwerk installiert werden sollen. Grundsätzlich ist es sinnvoll, auch hier die Einstellung Hoch zu verwenden.
• Clientupdates -- Steuert die Installation von Patches auf den Arbeitsstationen. Hier ist die Einstellung Hoch bereits gesetzt.
Stellen Sie daher sicher, dass im Windows-Update und in der Update-Steuerung von SBS 2011 keinerlei Updates mehr zur Installation ausstehen oder als fehlerhaft angezeigt werden.
SBS 2011 - Datensicherung vor der Aktualisierung durchführen
Da es sich bei den hier vorgestellten Aktualisierungen um weitreichende Änderungen handelt und auch viele Systemdateien ausgetauscht werden, besteht durchaus die Gefahr, dass eine der Aktualisierungen den Server in einen instabilen Zustand versetzt.
Es ist daher in jedem Fall sehr sinnvoll, im ersten Schritt eine vollständige Sicherung des Servers durchzuführen, am besten eine Komplettsicherung als Systemabbild mit einer speziellen Boot-CD. Das hat den Vorteil, dass Sie danach den Server wiederherstellen können, wenn etwas nicht funktioniert.
Solche Rettungs-CDs stehen auch kostenlos als OpenSource zur Verfügung, zum Beispiel Redo-Backup. Erstellen Sie die Rettungs-CD, booten Sie den Server mit der CD und lassen Sie alle Festplatten auf eine externe Festplatte kopieren. Sollte etwas bei den Aktualisierungen schiefgehen, stellen Sie den Server mit Redo-Backup einfach wieder her.
SBS 2011 überprüfen
Bevor Sie den Server aktualisieren, sollten Sie im Dashboard über Netzwerk\Computer überprüfen, ob der Server Fehler meldet, und diese zunächst beheben. Auch in der Ereignisanzeige sollten Sie nach Fehlern suchen und diese genauer überprüfen.
Außerdem empfiehlt es sich, vor der Installation der Patches zu überprüfen, ob auf dem Server noch genügend Festplattenplatz zur Verfügung steht. Sie brauchen für das Zwischenspeichern und di8e Installation locker 10 GByte freien Speicherplatz, besser mehr. Löschen Sie daher vor der Installation der Patches nicht mehr benötigte Dateien, allerdings auch hier erst nach der Datensicherung.
Bevor Sie Patches installieren, empfiehlt Microsoft auch die Überprüfung des Dateisystems auf Fehler. Starten Sie dazu eine Eingabeaufforderung mit Administratorrechten und geben Sie den Befehl
chkdsk c: /F
ein. Nach dem erfolgreichen Test lassen Sie mit
sfc /scannow
wichtige Systemdateien überprüfen. Diese Tests können durchaus weit über eine Stunde dauern, sind aber sehr empfehlenswert, da hier grundlegende Probleme entstehen können.
SP1 für Windows Server 2008 R2 installieren
Das Basisbetriebssystem von SBS 2011 ist Windows Server 2008 R2. Sie sollten auf jeden Fall das SP1 für Windows Server 2008 R2 auf dem Server installieren. Zur Installation laden Sie das Windows Server 2008 R2 Servicepack 1 herunter. Überprüfen Sie allerdings zuerst, ob das SP1 nicht bereits installiert ist. Dazu geben Sie zum Beispiel winver im Suchfeld des Startmenüs ein. Wird das Betriebssystem als Version 6.1 (Build 7601: Service Pack 1) gemeldet, dann ist das SP1 für Windows Server 2008 R2 bereits installiert.
Zur Installation von Windows Server 2008 R2 SP1 müssen Sie die .exe-Datei starten. Achten Sie aber darauf, dass die Installation mehrmals den Server neu startet und durchaus mehrere Stunden dauern kann. Benutzer sollten während der Installation möglichst nicht mit dem Server arbeiten.
Wollen Sie den Neustart des Servers während der Installation von Windows Server 2008 R2 SP1 nicht automatisch durchführen lassen, deaktivieren Sie das Kontrollkästchen Computer automatisch neu starten im Installationsassistenten. In der Standardeinstellung ist dieses Kontrollkästchen aktiviert. Das ist auch sinnvoll, da sich ansonsten die Installation verzögert, weil Sie den Server manuell neu starten müssen
Windows Server Solutions Best Practices Analyzer 1.0
Nachdem Sie die aktuellsten Patches und das SP1 auf dem Server installiert haben, sollten Sie die Basis des Servers überprüfen. Mit dem kostenlosen Windows Server Solutions Best Practices Analyzer (WSSBPA) testen Sie SBS 2011 grundlegend.
Das Tool verwendet dazu von den SBS-Entwicklern vorgegebene Regeln und kann auch versteckte Probleme und Fehlerursachen erkennen und diagnostizieren. Bevor Sie den WSSBPA installieren, benötigen Sie noch Microsoft Baseline Configuration Analyzer 2.0. Dieses Tool müssen Sie vor dem BPA installieren. Nach der Installation sollten Sie in Windows-Update noch einmal nach Aktualisierungen suchen lassen. In vielen Fällen stehen Aktualisierungen für Windows Server Solutions Best Practices Analyzer zur Verfügung. Diese sind auch in der Update-Steuerung im Dashboard von SBS 2011 zu sehen. Beheben Sie Fehler, die der BPA während des Scans findet. Auf der Startseite können Sie den Bericht des vorherigen Scanvorgangs aufrufen.
Service Pack 3 für Exchange Server 2010 installieren
Bevor Sie sich an die Installation von Service Pack 3 für Exchange Server 2010 machen, sollten Sie noch einmal im Dashboard von SBS 2011 nach Patches scannen und die Patch-Datenbank mit Jetzt synchronisieren aktualisieren lassen. Stellen Sie sicher, dass über Windows-Update und im Dashboard keinerlei Patches mehr angezeigt werden, bevor Sie sich an die Installation von Service Pack 3 für Exchange Server 2010 machen.
Die Installation starten Sie nach dem Download per Doppelklick auf die Datei setup.exe. Im Installationsassistenten starten Sie die Aktualisierung des Servers durch die Auswahl von Microsoft Exchange Server-Upgrade installieren. Während der Installation werden Dienste neu gestartet und die Anwender von ihrem Postfach getrennt. Auch hier gilt, dass Sie die Aktualisierung möglichst nicht während der herkömmlichen Arbeitszeit durchführen sollten.
Nachdem Sie die Aktualisierung ausgewählt haben, überprüft der Assistent zunächst, ob eine Aktualisierung des Servers zum SP3 möglich ist. Wenn hier alle Überprüfungen erfolgreich abgeschlossen sind, können Sie das Update mit Upgrade durchführen. Der Vorgang kann bis zu einer halben Stunde und mehr dauern, abhängig von der eingesetzten Hardware.
Den Status der Aktualisierung sehen Sie auch in der Protokolldatei im Verzeichnis C:\ExchangeSetupsLogs. Nach der Aktualisierung sollten Sie den Server neu starten. Die aktuelle Serverversion sehen Sie in der Exchange-Verwaltungskonsole, wenn Sie auf Serverkonfiguration klicken. Im mittleren Bereich sehen Sie die Serverversion und ob auf dem Server das Service Pack 3 installiert ist.
Exchange Server 2010 SP3 Update Rollup 6
Service Pack 3 für Exchange Server 2010 integriert viele Verbesserungen und behebt Sicherheitslücken. Mit dem Update Rollup 6 bietet Microsoft eine Aktualisierung für das SP3 für Exchange Server 2010 an. Zu Beginn des Artikels haben wir Ihnen bereits gezeigt, wo Sie das Update Rollup herunterladen können. Laden Sie sich das aktuelle Rollup Package 6 für Exchange Server 2010 SP3 herunter und installieren es auf dem SBS-Server.
Erhalten Sie bei der Installation des Rollup 6 eine Fehlermeldung, liegt wahrscheinlich ein Problem mit dem Windows Management Framework 3 vor. Deinstallieren Sie in diesem Fall das Update KB2506143 vom Server. Rufen Sie dazu über Ausführen den Befehl appwiz.cpl auf und klicken Sie im Fenster auf Installierte Updates anzeigen. Suchen Sie nach dem Update und deinstallieren Sie es. Anschließend müsste sich das Rollup 6 problemlos auf dem Server installieren lassen.
Funktioniert die Installation immer noch nicht, sehen Sie sich diesen Support-Eintrag an. Der hier beschriebene Fehler, kann sich auch auf das Rollup 6 auswirken. Auch wenn es nicht immer notwendig ist, sollten Sie nach der Installation den Server neu starten. So ist sichergestellt, dass alle Serverdienste problemlos funktionieren.
Offline-Defragmentierung der Exchange-Datenbanken durchführen
Mit der Zeit wachsen die Datenbankdateien von Exchange deutlich an. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass defekte Bereiche in der Datenbank existieren. Daher ist sehr sinnvoll, mindestens einmal im Jahr eine Offline-Defragmentierung der Datenbank durchzuführen. Die Offline-Defragmentierung dauert bei entsprechender Datenbankgröße oft Stunden. Während der Offline-Defragmentierung löscht Exchange leere und fehlerhafte Seiten aus der Datenbank. Benutzer können während dieser Zeit nicht mit ihrem Postfach arbeiten.
Für die Offline-Defragmentierung müssen Sie die Bereitstellung der Datenbanken aufheben oder den Exchange-Informationsspeicherdienst auf dem Server beenden. Um eine Offlinedefragmentierung durchzuführen, starten Sie Eseutil mit der Option /d und den Pfad zur Datenbank. In SBS 2011 ist die Datenbank normalerweise im Pfad C:\Program Files\Microsoft\Exchange Server\V14\Mailbox\Mailbox Database gespeichert.
Das Tool legt vor dem Defragmentierungsvorgang eine temporäre Kopie der Datenbankdatei an, die defragmentiert und nach dem Vorgang wieder zurückkopiert wird. Achten Sie also auch darauf, dass auf der entsprechenden Festplatte noch genügend Plattenplatz frei ist. Um die Datenbank offline defragmentieren zu können, beenden Sie daher erst den Systemdienst Microsoft Exchange-Informationsspeicher in den Systemdiensten (services.msc). Die Syntax in der Befehlszeile für eine Offline-Defragmentierung lautet wie unten angegeben. Wechseln Sie dazu direkt in das Verzeichnis mit der Datenbank:
Eseutil /d "Mailbox Database.edb"
SharePoint Foundation 2010 SP2 installieren
Das SP2 für SharePoint Foundation laden Sie von der weiter vorne erwähnten Webseite herunter, alternativ geben Sie das Update in der Patch-Verwaltung frei. Vor der Installation der Aktualisierung starten Sie die SharePoint-2010-Zentraladministration über das Startmenü und klicken auf Systemeinstellungen\Server in dieser Farm verwalten. Stellen Sie sicher, dass in der Spalte Status keine Aktionen notwendig sind. Wenn doch, lesen Sie den folgenden Blogbeitrag.
Zur Installation führen Sie die ausführbare Datei des Servicepacks aus und folgen den Anweisungen. Danach öffnen Sie eine Befehlszeile mit Administratorrechten und wechseln in das Verzeichnis c:\program files\common files\microsoft shared\web server extensions\14\bin.
Geben Sie in diesem Verzeichnis den folgenden Befehl ein:
PSConfig.exe -cmd upgrade -inplace b2b -force -cmd applicationcontent -install -cmd installfeatures
In der Befehlszeile sollten alle Konfigurationsschritte abgeschlossen sein. Testen Sie nach der Installation, ob das Companyweb noch funktioniert. (mje)