Exklusivinterview mit Jörg Eilenstein, TIM AG

"Speicherkonsolidierung ist Standard"

18.03.2010
Wie müssen Storage-Reseller auf den Trend zu virtualisierten Umgebungen, Cloud-Angeboten und Ethernet-basierten Speichertechnologien reagieren? Diese und andere Fragen beantwortet Jörg Eilenstein, Vorstand des Storage-VADs TIM, im Gespräch mit ChannelPartner.
"Jedes Unternehmen, das virtuelle Umgebungen einsetzt, muss auf eine konsolidierte Speicherinfrastruktur umsteigen." Jörg Eilenstein, Vorstand TIM AG

Herr Eilenstein, für welche Kunden sind konsolidierte Speicherinfrastrukturen besonders geeignet?

Jörg Eilenstein: Speicherkonsolidierung ist ein De-facto-Standard, vorangetrieben durch die Virtualisierung der Server und - im nächsten Schritt - auch der Desktops. Jedes Unternehmen, das virtuelle Umgebungen einsetzt, muss auf eine konsolidierte Speicherinfrastruktur umsteigen, schon allein um die Verfügbarkeit der Applikationen gewährleisten zu können. Sicher sind die positiven Effekte der Konsolidierung in sehr kleinen Unternehmen nicht so groß wie in einem Konzern, dennoch wird sie auch dort Einzug halten.

Mit welchen Argumenten können Partner Kunden davon überzeugen, in eine konsolidierte Speicherinfrastruktur zu investieren?

Eilenstein: Das Hauptargument ist natürlich der Kostenvorteil. Konsolidierte Umgebungen bedeuten weniger Hardware und damit weniger Kosten in der Anschaffung. Sie bedeuten aber auch weniger Verwaltungsaufwand. Schließlich steht steigenden Datenmengen immer weniger Personal gegenüber. Eine konsolidierte Speicherlandschaft erhöht zudem die Flexibilität in einer IT-Infrastruktur erheblich.

Wenn es vor allem um die Kosten geht, könnte man den Speicher nicht gleich an einen Dienstleister auslagern?

Eilenstein: Darüber denken natürlich viele Kunden nach. Partner sollten sich deshalb überlegen, ob sie nicht selbst Managed Services anbieten können.

Ist dies nicht ein gefährlicher Trend für den Channel, schließlich muss er plötzlich mit Sevice Providern und Outsourcern konkurrieren?

Eilenstein: Wer sich als reiner Kistenschieber sieht, der wird es künftig natürlich noch schwerer haben. Fachhändler und Systemhäuser, die Mehrwerte und zusätzliche Leistungen bieten können, werden gewinnen. Die Infrastruktur wird schließlich nach wie vor gebraucht. Die Frage ist nur, wo sie steht.

Welche Voraussetzungen müssen Partner mitbringen, um erfolgreich Konsolidierungsprojekte umsetzen zu können?

Eilenstein: Partner müssen sich im Storage-Networking-Umfeld auskennen. Auch ohne VMware-Kenntnisse geht es nicht mehr. Ich kann nicht über Servervirtualisierung sprechen, ohne zu wissen, wie ich den Speicher verfügbar halte. Genauso wenig kann ich ein Storage-Konzept erstellen, wenn ich nicht weiß, wie beispielsweise ein VMware Consolidated Backup (VCB) funktioniert.

Wie unterstützen Sie Ihre Partner auf diesem Weg?

Eilenstein: Wir vermitteln in der TIM Storage Academy die notwendigen Grundlagen und informieren die Partner in herstellerneutralen Workshops über Themen wie Storage-Konsolidierung und -Virtualisierung. Darüber hinaus gibt es herstellerbezogene Produkttrainings. Wenn Bedarf besteht, fahren wir mit dem Reseller raus zum Kunden.

Wie weit wird die Konsolidierung im Speichernetzbereich gehen? Werden Protokolle wie Fibre Channel over Ethernet (FCoE) und iSCSI Fibre-Channel-Netze überflüssig machen?

Eilenstein: Das glaube ich nicht. Es gibt eine sehr große installierte Fibre-Channel-Basis. Natürlich stellt sich langfristig die Frage, ob man sein Storage-Netz getrennt vom IP-Netz betreiben soll. Wenn man von Konsolidierung spricht, muss man auch auf der Netzwerkebene konsolidieren. Dann müsste Ethernet allerdings noch erhebliche Leistungszuwächse bieten - was laut Roadmap ja durchaus geplant ist. Damit wird FCoE dann ein ganz heißes Thema, da auf der Speicherseite Fibre Channel weiter genutzt werden kann, der Zugriff aber über Ethernet erfolgt und damit nur noch eine Netzwerkkarte im Server notwendig ist.

Wann, denken Sie, wird dieser Wandel kommen?

Eilenstein: Sicher noch nicht in den nächsten drei bis fünf Jahren. Ethernet wird auf jeden Fall ein Thema bleiben, aber ob Unternehmen auf Fibre Channel over Ethernet oder eine IP-Storage-Infrastruktur migrieren sollen oder müssen, das lässt sich heute einfach noch nicht sagen.

Sollten sich Wiederverkäufer dann überhaupt mit Ethernet- beziehungsweise IP-Speichertechnologien wie FCoE und iSCSI beschäftigen?

Eilenstein: Auf jeden Fall. Schon heute stellen sich Kunden die Frage, ob sie die Performance von 8-Gbit/s-Fibre-Channel benötigen oder ob sie auf eine konsolidierte Infrastruktur setzen können. Solche Fragen muss ein Systemhaus kompetent beantworten können. (haf)