Hintergründe

Update zur TDMi-Insolvenz - Benelux-Tochter ist verkauft

31.07.2009 von Alexander Roth
Deutschlands drittgrößter Systemhausverbund, die TDMI AG, ist Geschichte. ChannelPartner liefert Hintergründe und Einschätzungen.

Die TDMi AG hatte in den vergangenen Tagen die eigene Zahlungsunfähigkeit bekannt gegeben und Insolvenz angemeldet. Betroffen sind die TDMi-Tochter Comparex sowie ihre Muttergesellschaften TDMi Deutschland Holding GmbH und die TDMi AG. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Kölner Rechtsanwalt Dr. Andreas Ringstmeier bestellt.

Wie gehts weiter mit Arxes? Hans-Jürgen Bahde ist nach wie vor Vorstand des Kölner IT-Dienstleisters.

Mit einem Gesamtumsatz von 410 Millionen Euro aus 2008 lag der TDMi-Verbund im aktuellen Systemhausranking von ChannelPartner auf Platz drei. Im Vorjahr waren es sogar noch 527 Millionen Euro. Neben der nun insolventen Comparex gehörten auch die Systemhäuser Inforsacom und Becom sowie der Kölner IT-Dienstleister Arxes zur Gruppe.

Mehr zu TDMi Jetzt gab eine Sprecherin des Verbunds gegenüber ChannelPartner Hintergründe bekannt: Da die Comparex, als Infrastruktur-Dienstleister übrigens eng verbunden mit HP und EMC, vergangene Woche ihren Zahlungen in keiner Weise mehr nachkommen konnte, riss sie auch ihre Muttergesellschaften mit. Diese war als Kapitalgeber und durch Bürgschaften eng verflochten mit dem Systemhaus.

Auch um Inforsacom und Becom (IBM-nah) stehe es nicht zum Besten, hier konnte die Insolvenz aber bislang vermieden werden. Somit seien beide Systemhäuser ab sofort wieder "frei" und ohne gemeinsames Dach am Markt. Eine Sonderrolle komme Arxes zu: Als reines Dienstleistungsunternehmen agierend, gehe es dem Haus im Verhältnis zu den Infastrukturanbietern noch am Besten. Die Lage sei bei Arxes zwar nicht golden - doch zumindest "stabil". Bis auf die zum Insolvenzzeitpunkt betroffenen 300 Mitarbeiter gebe es bislang keinen weiteren Stellenabbau bei allen noch verbliebenen Unternehmen.

Auch wenn die Sprecherin es nicht direkt zugab: Nun offenbart sich der stockende und lahme Integrationsfortgang der Gruppe: Becom und Inforsacom haben demnach beide noch eigene Verwaltungen und Logistikabteilungen, die beiden Unternehmen sind zudem offenbar entgegen allen Versprechungen und Ankündigungen bislang nur leicht miteinander verkoppelt - Insider berichten von wenigen gemeinsamen Kundenprojekten.

Von Integration keine Spur?

Noch vor einem Jahr hatten im Gegensatz dazu der damalige Vorstand um Hans-Jürgen Bahde und Detlev Linde gegenüber ChannelPartner ein tiefgreifendes "Re-Branding" angekündigt. Dabei sollten zum Beispiel die vier deutschen Rechenzentren auf ein einziges reduziert werden; auch von Arbeitsteilung und Synergien war die Rede.

Davon passierte offenbar nur weniges, was jetzt natürlich die Spekulationen anheizt. Diese reichen von einer ebenso baldigen Insolvenz von Becom und Inforsacom, gehen über einen Zusammenschluss der Häuser und gehen bis hin zum neuerlichen Aufkauf durch einen Investor. Ob es Interessenten gibt, ist bislang noch nicht bekannt. Fakt ist: Alle drei verbliebenen Unternehmen sind aktuell - Wunden hin, Wunden her - wieder Wettbewerber am Systemhausmarkt.

Dass bei TDMi vieles nicht stimmte, war Marktbeobachtern klar. Hier sollte etwas zusammen wachsen, was offensichtlich von Anfang an nicht zusammen passte. So musste erst kürzlich etwa der von Magirus abgeworbene COO Feldhoff schon nach 40 Tagen seinen Posten räumen, angeblich aufgrund "unterschiedlicher Auffassungen bezüglich der zukünftigen Ausrichtung der Firmengruppe". Hinter den Kulissen krachte es, aber nach aussen war alles stimmig. Auch jetzt noch bezeichnet die TDMi in ihrer aktuellen Insolvenzmeldung auf ihrer Homepage die eingeschlagene Strategie als vollkommen richtig.

Wie gerade bekannt wurde, ist die Benelux-Niederlassung der TDMi-Gruppe im Rahmen eines Management.-buy-outs an den TDMi-Benelux-Chef Eugène Tuijnman verkauft worden. Er möchte nun auch die Marke "Comparex" in den Niederlanden auf Vordermann bringen. (aro)

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