Urban: "Warenannahmestopp ist absoluter Blödsinn"

20.06.2002
"Wir kommen in die Pötte" war dieses Jahr wieder das Motto der Actebis-Hausmesse. Das erklärte Highlight war der neue Systemhaus-Verbund "Actebis Network", doch Unternehmenschef Michael Urban nutzte die Gelegenheit auch, um zu Gerüchten und Spekulationen Stellung zu nehmen.

Rund 1.100 Actebis-Kunden zog es dieses Jahr wieder in den Duisburger Landschaftspark Nord, in dem Actebis zum zweiten Mal seine ITK-Revolution veranstaltete. In einer ehemaligen Fabrikhalle suchten 50 Aussteller auf 6.000 Quadratmetern den Kontakt zu den Actebis-Kunden.

Michael Urban nutzte die Gunst der Stunde, um einige der vielen Spekulationen, die es derzeit um Actebis gibt, zu entkräften.

In der letzten Zeit war zum Beispiel von Seiten der Hersteller immer wieder zu hören, Actebis hätte einen Warenannahmestopp für seine Lager - vor allem bei Monitoren. "Absoluter Blödsinn!", winkte Urban ab. Er könne sich aber gut vorstellen, wie so ein Gerücht entstehe. "Wenn Lieferanten zu früh anliefern - und das passiert im Moment gerne - lassen wir die Ware natürlich zurückgehen. Das ist aber auch beim Wettbewerb normal und nichts Besonderes", stellte er gegenüber ComputerPartner klar. Auch sein Produktportfolio streicht Actebis nicht zusammen, wie es immer wieder heißt. "Wir prüfen sicherlich unser Portfolio, ob die einzelnen Posten noch profitabel sind. Das eine oder andere Produkt fällt dabei raus", so Urban. Dies sei ebenfalls ein ganz natürlicher und auch wichtiger Vorgang, wie der Actebis-Chef betonte. Auch die Vermutungen, die Actebis-Tochter Peacock sei mittelfristig in Gefahr, geschlossen und in die Holding integriert zu werden, brachten Urban zum Kopfschütteln: "Peacock wird nicht geschlossen - nicht jetzt und auch die nächsten Jahre nicht."

Die diversen Gerüchte waren aber eigentlich in Duisburg nur Nebensache. Sowohl Aussteller als auch Kunden zeigten sich zufrieden mit den Gesprächen. Der Teilnehmer liebstes Kind war aber eindeutig der neue "Cash&Carry"-Bereich. Dort konnten viele der ausgestellten Produkte gleich gekauft und mitgenommen werden, was die Teilnehmer auch ausgiebig taten.

Schon im Vorfeld der ITK-Revolution von Actebis hatte Karl Hoffmeyer, Director Sales Germany der Actebis Deutschland GmbH, versprochen: "Es wird ein ganz besonderes Highlight geben." Allerdings meinte er damit nicht den Cash&Carry-Markt. Für ihn war das Highlight die Bekanntgabe von "Actebis Network". Unter dieser Dachmarke soll sich nach den Plänen des Soester Distributors "der größte bundesweite Systemhaus-Verbund im ITK-Markt" entwickeln. Kurz vor der Hausmesse fand die Gründungsveranstaltung statt. Im Moment sind zwölf Mitglieder an Board. Bis Ende des Jahres soll der Verbund 125 Mitglieder zählen, der geplante Außenumsatz liegt bei 250 Millionen Euro. Ende des Jahres 2003 sollen bereits 500 Systemhäuser dabei sein. "Wir wollen als Link fungieren. Actebis ist der erste Distributor, der die direkte Vernetzung von Hersteller, Distributor und Systemhaus anstrebt", so Michael Urban, Geschäftsführer der Actebis Holding GmbH. Durch den Verbund werde nicht nur die Kundenbindung gefestigt, sondern es könnten auch Synergien bestens genutzt werden.

Als wichtigen Vorteil sieht er für die Mitglieder zum Beispiel die Finanzierungsmodelle. Es werden ihnen individuelle Zahlungsziele und Kreditlinien angeboten. "Wir kennen diese Partner ja besonders gut, deshalb können wir auch im finanziellen Rahmen dementsprechend handeln. Wir sind bei den Finanzierungsmodellen sehr flexibel", so Urban. Zu den weiteren Vorteilen zählt er die ausgefeilte Lead-Generierung, die durch Actebis Network realisiert werden soll. Bis Ende des Jahres sollen etwa 1.000 qualifizierte Leads an die Mitglieder weitergegeben werden.

I-Team-Systemhäuser sind gerne gesehen

Mit einer Mitgliedschaft beim Network sind allerdings auch Pflichten verbunden. Die Mitglieder müssen mindestens fünf Mitarbeiter haben, darunter einen Techniker. Außerdem müssen sie allein mit Actebis mindestens 200.000 Euro im Jahr umsetzen und das abgestimmte Corporate Design einhalten. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 600 Euro im Jahr. Eine rege Teilnahme an Marketingaktionen ist Voraussetzung dafür, dass die Mitglieder die aufbereiteten Leads bekommen. Die Network-Systemhäuser dürfen auch noch nicht Mitglied in einer anderen Kooperation sein - ausgenommen davon ist die Systemhaus-Kooperation "I-Team", mit der Actebis schon länger eng zusammenarbeitet. "Wir würden uns wünschen, Systemhäuser von I-Team auch bei uns zu begrüßen", betont Urban. I-Team-Systemhäuser zahlen dementsprechend auch nur 300 Euro Beitrag im Jahr.

Im Moment ist Actebis vor allem dabei, sich um den Ausbau der Mitgliederbasis zu kümmern. Die Gespräche mit den Herstellern kom- men erst im zweiten Schritt, da es in der Gründungsphase nicht in erster Linie um eine breite Produktpalette geht, wie Karl Hoffmeyer, Director Sales und frisch gebackener Leiter der Actebis Network, betont. In den Reihen der Hersteller scheint aber schon reges Interesse zu herrschen. Frank Demmer, Leiter Sales Geschäftskunden bei O2, findet die Idee nicht schlecht. "Wenn ein Partner dort Mitglied ist, wissen wir als Hersteller, dass er zuverlässig ist", erklärt er. O2 arbeitet sowieso schon eng mit Actebis zusammen und die O2-Produkte eignen sich nach Demmers Meinung auch gut für das Geschäft mit Kooperationen.

So ernst die Gespräche in Duisburg teilweise auch waren, am Abend hatten sowohl Teilnehmer als auch Aussteller zufriedene Gesichter, als sie sich auf der unvermeidlichen Actebis-Party amüsierten. Ulli Potofski, der auch dieses Mal wieder für die Moderation der Vorträge und Verlosungen zuständig war, hatte zu guter Letzt noch einmal eine Meldung: Der diesjährige Actebis-Partnerkongress wird in Malta stattfinden - eine Location, die sich mit Zypern, Mallorca und Kreta durchaus messen kann (siehe dazu auch den Kommentar auf Seite 8 dieser Ausgabe). (gn)

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