Ist jeder Kunde gleich?

Weihnachten ist Retourenzeit

16.12.2015 von Michael Möhring
Das Weihnachtsgeschäft beschert vielen Einzelhändlern im Internet eine Vielzahl an Bestellungen und Retouren. Dabei ist jedoch nicht jeder Kunde gleich, worauf Händler mit Daten-getriebenen Ansätzen reagieren können.

Das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Damit wird auch eine große Anzahl der Geschenke via Onlineshopping im Internet bestellt. Doch nicht jedes bestellte Geschenk gefällt oder passt dem Kunden oder dem Beschenkten. Daher geht eine Vielzahl an Produkten im Anschluss an das Weihnachtsgeschäft wieder als Retoure zurück auf dem Weg zum Onlinehändler.

Viele der vor Weihnachten gelieferten Pakete gehen kurz nach Weihnachten wieder zurück an den Händler.
Foto: DHL

Onlinehändler kämpfen nicht nur zur Weihnachtszeit mit hohen Retourenquoten. Aktuelle Forschungen zum präventiven Retourenmanagement versuchen Händlern einen Ansatzpunkt zu geben wie Retouren vermieden werden können. Dabei konnten die Forscher der Universität Jena unter Leitung von Prof. Dr. Gianfranco Walsh und M. Sc. Michael Möhring verschiedene Instrumente ermitteln, welche das Retourenverhalten positiv beeinflussen kann.

Zur Ermittlung der für die Analyse des Retourenmanagements notwendigen Daten ist jedoch ein großer Berg an strukturierten und unstrukturierten Daten zu analysieren. Die Forscher der Universität Jena empfehlen dabei den Einsatz verschiedener Technologien aus dem Big Data Umfeld wie In-Memory-Computing oder die verteilte Datenverarbeitung mit etablierter Algorithmen wie Map Reduce.

Nicht jeder Kunde ist gleich

Egal ob zur Weihnachtszeit oder im Rest des Jahres, nicht jeder Kunde hat ein gleiches Retourenverhalten
Eine aktuelle empirische Untersuchung des Forscherteams zeigt verschiedene Einflussfaktoren auf Retouren im B2C-E-Commerce auf. Die Ergebnisse wurden vor kurzem wissenschaftlich publiziert.

Demnach beeinflusst vor allem das Alter, das Geschlecht und die Möglichkeit zum kostenfreien Zurücksenden das Retourenverhalten. Auch das Retourenverhalten in anderen Branchen beeinflusst etwa die Neigung und Absicht Waren wie Modeartikel zurück zu schicken. Vor allem junge, weibliche Konsumenten schicken vermehrt bestellte Mode zurück. Damit hat nicht jeder Konsument ein gleiches Retourenverhalten. Jedoch könnten mit etablierten Datenanalysealgorithmen aus dem Data-Mining-Umfeld Retourencluster gebildet werden.

Die größten Paketdienste in Deutschland im Vergleich – Hintergrund, Umsatz, Kennzahlen, Zusteller
DHL
<b>Hintergrund:</b> DHL gehört seit 202 zur Deutschen Post AG. Die Buchstaben stehen für die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Firmengründer Dalsey, Hillblom und Lynn. DHL betreibt in Deutsch­land 33 Paketzentren, 200 Zustellbasen und 3.000 Zustellstützpunkte. Kunden können in rund 12.000 Filialen und über 2.650 Packstationen Pakete in Empfang nehmen und an mehr als 29.000 Stellen abgeben. Firmensitz: Bonn <br><br> <b>Umsatz:</b> 3,75 Milliarden Euro (2013; Deutschland) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 1,02 Milliarden Pakete in Deutschland (2013) <br><br> <b>Zusteller:</b> DHL beschäftigt bundes­weit rund 62.000 Zusteller. Mit der Gewerk­schaft Verdi wurde vereinbart, maximal 990 der 39.800 Bezirke an Subunternehmer zu vergeben
DPD
<b>Hintergrund:</b> DPD gehört seit 2001 zur französischen GeoPost. Als Dynamic Parcel Distribution wurde DPD 1976 von 18 deutschen Speditions­firmen gegründet. DPD betreibt in Deutschland 75 Depots, in mehr als 5.000 Paket­shops können Kunden Pakete abholen und versenden. Firmensitz (D): Aschaffenburg <br><br> <b>Umsatz:</b> 4,39 Milliarden Euro (2013; Gesamtkonzern) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 320 Millionen Pakete pro Jahr in Deutschland <br><br> <b>Zusteller:</b> DPD lässt seine Pakete ausschließ­lich von Subunternehmen ausliefern. Die etwa 1.000 System­partner beschäftigen mehr als 8.000 Zusteller.
GLS
<b>Hintergrund:</b> Gehört zur britischen Royal Mail. Wurde 1989 als German Parcel gegründet und 1999 von der Royal Mail über­nommen und fortan unter dem Dach von General Logistics Systems weitergeführt. GLS-Kunden stehen deutsch­land­weit rund 5.000 Paket­shops zur Verfügung. Das Standort­netz besteht aus 60 Depots, 18 davon dienen zusätzlich als regionale Verteilzentren. Firmensitz (D): Neuenstein. <br><br> <b>Umsatz:</b> 1,96 Milliarden Euro (2013/14; Konzernumsatz) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 404 Millionen Pakete pro Jahr weltweit <br><br> <b>Zusteller:</b> GLS wickelt die gesamte Paket­zustellung in Deutsch­land über Subunternehmen ab. Rund 4.500 Lieferfahr­zeuge sind dafür im Einsatz.
Hermes
<b>Hintergrund:</b> Hermes gehört zur Otto Group Hamburg. Unter dieser Marke agieren elf Gesell­schaften, die welt­weit handels­nahe und logistische Dienst­leistungen erbringen. Für die Zustellung von Paketen bis 31,5 kg ist die Hermes Logistik-Gruppe Deutschland GmbH (HLGD) verantwortlich. Sie betreibt sechs Hauptumschlagbasen, 59 Niederlassungen und mehr als 500 Sat-Depots. Firmensitz: Hamburg. <br><br> <b>Umsatz:</b> 2,08 Milliarden Euro (2013; Gesamtkonzern) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> ca. 300 Millionen Pakete pro Jahr in Deutschland <br><br> <b>Zusteller:</b> Die Sendungen werden an ca. 400 selbständige Zusteller (Subunternehmer) weitergegeben, die rund rund 10.000 Fahrer beschäftigen und 87 Prozent des Auftrags­volumens für Hermes zustellen. Bei Hermes selbst arbeiten ca. 570 Fahrer in Festan­stellung.
UPS
<b>Hintergrund:</b> Gehört zu United Parcel Service of America. UPS betreibt in Deutschland 72 Paketzentren, und verfügt über rund 2.500 Access-Point-Stand­orte, an denen Kunden Pakete abholen können. Firmensitz (D): Neuss <br><br> <b>Umsatz:</b> 44,5 Milliarden Euro (2013; Konzernumsatz) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 4,3 Milliarden Pakete pro Jahr weltweit <br><br> <b>Zusteller:</b> Die Gewerk­schaft Verdi geht davon aus, dass etwa 40 Prozent der Aufträge an Subunternehmer gehen, den Rest bewältigen Vollzeit-Angestellte von UPS.

Wie können Unternehmen nun mit diesen Informationen umgehen?

Basierend auf diesen Erkenntnissen sollten eigene Analysen dieser "Daten-Muster" mit modernen Business Intelligence Werkzeugen und je nach Datenvielfalt auch mit Verwendung von Big Data Technologien im Unternehmen analysiert werden. Im nächsten Schritt sollten für die Muster mit hohem Retourenverhalten, beispielsweise Geschlecht oder Alter, Retourenpolitiken im Unternehmen angepasst werden. So können etwa automatisiert Rechnungskaufvarianten und - Verfügungsrahmen eingeschränkt werden. Das Forscherteam der Universität Jena empfiehlt hierbei eine Reihe von Instrumenten unter Beachtung der jeweiligen Kosten- und Kundenorientierung des Unternehmens. (bw)