Das Hosting-Paradoxon

Wer macht im Online-Handel eigentlich die ganze Arbeit?

29.04.2015 von Volker  Boelsch
Menschen in Europa kaufen gerne und häufig im Internet ein. Kaum einer der Online-Kunden macht sich allerdings Gedanken darüber, welche Infrastruktur hinter dem so hoch geschätzten Online-Shop steckt.

Diese Liste der Schlagzeilen über den Online-Boom können wir endlos fortsetzen. Die Schlagzeilen scheinen also zu stimmen. Und für die Kunden steht eines fest: Der Shop muss immer verfügbar sein. Wenn nicht, dann wird flugs der Anbieter gewechselt.

Alle Produkte, alle Marken und alles schnell. Welche Datenmengen im Hintergrund ihres Online-Shops geschaufelt werden, interessiert den Käufer vor seinem Bildschirm nicht.
Foto: Hasloo Group Production Studio - shutterstock.com

Eine zentrale Rolle bei der Erfüllung der Verbraucheransprüche nimmt dabei der Hoster ein, der die im Hintergrund arbeitenden Server durchgehend am Laufen hält. Branchenkenner wissen um dessen Wichtigkeit. Nicht überraschend tobt daher hinter den Kulissen längst das Ringen der Hostingdienstleister um die lukrativsten Kunden.

Die Argumente in diesem Ringen gleichen einander mit beruhigender Regelmäßigkeit:

Übrigens - keiner der Werbetreibenden übertreibt mit diesen Aussagen. Jeder auf E-Commerce spezialisierte Provider ist heutzutage mit reichlich Rechenleistung, mit einem schnellen Netzwerk, und mit einer breiten Anbindung an die weltumspannenden Datenbackbones ausgestattet. In dieser Situation der Gleichheit aller Beteiligten steht der Suchende, also der Shop-Betreiber, vor einer schwierigen Frage. Anhand welcher Eigenschaften soll er nun 'seinen' Hosting-Anbieter auswählen? Die Antwort: Es sind die Menschen, die den Unterschied ausmachen, vor allem aber deren Fachkompetenz.

Schnelligkeit ist alles

Ein Beispiel - und hier werden wir kurz etwas technisch. Stellen wir uns vor, Otto Normalverbraucher sieht auf der Frontseite eines Online-Shops den leuchtenden Hinweis auf ein "Sonderangebot" und klickt darauf. Sein Webbrowser wird dies als Anfrage an den Webserver schicken. Die Shopsoftware rendert daraufhin nach den Vorgaben des Templates den Seiteninhalt. Daten werden von der Datenbank abgefragt. Möglicherweise werden noch aus anderen Systemen Daten angefordert, zum Beispiel aus einem PIM (Product-Information-Management) oder einem ERP (Enterprise Resource Planning). All diese Daten werden aggregiert zurückgesandt und im Browser angezeigt. Otto ist zufrieden. So oder so ähnlich geschieht das immer dann, wenn das Shopsystem ordentlich entwickelt ist.

E-Commerce - so vermeiden Sie Kaufabbrüche
Tipp 1 - Checkout überprüfen
Die meisten Käufe werden auf der Bezahlseite abgebrochen. Hier sollten Shop-Betreiber ansetzen.
Tipp 2 - Lieferangaben: So kurz wie möglich
Je weniger Daten potentielle Käufer eingeben müssen, umso geringer die Chance, dass sie abspringen.
Tipp 3 - Zahlungsoptionen prüfen
Findet ein Kunde das gewünschte Bezahlverfahren nicht, droht ein Kaufabbruch. Eine breite Auswahl an Bezahlverfahren kann dies verhindern.
Tipp 4 - Lieferzeit und Lieferkosten: bitte zum Nulltarif!
Sind die Versandkosten zu hoch, springen Kunden ab. Viele Kunden erwarten inzwischen sogar Versand zum Nulltarif.
Tipp 5 - Shops auf mobile Endgeräte optimieren
Immer mehr Kunden nutzen ihre mobilen Endgeräte zum Einkauf. Shop-Betreiber sollten ihre Webseiten darauf einstellen.

Der weniger günstige Fall allerdings ist leider eher die Regel, als die Ausnahme. Da können es nämlich schon einmal mehrere hundert, gar tausend Anfragen sein, die zwischen den einzelnen Komponenten hin- und hergeschickt werden, bis Herr Normalverbraucher seine Sonderangebote studieren kann. Nun teilen uns die Statistiker mit, dass einem Webserver maximal 4 Sekunden bleiben, um eine Seite aufzubauen, weil anderenfalls der User die Seite schließt und zu einem anderen Anbieter wechselt. Internetkunden sind heutzutage gnadenlos.

Sind es bei dem betroffenen Shop aber tausend Datenbankanfragen, die durch einen einzigen Mausklick angestoßen werden, dann helfen auch das schnellste Netzwerk und die rasantesten Antwortzeiten irgendwann nicht mehr weiter. Der Aufbau der Seite wird unweigerlich zu lange dauern, und der eigentlich als zahlender Kunde vorgesehene Besucher wird zum Abspringer.

Der richtige Hoster

Der Anspruch an einen ernstzunehmenden Hosting-Dienstleister ist in unserem Beispiel deutlich zu erkennen: Dieser muss das Verbesserungspotenzial des Shop-Templates erkennen und die nötigen Schritte einleiten, hier für die erforderliche Geschwindigkeit zu sorgen. Der Hoster kann das obengenannte Template analysieren und entsprechende Optimierungsvorschläge machen. Zusätzlich kann er die Datenbank tunen oder das ganze System durch Caching beschleunigen.

Die Auswahl an möglichen Maßnahmen ist groß für den Hoster, der die Kompetenz besitzt. In der heutigen Welt modularer Shopsysteme ist das auch problemlos machbar. Die angebliche Notwendigkeit von mehr RAM oder Prozessorkernen, die landläufig gerne als Lösung genannt wird, ist dagegen häufig ein Merkmal schlechter Beratung und nicht selten ein Zeichen fehlender Fachkompetenz.

Nun stehen Sie, lieber Leser und liebe Leserin, vor einem Widerspruch, der vielleicht dereinst als "Hosting-Paradoxon" im Gedächtnis bleiben wird. Der Kunde erkennt nämlich den wirklich guten Hosting-Dienstleister erst daran, wie dieser reagiert, wenn etwas nicht funktioniert.

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Der WeShop von außen
Die virtuelle Garderobe
Der "Beratungstisch" im WeShop
Der WeShop innen
Die virtuelle Garderobe
Der "Beratungstisch" im WeShop
Die Mützen

Aber halt! Erwarten wir denn nicht von einem 'guten' Hosting-Dienstleister, dass immer alles läuft? Fürwahr, das tun wir. Und doch gibt es ein gutes und ein schlechtes 'gut funktionieren'. Gut heißt, dass nicht einfach so lange Hardware aufgerüstet - und entsprechend in Rechnung gestellt - wird, bis der Shop flüssig läuft. Wichtig ist es, dass dem Shop-Betreiber ganzheitliche Beratung angeboten wird, die sämtliche Aspekte eines performanten Sytems umfasst.

Um die wahre Qualität eines Hosters zu ergründen, ist ein tiefer und intensiver Blick hinter die Kulissen des Dienstleisters nötig. Geben Sie nur dem Anbieter Ihr Geld, der diesem Blick standhalten kann. Dem Anbieter, der für den kompletten Themenbereich zu kompetenter Beratung fähig ist. (bw)