Die große IG-Metall-Gehaltsstudie 2017

Wer verdient wie viel in der IT-Branche

31.08.2017 von Alexandra Mesmer und Sonnik Funk
Softwarespezialisten sind stark gefragt. Das schlägt sich auch in den Gehältern der IT-Fachkräfte nieder, die erneut stiegen. Das ergab die 19. Gehaltsstudie der Gewerkschaft IG Metall.
 
  • Marketing Spezialisten und Leiter im Bildungswesen konnten sich mit zehn Prozent über die höchste Gehaltssteigerung gegenüber dem Vorjahr freuen
  • Vertriebsleiter gehören trotz eines Einkommensrückgangs von rund vier Prozent zu den Spitzenreitern bei den Einkommen

Mit einer guten Nachricht für IT-Profis wartet die aktuelle Gehaltsstudie der IG Metall auf. Zum 19. Mal untersuchte die Gewerkschaft die Gehälter der Branche, die Analyse von über 39.0000 Entgeltdaten aus 152 Unternehmen ergab ein durchschnittliches Gehaltsplus von 2,3 Prozent. Insbesondere die Einstiegsgehälter in den ITK-Unternehmen sind um 2,6 Prozent gestiegen.

Für Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, besteht einer der größten Herausforderungen darin, "das Wissen und Können der Beschäftigten auf dem neuesten technologischen Stand zu halten. Bildung und Qualifizierung müssen deshalb zum Leitmotiv der digitalen Arbeitsgesellschaft werden. Dafür brauchen wir aber innovative Arbeitsmodelle, die den Beschäftigten mehr Zeit und Raum für Bildung und Qualifizierung lassen."

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall: "Bildung und Qualifizierung müssen deshalb zum Leitmotiv der digitalen Arbeitsgesellschaft werden."
Foto: IG Metall

Da in den Firmen keine einheitlichen Arbeitszeitregelungen bestehen, hat die IG Metall die 35-Stunden-Woche als Bezugsgröße für die Durchschnittsgehälter genommen. "Wer aber 40 Stunden in der Woche arbeitet, muss 14,3 Prozent zu den Werten dazurechnen", gibt Benner eine Lesehilfe zur Studie.

Lukrative Perspektiven in Marketing und Vertrieb

Schon die Einstiegsgehälter heben sich in Marketing und Vertrieb von anderen IT-Funktionen ab. Von Anfang an sind hier die variablen Gehaltsbestandteile höher als etwa bei Softwareentwicklern oder Beratern, entsprechend überdurchschnittlich ist auch das Einstiegsgehalt mit 53.400 Euro ( Junior Marketing Spezialist) oder 54.300 Euro (Junior Vetriebsbeauftragter). Zum Vergleich: Softwareentwickler starten laut IG-Metall-Studie mit 44.000 Euro im Jahr, Harwareentwickler mit 47.120 Euro und Junior Berater mit 45.300 Euro.

Im Consulting bringt aber jede Karrierestufe ein Plus von 10.000 Euro und mehr. So bekommt der Berater schon 56.800 Euro, der Senior Berater 71.640 Euro, der Chefberater 80.600 Euro. Der Leiter der Beratung ist dann bei 102.000 Euro angekommen. Eine Gehaltsregion, in der er sich nur noch in Gesellschaft der Leiter von Rechenzentren, Softwareentwicklung oder Marketing befindet. Andere Führungskräfte wie Leiter des Kundendienstes oder von Call Center verdienen weniger. Einzig der Vertriebsleiter bekommt mit 112.000 Euro im Jahr noch mehr.

Unter den IT-Fachkräften sind vor allem die Projektmanager, die je nach Berufserfahrung und Verantwortung von 54.000 Euro bis 88.000 Euro im Jahr verdienen, sehr gut bezahlt. Aber auch Systemingenieure im Rechenzentrum (ab 59.000 Euro) oder Teamleiter im Rechenzentrum (82.500 Euro) werden überdurchschnittlich entlohnt. Bescheidener nehmen sich dagegen die Gehaltsperspektiven im Call Center aus. Hier bekommt der Junior Teamleiter 32.000 Euro, ein Gruppenleiter mit langjähriger Erfahrung 57.400 Euro.

Wer verdient wie viel?

Diese Frage versucht die Gewerkschaft IG Metall in ihrer 16. Entgeltstudie zu beantworten. Dafür hat sie insgesamt 39.061 Daten aus 152 Unternehmen untersucht. Die ermittelten Gehälter beziehen sich auf die 35-Stunden-Woche. Zur Umrechnung auf eine 40-Stundenwoche müssen die Werte um 14,3 Prozent erhöht werden. Die Studie kann online über www.bund-verlag.de bestellt werden und ist auch als E-Book erhältlich.

Zum Vergleich finden Sie auf der Folgeseite die IG-Metall-Studie von 2016 ...

Die große IG-Metall-Gehaltsstudie 2016

Auch im Vorjahr untersuchte die IG Metall die IT-Gehälter in Deutschland: Nur noch 1,3 Prozent Gehaltssteigerung bekamen Beschäftigte der IT-Branche (die Daten wurden 2015 erhoben), im Jahr davor lag das Plus bei 2,5 Prozent. Das ergab eine Studie der IG Metall, die auf 37.000 Gehaltsdaten aus 145 Unternehmen der ITK-Branche basiert.

Ein Blick auf die einzelnen Tätigkeiten zeigt, wie unterschiedlich die Steigerungen ausfallen. Die IG Metall bildet 16 Jobfamilien, die insgesamt 76 Tätigkeiten umfassen. Dabei geht die Studie allerdings grundsätzlich von einer 35-Stunden-Woche aus. Offenbar ist der Gewerkschaft bewusst, dass dies nicht der Norm entspricht - die Studienautoren betonen, dass auf die von ihnen genannten Gehaltsdaten für eine 40-Stunden-Woche 14,3 Prozent draufgeschlagen werden müssten.

Starkes Plus für Projektmanager

Dazu ein paar Beispiele: Projektmanager verzeichneten mit 3,2 Prozent für die gesamte Jobfamilie das stärkste Plus. Die Studie unterscheidet von Projektmanagementstufe eins (das Leiten von kleinen Projekten oder Teilprojekten) mit einem Jahresgehalt von typischerweise 52.481 Euro bis Stufe vier. Wer diese erreicht, übernimmt in großen Projekten wirtschaftliche und gegebenenfalls auch personelle Verantwortung und bezieht im Schnitt 86.164 Euro per anno (bei einer 35-Stunden-Woche).

Hinter den Projektmanagern folgen die Hardware-Entwickler und Fertiger mit einem Zuwachs von jeweils 3,1 Prozent. Auch dazu einige Details: In Sachen Hardware verdient ein Junior Entwickler durchschnittlich 46.064 Euro pro Jahr, für den Leiter der Hardware-Entwicklung sind mit 101.951 Euro deutlich mehr üblich. Auch hier geht die IG Metall von einer 35-Stunden-Woche aus. In der Fertigung bezieht ein Arbeiter (etwa ein Montierer oder Bestücker) im Schnitt ein Jahresgehalt von 29.038 Euro. Mehr als doppelt so viel, nämlich 68.529 Euro, erhält ein HW-Ingenieur oder HW-Elektroniker.

Einbußen für Mitarbeiter in Verwaltung und Training

Zwei der 16 Jobfamilien konnten vom durchschnittlichen Zuwachs um 3,1 Prozent nicht profitieren. Ihre Gehälter sind gesunken. Das betrifft Mitarbeiter in der kaufmännischen Administration und im Training. Wer in der kaufmännischen Administration tätig ist, muss lediglich Abstriche von 0,2 Prozent hinnehmen. Auf 35 Wochenarbeitsstunden bezogen, erhält ein Sachbearbeiter auf dem niedrigsten Level damit nun 42.914 Euro pro Jahr. Seine Arbeit beinhaltet beispielsweise das Beantworten von Kundenanfragen oder die Kalkulation von Angeboten. Ein Controller der höchsten Stufe, der etwa Verfahren und Methoden zur Lösung betriebswirtschaftlicher Probleme entwickelt, bekommt im Schnitt 89.411 Euro.

Im Trainingsumfeld sind die Kürzungen deutlicher, sie liegen bei 0,9 Prozent durchschnittlich. Eine Trainingsfachkraft, also ein Dozent in Standardkursen, verdient jetzt 52.506 Euro per anno. Leiter von Schulungseinrichtungen werden im Schnitt mit 87.170 Euro vergütet.

Ein weiteres Ergebnis: 2015 hat die ITK-Branche mehr als 25.000 neue Jobs geschaffen. Damit waren erstmals mehr als eine Million Menschen in diesem Segment beschäftigt. Das hat der Branchenverband Bitkom ausgerechnet. Der Verband beziffert den Umsatz auf 156 Milliarden Euro, das entspricht einem Zuwachs von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2016 zeigt sich der Bitkom optimistisch.

Tarifbindung lohnt sich - sagen die Metaller

Die IG-Metall wertet bei ihrer Umfrage zu rund 60 Prozent Daten tarifgebundener Unternehmen aus, etwa 40 Prozent der Angaben stammen aus ­Firmen ohne Tarifbindung. Nach Angaben der Gewerkschaft erhalten Beschäftigte in tarifgebundenen Firmen elf Prozent mehr Gehalt. Unterschiede zeigen sich auch bei der Arbeitszeit: knapp jeder zweite Beschäftigte aus tarifgebundenen Unternehmen arbeitet bis zu 37,5 Wochenstunden, in den anderen Betrieben wird meist 40 Stunden pro Woche gearbeitet.

Zum Vergleich: Ergebnisse der IG-Metall-Gehaltsstudie 2015