Die NSA-Datenspionage

Wie Systemhäuser davon profitieren können

18.08.2014 von Wolfgang Emmer  IDG ExpertenNetzwerk
Die NSA-Affäre und andere Datenklaus sensibilisieren Firmen für Sicherheitsthemen. Hier dürfen Systemhäuser nicht einfach nur zusehen, sondern müssen selbst aktiv werden. Denn das ist auch für das Geschäft gut.

Spionageangriffe wie die der NSA beunruhigen kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) und werfen im Channel viele Fragen auf. So schlimm Cyberattacken und großangelegte Abhöraktionen für Unternehmen auch sein mögen, sie haben auch etwas Positives, denn sie lassen Debatten entstehen und sensibilisieren für IT-Sicherheit und Datenschutz. Für den Channel bedeutet das erhöhte Anfragen zu sicherheitsrelevanten Themen und Lösungen, die auch das Geschäft ankurbeln können, insofern Systemhäuser ihre Expertise erweitern.

Kunden kommen auf Systemhäuser zu

In welcher Sicherheitssoftware sind (staatliche) Backdoors eingebaut? Ist ein Hersteller aus den USA an europäische oder amerikanische Gesetze gebunden, wenn er ein Rechenzentrum innerhalb der EU betreibt?

Erst durch Datenspionageaffären und Hackerangriffe werden Sicherheitsfragen thematisiert. Man bedenke nur, wie wenig Aufmerksamkeit die Medien vor Edward Snowden Themen wie Verschlüsselung und Datensicherheit gegeben haben. Nutzten KMUs bis vor kurzem noch bedenkenlos ihre IT, fragen sie sich heute zweimal, wo ihre Daten wirklich sicher sind.

Diese Unsicherheit wirft viele Fragen auf. Fragen, auf die KMUs einen Ansprechpartner und Antworten suchen. Für Systemhäuser bedeutet dies konkret, dass gerade in Zeiten wie der NSA-Affäre Kunden auf sie zukommen werden und einen kompetenten Ansprechpartner erwarten.

Als Trusted Advisor glänzen

Es gibt viele Fragen, zu denen noch Urteile ausstehen und die es noch zu klären gibt. Die aufgeworfene Debatte beunruhigt Hersteller, Dienstleister und Kunden zugleich.

Udo Schneider, Security Evangelist bei Trend Micro, rät in dieser Phase Systemhäusern eines: "Um als Systemhaus von der Datenspionage à la NSA zu profitieren, empfiehlt es sich, dem Kunden ein guter 'Trusted Advisor' in Bezug auf die NSA-Affäre zu sein. Im Vordergrund steht hierbei tiefgehende, informierte Beratung zum rechtlichen Status von (Cloud-)Dienstleistern und Zulieferern sowie den legalen Implikationen beim Erbringen der Dienste. In Bezug auf den rechtlichen Status stellt sich unter anderem die Frage, welche Rechtsprechung anzuwenden ist."

Udo Schneider, Security Evangelist bei Trend Micro: "Im Vordergrund steht hierbei tiefgehende, informierte Beratung zum rechtlichen Status von (Cloud-)Dienstleistern und Zulieferern sowie den legalen Implikationen beim Erbringen der Dienste."
Foto: TrendMicro

Systemhäuser können aber auch proaktiv zum Trusted Advisor werden, indem Sie selbst entsprechende Veranstaltungen und Informationsmaterial zu sicherheitsrelevanten Themen anbieten. Systemhäuser, die durch Ihre Expertise einen Mehrwert bieten, können somit von der Unsicherheit im Nachgang der Affäre profitieren, so Schneider weiter.

Erweitern Sie Ihr Portfolio: Verschlüsselung

Neue Bedrohungen erfordern neue Sicherheitslösungen. Genau hier können Systemhäuser ansetzen, indem sie ihr Sicherheitsproduktportfolio erweitern. Mit einer guten Auswahl der von den Herstellern geschnürten Sicherheitspakete werden Systemhäuser den Sicherheitsbedürfnissen ihrer Kunden gerecht.

Holger Suhl, General Manager DACH bei Kaspersky Lap empfiehlt Systemhäusern vor allem Verschlüsselungslösungen anzubieten, welche die Daten auch im Falles eines Diebstahls oder Verlusts schützen: "Eine entsprechende Schulung vorausgesetzt, kann der Channel entsprechende Fachkenntnisse, Leistungen und Lösungen beim Kunden adressieren und bepreisen."

Holger Suhl, General Manager DACH bei Kaspersky Lap: "Eine entsprechende Schulung vorausgesetzt, kann der Channel entsprechende Fachkenntnisse, Leistungen und Lösungen beim Kunden adressieren und bepreisen."

Auch Kooperationen mit anderen Systemhäusern können durchaus sinnvoll sein. Wünscht Ihr Kunde im Rahmen einer umfassenden Absicherung beispielsweise eine Antimalware- und Backuplösung sowie eine starke Verschlüsselung, sind Kooperationen sinnvoll, wenn Sie nur einen der Bereiche selbst abdecken können. So werden Sie zum Trusted Advisor und müssen trotzdem nicht auf Ihr Geschäft verzichten.

Erweitern Sie Ihr Portfolio: neue Hersteller

Ein wichtiger Begriff, den Sie Ihren Fachhändlern in Zusammenhang mit der NSA-Affäre nicht verschweigen sollten, ist der "US Patriot Act" (Uniting and Strengthening America by Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism Act). US-Firmen haben seit seiner Einführung im Jahr 2001 kaum Spielraum, sich gegen staatliche Einflüsse zur Wehr zu setzen. Das Gesetz verpflichtet sie sogar zur Kooperation mit Behörden, wie der NSA. Als Trusted Advisor sollten Sie Ihre Kunden über diesen Sachverhalt aufzuklären.

Die Snowden-Affäre hat laut Uwe Gries, G DATA Vertriebsleiter Deutschland, die IT-Verantwortlichen in Unternehmen verunsichert und dadurch auch zu mehr Sensibilität geführt. In vielen Firmen wird daher die eingesetzte Software auf den Prüfstand gestellt und über einen Wechsel zu einem deutschen Hersteller nachgedacht.

Aus diesem Grunde kann es nicht schaden, wenn Systemhäuser auf diese Nachfrage reagieren und das eigene Portfolio mit nicht-US-amerikanischen Sicherheitslösungen erweitern.

Die NSA-Affäre - Chronologie Juni 2013 - Mai 2014 -
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Nach neusten Gerüchten arbeitet die NSA an einem Quantencomputer arbeitet. Dieser soll auch hochgeschützte Computer von Banken und Regierungen knacken können.
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Neue Enthüllungen stellen die US-Geheimdienste erneut an den Pranger. Deren Ziel: China. Dabei hatte Washington mehrmals Peking als Quelle von Hackerangriffen gebrandmarkt. Aber China könnte den USA trotzdem nur wenig nachstehen. Die Länder liefern sich ein Wettrüsten.
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