Hanna Sievinen, Geschäftsführerin bei Nokia Deutschland

"Wir überprüfen unser Distributorennetzwerk laufend"

31.03.2011 von Beate Wöhe
Der Fachhandel hat Nokia in der Rubrik Smartphones bei den "Channel Excellence Awards 2011" auf Platz 1 gewählt. ChannelPartner hat die Deutschland-Geschäftsführerin Hanna Sievinen zu den Plänen des Herstellers und zur Zusammenarbeit mit dem Handel befragt.

Der Fachhandel hat Nokia in der Rubrik Smartphones bei den "Channel Excellence Awards 2011", die ChannelPartner in Zusammenarbeit mit der GfK verliehen hat, auf Platz 1 gewählt. Wir haben die Deutschland-Geschäftsführerin Hanna Sievinen zu den Plänen des Herstellers und zur Zusammenarbeit mit dem Handel befragt.

Hanna Sievinen, Geschäftsführerin von Nokia Deutschland
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Frau Sievinen, Sie haben Mitte vergangenen Jahres die Geschäftsführung der Nokia GmbH in Deutschland übernommen. Was war seitdem die größte Herausforderung für Sie?
Hanna Sievinen: Wenn Sie die Geschäftsführung in einer Länderorganisation übernehmen geht es darum, möglichst schnell die Kundenanforderungen, das Geschäftsumfeld sowie die Präferenzen der Konsumenten und künftige Potenziale zu verstehen.
Ich habe hier ein extrem starkes Team, das mir dabei geholfen hat, all dies sehr schnell zu verstehen. Gemeinsam haben wir dann über künftige Maßnahmen gesprochen. Deutsche Kunden sind generell sehr offen, und die Anforderungen, die sie an Smartphones sowie an deren Hersteller richten, sind eher rational. Dies hat es mir wiederum ermöglicht, mich schnell auf sie einzustellen. Gleichzeitig war ich in der Lage, meine Erfahrungen aus unserer globalen Organisation als Außenperspektive in Deutschland positiv einzubringen.

Die traditionellen Handyhersteller stehen nicht nur durch neue Betriebssysteme, sondern auch durch Hersteller wie Apple oder HTC, die früher nicht in diesem Segment tätig waren, unter Druck. Welche Produktideen setzt Nokia dem entgegen?
Sievinen: Im Bereich Smartphones werden wir durch die geplante Partnerschaft mit Microsoft neue Akzente mit Windows Phone setzen. Gleichzeitig werden wir Symbian durch kontinuierliche Updates weiter verbessern. So wird es noch in diesem Jahr für alle neuen Symbian-Modelle wie das "N8" oder das "E7" unter anderem ein neues User Interface sowie einen verbesserten Browser geben. Neue Symbian Smartphones mit leistungsfähigeren Prozessoren und verbesserter Grafikleistung werden wir auch vorstellen.

Im vergangenen Jahr legte Googles Android-Betriebssystem weltweit einen Senkrechstart hin und erreichte hinter Symbian den zweiten Platz. Reicht eine Kooperation mit Microsoft aus, um Google zu bremsen?
Sievinen: Ziel der geplanten Partnerschaft mit Microsoft ist es, ein starkes drittes Ökosystem zu etablieren. Wenn man unsere individuellen Stärken betrachtet, wird deutlich, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben. Nokia bringt neben exzellenter Hardware seine marktführende Expertise im Bereich ortsbezogenener Dienste ein. Hinzu kommen unsere enorme Reichweite sowie das umfragreiche Wissen aus vielen unterschiedlichen Märkten weltweit. So bieten wir zum Beispiel für Apps aus dem Ovi Store mit über 100 Netzbetreibern weltweit Operator Billing an. Microsoft hat hingegen mit Windows Phone ein Betriebssystem der neuen Generation sowie sehr starke Assets mit AdCenter, Bing Search, Office und auch Xbox.

Was ist besser an Windows Phone 7 im Vergleich zu Symbian?
Sievinen: Wir gehen davon aus, dass die Kombination aus Nokia-Hardware, Ovi-Karten und Navigation, gepaart mit dem starken Angebot von Microsoft, dem Smartphone-Betriebssystem der nächsten Generation sowie Bing Search, Office und Xbox unseren Kunden, Handelspartnern und Entwicklern große Vorteile bietet.

Carrier sind die Stückzahlenbringer. Allerdings sorgen Systemhäuser und Händler für die Integration der Geräte in die IT-Landschaften der Kunden. Sind Sie der Meinung, dass Nokia den direkten Draht zum Fachhandel ausreichend aufgebaut hat?
Sievinen: Über unsere Distributoren stellen wir einen optimalen Warenfluss für unsere Handelspartner sicher. Hierzu haben wir unter anderem die Auswahl unserer Partner Ende 2009 noch stärker an den Bedürfnissen der Händler ausgerichtet und überprüfen unser Distributorennetzwerk laufend. Über unterschiedliche Kanäle suchen wir den direkten Kontakt zum Handel. So schulen die Experten der Nokia Academy Händler nicht nur online zu Produkten und Services, sondern bei Bedarf auch vor Ort am Point of Sale. Darüber hinaus besucht die Nokia Field Force insgesamt rund 2.500 Händler in ihren Shops und berät, leistet Support und nimmt Feedback auf.

Gibt es in der deutschen Handelslandschaft gegenüber den anderen Ländern, in denen Nokia vertreten ist, länderspezifische Eigenheiten oder spezielle Herausforderungen?
Sievinen: In Deutschland haben wir eine vergleichsweise komplexe Handelstruktur, die durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen operator-gebundenen und freien Händlern geprägt ist. Daneben nimmt der Online-Handel mittlerweile auch eine wichtige Rolle ein. Zudem waren deutsche Mobilfunkkunden in der Vergangenheit im europäischen Vergleich eher konservativ in ihrem Konsumverhalten und auch etwas weniger aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien. Dies ändert sich gerade sehr schnell, dennoch wünschen deutsche Kunden ein klares Nutzerversprechen.

Hier spielt die Beratung am Point of Sale eine entscheidende Rolle, denn die Leistungsfähigkeit von Smartphones in Kombination mit geeigneten Datentarifen zeigt sich am besten in Live-Produktdemonstrationen durch den Händler. Wir unterstützen mit dem Schulungsprogramm der Nokia Academy den Handel dabei, seine Beratungskompetenz voll auszuschöpfen.

Wenn ein ITK-Systemhaus-Geschäftsführer Sie fragt, warum er Nokia-Produkte und nicht die eines anderen Herstellers verkaufen soll, was antworten Sie ihm?

Sievinen: Jeder IT-Administrator und -Entscheider stellt sich letztlich zwei Fragen: Mit welcher Lösung binde ich meine Mitarbeiter optimal an die Kommunikationsinfrastruktur meines Unternehmens an, und was kostet mich das? Hier haben wir die passenden Antworten: Mit Technologiepartnern wie Microsoft oder IBM bieten wir nicht nur marktführende Business-Mobility-Lösungen an. Wer sich etwa für eine mobile E-Mail-Anbindung mit Nokia Mail for Exchange entscheidet, spart auch Geld. Mail for Exchange benötigt keine zusätzliche Middleware wie vergleichbare Konkurrenzlösungen, und mit der Office-Communicator-Software sind die Kunden mobil wie am Computer stets für Kollegen via Instant Messenger erreichbar. All das bietet Nokia für sein umfangreiches Smartphone-Portfolio an, das gleichermaßen verschiedene Preissegmente und unterschiedliche Nutzungsszenarien abdeckt. (bw)