Weitere Mac-Kette insolvent

Apple-Handel in der Krise

17.06.2014 von Matthias Hell
Der österreichische Apple-Händler McWorld/McShark hat Insolvenz angemeldet. Mit 18 Filialen und rund 50 Millionen Euro Umsatz ist die Kette kein Leichtgewicht. Zusammen mit der mStore-Sanierung und dem Rückzug von re:Store aus Deutschland ergibt sich das Bild eines Apple-Handels in der Krise.

Wie schon beim Insolvenz-Fall DiTech handelt es sich auch bei der österreichischen Apple-Kette McWorld/McShark um ein Unternehmen, das scheinbar alles richtig gemacht hat – und dennoch in die Pleite schlitterte. Noch im Februar zeichnete Unternehmenschef Sascha van der Werf gegenüber den Online-Magazin Futurezone.at ein glänzendes Bild von dem Apple-Händler: das 2013 fusionierte McWorld/McShark hatte soeben einen neuen Flagship-Store auf der Mariahilfer Straße - Österreichs Einkaufsmeile Nr. 1 – eröffnet, lag beim Umsatz bei rund 50 Millionen Euro und verfolgte mit umfangreichen Zubehörangebot, Kundenanalyse in Echtzeit und Schulungsangeboten für die Kunden eine vielversprechende Handelsstrategie.

Insolvent trotz glänzender Aussichten: die österreichische Apple-Kette McWorld/McShark
Foto: McWorld/McShark

Nur vier Monate später folgt nun der Weg vor das Insolvenzgericht. McWorld/McShark kämpft mit Passiva in Höhe von 11,8 Millionen Euro, das freie Vermögen beträgt dagegen lediglich 726.000 Euro. Von der Insolvenz betroffen sind 148 Mitarbeiter sowie rund 130 Gläubiger. Zwar soll das Unternehmen fortgeführt werden, allerdings ist bereits eine Teilbereichsschließung angekündigt, die voraussichtlich zu 30 Kündigungen führen wird. Als Gründe für die Zahlungsunfähigkeit nennt der österreichische Kreditschutzverband von 1870 hohe Übernahmekosten bei der Fusion von McWorld und McShark, eine zu geringe Eigenkapitalausstattung sowie Umsatzrückgänge.

Kein österreichischer Sonderfall

Die Pleite der Apple-Kette ist kein österreichischer Sonderfall, sondern passt zu einer Reihe ähnlicher Entwicklungen auf dem deutschen Markt: so durchläuft mStore seit Februar 2014 ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung und hat Anfang Juni drei Filialen geschlossen, im Mai zog sich der Apple-Händler re:Store aus Deutschland zurück und verkaufte seine 12 Standorte an Gravis, das wiederum selbst 2013 einen eher enttäuschenden Umsatz erzielte. Auch die inzwischen liquidierte österreichische Kette DiTech hatte einen vergleichsweise hohen Apple-Anteil in ihrem Sortiment. Das gleiche gilt für den Online-Händler Cyberport, der 2013 deutlich hinter dem Wachstum der vergangenen Jahre zurückblieb.

Es kann also mit gutem Gewissen von einer Krise im Apple-Handel gesprochen werden. Gerne wird dabei dem Hersteller selbst ein Teil der Schuld zugeschoben – schließlich macht dieser mit seinen Apple-Stores den eigenen Handelspartnern zunehmende Konkurrenz. Dagegen sprechen allerdings die Insolvenzfälle in Österreich, denn in der Alpenrepublik hat Apple bisher noch gar keine eigenen Stores eröffnet.

Liegt es an der Produktpolitik von Apple?

Sowohl mStore wie auch McWorld/McShark nennen als Insolvenzgründe die Kosten einer durch die dynamische Umsatzentwicklung zu schnell durchgeführten Expansion. Dazu dürfte auch die generelle Herausforderung des Elektronikhandels durch die preisgünstige und immer professioneller auftretende Online-Konkurrenz beitragen: Während immer mehr Kunden ins Netz abwandern, machen sich die Belastungen durch das Filialgeschäft bei den stationären Händlern umso stärker bemerkbar.

Zum anderen wird der Apple-Handel auch durch die Eigenheiten des Herstellers mitgeprägt. So ist Apple für seine geringen Hardware-Margen bekannt. Zudem wird die Umsatzentwicklung vieler Apple-Händler maßgeblich durch die Produktzyklen des Herstellers aus Cupertino bestimmt, wie sich beispielhaft am Wachstum von Gravis erkennen lässt: so ließ sich jeder Umsatzsprung auf eine der in den 2000er-Jahren eingeführten Apple-Innovationen zurückführen, z.B. 2007 auf das iPhone, im Jahr darauf auf das MacBook Air und schließlich 2010 auf das iPad. Im ereignisarmeren Apple-Jahr 2011 musste Gravis dagegen einen leichten Umsatzrückgang hinnehmen. So könnte die aktuelle Malaise des Apple-Handels also auch an der vielbeklagten Einfallsarmut des Herstellers seit dem Tod von Steve Jobs liegen. (mh)

Die größten Apple-Innovationen der letzten Jahre -
iMac (1998)
Als das erste große überarbeitete Apple-Produkt stellt der iMac mit seinen grellen Farben, durchsichtigem Monitor und Tastatur den Anfang der Zeitachse dar. Obwohl der iMac den Windows-basierten PC nicht überholen konnte, hat der iMac dennoch jede Menge erwünschter Veränderungen innerhalb der Computer-Industrie wie etwa die Abschaffung des Floppy-Disk-Laufwerks sowie USB-Anschlüsse ausgelöst. Noch wichtiger: der iMac hat den Wendepunkt für Apple eingeleitet, das nunmehr anfing sich darauf konzentrieren, sämtliche Energien auf Innovationen zu verwenden.
iPod (2001)
Mit dem iPod hat Apple seinen Ruf als die Comeback-Firma schlechthin fest in dieser Dekade verankert. Die erste Version spielte rund 1000 digitale Lieder ab und hat sogar Zufallswiedergabelisten unterstützt. Je ausgereifter der iPod jedoch wurde, desto mehr Geld hat Apple seinen Kunden abgeknöpft. Die letzte Variante des iPod Classic spielt für seinen Preis allerdings 40.000 Lieder ab, abgelegt auf einer Festplatte mit einem Gesamtspeicher von 160 GByte.
Xserve (2002)
Mit dieser Technologie hat Apple das erste Mal den Abstecher in das Unternehmens-Segment unternommen. Als Steve Jobs vor acht Jahren den Xserve vorgestellt hat, zielte er allerdings eher auf kleine und mittelständische Unternehmen ab als auf Großunternehmen. Zudem zeigt der Xserve, dass Apple nicht nur ein Endverbraucherunternehmen ist, sondern eine Marke, die sich aggressiv über den IT-Markt ausdehnen will.
MacBook Pro, MacBook, MacPro (2006)
Die wichtigste Änderung bei diesen Geräten war sicherlich der Umstieg von IBM- auf Intel-Prozessoren. Das MacBook Pro ist das erste Produkte, das auf die Intel-Architektur umgestellt wurde, ein 15-Zoll-Laptop der einen Intel Core Duo Prozessor beinhaltet und bis zu 1 GByte Arbeitsspeicher schluckt. Einige Monate später hat Apple das erste MacBook vorgestellt, dessen Spezifikationen denen des MacBook Pros ähneln. Allerdings fiel es mit 13-Zoll etwas kleiner aus. Zu guter Letzt hat Apple das Trio mit dem MacPro vervollständigt, Apples erster Desktop-Computer mit Intel-Architektur.
iPhone, iPod Touch (2007)
An das Jahr 2007 werden sich noch lange viele User erinnern, denn es gilt als das Jahr, in dem Apple den Handy-Markt mit dem iPhone auf den Kopf gestellt. Apple's äußerst beliebtes iPhone wurde zum Prototypen für alle modernen Touchscreen-Smartphones und hat seitens der Nutzer hohe Anerkennung für die einfache Handhabung seines Betriebssystems und im täglichen Gebrauch erhalten. Der iPod Touch, der nahezu wie das iPhone aussieht, jedoch keine Telefonfunktion besitzt, wurde im gleichen Jahr herausgebracht.
MacBook Air (2008)
Das MacBook Air gilt nicht gerade als revolutionäre Innovation wie etwa das iPhone oder der iPod, doch dient es als neues und schickes Produkt, mit dem Apple während der Entwicklung des iPads angeben konnte. Der große Aufmacher des MacBook Air war die Kampagne als Apples dünnstes und leichtestes Laptop. Das MacBook Air ist knapp 2 Zentimeter dünn und wiegt 1,36 Kilogramm.
iPad (2010)
Der Höhepunkt des letzten Jahres war zweifellos das Tablet iPad, ein Touchscreen-Computer, der knapp 25 Zentimeter in der Diagonale misst und somit in die Geräte-Kategorie zwischen Laptop und Smartphone fällt. Entscheiden Sie sich für diese zusätzliche Highspeed-Internet-Verbindungen, müssen Sie allerdings noch mit Provider-Gebühren rechnen; selbstverständlich ist das Gerät auch mit WLAN-Antenne ohne mobile Highspeed-Internet-Verbindung verfügbar.