Thorsten Urbanski, G Data

"Auch Videospieler kaufen Retail-Boxen"

07.09.2011 von Sven Ohnstedt
G Data war auf der diesjährigen gamescom vertreten. Ein Security-Spezialist auf ungewohntem Terrain? ChannelPartner hat mit Thorsten Urbanski über mobile Sicherheit, digitale Vertriebskanäle und unauffällige Verpackungen gesprochen.

G Data war auf der diesjährigen gamescom vertreten. Ein Security-Spezialist auf ungewohntem Terrain? ChannelPartner hat mit Thorsten Urbanski über mobile Sicherheit, digitale Vertriebskanäle und unauffällige Verpackungen gesprochen.

Wieso ist G Data dieses Jahr auf der gamescom vertreten gewesen?

Thorsten Urbanski: Das hat, zumindest in unserem Fall, nichts mit diesem Jahr zu tun - wir waren ja schon zu Zeiten der Games Convention in Leipzig dabei und sind es bis heute geblieben. Aber es stimmt schon: Die gamescom hat sich zu einer bedeutenden Branchenmesse entwickelt. Hier im Business-Bereich sind dieses Jahr im Grunde alle namhaften Hersteller vertreten. Und das mit gutem Grund: Die Messe wird von Einkäufern und Händlern besucht, die derzeit ihr Jahresendgeschäft planen.

Die Top-Hersteller im Segment Security 2011
Andreas Zeitler, Symantec, Geschäftsführung
Symantec-Zentrale
Bernd Heinrichs, Cisco Deutschland
Cisco Zentrale, San Jose
Sepp Lausch, Juniper
Andreas Lamm, Eugene Kaspersky und Axel Diekmann bei der offiziellen Eroeffnung
Kaspersky eröffnet das neue Gebäude in Ingolstadt
Oliver Gürtler, Microsoft
Martin Berchtenbreiter, Microsoft
Tom Heiser, RSA
Heiko Krause, Channel Marketing Manager DACH bei Sophos
Frank Schwittay, Trend Micro
Michael Haas, Watchguard, Regional Sales Manager

Diese sollen Ihre Produkte anschließend auch an Videospieler verkaufen?

Urbanski: Selbstverständlich! Der Trend geht zum Mobile Gaming. Somit stellen Spieler zunehmend beliebte Angriffsziele dar - sei es über Smartphones oder auch Tablets. Hierzu haben wir ja schon unsere Mobile Security auf der CeBIT vorgestellt, seit Mai 2011 ist sie im Handel verfügbar.

Ist der Schutz mobiler Geräte wirklich unabdingbar?

Urbanski: Wie wir letztes Jahr gesehen haben, ist es möglich, intelligente Trojaner in Umlauf zu bringen, die das befallene Gerät an Botnetze bindet. Wir gehen daher davon aus, dass die Schutzbedürftigkeit von mobilen Geräten in den kommenden Jahren zunehmen wird. Unseren aktuellen Marktdaten zufolge, schützen gerade einmal fünf Prozent aller Anwender ihr mobiles Gerät, also sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich. Dem entsprechend machen sie es den Angreifern derzeit ziemlich leicht.

Online-Spieler gefährdet

Sind sich Videospieler dieser Gefahr bewusst?

Urbanski: Wir haben letztes Jahr eine Umfrage durchgeführt, aus der hervorgeht, dass jeder dritte schon einmal Opfer eines Angriffes wurde. Sie müssen wissen, dass Accounts bei bekannten Spielen mitunter für viel Geld gehandelt werden - bei World of Warcraft beispielsweise. Ich denke, Spieler wissen durchaus, dass sie ihre Accounts schützen sollten.

Videospiele werden in der Regel mit sehr auffälligen Verpackungen und Plakaten beworben. Im Vergleich wirken die Verpackungen oder auch die Sonderverkaufsflächen ihrer Produkte ziemlich schlicht und unauffällig. Wie sollen Händler damit die Spieler erreichen?

Urbanski: Security ist eine seriöse Disziplin, die Verpackungen sollen in erster Linie das Vertrauen der Kunden wecken. Aber, ganz ehrlich, wenn wir schon über Videospieler sprechen: Jeder spielt heutzutage. Gehen Sie einfach hier über die Messe, Sie werden zahlreiche Gelegenheitsspieler entdecken. Im Grunde gibt es keinen Bereich mehr, in dem Security keine Rolle spielen würde.

In diesem Sinne noch einmal: Sind sich alle Videospieler der Gefahren bewusst?

Thorsten Urbanski (li.) und Helmut Reketat von G Data auf der gamescom
Foto:

Urbanski: Nein, es ist nicht allen bewusst. Die meisten wissen, dass sie einen Schutz installieren sollten, aber das technische Hintergrundwissen besitzen nur wenige. Viele können beispielsweise eine Internet Security Suite nicht von einer einfachen Firewall unterscheiden, oder auch einen Schutz vor Spam nicht von einem Virenschutz. Auch unterliegen fast 90 Prozent der Anwender dem Irrglauben, zu merken, wenn ihr Computer von einem Schädling infiziert wurde.

Ihr Computer würde in einem solchen Fall komische Geräusche von sich geben, oder der Monitor würde flimmern, oder, das mag ja auf ältere Geräte zutreffen, ihr Computer würde deutlich langsamer arbeiten. Darüber hinaus setzen sie einen Virenbefall mit einem kompletten Verlust der Daten gleich. Nebenbei: Spielen Sie Spiele auf Facebook? Etwa 20 Prozent der Benutzer klicken hier auf ihnen unbekannte Links, bevorzugt, wenn ihnen Vorteile für ihre Spiele versprochen werden. Kurzum: Hier müssen müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten.

Warum G Data?

Das Angebot an Security-Lösungen ist reichhaltig. Wieso sollten sich Anwender für Produkte von G Data entscheiden?

Urbanski: Aufgrund der Qualität unserer Produkte.

Ihre Mitbewerber behaupten von sich nichts anderes.

Urbanski: Das glaube ich Ihnen gerne. Wenn der Anwender sich jedoch die Mühe macht und die Kontinuität bei den Erkennungsraten als Kriterium heranzieht, wird er sich für G Data entscheiden.

Das dürfte aber nicht für alle Kunden das entscheidende Kriterium darstellen.

Urbanski: Richtig. Sie müssen passgenaue Lösungen anbieten. Unsere Software zeichnet sich zudem durch eine einfache Bedienbarkeit aus - sowohl diejenige für Endkunden als auch für das Business. Das sind alles wichtige Kriterien. Auch auf einen guten Service wird großen Wert gelegt, wir haben beispielsweise noch nie Geld für unsere Hotline genommen. Unsere Kunden honorieren das.

IDC-Studie: IT-Security in Deutschland 2011
Budget für IT-Security, Quelle: IDC, 2011
Die schwächsten Gileder der IT-Security-Kette, Quelle: IDC, 2011
Erfolgreiche Angriffe, Quelle: IDC, 2011
Herausforderungen nehmen zu, Quelle: IDC, 2011
Mobile Security, Quelle: IDC, 2011
Risikoptenziale, Quelle: IDC, 2011
Sicherheit aus der Cloud, Quelle: IDC, 2011
Sicherheit in der Cloud, Quelle: IDC, 2011
Social Web und Security, Quelle: IDC, 2011
Unternehmen fühlen sich sicher, Quelle: IDC, 2011
Kriterien bei der Auswahl von IT-Security-Anbietern, Quelle: IDC, 2011
Bevorzugte IT-Security-Anbieter, Quelle: IDC, 2011

Denken Sie, dass Fachhändlern diese Argumente ausreichen, um ihre Produkte an eine breite Kundschaft zu verkaufen?

Urbanski: Wir bieten im Rahmen unseres Partnerprogramms eigentlich alles an, was Fachhändler dazu benötigen. Besondere Konditionen, spezielle Trainings, frühzeitige Informationen zu unseren aktuellen Produkten, Einladungen zu unseren Roadshows - sie finden ein reichhaltiges Angebot vor. Außerdem haben wir unsere Produkte noch nie direkt vertrieben. Wir sind dem Fachhandel treu.

Sie sprachen gerade den direkten Vertrieb an. Die junge Generation wächst mit dem digitalen Vertrieb von Software auf. Mit passenden Angeboten könnten Sie hier doch einiges erreichen. Stellt das kein Thema für G Data dar?

Urbanski: Doch, wir sind im Endkundenbereich auch mit Online-Angeboten vertreten. Händlern und Verkäufern bieten wir attraktive Konditionen, die es ihnen ermöglichen, unsere Produkte am Markt ansprechend zu platzieren.

Und das bleibt auch so?

Urbanski: In Deutschland machen wir einen bedeutenden Umsatz mit dem Verkauf von Retail-Boxen. Mittlerweile erzielen wir aber über 50 Prozent der Erlöse mit Unternehmenslösungen. (so)