Lohnt sich das Geschäft noch?

"Beamer-Ersatzlampen sind keine Tintenpatronen"

16.09.2011
Drei Tage vor der WM 2010 hat's Puff gemacht. Da war sie hin, die Projektorenlampe. So schnell hatte der Händler natürlich keine Ersatzlampe auf Lager, aber mit der hätte er möglicherweise mehr verdient als mit dem neuen Beamer.
Eine Epson-Lampe der E-TORL-Familie.

Drei Tage vor der WM 2010 hat's Puff gemacht. Da war sie hin, die Projektorenlampe. Die Freunde ausladen, denen man versprochen hatte, das Eröffnungsspiel zusammen auf großer Leinwand zu erleben, ging auch nicht. So schnell hatte der Händler natürlich keine Ersatzlampe auf Lager, aber mit der hätte er möglicherweise mehr verdient als mit dem neuen Beamer, den man schließlich nach Hause trug.

Lohnt sich das Geschäft mit den Ersatzlampen überhaupt noch, schließlich sind auch deren Preise in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken Was kosten diese eigentlich heute, lohnt sich der Kauf überhaupt noch, was verdienen Händler daran? Das wollte ChannelPartner von Beamer-Herstellern wissen.

Ingram Micros CE-Chef Dassau meint, der Kauf einer Ersatzlampe könne sich lohnen, besonders wenn sie so günstig sind wie die der Eigenmarke V7.

"Bei attraktiven Preisen, wie das bei den Ersatzlampen von V7 der Fall ist, lohnt es sich auf jeden Fall, eine defekte Lampe auszutauschen", betont Christoph Dassau, CE-Chef bei dem Münchener Broadliner Ingram Micro.

"Die Preisentwicklung bei Ersatzlampen befindet sich auf einem stabilen Niveau. Mit der Eigenmarke V7 bietet Ingram Micro in Deutschland seit August 2011 ganz neu Ersatzlampen in Herstellerqualität als günstige Alternative zu Original-Ersatzlampen an", so Dassau.

Die eigentlichen Lampen sind hochempfindlich und dürfen nur mit Handschuh angefasst werden.

Beamer-Lampen kommen in der Regel mit Gehäuse oder Halterung und sind somit auf einzelne Modelle beziehungsweise Modellreihen zugeschnittene Spezialanfertigungen. Man kann also nicht in den nächsten Baumarkt schreiten und darauf hoffen, eine passende "Glühbirne" oder besser Halogen- oder Quecksilberdampflampe erstehen zu können.

Eine aktuelle ChannelPartner-Umfrage hat ergeben, dass die meisten Hersteller mittlerweile der Meinung sind, angesichts der Lebensdauer einer Lampe von heute bis zu 6.000 Stunden im Eco-Betrieb (wie es etwa BenQ für Heimkino-Beamer angibt) würde ein Ersatz gar nicht nötig sein.

Kindermann-Produktmanager Frank Himmel denkt niht, dass sich das Geschäft heute noch lohnt.

"Die Zeiten, in denen mit Beamer-Ersatzlampen Geschäfte gemacht wurden, sind vorbei", sagt zum Beispiel Kindermann-Produktmanager Frank Himmel. "Das liegt zum Teil auch am starken Preisverfall, aber vielmehr an den technischen Verbesserungen der neuen Lampen", fügt er hinzu.

"Grundsätzliches Ziel von Optoma als Projektoren-Spezialist ist es, die Lebensdauer der Lampen zu verlängern, die Betriebs- und Wartungskosten zu senken und so das Produkt Projektor besser zu machen. Immerhin steht auch im Präsentationsbereich der Beamer im Wettbewerb zu Flachbildschirmen", erklärt Marketingmanager Hartmut Kulessa.

"Lampen sind nicht wie Tintenpatronen", wiederholt Epson-Manager Schahin Elahinija das, was sein Kollege Chistoph Lubinus vor einem Jahr schon geäußert hat. "Epson entwickelt und fertigt die Lampen selbst. Diese produzieren dank patentierter E-TORL-Technologie (twin optimized reflection lamp) lichtstarke Bilder bei niedrigem Energieverbrauch. Daraus resultieren eine geringe Wärmeentwicklung und eine hohe Lampenlebensdauer."

Die Lebensdauer für die E-TORL-Lampen gibt Elahinija selbst im Einstieg mit 5.000 Stunden im Eco-Modus an und sagt, dass das Geschäft mit den Ersatzlampen somit zunehmend an Bedeutung verliere.

"Lampen sollten demnach nicht als Verschleißteile oder Consumables -wie beispielsweise Tinte beim Drucker - betrachtet werden, sondern vielmehr als feste Bestandteile eines Projektors."

Bei Einstiegspreisen von teilweise schon unter 300 Euro für einen XGA-Beamer (wie Acers DLP-Projektor X1210K mit 2.300 Ansi-Lumen, bei Amazon gesichtet) hat er sicherlich Recht.

Aber je hochwertiger oder teurer der Projektor kann es sich schon lohnen, 300 oder 400 Euro für die Lampe auszugeben, statt 3.000 Euro für einen neuen Beamer.

Das Angebot ist riesig

Es gibt natürlich auch nackte Lampen. Für bestimmte Projektoren fangen die Preise hier bei unter 10 Euro an, allerdings für gebrauchte mit einer Lebensdauer von vielleicht nur unter 50 Stunden. Wenn es nur für die Zeit bis zum nächsten Weihnachtsgeld reichen soll, mag das für den einen oder anderen ein guter Deal sein.

Bei Neugeräten versprechen die Hersteller meist eine Lampenlebensdauer von mindestens 3.000 Stunden, was bei einem Kinofilm pro Tag für drei bis vier Jahre halten würde. Aber so oft wird der Beamer im Normalfall gar nicht genutzt.

Online findet sich eine riesige Auswahl Ersatzlampen unterschiedlicher Hersteller für unterschiedliche Modelle. Die günstigste bei Beamershop24.net ist die für den Optoma EP500B und kostet 34 Euro zuzüglich Versand.

Sündhaft teuer sind auch die Wechselobjektive für den Public-Viewing-Beamer Roadster S+20K von Christie.

Selbst Ersatzlampen für eine Reihe von Geräten der Edelmarke Christie sind bei dem Online-Versandhaus für unter 200 Euro zu haben. Sucht man aber eine Ersatzlampe für Christies 20K-Outdoor-Boliden "Roadster S+20K", dann muss man bei alleprojektorenlampen.de dafür schon 5.767,93 Euro brutto oder 4.847 Euro ohne Mehrwertsteuer hinblättern.

Das sind Preise! Dafür bekommt man im Einstieg schon etwa 19 der genannten XGA-Geräte von Acer oder auch schon acht Full-HD-Heimkino-Beamer, auch wenn es sich in dem Segment bis 700 Euro eher um Auslaufmodelle handeln mag.

Ingram Micros CE-Chef Dassau nennt für die seit diesem Jahr angebotenen V7-Ersatzlampen Preisspannen von 100 bis über 300 Euro.

Acer-Produktmanager Jens Becker.

"Analog zu den Projektoren sind die Preise für Lampen in den letzten Jahren deutlich gesunken. Angaben zur genauen Entwicklung der Preise über einen bestimmten Zeitraum haben wir aber leider nicht vorliegen", gibt Acer-Produktmanager Jens Becker zur Antwort. Klar, der taiwanesische Hersteller hat sich zwar eine Führungsposition im deutschen Projektorenmarkt erobert, ist aber noch ein relativer Neuling, anders als Panasonic, Kindermann oder NEC Display Solutions etwa.

Längere Lebensdauer

"Ja, die Preise für Projektoren sinken und das werden sie voraussichtlich auch 2010 weiterhin tun", hatte NEC-Vertriebschef Lutz Hardge vor einem Jahr auf die Frage nach dem Preisverfall geäußert.

Lutz Hardge ist Vertriebschef für Zentral- und Zentralosteuropa bei NEC Display Solutions.

Jetzt sagt er: "Wir gehen für die nächste Zeit von stabilen Lampen-Preisen aus. Zudem profitieren Kunden der NEC von wichtigen technischen Weiterentwicklungen, die sich äußerst positiv auf die Betriebskosten auswirken. Dank verlängerter Lampenlaufzeiten, verringerter Leistungsaufnahme und zusätzlichen innovativen Eco-Modes können die laufenden Kosten während der Lebensdauer des Projektors um bis zu 50% reduziert werden. Natürlich ist dies auch aus ökologischer Sicht ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung."

Vivitek-EMEA-Geschäftsführer Holger Gräff war früher lange bei Infocus.

"Die Lampenpreise werden stabil bleiben", meint jetzt Holger Gräff, General Manager EMEA bei Vivitek, dem Unternehmen übrigens, das auf der IFA 2008 mit dem ersten LED-beleuchteten Full-HD-Heimkinoprojektor. Dieser brachte es damals schon auf 600 Ansi-Lumen, der nachfolgende H6080HD auf 800 Ansi-Lumen. Kostenpunkt heute noch bei fast 11.000 Euro, anfangs waren es über 16.000 Euro. Dafür soll die Lampenlebensdauer bei 20.000 Stunden liegen. Selbst bei vier Stunden Kinoabend daheim pro Tag müsste man somit theoretisch 27 Jahre lang die Lampe nicht austauschen.

Davon spricht Gräff aber gar nicht, vielmehr meint er herkömmliche Beamer, wenn er sagt: "Es wird aber Fortschritte bei der Lampentechnologie geben, beispielsweise eine höhere Lichtausbeute von über zehn ANSI-Lumen pro Watt. Die Lampen werden weniger Energie benötigen, auch in der Produktion - der Trend geht in Richtung umweltfreundlichere Lampen. Hatten wir vor einigen Jahren im Durchschnitt eine Lebensdauer von etwa 2.000 Stunden, sind es heute - beispielsweise bei einigen Vivitek Projektoren - 5.000 bis 6.000 Stunden. Vivitek ist der Meinung, dass die Lampenlebensdauer ebenfalls ansteigen wird."

Casio-Manager Günter Grefen.

Passend zum Thema LED-Beamer kommt die Antwort von Casio-Manager Günter Grefen: "Casio hat Anfang des Jahres 2010 Projektoren mit einer Laser & LED-Hybrid-Lichtquelle vorgestellt. Diese Lichtquelle hat eine Lebensdauer von 20.000 Stunden. Im Jahre 2011 haben wir das Line-up deutlich erweitert, unter anderem auch im Bereich Short-Throw. Wir sind damit der einzige Hersteller, der im aktuellen Line-up keine Projektoren mit Quecksilberdampf-Lampen mehr hat." Damit erübrigt sich aber wohl wie bei Viviteks LED-Heimkinoprojektor die Frage nach der Ersatzlampe.

Standard-Preisspannen

"Wo bewegen sich die Lampenpreise je nach Geräteklasse und Helligkeitswerten derzeit?" Die Antworten der meisten Hersteller beziehen sich auf Projektoren im Mainstream-Segment.

Panasonic ist einer der ganz wenigen Hersteller, der Ersatzlampen für bestimmte Modelle immer noch im Doppel- oder gar im Viererpack verkauft. So zum Beispiel die bei Beamershop24.net gesichtete ET-LAD10000F für die Projektorenmodelle PT-DW10000E und PT-D10000E zum Preis von rund 1.500 Euro zuzüglich Versandkosten.

"Die überwiegende Mehrheit der Lampen liegt preislich zwischen 200 und 400 Euro. Bei besonders leistungsstarken Projektoren mit Lichtleistungen von über 4.000 ANSI Lumen kann der Preis auch Richtung 600 Euro gehen", erklärt NEC-Mann Hardge.

"Je nach Qualität und Hersteller ergeben sich folgende Preisspannen inklusive Mehrwertsteuer: Lampen mit einer Helligkeit von 2.000 bis 2.500 Ansi-Lumen liegen preislich gegenwärtig zwischen 150 und 200 Euro. Ein Exemplar mit 2.600 bis 3.500 Ansi-Lumen kostet zirca 200 bis 300 Euro. Ab einer Helligkeit von 4.000 Ansi-Lumen schlagen die Lampen mit etwa 430 Euro zu Buche", kam vor einem Jahr die Antwort von Acer-Produktmanager Jens Becker. Ausgehend davon, dass sich die Lampenpreise seither nur wenig bewegt haben, sind das bezüglich der Preisspannen für Lampen im sogenannten Mainstream immer noch valide Angaben.

Zahl der Lampenhersteller

"Wie viele Lampenhersteller gibt es eigentlich noch?"

Die meisten Hersteller nennen nur zwei Quellen für die eigentlichen Leuchten, in der Regel sind das Osram und Philips. Dazu muss laut Marketingleiter Christoph Lubinus auch noch Epson hinzugezählt werden. Aber damit ist es wohl nicht getan, denn es gibt Newcomer, darunter wohl auch manche schwarzen Schafe, die qualitativ weniger gute Lampen auf den Markt werfen.

Dies deutet zumindest NEC-Manager Lutz Hardge an: "Hier muss man differenzieren. Es gibt einerseits immer weniger Hersteller für Lampen. Auf der anderen Seite steigt jedoch die Zahl der Anbieter, die alternative Modelle, Nachbauten oder aufbereitete Lampen verkaufen. Wir raten den Kunden zur Vorsicht, denn hier wird oft minderwertige Qualität gehandelt und im schlimmsten Fall setzt man sogar seine Garantieansprüche aufs Spiel."

Der Ochsenfurter Präsentationsspezialist Kindermann hat nur "saubere" Ersatzlampen im Portfolio: "Wir legen Wert darauf, dass Kindermann ausschließlich Originallampen der Hersteller anbietet. Es gibt mittlerweile viele Anbieter mit Nachbauten im Markt (ähnlich wie bei Tonern), die versuchen über den Preis Marktanteile zu gewinnen. Qualität und Haltbarkeit sind hier fraglich", erklärt Fries und merkte zur Entwicklung der Lampenpreise noch an:

"In der Regel ist es so, dass der Lampenpreis bei älteren Projektorenmodellen eher anzieht. Teilweise kommt es da auch zu Engpässen." Die eingangs genannten Lampenpreise für Christies Outdoor-Beamer Roadster S+20K scheinen dies zu bestätigen.

Händlermargen

"Welche Margen sind für Händler drin?", wollte ChannelPartner als Nächstes wissen. Einige Hersteller sind dabei recht konkret geworden, aber diese im Internet auszuplaudern, wäre beiden Parteien nicht recht.

Die Zeiten hoch zweistelliger Gewinnspannen in dem immer noch stark AV-getriebenen Markt für Projektoren Zubehör sind natürlich längst vorbei. Nach Aussage der Hersteller bewegen sich die Händlermargen mit Ersatzlampen heute im niedrigeren zweitstelligen Bereich von zehn bis maximal 30 Prozent.

"Wir versetzen unsere Partner in die Lage, eine möglichst attraktive Marge mit unseren Produkten zu erzielen. In der Praxis ist die Marge allerdings unterschiedlich und abhängig von mehreren Faktoren, wie unter anderem vom Modell (je erklärungsbedürftiger desto höher), vom Projektvolumen, und von der Wettbewerbssituation", erläutert NEC-Manager Lutz Hardge die Margensituation.

"Nach unserer Einschätzung kann ein Fachhändler je nach Typ zwischen 20 und 30 Prozent an einer Ersatzlampe verdienen. In der Praxis spielt aber die individuelle Preisgestaltung des jeweiligen Fachhändlers die entscheidende Rolle", findet Acer-Manager Jens Becker.

Mengenrabatte?

Die individuelle Preisgestaltung der Händler rührt auch an die nächste Frage an:

"Bieten Sie Fachhändlern zwei Ersatzlampen zum Preis von einer an?" Wenn es solche Angebote heute noch gibt, dann meist nur aktionsgebunden. Ob und wie die Händler die besseren Einkaufskonditionen an ihre Kunden weitergeben, bleibt ihnen meist überlassen.

"Nein, wir bieten hier keinen Mengenrabatt an. Die Preise der Acer-Ersatzlampen sind für solche Aktionen nicht kalkuliert", beantwortet Becker die Frage. Auch Samsung sieht derzeit keine Mengenrabatte für Ersatzlampen vor.

Gleiches gilt für NEC. Hardge betont aber, dass der japanische Hersteller andere Aktionsangebote habe: "Beispielsweise bieten wir speziell im Education Bereich (Schulen) einige Modelle mit einer auf drei Jahre verlängerten Lampengarantie."

Dassau von Ingram Micro verweist auf die ohnehin günstigen Ersatzlampen aus dem eigenen V7-Stall und sagt, dass die Eigenmarke derzeit kein Mengenrabatt gewähren würde.

Lohnt sich der Kauf wirklich noch?

Angesichts von Beamer-Einstiegspreisen von 299 Euro oder 500 Euro für XGA-Modelle stellt sich natürlich die Frage: "Lohnt sich der Kauf einer Ersatzlampe überhaupt noch?"

Die Frage danach hat eingangs schon Dassau zumindest für günstige Lampen wie die von V7 beantwortet. Aber wie im Fall des oben genannten 20k-Out-Door-Projektors von Christie kann sich der Ersatz auch lohnen, wenn die Lampe weit über 5.000 Euro kostet. Schließlich muss man für solche Boliden, die eigentlich nur über Vermietung laufen, in der Regel einen sechsstelligen Betrag hinlegen.

"Die Beantwortung dieser Frage hängt sehr vom Einzelfall ab. In vielen Fällen stellt sich die Frage jedoch gar nicht, weil qualitativ hochwertige Projektoren durch verbesserte Lebensdauer der Lampen einen Austausch während der Nutzungsdauer des Projektors überflüssig machen", meint NEC-Mann Hardge.

"Das hängt ganz vom Preis der Lampe ab. Wenn die Ersatzlampe, wie es bei Acer der Fall ist, mit einem UVP von 145 Euro weniger als die Hälfte eines neuen Projektors kostet, lohnt sich die Investition durchaus", so sieht es schließlich Jens Becker, Produktmanager für Beamer bei dem taiwanesischen Hersteller in Ahrensburg bei Hamburg. (kh)