Passwort-Security im Test

Diese Webseiten gefährden Ihre Sicherheit

21.08.2017 von Florian Maier
Um die Passwort-Sicherheit populärer Web-Portale ist es gut bestellt. Sollte man meinen.

Sicherheitsanbieter Dashlane kommt in einer aktuellen Studie allerdings zu gänzlich anderen Erkenntnissen. Im Rahmen des "Password Power Ranking 2017" haben die Security-Experten elf gut besuchte B2B-Portale auf Passwort-Schwachstellen abgeklopft. Darüber hinaus wurden auch 43 der (international) meistgenutzten Consumer-Webseiten und -Apps unter die Lupe genommen - darunter auch sechs deutsche Portale, nämlich die von Otto, Tchibo, Cyberport, dm, Notebooksbilliger und Zalando. Die Ergebnisse sind niederschmetternd - nicht nur aus deutscher Perspektive.

Um die Passwort-Sicherheit vieler populärer B2B- und B2C-Webportale ist es alles andere als gut bestellt - wie Dashlane mit einer Studie belegen will.
Foto: wk1003mike - shutterstock.com

Dashlanes Kriterien für ein sicheres Passwort

Auf folgende fünf Kriterien der Passwort-Sicherheit prüfte Dashlane die Web-Angebote der Unternehmen:

  1. Acht Zeichen: Sind Passwörter mit weniger als acht Zeichen möglich?

  2. Passwort-Komposition: Sind Kombinationen wie "aaaaa" oder "11111" bei der Erstellung möglich?

  3. Anzeige der Passwortstärke: Informiert die Webseite den User ausreichend über das Sicherheitsniveau seines Passworts?

  4. Brute-Force-Angriff: Hält der Account mehr als zehn Falscheingaben ohne Aktivierung zusätzlicher Maßnahmen stand?

  5. Zwei- oder Multi-Faktor-Authentifizierung: Wird diese Option angeboten?

Pro Kriterium war dabei ein Punkt zu vergeben. Um den Test zu bestehen, waren drei Punkte nötig - die Mindestanforderungen an die Sicherheit von Passwörtern somit erfüllt. Um es schon einmal vorweg zu nehmen: Im Consumer-Bereich fielen 22 Portale sang- und klanglos durch. Wenig besser lief es auch im B2B-Umfeld mit vier "Durchfallern".

B2B-Portale im Passwort-Sicherheitstest

Hier die getesteten B2B-Webportale und ihre Ergebnisse im Überblick:

Dashlane Password Power Ranking 2017 - B2B

Kriterium 1

Kriterium 2

Kriterium 3

Kriterium 4

Kriterium 5

Ergebnis

Amazon Web Services

x

1

Basecamp

x

x

x

x

4

DocuSign

x

x

2

Freshbooks

x

1

GitHub

x

x

x

3

MailChimp

x

x

x

x

4

mLab (MongoDB)

x

x

2

QuickBooks

x

x

x

x

x

5

Salesforce

x

x

x

x

4

SendGrid

x

x

x

3

Stripe

x

x

x

x

x

5

Durchgefallen sind die Portale von Amazon Web Services (AWS), DocuSign, Freshbooks und mLab - sie alle erfüllen (nach Definition von Dashlane) nicht die Mindestanforderungen an die Sicherheit von Passwörtern. Insbesondere das mangelhafte Abschneiden von AWS ist dabei überraschend.

Positiv hervortun können sich hingegen der Online-Zahlungsdienst Stripe und das Buchhaltungs-Portal QuickBooks - beide erreichten jeweils die Höchstpunktzahl.

Consumer-Websites mit Passwort-Schwächen

Natürlich wollen wir Ihnen auch die getesteten Consumer-Webseiten nicht vorenthalten. Hier die Auswertung:

Dashlane Password Power Ranking 2017 - B2C

Kriterium 1

Kriterium 2

Kriterium 3

Kriterium 4

Kriterium 5

Ergebnis

Airbnb

x

x

x

3

Amazon

x

x

2

Apple

x

x

x

x

4

Best Buy

x

x

x

x

4

Cyberport

x

x

2

dm

x

1

Dropbox

x

1

eBay

x

x

2

Evernote

x

1

Facebook

x

x

x

3

GoDaddy

x

x

x

x

x

5

Google

x

x

x

3

The Home Depot

x

x

x

x

4

Instagram

x

1

LinkedIn

x

x

2

Macy's

x

1

Microsoft (Live, Outlook)

x

x

x

x

4

Netflix

0

Notebooksbilliger.de

x

1

Otto

x

x

x

3

Pandora

0

PayPal

x

x

x

x

4

Pinterest

0

Reddit

x

x

x

3

Slack

x

x

x

3

Skype

x

x

x

x

4

Snapchat

x

x

x

3

SoundCloud

x

1

Spotify

0

Staples

x

x

x

3

Starbucks

x

x

2

Target

x

x

x

3

Tchibo

x

x

2

Toys'R'Us

x

x

x

x

4

Tumblr

x

x

x

x

4

Twitch

x

x

x

3

Twitter

x

x

2

Uber

0

Venmo

x

x

1

Walmart

x

1

Wordpress

x

x

x

3

Yahoo

x

x

x

3

Zalando

0

Aus deutscher Sicht erschreckend: Die Nullnummer von Zalando. Auch die Drogeriekette dm, der Elektronik-Händler Cyberport und Notebooksbilliger sowie das Online-Angebot von Tchibo fielen in Sachen Passwort-Sicherheit durch. Einzig Otto.de bestand unter den deutschen B2C-Webportalen mit drei Punkten.

Zero Points lieferten auch die populären Dienste Netflix, Uber und Spotify. Weitere prominente Passwort-"Sitzenbleiber": Amazon, eBay, LinkedIn, Twitter, Dropbox, Evernote und Instagram. Bedauernswert ist dabei insbesondere, dass das eine oder andere Portal, das bei diesem Passwort-Security-Test nicht die Mindestanforderungen erfüllt, bereits in der Vergangenheit zum Opfer größerer Hackerangriffe wurde. Die Anbieter scheinen also aus den Fehlern der Vergangenheit nichts zu lernen.

Als Passwort-Sicherheits-Champion kann sich unter den B2C-Seiten nur GoDaddy fühlen - der Webhoster erreichte als einziges (!) Unternehmen die volle Punktzahl. Ein gutes Ergebnis erzielten im Test aber auch die Tech-Giganten Apple und Microsoft (jeweils vier Punkte).

Mission Passwort-Awareness

Die Motivation hinter der Untersuchung der Webseiten auf Passwort-Sicherheit formuliert Dashlane-CEO Emmanuel Schalit: "Wir haben das 'Password Power Ranking' entwickelt, um auf die fehlende Passwort-Sicherheit vieler Webseiten des täglichen Gebrauchs aufmerksam zu machen. Wir als Verbraucher beziehungsweise Nutzer sollten uns der Bedeutung von Identitätsschutz im Netz bewusst sein. Aber auch die Unternehmen sind für die Sicherheit ihrer Nutzer verantwortlich. Wir finden, sie sollten zu entsprechenden Richtlinien gezwungen werden, um somit ihre Kunden vor Kriminalität im Internet zu schützen."

Merke: Passwort Security ist keine Einbahnstraße - sowohl User als auch Unternehmen stehen in der Pflicht, sich bestmöglich gegen Hackerangriffe und Datenlecks abzusichern.

Veraltete Passwort-Standards?

Bei Dropbox hält man die Methodik des Dashlane Password Power Ranking für veraltet. Untermauert wissen will Dropbox seine Argumentation in erster Linie mit der Kehrtwende des Passwort-Evangelisten Bill Burr:

Darüber hinaus wies uns Dropbox per E-Mail darauf hin, dass auch die amerikanische Regierungsinstitution NIST ihre Empfehlungen zur Erstellung sicherer Passwörter geändert hat. Die US-Bundesbehörde empfiehlt nun - unter anderem - die Verwendung von geheimen Passphrasen, statt eine regelmäßige Änderung von Kennwörtern.

Einige Security-Experten - beispielsweise Graham Cluley - propagieren seit längerem die nun von NIST implementierten Richtlinien. Allerdings sind diese auch ziemlich gut in einem ganzen Wust an neuen Richtlinien versteckt. Der (deutsche) Ottonormalbenutzer dürfte vermutlich weiterhin zur einfachsten und schnellsten Lösung tendieren. Wer ein Passwort wählen kann (und will), das "qwertz" oder "hallo123" lautet, wird das tun - aller Vernunft und allen Empfehlungen zum Trotz. Die vom Hasso-Plattner-Institut ermittelte Top Ten der meistgenutzten Passwörter in Deutschland im Jahr 2016 stellt das eindrucksvoll unter Beweis.