Das Cloud-Computing-Portfolio von HP

Hewlett-Packard drängt in die Wolke

12.10.2011
Ungeachtet aller Turbulenzen im Topmanagement hat Hewlett-Packard eines der breitesten Cloud-Angebote für Unternehmenskunden aufgebaut.

Ungeachtet aller Turbulenzen im Topmanagement hat Hewlett-Packard eines der breitesten Cloud-Angebote für Unternehmenskunden aufgebaut.

von René Büst, IT-Analyst; Gründer und Autor von CloudUser.org

Dieser Beitrag erschien bereits in der ChannelPartner-Schwester-Publikation Computerwoche

Eine Strategie-Ankündigung des inzwischen durch Meg Whitmann ersetzten HP-CEO Léo Apotheker hat im März 2011 hohe Wellen in der IT-Branche geschlagen. Hat es HP nun doch endlich verstanden den Weg in die Cloud zu ebnen? Dass das Thema Cloud Computing bei Hewlett-Packard eigentlich nichts Neues ist, wissen Branchenkenner schon lange. Stehen mit den HP Utility Services doch seit vielen Jahren IT-Ressourcen für die bedarfsgerechte Nutzung zur Verfügung.

Ein Blick auf das Cloud Computing Angebot von HP zeigt das derzeit wohl umfangreichste Enterprise-Cloud-Services-Portfolio im stetig wachsenden Cloud-Computing-Markt. Dabei ist HP nicht nur darauf bedacht, seine Services auszuliefern, sondern verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz inklusive Beratungsleistungen über das gesamte Angebot hinweg. Die Cloud-Strategie besteht aus vier Bereichen, aus denen sich die einzelnen Cloud Dienstleistungen ableiten. Zusammen ergeben sie ein aufeinander abgestimmtes Portfolio. Was sich genau hinter der neuen Cloud-Strategie von HP und deren Angeboten verbirgt, erläutert dieser Artikel.

Cloud und der Channel
Werner Führer, Geschäftsführer der Bürotex metadok GmbH. im Gepräch
Westhafen Pier Frankfurt - Veranstaltungsort des Channel-Sales-Kongresses "Cloud Computing"
Über 90 Teilnehmer am Channel-Sales-Kongress "Cloud Computing" zeugen vom gestiegenen Interesse der Reseller am Erbringen neuer Dienste aus der Wolke.
Jörg Brünig, Senior Director Channel bei Fujitsu: "Millenials, Crowdsourcing und Bioteaming“
Ingo Schäfer, Channel Manager DACH/Eastern/Middle East bei Iron Mountain: "44fache Datenmenge in 10 Jahren"
Interessierter Reseller am Tech Data-Stand
Markus Galler, Sales Manager Hosting, Central Europe bei Parallels: "Dem Kunden helfen, IT-Betriebskosten zu sparen"
Dr. Martin Reti, T-Systems: "Von den Hauskonzerten, über die Schellackplatte, CD und iPod bis hin zur datenträgerlosen Flatrate von Musik"
Mittagsbuffet
Gerald Holler, compris: "Kunden wollen IT-Betriebskosten sparen!"
Dr. Michael Rath, Rechtsanwalt: "Rechtliche Besonderheiten beim Erbringen von Cloud-Services"
Am Parallels-Stand
Am Iron-Mountain-Stand
VARs am Parallels-Stand
ChannelPartner-Mitarbeiterin Bianca Kasper im Gespräch mit Besuchern
Natascha Mössler (CP) und Ralf Kuron (HP)
Die Nachzügler
Am Westhafen Pier
Das Frühstücksbuffet ist angerichtet
Gespanntes Warten auf die ersten Gäste
Bianca Kasper (ChannelPartner) hat alles im Griff
Der Blick auf den Frankfurter Westhafen Pier 1
So ein Kaffee am Morgen, ...
Ronald Gonschior, Bellnet GmbH
Das erste Frühstück
Ronald Wiltscheck (ChannelPartner) eröffnet den Channel-Sales-Kongress
Jörg Brüning (Fujitsu) stellt sich den Fragen des Publikums

Wegbegleitung in die Cloud

HPs Cloud-Angebot gliedert sich in die vier Bereiche Transform, Build, Consume sowie Manage and Secure. Mit einem Blick auf den ersten Bereich "Transform" wird bereits deutlich, dass HPs Zielgruppe eindeutig Unternehmen sind. Anders als die sonstigen Cloud-Computing-Player mit ihren Public-Cloud Angeboten, darunter etwa Amazon oder Google, setzt HP gezielt auf Beratungsdienstleistungen. Diese sollen Unternehmen helfen, die Infrastruktur wie auch die Anwendungen fit für die Cloud zu machen. Auch die Mitarbeitern und die Geschäftsprozesse haben die HP-Strategen dabei im Visier. Zudem soll die Säule "Transform" alle weiteren Säulen während des gesamten Cloud-Lebenszyklus eines Unternehmens unterstützen. Innerhalb des Bereichs "Transform" unterschiedet HP zwischen den folgenden Beratungsleistungen:

Public und Private Clouds nach Maß

Mit dem zweiten Bereich "Build" hilft HP Kunden beim Aufbau von Public- und Private-Cloud Umgebungen und richtet sich damit sowohl an Unternehmen als auch an ISVs und ISPs. Dazu wird auf eine Cloud-Referenzarchitektur zurückgegriffen, welche über die Eigenschaften eines Blueprints verfügt und als ein gemeinsamer Rahmen zwischen HP und seinen Kunden für alle Cloud-Projekte dient. Innerhalb dieser Referenzarchitektur werden die unterschiedlichen Technologien, Software-Umgebungen und auch die grundsätzlichen Erwartungen an das Unternehmen sowie die benötigten Cloud-Services definiert. Darüber hinaus helfen ein Designbauplan und ein Realisierungsplan dabei, alle wichtigen Rahmenbedingungen wie etwa die Geschäftsprozesse, die Technik, aber auch die Mitarbeiter zu berücksichtigen. Natürlich darf bei alledem die Kosten-Nutzenbetrachtung nicht übersehen werden, die darüber hinaus eine Abschätzung der zu erwartenden Workloads vornimmt. Der Bereich "Build" gliedert sich in die folgenden Produkte bzw. Services:

Enterprise Services on-Demand

Der dritte Cloud-Bereich "Consume" konzentriert sich auf die on-Demand Bereitstellung von Enterpriseb-Cloud-Services auf Basis einer sogenannten Virtual-Private-Cloud Lösung. Bei den Services handelt es sich um Rechenleistung, Speicherplatz und vollständige Anwendungen, die in den Rechenzentren von HP gehostet und betrieben werden. HP ist in diesem Fall also für die gesamte Bereitstellung und Sicherstellung der Verfügbarkeit, Performance und Sicherheit der sich darunter befindlichen Infrastruktur zuständig und liefert die Ressourcen nach Bedarf an seine Kunden aus. So stellt HP etwa mit "Enterprise Cloud Services Compute" fertige Pakete aus Speicherplatz, Netzwerk und Security-as-a-Service als Infrastructure-as-a-Service zur Verfügung. Darüber hinaus können mittels Software-as-a-Service Applikationen wie Microsoft Dynamics CRM genutzt werden, ferner auch spezifische Branchenlösungen bis hin zu kompletten Desktop-Services. Der Bereich "Consume" beinhaltet die folgenden Services und Angebote:

Sicherheit und Management dürfen nicht fehlen

Der vierte Bereich "Manage and Secure" der HP-Cloud-Strategie stellt die Verwaltungs- und Sicherheitsservices für die Bereiche "Build" und "Consume" dar. Er deckt somit die Bereiche Management und Sicherheit ab und dient dem Service-Management, Automatisierungs- und Governance-Lösungen sowie der Verwaltung und dem sicheren Betrieb der Cloud und weiterer bestehender IT-Services. Darüber hinaus hilft HP Unternehmen bei der Identifizierung der benötigten Services und des damit entstehenden Service-Portfolios und betrachtet zusätzlich den gesamten Lifecycle. Des Weiteren stehen diverse Web-Portale und Service-Repositorys für die oben genannte Verwaltung bereit, mit denen Service-Provider, aber auch nicht IT-affine Mitarbeiter Service Requests starten oder entgegennehmen beziehungsweise verarbeiten und verwalten können. Neben den technischen Anforderungen decken die Portale auch die organisatorischen Bereiche wie Accounting, Billing oder User Management ab, wodurch eine ganzheitliche Aggregations-Plattform entsteht, welche die Bereiche Technik, Service und Organisation kombiniert.

Die Sicherheit darf nicht fehlen. Dazu stehen Services bereit, mit denen die Cloud-Fähigkeit einer Applikationen sichergestellt wird. Die Dienste überwachen auch die Applikationen selbst und die darunterliegende Infrastruktur, um damit die Qualität der Services zu gewährleisten und die gesamte Cloud-Umgebung vor Angriffen zu schützen. Der Bereich "Manage and Secure" umfasst die folgenden Services:

Die HP Cloud-Factory

Ein attraktives Angebot ist die HP Cloud-Factory. Hierbei handelt es sich um "Factory Installed" Public oder Private Clouds, die von HP auf Wunsch des Kunden in den HP-Laboren zusammengestellt, vorkonfiguriert und im Anschluss beim Kunden vor Ort lediglich nur noch angeschlossen werden müssen. Dabei setzt HP entweder eigene proprietäre Hardware oder Komponenten von Drittanbietern ein. Auf Basis der Cloud-Factory und der Referenzarchitektur hat HP eine Vielzahl von Pilotprojekten umgesetzt. Die Kunden kommen dabei aus vielfältigen Bereichen. Neben mittelständischen und Großunternehmen nutzen auch ISVs/ ISPs, Systemhäuser und Behörden den "Factory Installed"-Service. So setzt das IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ Berlin) seit März 2011 auf eine Private Cloud beziehungsweise eine Government Cloud, um darüber seinen Kunden den automatisierten Bezug von standardisierter IT-Services zu ermöglichen.

SAP-Meter oder Verbrauchsabrechnung á la HP?

Cloud Computing steht für die genaue Abrechnung von genutzten IT-Ressourcen pro Verbrauch. Im Bereich Infrastructure-as-a-Service orientieren sich Anbieter an dem Verbrauch pro Gigabyte (Speicherplatz, Traffic) oder pro Stunde (Servernutzung). Einige wenige nähern sich dabei der Abrechnung pro Minute. Speziell im Bereich Software-as-a-Service kann in 99 Prozent aller Fälle im Prinzip jedoch nicht von einer verbrauchsgenauen Abrechnung gesprochen werden. Hier wird pro Benutzer pro Monat oder schlimmer pro Benutzer pro Jahr abgerechnet, egal ob die Anwendung von einem Benutzer nun verwendet wird oder nicht. Um hier von "pay per use" zu sprechen, müsste die Berechnung normalerweise pro Minute/ Stunde stattfinden, oder sich danach richten, ob ein Zugriff am Tag stattgefunden hat oder nicht.

Mit dem "Application Performance Standard Meter" stellt HP ein Werkzeug zur Verfügung, mit dem der Ressourcen-Verbrauch von SAP-Systemen (SAP R/3, SAP CRM, SAP BW und SAP Netweaver) im Fünfminutentakt, vergleichbar mit einem Stromzähler, gemessen wird. Dazu werden zwei Messwerte erfasst: Die notwendige Prozessorleistung und der Ein-/ Ausgabe-Durchsatz. Mit einer integrierten Matrix werden die erfassten Daten in kiloSAPS-Stunden und kiloIOPS-Stunden (IOPS = Input/Output Performance Standard) umgerechnet. Der Kunde erhält im Anschluss eine exakte Aufschlüsselung der von ihm genutzten Ressourcen und eine genaue Zuordnung zu den jeweiligen SAP-Systemen. Die Kosten pro kiloSAPS werden anhand der zu erwartenden Spitzenlast berechnet. Diese wird über einen vorher definierten Zeitraum zu Beginn des Vertrags durch HP ermittelt. Unternehmen erhalten damit die Möglichkeit, eine tagesgenaue Messung und Abrechnung ihrer SAP Systeme auch in einer Private- und Public-Cloud Umgebung vorzunehmen.

Mit dem WebOS in die Mobile Cloud?

Spannend bleibt, wie HP die Geschichte mit seinem WebOS fortschreiben wird. Der Kauf des WebOS von Palm war zunächst ein strategisch guter Schachzug, um gegen Mittbewerber wie Google (Android) und Apple (iPhone) ins Rennen zu gehen. Die Ankündigung, die Produktion der Hardware für das WebOS einzustellen, verwundert zunächst, bedeutet jedoch nicht, dass damit auch das WebOS selbst nicht weiterentwickelt wird. So lässt etwa Google die Hardware auch fremdproduzieren und liefert lediglich das Betriebssystem und weitere Services mit. Nach offiziellen Aussagen von HP wird sich an der WebOS Strategie vorerst nichts ändern. HP muss es jedoch schaffen, die Attraktivität der WebOS Plattform zu erhöhen und die Entwickler-Community zu stärken, damit ein Ökosystem von Apps entsteht, sonst wird es HP und dem WebOS so ergehen wie Nokia oder Blackberry.

Fazit

HP verfügt derzeit über das wahrscheinlich umfangreichste Enterprise-Cloud-Services-Portfolio im Markt. Der Anbieter adressiert Unternehmenskunden, deren Produktivsysteme nicht für den Einsatz in einer Public Cloud geeignet sind, oder ISVs/ISPs, die ihren Kunden eben diese Art von Cloud anbieten möchten.

Vielversprechend erscheint etwa das SAPS-Meter zur bedarfsgerechten Abrechnung von SAP-Anwendungen. Wenn es HP schafft, diese Art von Abrechnungssystem auf andere Software-as-a-Service -Applikationen zu übertragen, könnte das ein Modell auch für andere Anbieter wie etwa Salesforce.com sein. Kunden könnten profitieren, wenn Software-as-a-Service Anwendungen tatsächlich bedarfsgerecht und nicht pro Benutzer pro Monat oder Jahr abgerechnet würden.

Darüber hinaus bleibt abzuwarten, wie sich das angekündigte Public-Cloud-Angebot entwickeln wird. Dabei handelt es sich nach Aussage des einstigen CEO Apotheker um eine Art offenen Marktplatz für Anwendungen. Nutzer, Unternehmen und Entwickler könnten über die Plattform Services anbieten und beziehen. HP hat sicher die finanziellen Mittel und das Know-how, um eine solche Cloud aufzubauen. Ob und wie sich die Public Cloud jedoch etablieren wird, muss sich erst noch zeigen. (wh)

Dieser Beitrag erschien bereits in der ChannelPartner-Schwester-Publikation Computerwoche