Europa-Zugpferd Deutschland

Hohe Wachstumsraten bei Blu-ray Discs

12.12.2011
Nachdem der Verkauf von Blu-ray Discs 2010 wegen des hohen Preisunterschieds zur DVD noch eher lahmte, sieht Futuresource für das HD-Format jetzt einen regelrechten Boom.

Nachdem der Verkauf von Blu-ray Discs (BD) 2010 wegen des hohen Preisunterschieds zur DVD noch eher lahmte, sieht Futuresource für das HD-Format jetzt einen regelrechten Boom in den letzten vier Monaten.

"Star Wars: The Complete Saga” habe maßgeblich dazu beigetragen, dass die BD-Verkäufe in den USA 2011 voraussichtlich um 35 Prozent auf 115 Millionen Stück zulegen werden.

In Europa geht das Marktforschungsinstitut in diesem Jahr von 63 Millionen verkauften Blu-ray Discs aus, ein Plus von 42 Prozent gegenüber den 44 Millionen Stück im Vorjahr. Futuresource-Analyst Jim Buttoms aus London erklärt das vor allem damit, dass das neue Format in Deutschland so stark eingeschlagen habe.

Weltweit sollen 2011 rund 234 Millionen Blu-ray Discs verkauft werden, 45 Prozent mehr als die 161 Millionen Stück im Vorjahr. Trotz der höheren Preise seien die Verbraucher jetzt wegen der hohen Auflösung eher geneigt, Filme auf Blu-ray zu kaufen, sagte Bottoms dem ‚Home Media Magazine‘. Dabei sei festzustellen, dass der Preisunterschied in Europa mehr dahin schmelze als in den USA.

Während im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Top 10 der Filmtitel mit 25 zu 16 Dollar etwa 50 Prozent mehr kosten als auf DVD, sind es in Frankreich nur 20 Prozent.

Obwohl der Preisunterschied in Deutschland mit 36 Prozent deutlich größer ist als in Frankreich, hat sich die Bundesrepublik laut Buttoms unbemerkt an Großbritannien vorbei zum wichtigsten Markt in Europa entwickelt. Der Analyst sieht dafür zwei Gründe: einmal das spärliche HD-Fernsehprogramm, zum zweiten einen starken Push in den Retail-Märkten, womit Bottoms wohl in erster Linie Media Markt und Saturn meint.

Was die Preise der Player angeht, wurden am Schnäppchenfreitag (25. November 2011) in den USA schon Geräte für 39 Dollar gesichtet, der britische E-Tailer Asda, eine Tochter von Walmarkt, hat laut Futuresource schon einen BD-Player für 59 Dollar angeboten.

Bei solchen Preisen sei es für die CE-Hersteller kaum noch sinnvoll, sowohl DVD- als auch BD-Player zu produzieren und auf Lager zu haben, so Bottoms.

Trotz des Medien-Hypes um Streaming und Video- on Demand (VOD)-Services wie Netflix, Hulu Plus und Amazon Prime sieht Bottoms nicht, dass sich das in der Breite so schnell durchsetze. 80 Prozent der Verbraucherausgaben für Videounterhaltung in den USA fließen ihm zufolge in fertige Filmtitel mit einem Umsatz von rund 17 Milliarden Dollar, die restlichen 4 Milliarden Dollar in VOD via Online-, Kabel- oder Satelliten-TV.

In den großen US-Städten wie Los Angeles und New York beginne das Pendel zugunsten von VOD-Streaming zu schwingen, aber im ganzen mittleren Westen werde noch lange der Verkauf von Filmen auf Discs überwiegen.

Hollywood müsse einfach erkennen, dass die Marhen mit Packaged Media (fertigen Filmtiteln) deutlich höher sind als die mit Streaming- oder Übertragungs-VOD-Diensten.

Um die Verbraucher nicht an der einen oder anderen Front zu verlieren, sei es umso wichtiger, das neue Filmformat UltraViolet zu forcieren. Dieses beinhaltet eine Art elektronisches Schloss, das dem Kunden zwar erlaubt, eine digitale Kopie seines Kaufvideos auf seinen Mediaplayer zu laden, aber immer nur auf einem Gerät zu sehen, womit Raubkopien vorgebeugt werden soll.

Disney will sich dem neuen Format nicht anschließen. Wie Vertriebschef Bob Chapek im Juli 2011 dem Branchendienst "Hollywood Reporter" gegenüber erklärte, glaube er, dass langfristig nur der Verkauf von digitalen Inhalten erfolgreich sei. Der Absatz und die Erlöse mit Filmen auf DVD seien in den vergangenen Jahren so stark zurückgegangen, dass selbst die erfolgreiche Blu-ray-Technik die Verluste nicht ausgleichen könnten.

Während auf der CES 2011 in Las Vegas Anfang des Jahres die sechs großen Hollywood-Studios 20th Century Fox, Paramount, Sony, Universal, Warner Bros. und Lionsgate UltraViolet als neues Format zur digitalen Filmdistribution gepriesen haben, wolle sich Disney aus rein praktischen Erwägungen vorerst nicht daran beteiligen.

Denn bei rund 70 Unternehmen, die sich für das neue Format einsetzen, könne zu viel Zeit verstreichen, bis man eine Einigung finde, so Chapek. Sein Unternehmen setze daher auf "Disney All Access", denn da funktioniere die Einigung mit den Partnern meist auf Handschlag, wird er von ‚digitalfernsehen.de‘ Ende Juli 2011 zitiert.

Futuresource geht davon aus, dass 215 rund 30 Prozent des Videokonsums online stattfinden werde, 29 Prozent auf Blu-ray Disc, 21 Prozent via VOD und 20 Prozent auf DVD. (kh)