Datagroup-Manager Bernd Krakau auf dem c.m.c. Kongress

IT- und Fach-Budgets werden stärker zu Cloud-Native-Anbietern abwandern

18.02.2020 von Regina Böckle
Mittelständische Systemhäuser treiben die eigene Transformation des Leistungsangebots nicht strategisch und intensiv genug voran. Welche Risiken damit verbunden sind, erläutert Bernd Krakau, Generalbevollmächtigter der Datagroup, im Interview.

ChannelPartner: Sie befassen sich seit vielen Jahren mit der veränderten Rolle, den veränderten Aufgaben, die IT-Dienstleister künftig gegenüber ihren Kunden einnehmen und erbringen müssen. Worin besteht diese neue Rolle und die neuen Aufgaben?

Bernd Krakau: Kunden verlangen zunehmend ein One-Stop-Shop-Angebot ihres IT-Providers. Das bedeutet, dass ein erfolgreicher IT-Provider in Zukunft IT-Projekte, klassische IT-Betriebs-Szenarien, Public-Cloud Angebote und solche zur Digitalen Transformation kombinieren können muss.
Diese Kombinationen müssen Anbieter außerdem in einem sinnvollen hybriden Leistungsbezug realisieren. Darüber hinaus spielen IT-Strategie und Architekturberatung eine immer größere Rolle bei der Wahl des Providers.

Generalbevollmächtigter der DATAGROUP und Vorstand der EuroCloud Deutschland, erörtert in der Panel-Diskussion bei c.m.c. am 20. Februar in München, wie IT-Dienstleister zum Service-Begleiter werden.
Foto: DATAGROUP

ChannelPartner: Wenn wir den Wandel zum MSP oder zum CSP als eine erste Station auf dem Weg zum "neuen" IT-Dienstleister der Zukunft betrachten: An welchem Punkt dieses Weges sind mittelständische Systemhäuser hierzulande angelangt? Besteht die Gefahr, dass mittelständische Systemhäuser Kunden an ganz neue Player am Markt verlieren?

Bernd Krakau: Viele Systemhäuser erkennen die Notwendigkeit der eigenen Transformation, da deren Kunden aus unterschiedlichen IT-Bezugsmodellen wählen möchten und z.B. das Thema "Public Cloud" mittlerweile in fast jeder Sourcing-Strategie enthalten ist. Diese Transformation erfolgreich zu meistern ist die entscheidende Herausforderung.
Das traditionelle Geschäft muss den Aufbau neuer, paralleler Geschäftsmodelle als MSP oder CSP finanzieren können, um die temporär eintretende monetäre Lücke so gering wie möglich zu halten, die sich im Rückgang hoher, kurzfristiger Einmal-Umsätze und in der Zunahme regelmäßiger, monatlicher Umsätze zeigen wird. Außerdem müssen die entsprechenden Skills und das Know-how im Bereich IT-Strategie bzw. Architektur-Beratung und der sehr agilen Public-Cloud Umgebung aufgebaut werden.

Andernfalls besteht in der Tat die Gefahr des Kundenverlustes für traditionelle Systemhäuser, vor allem in einer stillschweigenden, schleichenden Art und Weise.
Bisherige Kunden starten mit Cloud-Anbietern und beauftragen ihre ersten Cloud-Konzepte, IaaS-, SaaS- oder PaaS-Angebote extern, ohne dass das bisherige, traditionelle Systemhaus angefragt wird. Im Laufe der Zeit verlagern sich so immer mehr IT-Kapazitäten und natürlich auch Budgets der Kunden auf Cloud-Dienstleister.

ChannelPartner: Woran hapert es Ihrer Ansicht nach am meisten?

Bernd Krakau: Mittelständische Systemhäuser treiben die eigene Transformation des Leistungsangebots nicht strategisch und intensiv genug voran, da die Umsätze aus den hochvolumigen Projekt- und Infrastrukturgeschäften immer noch ergiebig erscheinen und so nicht kurzfristig zum Handeln zwingen.

ChannelPartner: Getrieben von Cloud-Technologien haben sich in den vergangenen zehn Jahren viele Newcomer - vor allem Born in the Cloud Provider, aber auch Agenturen - sehr erfolgreich im IT-Markt etabliert. Auf welche, möglicherweise Branchen-fremden, neuen Wettbewerber müssen sich Systemhäuser künftig einstellen?

Bernd Krakau: Zum einen sind das Digital-Agenturen und IT- beziehungsweise Digital-Beratungshäuser, die ihre Wertschöpfungsketten bis hin zum lukrativen IT-/Cloud-Providing ausbauen.
Zum anderen sind das Cloud Native Dienstleister und Anbieter, die sich die komplexen Skill- und Know-how-Anforderungen zu Nutze machen, Kunden mit tiefgreifender Cloud-Expertise unterstützen und so beim Kunden präsent sind. Parallel dazu haben diese Unternehmen oftmals auch nicht die Pflicht, die eigenen Datacenter auszulasten, da sie schlichtweg keine besitzen oder betreiben.

ChannelPartner: Welche Zeitspanne steckt Ihrer Meinung nach in diesem "künftig" und welche Rolle werden diese neuen Wettbewerber übernehmen?

Bernd Krakau: Zu sehen ist das bereits jetzt, und in den kommenden drei Jahren wird es sich verstärken. Traditionelle Systemhäuser und Managed-Service-Provider müssen darauf achten, dass sie den belastbaren Kompetenz-Nachweis zum Thema Cloud-Technologien erbringen können. Ansonsten schwenken Kunden mit ernstzunehmenden Teilen ihrer IT- und Fach-Budgets in Richtung der Cloud-Native-Anbieter.

ChannelPartner: Klaus Weinmann, CEO von Primepulse und Mitgründer von Cancom, bestreitet, dass die Transformation vom Systemhaus zum Cloud Application & Service Provider möglich ist. Systemhäuser blieben an irgendeiner Stelle in der Transformation stecken, so seine Wahrnehmung. Wie bewerten Sie die Lage?

Bernd Krakau: Eine solche Transformation ist in der Tat eine große Herausforderung für die Systemhäuser. Ich glaube, dass das möglich ist, jedoch nur, wenn vier Voraussetzungen gegeben sind:

1. Die Transformation ist strategisch und mittelfristig vom Top Management unterlegt

2. Der Transformationswille wird vom gesamten Unternehmen getragen

3. Die notwendigen prozessualen und organisatorischen Veränderungen werden konsequent angegangen

4. Die Finanzierungslücke bei der sukzessiven Umstellung des Geschäftsmodells kann überbrückt werden.

ChannelPartner: Wird es künftig überhaupt noch einen "IT-Dienstleistungsmarkt" geben?

Bernd Krakau: Aus unserer Erfahrung heraus: ein klares ja. Themen wie "klassische IT", Cloud, Hybrisidierung, Digitalisierung, Cyber Security, Datenschutz und viele mehr bergen eine zunehmende Komplexität.
Kunden können - oder wollen - sie mit eigenen Ressourcen und Kapazitäten kaum stemmen, jedenfalls im Mittelstand.

ChannelPartner: Sind die Hersteller und Anbieter überhaupt schon selbst reif für diesen Wandel?

Bernd Krakau: Ich glaube, dass es längst keine Frage der Wandlungsbereitschaft mehr ist. Die Transformations-Entscheidung wurde bereits vom Markt beziehungsweise den Kunden getroffen. Hersteller und Anbieter können nicht mehr frei wählen, ob sie sich verändern wollen. Zumindest nicht, wenn sie weiterhin erfolgreich und mittelfristig am Markt agieren wollen.

ChannelPartner: Wie packen Sie bei Datagroup diese großen Herausforderungen an? Was ist die Strategie der Datagroup?

Bernd Krakau: Bei DATAGROUP investieren wir massiv in den Ausbau unserer Skills und unseres Portfolios. Wir bauen unsere Leistungen sukzessive in Richtung eines hybriden IT-Service-Portfolios aus, inklusive begleitender Transformations-Leistungen für unsere Kunden und entsprechender Cloud- oder Architekturberatung.

ChannelPartner: Ihre Vision: Wie wird der IT-Markt in 10 Jahren aussehen?

Bernd Krakau: In Zukunft werden as-a-Service-Leistungen klassische Formen der IT nicht komplett abgelöst haben, aber sie werden sie als primäre Bezugsform überholt haben. Die Konsolidierung der Systemhaus-Landschaft wird weitergehen und es werden diejenigen weiterhin erfolgreich am Markt agieren, die die oben genannte Transformation konsequent und trotz aller Rückschläge verfolgt haben.

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