IoT-Sicherheit

Kaspersky Lab: Smarte Kameras werden zum Ziel von Hackern

19.03.2018 von Andreas Th. Fischer
Über einen nicht ausreichend gesicherten Cloud-Dienst konnten Angreifer auf Babyphone und Überwachungskameras zugreifen, Daten ausspionieren sowie Schadcode einschleusen, warnt Kaspersky Lab.

So genannte smarte Kameras, wie sie zunehmend für Babyphone oder zur Überwachung eingesetzt werden, enthalten teilweise gravierende Sicherheitslücken. So ist es nach Erkenntnissen von Kaspersky Lab möglich, aus der Ferne auf manche Modelle zuzugreifen, Video- und Tonaufnahmen zu stehlen, die Geräte zu deaktivieren oder sogar schädlichen Code darauf auszuführen. Grund dafür sei das verwendete Cloud-Backbone-System, das eigentlich dazu dienen soll, den Besitzern der Kameras einen Zugriff aus der Ferne auf ihre Geräte zu ermöglichen.

Wenn die eigene Kamera sich gegen ihren Besitzer wendet: In manchen smarten Kameras stecken teils gravierende Sicherheitslücken.
Foto: martan - shutterstock.com

Hersteller der betroffenen Kameras ist nach Angaben von Kaspersky Lab die Firma HanWha Techwin aus Südkorea. Neben intelligenten Kameras produziert das Unternehmen auch selbstfahrende Haubitzen, die laut Wikipedia unter anderem in die Türkei exportiert wurden. Das russische Sicherheitsunternehmen informierte HanWha Techwin nach eigenen Angaben, bevor es an die Öffentlichkeit ging. Dadurch konnten die Südkoreaner bereits einen Teil der gefundenen Sicherheitslücken beheben. Der Rest soll bald folgen.

Unter anderem entdeckte Kaspersky Lab folgende Schwachstellen:

Risiko Cloud

Das Problem sei dabei vor allem die genannte Verbindung zur Cloud gewesen. Nicht nur die Kommunikation mit ihr sei unsicher gewesen, auch die Architektur des Dienstes habe sich als anfällig für Störungen von außen gezeigt. Die Angreifer mussten dazu allerdings laut Kaspersky Lab die Seriennummer der jeweiligen Kamera kennen. Diese Nummern seien jedoch durch Brute-Force-Attacken relativ leicht herauszufinden.

Zur Fernsteuerung der smarten Kameras dient eine manchmal unsichere Cloud-Lösung.
Foto: Kaspersky Lab

Kaspersky Lab entdeckte nach eigenen Angaben fast 2.000 verwundbare Kameras, die Dank eigener IP-Adressen direkt aus dem Internet erreichbar waren. Die tatsächliche Zahl der anfälligen Geräte, die sich zusätzlich hinter Routern und Firewalls befinden, dürfte allerdings weit höher liegen.

"Das Problem mit der aktuellen IoT-Gerätesicherheit ist, dass sowohl Kunden als auch Anbieter irrtümlicherweise denken, dass wenn sie das Gerät in ihr Netzwerk integrieren und es mit Hilfe eines Routers vom weiteren Internet trennen, sie damit die meisten Sicherheitsprobleme lösen - oder zumindest den Schweregrad der bestehenden Probleme verringern", kommentiert Vladimir Dashchenko, Head of Vulnerabilities Research Group bei Kaspersky Lab ICS CERT.

Desweiteren sagte er: "Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass dies nicht zwingend der Fall sein muss: Die von uns untersuchten Kameras konnten lediglich über einen Cloud-Dienst mit der Außenwelt kommunizieren, der völlig verwundbar ist."

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