Ingram-Manager Wittel zu Education

"PISA zeigt deutlich: Es muss sich etwas bewegen in Deutschland"

18.05.2011
Als Business Group Manager Focus Sales ist Michael Wittel bei Ingram Micro sehr im Bildungssegment engagiert. Angesichts des PISA-Debakels muss sich etwas bewegen in Deutschland, sagte er im CP-Interview.

Als Business Group Manager Focus Sales ist Michael Wittel bei Ingram Micro in Deutschland sehr im Bildungssegment engagiert und viel dazu beigetragen, die Volksschule Poing als Referenzschule zusammen mit Acer und anderen Herstellern mit kostenlosem IT-Equipment auszustatten. Wie er im CP-Interview auf der Hausmesse IM.TOP sagte, müsse angesichts von PISA viel mehr investiert werden in den Bereich. Der Föderalismus erweise sich oft als Hemmschuh, biete aber auch Vorteile für Händler und Systemhäuser.

CP: Herr Wittel, als treibende Kraft des Geschäft für vertikale Märkte sind Sie auch für den Education-Bereich verantwortlich. Wann haben Sie damit eigentlich genau gestartet?

Wittel ist bei Ingram Micro für den Focus Sales und somit für vertikale Märkte verantwortlich.

Michael Wittel: Diskrete Produktverkäufe und Projekte im Bildungswesen haben wir im Rahmen unseres üblichen Geschäftsmodells seit vielen Jahren getätigt. Mit der Konzentration auf Education-Lösungen und -Warenkörbe haben wir vor zwei Jahren begonnen und einen europaweiten strategischen Ansatz gewählt. Wobei wir Deutschland als das Land mit dem größten Potenzial sehen angesichts einer Whiteboard-Abdeckung von nur 6 Prozent gegenüber 30 Prozent in den Niederlanden oder gar 70 Prozent in Großbritannien. Ähnlich unterdurchschnittlich gestaltet sich die Zugriffsmöglichkeit der deutschen Schüler auf PCs im europäischen Vergleich.

CP: Was bedeutet das aus Ihrer Sicht?

Wittel: PISA zeigt es deutlich: Es muss sich etwas bewegen in Deutschland. Die Mittel für Bildung sollten, ja müssen deutlich aufgestockt werden. Manchmal wirkt unser Föderalismus verlangsamend und sorgt nicht gerade für Transparenz, anderseits bietet das fragmentierte Beschaffungssystem mit unterschiedlichsten entscheidenden Gremien und Institutionen auch Chancen für viele Händler und Systemhäuser und damit auch für die Distribution. Und mittlerweile interessieren sich deutlich mehr IT-Händler dafür, Geschäfte im Bildungssektor zu machen als noch vor einem Jahr.

CP: Wie kommt es, dass Sie und andere Distributoren sich so engagieren in dem Bereich?

Wittel: Wir zeigen Lösungen, um diese nach außen zu transportieren. Hier sind auch ganz andere Schulungen gefordert als bei kommerziellen Kunden in der Industrie. Wir haben das große Portfolio einer Vielzahl von Hardware- und Lösungsanbietern und versuchen zusammen mit unseren Systemhauspartnern über einen didaktischen Vertriebsansatz, die Schulen von solchen Lösungen zu überzeugen.

CP: Am Rande der IM.TOP wurde der von Ihnen, Acer und anderen Herstellern gesponserten Volksschule Poing jetzt symbolisch eine mobile Kofferlösung überreicht. Was würde die kosten?

Symbolische Übergabe eines mobilen Koffers für digitalen Unterricht an Tanja Markefka, Direktorin der Volkschule Poing.

Wittel: Der (hier im Bild Tanja Markefka, Rektorin der Volksschule Poing, Acer-Manager Mirco Krebs, Herbert Schadt, Geschäftsführer der Mobile IT Service GmbH, und Ingram-Deutschlandchef Gerhard Schulz) symbolisch überreichte Koffer als Komplettlösung hat einen Wert von zirka 2.000 Euro. Das Gute daran ist, dass man ihn von Klassenzimmer zu Klassenzimmer mitnehmen kann.

CP: Welche Lösungen gibt es heute an Schulen? Und was würde die Komplettaussttattung eines Klassenzimmers mit Rechnern, Whiteboard und Netzwerk kosten?

Wittel: Neben Whiteboards und Projektoren zeigen wir auf der IM.TOP im Education-Center viele weitere Präsentationsprodukte, Zubehör, Lernsoftware und IT-Hardware. Eine Komplettausstattung mit Netbooks und Whiteboard-Lösung inklusive Short-Throw-Beamer kostet etwa 15.000 Euro, kann aber je nach Klassenstärke und Ausstattungen in beide Richtungen deutlich ausschlagen.

Christoph Dassau, Director Consumer Electronic Group (CEG) DACH Region & Pan European Business Unit, klinkt sich ein. Ein Interview mit ihm von der IM.TOP zu der Entwicklung der Märkte für Displays und Beamer in Deutschland finden Sie im Link-Kasten.

Dassau: Interaktivität ist bei den "Kleinen" häufig wichtiger als bei älteren Schülern. Die einfachste interaktive Lösung liegt in etwa bei 1.000 Euro. Für alle wird es aber interessanter, je größer der Ausstattungsumfang je Schüler wird. Und nicht ganz uneigennützig sehen wir es in der IT-Branche am liebsten, wenn jeder Schüler mindestens ein IT-Device hat und jeder Klassenraum optimal mit Audio- und Präsentationstechnik ausgestattet ist - vernetzt versteht sich. (kh)