Profitables Geschäft

Public Cloud und das Systemhaus 4.0

27.01.2017 von Peter-André Still
Für Systemhäuser wird es immer schwerer, nur mit dem Infrastruktur-Business profitabel zu agieren, hier kann die Public Cloud helfen.

Mit der digitalen Transformation verändern sich die Anforderungen von Unternehmen an ihre IT: weniger Hardware, mehr Software und Sicherheit. IT-Systemhäuser haben es damit schwerer, ihr Infrastruktur-Business nachhaltig profitabel zu betreiben. Mit der intelligenten Nutzung der Public Cloud eröffnen sich hingegen neue Marktchancen.

Deutsche Unternehmen stecken mitten in der digitalen Transformation. Wichtigster Träger dabei: die IT-Infrastruktur. Doch diese ist heute immer stärker in virtualisierter Form vorhanden oder nachgefragt. Die Cloud hat die Wirtschaft erobert. Der jüngste IDC-Bericht zur weltweiten Cloud-Nutzung bestätigt: Die Ausgaben für traditionelle, non-cloud-IT-Infrastruktur sind 2016 erneut rückläufig und schrumpfen um 6,1 Prozent. Im Gegenzug verzeichnen die Cloud-Infrastrukturen ein Plus von 14,5 Prozent,

Mit der wachsenden Nachfrage nach virtueller Infrastruktur aus der Cloud verschieben sich die Anforderungen an die IT-Systemhäuser als Partner von Unternehmen. Um diesen zu begegnen, muss ein Wandel hin zum Systemhaus 4.0 mit der Public Cloud als Basis stattfinden. Infrastruktur bleibt also eines der zentralen Handlungsfelder, aber die Schwerpunkte innerhalb dieses Segments verschieben sich.

Es werden stärker Beratungskompetenzen zu Konzeption, Planung und Design von Infrastruktur nachgefragt. Noch fokussieren sich Systemhäuser zu stark auf Private Clouds, die sie bei ihren Kunden aufbauen. Doch für die Zukunft müssen Systemhäuser umsatteln, die Public Cloud als Kernbaustein in ihr Portfolio einbinden und darauf basierend zusätzliche Services etablieren.

Cloud-Durchbruch bietet neue Chancen

Aus diesen Anforderungen sind zwei konkrete Fragen ableitbar: Wie bleibt der Infrastrukturbereich profitabel? Und wie erhalten die IT-Systemhäuser genug Freiraum, um sich mit weiteren einträglichen Themen auseinanderzusetzen? Genau diese Herausforderungen spricht die Public Cloud an. Als Bestandteil des Portfolios, bildet sie die Grundlage für neue Kerngebiete.

leichzeitig sparen Systemhäuser durch den Wegfall von Initialaufbau und den Beschaffungsprozessen von Hardware sowie deren Konfiguration die Ressourcen, die sie an anderer Stelle einsetzen können. Die Public Cloud ist und bleibt auf absehbare Zeit der zentrale Treiber im Infrastrukturbereich. Im letzten Jahr feierte sie auch in Deutschland ihren endgültigen Durchbruch.

Der Cloud-Monitor 2016 des Branchenverbandes Bitkom und des Beratungshauses KPMG belegt: Hierzulande stieg 2015 der Anteil der Public-Cloud-Nutzer stärker an als in den drei Jahren davor. Im Gegenzug waren erstmals seit 2012 die Werte für die Private Cloud rückläufig. Die Zahlen zeigen, dass die Skepsis - ausgelöst und verstärkt durch den NSA-Skandal - gegenüber der Public Cloud überwunden ist. Das liegt auch an der wachsenden Sensibilisierung der Unternehmen gegenüber den Risiken bei US-amerikanischen Anbietern wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure oder Google.

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Im EU-Raum gibt es heute sicherere und kostengünstigere Alternativen. Der Public-Cloud-Markt befindet sich in Deutschland noch in einer steilen Wachstumsphase sowohl bei Enterprises als auch im Mittelstand. Daher bietet sich derzeit für IT-Systemhäuser eine große Chance, hier einzusteigen und bei ihren bestehenden Kunden zu punkten oder neue zu gewinnen.

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Einfacher Einstieg in die Public Cloud

Ist ein Systemhaus bereit, diesen Weg zu gehen, stellt sich die klassische Frage: Make or buy? Entweder schafft es die notwendige Infrastruktur für den Aufbau einer eigenen Public Cloud selbst oder bindet die Services eines Public Cloud Provider in das eigene Portfolio mit ein und reichert diese mit Mehrwerten an, um dort neben dem reinen Reselling eine zusätzliche Wertschöpfung zu erhalten.

Das IT-Systemhaus müsste hingegen für die eigene Public Cloud in sehr großen Dimensionen kalkulieren, damit diese einfach skalierbar und preisgünstiger bleibt als beispielsweise bei AWS. Dafür wäre eine so enorme Initialinvestition nötig, die schnell in den hohen zweistelligen Millionenbereich steigt. Gleichzeit muss bereits ein großer Kundenstamm für eine kostendeckende Auslastung vorhanden sein. Folgen Systemhäuser dem schnelleren, kostengünstigeren und risikoärmeren Weg, führt dieser sie zu einer Partnerschaft mit einem Provider. Dieser muss die Public-Cloud-Infrastruktur out-of-the-box zu guten Konditionen bereitstellen.

Marge bei Provider-Wahl im Blick behalten

Bei der Suche nach einem passenden Provider, sind als Systemhaus einige Faktoren entscheidend, damit die Zusammenarbeit die anvisierten Ziele erfüllt. Grundlegend dafür ist erstens eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Im Ernstfall sollte auch entsprechende Awareness beim Management für die Anliegen des Systemhauses vorhanden sein.

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An zweiter Stelle steht eine profitable Marge im Mittelpunkt: Hier gilt es nach dem Weiterverkauf an den Kunden eine ausreichende Gewinnspanne zu erzielen. Dabei muss der Preis noch unter dem der großen Player wie AWS, Azure oder Google liegen. Oft gehen Cloud-interessierte Unternehmen davon aus, dass diese preislich nahezu unschlagbar sind. Doch es gibt mittlerweile deutsche Public Cloud Provider, die mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis diese Anbieter um bis zu 30 oder 40 Prozent unterbieten.

Mehrwerte für Kunden schaffen

Als dritter Punkt sind die zusätzlichen Angebote des Providers genauer zu betrachten. Gibt es zusätzliche Infrastruktur- oder Netzwerk-Services, die das IT-Systemhaus bisher nicht anbietet, aber über den Provider mit abdecken kann? Beispiele wären etwa eine gemanagte Firewall oder eine Docker-Plattform. Hier gilt es genau zu überlegen, welche weiteren Lösungen oder Produkte in Form von Managed Services die Public Cloud ergänzen.

Seinen Kunden gegenüber bietet das Systemhaus neben den reinen Public-Cloud-Infrastruktur-Ressourcen mit diesen zusätzlichen Leistungen und angereichert um eigene Services einen erheblichen Mehrwert. Dieser ist ein wichtiges Argument, warum Unternehmen weiterhin mit ihrem Systemhaus zusammenarbeiten sollten, anstatt die Public Cloud direkt vom Provider zu beziehen.

Insbesondere für Unternehmen, die bereits über ihr Systemhaus eine Private Cloud erhalten haben, ist die Ausweitung zur Multi Cloud mittels Public-Cloud-Ressourcen interessant, da sie jetzt aus einer Hand kommen. Das vereinfacht das Management und erhöht die Sicherheit.

Zugriff auf die Infrastruktur regulieren

Eine weitere Anforderung ist der unkomplizierte Zugang zur Public Cloud. Über eine API muss das Systemhaus die Möglichkeit haben, code-gesteuert Prozesse auszulösen. Dafür ist zusätzlich eine Bedienoberfläche notwendig, die ein einfaches Deployment der Infrastruktur-Ressourcen erlaubt. Hier kommt es auf eine hohe Usability an, die auf Seiten des Systemhauses keinen zusätzlichen zeitintensiven Know-how-Transfer oder eine Qualifizierung erfordert.

Die Verantwortung für den reibungslosen Betrieb der Infrastruktur liegt hingegen vollständig beim Provider. Kommt es zu Zwischenfällen ist ein Ticketsystem erforderlich, über welches das Systemhaus die Incidents an den Provider weiterleitet. Ein wichtiger Faktor sind daher die Service Level Agreements (SLA) des Cloud-Anbieters. Minimum sollten hier 99,95 Prozent zugesicherter Betrieb sein. Konkret bedeutet das bei einem 24/7-Betrieb über das gesamte Jahr gesehen eine maximale Ausfallzeit von nicht ganz viereinhalb Stunden.

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Sicherheitsbedenken sprechen für deutsche Anbieter

"Last but not least" ist die Sicherheit eine weitere zentrale Anforderung an den Public Cloud Provider. Nach wie vor gibt es bei US-amerikanischen Anbietern große Bedenken. Nach dem Aus des Safe-Harbor-Abkommens trat in diesem Jahr das EU-US Privacy Shield in Kraft.

Doch gibt es bereits erste Klagen gegen das neue Abkommen für den sicheren Datenaustausch zwischen EU-Mitgliedsstaaten und den USA. Darüber hinaus bleibt bei AWS, Azure und Google selbst mit deutschen Niederlassungen und Rechenzentrumsstandorten weiterhin ein Risiko für staatliche Wirtschaftsspionage.

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Selbst US-amerikanische Unternehmen suchen sich in puncto Sicherheit Alternativen zu den heimischen Public Cloud Providern. Maximale Sicherheit für ihre Kunden bekommen IT-Systemhäuser daher bei deutschen Providern, die ihre Infrastruktur entsprechend den Vorgaben des Bundesdatenschutzgesetztes (BDSG) betreiben. Dies ist ein wichtiger USP, den das Systemhaus an seine Kunden weitergeben kann.

Zukunft im Zeichen der Public Cloud

IT-Systemhäuser müssen sich dem veränderten IT-Nutzen ihrer Kunden anpassen. Die Zukunft steht ganz im Zeichen der Public Cloud. Aufgrund der Sicherheitsbedenken in der Vergangenheit hatten sich IT-Systemhäuser mit dieser bisher zurückgehalten. Jetzt müssen sie aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren, denn Public Cloud ist auf Wachstumskurs.

Als Reseller von Public-Cloud-Infrastrukturen erhalten Systemhäuser den notwendigen Freiraum, um sich auf neue profitable Kerngebiete wie Consulting und Betrieb von Infrastrukturen sowie Applikationen zu konzentrieren. Bei der Provider-Wahl sind vor allem die Marge, zusätzliche Mehrwerte sowie Sicherheit zentrale Kriterien.

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