Vom Filialisten zum Spezialisten, aber noch kein Börsengang

25.05.2000
Alte Mitbewerber und neue Konkurrenten - wie Aldi - machen den klassischen PC-Händlern das Leben in Ost und West schwer. Deshalb wird der ostdeutsche Filialist zum Anbieter von IT-Lösungen im Business-to-Business und E-Commerce.

Wenn die Umsätze stagnieren, die Rendite im Alltagsgeschäft nicht lohnend ist oder auf dem Markt lukrativere Kundschaft wartet, dann ist es Zeit, die Geschäftsstrategie zu ändern, wie im Falle der Megware GmbH in Chemnitz. "Wir können mit der aggressiven Preispolitik einiger Konkurrenten, - zum Beispiel Aldi und Media-Markt - nicht mithalten und haben uns am Markt neu positioniert", sagt Geschäftsführer Dirk Viertel. Seit zehn Jahren ist der Computerfilialist vor allem im Privatkundengeschäft tätig. Der Vollsortimenter vertreibt die PC-Eigenmarke "Megware", bedient aber auch mit drei Systemgeschäften an den Standorten Chemnitz, Jena und Dresden gewerbliche Kunden und Behörden.

Vier Asse sollen stechen

Der Filialist musste - wegen der Konkurrenzsituation - in den vergangenen zwei Jahren Rückgänge beim Privatkundengeschäft mit PCs und Zubehör hinnehmen. Gleichzeitig registrierten die Chemnitzer einen steigenden Bedarf an IT-Lösungen. Als Konsequenz daraus bindet Megware Geschäftskunden stärker an sich; mit vier Geschäftsbereichen startet das Unternehmen in die Zukunft.

Ein Standbein sind die umstrukturierten PC-Läden; die Shops verkaufen als Ladengeschäft weiterhin unter anderem PCs, Zubehör, Peripheriegeräte, Faxserver, integrierte ISDN-Lösungen und Software. In einem separaten Serviceraum - und das ist neu - wollen Fachleute die Geschäftskunden, wie Handwerker, Ärzte und Anwälte beraten und über IT-Dienstleistungen und Projekte informieren. Die von den Kunden gewünschten Anpassungen und Änderungen werden, auch das ist neu, in einer dem Geschäft angeschlossenen Werkstatt vorgenommen, zum Beispiel die Umrüstung von Netzwerken und die Anpassung von Telefonanlagen.

Ein weiteres Standbein bleibt die Distribution für Händler und Systemhäuser. Statt der gegenwärtig 500 Kunden will Megware zukünftig 800 Kunden in ganz Deutschland mit 25.000 Produkten beliefern, darunter sind Serien- und Built-to-Order-PCs.

Assemblieren wird Megware auch in Zukunft PCs für verschiedene Hersteller. Die Kapazität des neuen Werkes gibt das Unternehmen mit 2.100 Stück pro Tag an. Zum Vergleich: Von der Eigenmarke produziert Megware etwa 2.000 Stück im Monat.

Mit dem vierten Standbein setzt das Unternehmen auf E-Commerce. Über ein Internet-Kaufhaus können Kunden die gesamte Produktpalette übers Internet direkt bestellen.Für gewöhnlich ist es so, dass Firmen auch deshalb umstrukturieren, weil sie den Gang an die Börse planen. Erst wird eine GmbH gegründet - nach zwei Jahren in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und an die Börse gebracht. Das bringt Geld für neue Investitionen, macht die Firmengründer reich und glücklich, birgt aber die Gefahr, unter fremden Einfluss zu geraten.

Wann geht’s an die Börse?

Nach den Worten von Viertel ist die Situation bei Megware etwas anders. Die Unternehmensphilosophie mit klassischer Ausrichtung auf Verkauf und Beratung - das Internet sei eben nur eine Säule - würde bei Aktionären heute weniger Interesse hervorrufen als noch vor zwei Jahren. Damals wäre ein guter Zeitpunkt für den Börsengang gewesen, meint er, aber jetzt sei die Situation für börsenwillige IT-Unternehmen schwieriger geworden. Deshalb beabsichtige Megware gegenwärtig keinen Börsengang, bekräftigt Viertel.

Im laufenden Jahr will das Unternehmen mit 300 Beschäftigten - davon sind 150 teilzeitbeschäftigt - einen Umsatz von 87 Millionen Mark erwirtschaften; geplant sind Investitionen von zwei Millionen Mark. Zum Gewinn sagt die Geschäftsführung nur, dass er siebenstellig sei, also zwischen einer und neun Millionen Mark liegt.

Insgesamt gehören 36 eigene Niederlassungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Bayern und Hessen zum Unternehmen. Die Geschäftsführenden Gesellschafter Gerd Maudrich, Steffen Eckerscham und Jürgen Gretzschel halten nicht nur 100 Prozent der Anteile an der Gesellschaft, die Anfangsbuchstaben ihrer Namen stehen auch für den ersten Teil des Firmennamens MEG. (kw)

www.megware.de