ERP aus der Cloud für den Mittelstand

Zugriffssicheres SAP-Hosting im lokalen Rechenzentrum

20.03.2018 von Lenz Nölkel
SAP-Hosting wird immer beliebter. Aber gerade mittelständische SAP-Kunden legen Wert darauf, dass ihre Daten und Anwendungen in Deutschland verbleiben.

Lokale SAP-SystemhäuserundRechenzentrumsbetreiberkönnen davon profitieren, dass der Gesetzgeber ab dem 25. Mai 2018 bei Datenschutzverletzungen mit härteren Strafen droht. Welche Chancen sich dadurch für IT-Dienstleister ergeben, erklärt Peter Hartl, Gründer und Geschäftsführer derHartl Group.

Peter Hartl, Gründer und Geschäftsführer der Hartl Group: "Mit einem PUE (Power Usage Efficiency) von 1,1 kommen wir sogar auf bessere Werte als die mancher Rechenezentrumsriesen."
Foto: Hartl Group

channelpartner.de:Über die NSA-Affäre ist zwar etwas Gras gewachsen. Aber aus Sorge um die Datensicherheit hat IBM gerade erst im Januar 2018die deutsche Cloud komplett von den USA abgeriegelt. Sind die Daten der Kunden damit ausreichend geschützt?

Peter Hartl:Ich kann natürlich nicht für IBM sprechen. Aber Microsoft ist unlängst von der US-Regierung zur Herausgabe von persönlichen Daten eines Kunden in Europa aufgefordert worden. Das wirft natürlich Fragen zur Sicherheit derMicrosoft Cloud Deutschlandmit striktem Hosting in deutschen Rechenzentren auf.

channelpartner.de:Wie kann das sein? Sind die Daten wie in Deutschland nicht treuhänderisch geschützt?

Hartl:Das ist eine hoch politische und sensible Angelegenheit. Der Hintergrund ist der, dass der USA Freedom Act US-Unternehmen immer noch dazu zwingen kann, auch in Übersee gehostete Daten an FBI, NSA oder CIA herauszugeben. Unter dem "Patriot Act" konnten die bis 2015 sogar direkt darauf zugreifen. Das betraf oder betrifft übrigens auch europäische Unternehmen, die regelmäßig in den USA Geschäfte betreiben. Die Wirksamkeit des EU-US-Datenschutzschilds, der die Safe-Harbor-Regelung abgelöst hat, gilt als umstritten. Daher sind deutsche Unternehmen mit rein deutschen Betreibern und überwiegend europäischen Geschäftsaktivitäten offenbar auf der sichereren Seite.

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channelpartner.de:Im SAP-Umfeld verlagert sich immer mehr in die Cloud und zuManaged Servicesdurch SAP-Anbieter wie All for One Steeb. Viele der SAP-Partner setzen dabei auf große Rechenzentren im Raum Frankfurt am Main. Aber auch kleinere, lokale Rechenzentren sind stark im Kommen, oder?

Hartl:Klar, mit einer e-shelter, die allein im Raum Frankfurt drei Rechenzentren mit rund 65.000 m² betreibt, können kleinere Rechenzentrumsbetreiber nicht mithalten. Aber CIOs mittelständischer Unternehmen können oder wollen auch nicht immer nach Frankfurt, München oder Berlin fahren, um ihrer Sorgfaltspflicht bezüglich der Sicherheit der Unternehmensdaten nachzukommen. Daher sind lokale Betreiber wie wir gerade für Unternehmen in der Region im Vorteil - und im Kommen. Unser 2016 neu eröffnetes Rechenzentrum im Landkreis Passau bietet nur eine Fläche von knapp 2.000 m², ist aber eines der modernsten Europas.

channelpartner.de:Warum sind die der Region treu geblieben und haben sich nicht mehr in Richtung München orientiert?

Hartl:Vergessen Sie nicht unser Rechenzentrum in Wien. Aber Niederbayern hat sich gerade im IT- und Technikbereich als sehr attraktiver Standort entwickelt, nicht nur für uns, sondern auch für viele andere Unternehmen. Passau hat eine sehr aktive Startup-Szene und zum Beispiel MyMuesli hervorgebracht - eine tolle Erfolgsgeschichte Made in Lower Bavaria. Zu unseren Kunden zählen der Automobilzulieferer wie Edscha mit seinem Werken weltweit und viele weitere namhafte Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen.

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Chancen für SAP-Systemhäuser

Rechenzentrum der Hartl Group bei Passau
Foto: Hartl Group

channelpartner.de:Sie arbeiten aber auch mit einigen SAP-Partnern zusammen …

Hartl:Ja, wir konnten den niederbayerischen SAP-Partner T.CON und die ISC-Consulting aus Rosenheim gewinnen für uns gewinnen. Gemeinsam mit ihnen bieten wir Kunden in ganz Europa SAP Certified Hosting Services an.

channelpartner.de:Warum sollten sich SAP-Partner und ihre Kunden für Ihr Rechenzentrum entschieden?

Hartl:Was vor allem zählt, ist Hosting in Deutschland und in der Region. Es reicht es nicht, einen großen Kasten in die Landschaft zu setzen und für die nötige Klimatisierung und Sicherheit zu sorgen. Für den Betrieb eines Rechenzentrums ist auch tiefgründiges Prozess-Knowhow erforderlich. Das betrifft natürlich auch die von uns angebotenen Managed Services welche wir mittlerweile seit über 20 Jahren am Markt anbieten und betreiben.

Wir setzen zertifizierte HPE-Systemen mit einer sehr geringen Leistungsaufnahme ein und beziehen den Strom rein aus regenerativen Energien. Zertifizierung nach ISO / IEC 27001 / 9001, ISAE 3402, modernste Sicherheitssysteme und die Cat III Zertifizierung des TÜV-Rheinland sind weitere Pluspunkte für uns.

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channelpartner.de:Hosting und Managed Services von SAP-Anwendungen sind ein weites Feld. Welche Bereiche decken Sie zusammen mit den SAP-Partnern ab?

Hartl:Grundsätzlich bieten wir Hosting in allen Bereichen an. Die Themen reichen von der Private, Public und Hybrid Cloud über Mobility bis hin zuUCC (Unified Collaboration & Communication).

channelpartner.de:Was ist bei Ihnen derzeit besonders gefragt?

Hartl:Private Cloud mit Hosting, der Trend geht aber ganz klar zur Hybrid Cloud. Wie eine aktuelle Umfrage der Deutschen SAP-Anwendergruppe zeigt, rechnen die Unternehmen 2018 mit überdurchschnittlichen Steigerungen ihrer SAP-Budgets um über 35 Prozent.

channelpartner.de: Welche Trends erwarten Sie noch 2018?

Hartl:Eine größere Verschiebung von der Business Suite auf S/4HANA on-premise oder in der Cloud wird es dieses Jahr aber trotz des stark gestiegenen Interesses noch nicht geben, sondern erst in zwei, drei Jahren. Das wird sich natürlich auch positiv auf unser Hosting-Geschäft auswirken und unsere Rechenzentren für SAP-Systemhäuser noch attraktiver machen.

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channelpartner.de:Welche Branchen adressieren Sie dabei?

Hartl:Zusammen mit unseren SAP Partnern sind wir mit Branchenlösungen und Managed Services vor allem für die Fertigungsindustrie und Dienstleister einschließlich Handel und Logistik interessant.

Channel meets Cloud 2017 - Impressionen
Willkommensgruß kurz vor dem Einlass in den großen Saal
Dr. Ronald Wiltscheck begrüßt die Gäste.
"Born in the Cloud" Provider Stefan Zenkel (Geschäftsführer, aConTech Enterprise IT-Solutions) begeisterte mit seiner Keynote "Was kommt nach der Wolke 7?" die Zuhörer.
Ayhat Aslan (Prokurist, IT-Compliance Contract Governance Services bei KPMG) zeigte, wie das Geschäftsmodell mitSAM - Lizenzmanagement as Managed Services funktioniert.
Bernd Hirschmeier (Senior Consultant bei bükotec) schilderte die Implementierung einer Cloud-Infrastruktur in einem Forschungskrankenhaus
Naim Sassi (Vertriebsleiter bei NETGO) diskutierte mit den Teilnehmern, warum Digitalisierung ohne Cloud nicht funktioniert.
Marcus Bengsch (Business Director Managed Cloud & Software Services bei ahd) in der Panel-Diskussion zum Thema "Brauche ich ein Cloud-Portal als Schnittstelle zum Kunden?"
In der Panel-Runde zu diesem Thema brachte Nils Schmidt (Division Marketing Business Productivity bei Axians IT Solutions) seine Erfahrungen zum Cloud-Portal ein.
Das Experten-Panel mit Anton Braun (Geschäftsführer von BIZTEAM), Friedrich Holstein (Geschäftsführer von Honaco) und Florian Wanner (Geschäftsführer von Kite Consult) teilten mit den Zuhörern ihre Methoden, mit denen Sie Zugang zu den relevanten Entscheidern beim Kunden finden.
Michael Illig (Geschäftsführer der bükotec e.K.) stellte im Workshop seine Methoden zum erfolgreichen Verkauf von Managed Services & Cloud Diensten vor.
Rundgang durch die Ausstellung im Foyer
Priska Nemecek von Autotask im Gespräch mit einem Partner.
Experten-Panel (v.l.): Uwe Kannegießer (GoTo Market Bereichsleiter, teamix), Oliver Lorenz, (Geschäftsführer bei Dögel IT-Experts) und Martin Hoerhammer (CEO der Medialine EuroTrade) stellten ihre Methoden zur Frage: "Wie schaffe ich einen kompetenten Sales für Cloud & Managed Services?" zur Diskussion.
Wissensdurstige Zuhörer
Max Pfister (Geschäftsführer von niteflite networxx) zeigte im Workshop Schritt für Schritt, wie man Managed Services gewinnbringend kalkuliert.
Rundgang durch die Ausstellung im Foyer
Martin Michael (CEO, Savecall ict solutions) zeigte an Praxisbeispielen, wie man Bereitstellung, Abrechnung und Reporting unterschiedlicher Cloud- und Managed-Services managt.
Priska Nemecek von Autotask erläutert die Kernthemen von Autotask und kündigt den Workshop von Max Pfister an.
Martin Welz (Channel Sales Manager der Broadsoft Germany / finocom AG) erörterte im Workshop die aktuelle Situation auf dem TK-Markt und die Chancen, die daraus für den Channel mit Telefonie- und UC-Lösungen aus der Cloud erwachsen.
Maik Wetzel von Eset verdeutlicht, warum Managed Service Provider sich unbedingt mit den ab 2018 gültigen EU Datenschutzgrundverordnung befassen sollten.
Dirk Frank von Brainware ermunterte Partner, das Thema Lizenz- und Lifecylce Management für sich zu entdecken.
Networking am ecatcom-Stand
Uwe Rehwald von Kaspersky erläuterte die Chancen, die im Managed Security Service Geschäft für Partner stecken.
Rundgang durch die Ausstellung im Foyer
(v.l.): Björn Friedrich (Geschäftsführer von Fachin & Friedrich) und René Claus (Busin. Dev. Manager MSP & Cloud DACH bei Eset) durchforsteten im Workshop mit den Teilnehmern die Chancen, Risiken und Gewinner der Security Service Trends 2017.
Rundgang durch die Ausstellung im Foyer
Christian Forjahn (Leiter Team Azure bei aConTech) und Andreas Schober (Geschäftsführer von aconitas) zeigten im Workshop ihre Maßnahmen zur Skalierung von Managed Services und Cloud-Diensten.
Moderator Hannes Beierlein eröffnet den von Michael Illig (Geschäftsführer der bükotec) geleiteten Workshop zum Thema: "Wie verkaufe ich erfolgreich Managed Services & Cloud-Dienste?"
Thomas Muschalla von NFON ermutigte die Partner, das Thema UCC anzupacken.
Lennart Passig (IT-Architect) und Markus Klein (Senior IT Architect) bei Orange Networks machten im Rollenspiel sehr anschaulich die unterschiedliche Perspektiven von Devs- und Ops-Verantwortlichen deutlich. Als Beispiel diente ein konkretes Projekt zum Onboarding einer Hybrid Cloud, das beide derzeit bei einem deutschen Konzern umsetzen.
Im Workshop entwickelten die beiden alternative Möglichkeiten des Kunden-Onboardings für Hybrid & Public-Cloud-Szenarien.
Gerry Steinberger von HPE gab Partnern einen sehr griffigen Überblick über das breite Portfolio des Herstellers.
Marcel Bücker (Consultant IT-Infrastruktur bei netgo) zeigte Wege, um Skalierbarkeit, Kosteneffizienz und Management unter einen Hut zu bekommen und warf mit den Teilnehmern einen Blick in das Thema Plattform-Design, Lösungsansätze, technische Architekturen und ihre Herausforderungen..
Rundgang durch die Ausstellung
Die Partner waren in allen Sessions rege dabei, stellten Fragen und diskutierten.
Uwe Rehwald (Major Channel Partner Manager Germany bei Kaspersky) diskutierte mit den Teilnehmern über ihre Bedürfnisse an und Erfahrungen mit Cloud- und Managed IT Service Lösungen.
Kim Nis Neuhauss (CEO & Principal Consultant von Bright Skies) verdeutlichte in seiner packenden Keynote, warum und wie sich Systemhäuser transformieren müssen.
In seiner mitreißenden Keynote machte Marc Frank (Leiter Security Solutions von IT sure) klar, warum die IT-Branche an der IT-Unsicherheit selber Schuld ist - und wo jeder Partner ansetzen kann, um das zu ändern.