Anzeigen für Betrügerseiten

Fake Shops werben bei eBay Kleinanzeigen

10.08.2022 von Armin Weiler
Betrüger missbrauchen Internet-Werbemöglichkeiten, um Verbraucher auf Fake Shops abzuzocken. Besonders im Visier ist dabei das Portal von eBay Kleinanzeigen. Der Kampf gegen die Gauner ist nur bedingt erfolgreich.

Kühlschränke, Smartphones, Router - wer nach beliebten Elektronikartikeln auf der Anzeigenplattform eBay Kleinanzeigen nach solchen Produkten sucht, kann schnell Opfer von Fake Shops werden. Bei einer von ChannelPartner durchgeführten Stichprobe wurden bei der Suche nach all diesen Artikeln Werbung für Fake Shops in den Suchergebnissen eingeblendet.

Bei der Suche auf eBay Kleinanzeigen nach Xiaomi wird in einer Werbeanzeige ganz oben in den Suchergebnissen für einen Online Shop geworben, der auf Warnlisten als Fake Shop geführt wird.

Bei eBay Kleinanzeigen ist man sich des Problems bewusst, spricht aber nur von "vereinzelten Werbeanzeigen". Schuld daran seien andere: "eBay Kleinanzeigen nutzt für die Ausspielung von Werbeanzeigen teilweise einen Real-Time-Advertising-Anbieter und es liegt in der Natur der Funktionsweise entsprechender Werbesysteme, dass Werbeanzeigen vor der Veröffentlichung nicht einzeln kontrolliert werden", erläutert Pierre Du Bois, Pressesprecher von eBay Kleinanzeigen.

Fake Shops an prominenter Stelle

Bei der Häufung von Fake-Shop-Anzeigen, die bei der CP-Stichprobe zu Tage kam, fällt es jedoch schwer, an nur "vereinzelte Werbeanzeigen" zu glauben. So erschienen Anzeigen für Betrüger-Webseiten teilweise sogar prominent ganz oben in der Liste der Suchergebnisse (Screenshots in der Bildergalerie).

eBay Kleinanzeigen versichert, dass es zu den "erklärten Zielen" gehöre, Nutzer vor Betrug zu schützen. So habe man eine Reihe proaktiver sowie reaktiver Maßnahmen eingeführt, um betrügerische Werbeanzeigen von der Plattform fernzuhalten. "Wir haben Systeme eingerichtet, um betrügerische Werbeanzeigen schneller zu identifizieren und zu blockieren", schildert Du Bois die Vorgehensweise. Die Maßnahmen sollen dabei die vergleichbaren Vorkehrungen der Real-Time-Advertising-Anbieter ergänzen. "Wir pflegen darüber hinaus kontinuierlich eine Sperrliste mit auffällig gewordenen Domains. Tag für Tag kommen weitere Adressen sogenannter mutmaßlicher Fake Shops hinzu", erklärt der eBay-Kleinanzeigen-Sprecher. Man arbeite deshalb kontinuierlich daran, die Prozesse weiter zu verbessern. Dabei setzt die Plattform auf die Mithilfe der Nutzer, die verdächtige Werbeanzeigen unter service@ebay-kleinanzeigen.de melden können. "Dazu freuen wir uns über Screenshots sowie andere Hinweise zu den fraglichen Werbeanzeigen", bekräftigt Du Bois.

Fake Shops bei eBay Kleinanzeigen

Bei der Suche auf eBay Kleinanzeigen nach Xiaomi wird in einer Werbeanzeige ganz oben in den Suchergebnissen für den Online Shop Quift.de geworben.

Ähnlich verhält es sich bei der Suche nach Samsung-Produkten: Hier erscheint die Werbung an zweiter Stelle.

Bei der Suche nach einer Fritzbox findet sich die Werbung etwas weiter unten zwischen den regulären Suchergebnissen.

Ein Klick auf die Werbung führt auf diesen Online Shop, der mit besonders attraktiven Preisen aufwartet.

Erstbesteller haben nur die Möglichkeit per Vorkasse zu bezahlen. Das sollte stutzig machen!

Der Fake Shop Finder der Verbraucherzentralen sieht bei Quift.de Anzeichen für einen Fake Shop.

Auch auf der Fake-Shop-Liste von Trusted Shops wird vor Quift.de gewarnt.

Der ebenfalls auf eBay-Kleinanzeigen beworbenen Posner Shop (www.posner-shop.de) ist auch auf der Fake-Shop-Liste verzeichnet.

Der Straßenpreis für den hier angebotenen Kühlschrank liegt normalerweise bei fast 900 Euro. Der Preis von unter 500 Euro könnte auf einen Fake Shop hindeuten.

Genauso verhält es sich mit dem Angebot von Spree Elektro (www.spree-elektro.net). Auch dieser Shop wurde bei eBay Kleinanzeigen beworben.

Ein Blick die die Zahlungsarten zeigt: Zahlung ist eigentlich nur bei Vorkasse möglich.

Ganz prominent beworben: www.haushaltmarkt.de

Laut Fake-Shop-Liste und Fake-Shop-Finder ist auch dieser Online Shop lediglich eine Betrügerseite.

Aktive Überprüfung gefordert

Unternehmen wie Trusted Shops oder Organisationen wie die Verbraucherzentralen haben sich dem Kampf gegen Fake Shops verschrieben. Mustafa Ucar, Pressesprecher bei Trusted Shops, fordert daher von den Plattformbetreibern, ihre Werbepartner "aktiv" zu überprüfen. Eine weitere Empfehlung von Trusted Shops ist die Einrichtung einer Meldefunktion für Nutzer, damit dubiose Werbepartner blockiert werden können. Zwar verweist eBay Kleinanzeigen auf die Möglichkeit, per Mail Unregelmäßigkeiten zu melden, doch ersichtlich ist dies auf der Internet-Seite nicht. Unter dem Menüpunkt "Feedback" heißt es lediglich: "Solltest du Probleme mit Betrugsfällen oder eine allgemeine Frage haben, sind unsere ausführlichen Hilfeseiten die richtige Adresse für dich".

Die von ChannelPartner gefundenen verdächtigen Webshops wurden mit der Fake-Shop-Liste von Trusted Shops und mit dem neuen Tool "Fake Shop Finder" der Verbraucherzentralen abgeglichen. Einige der Fake Shops tauchen nun bei eBay Kleinanzeigen nach der ChannelPartner-Recherche nicht mehr auf, andere wie www.haushaltmarkt.de oder www.giondo.de aber weiterhin. Eine Überprüfung der ebenfalls auf Kleinanzeigen basierenden Plattform Quoka zeigte hingegen bei der Suche nach denselben Produkten bis auf eine Seite, bei dem vom Fake Shop Finder Auffälligkeiten festgestellt wurde, keine weiteren Fake Shops an.

Gleich drei ganz oben auf der Fake-Shop-Liste von Trusted Shops verzeichneten Portale wurden bei der ChannelPartner-Stichprobe als Werbung bei eBay-Kleinanzeigen gefunden.

So erkennt man Fake Shops

Kaum ist ein Fake Shop erkannt und eliminiert, taucht schon der nächste auf. So gleicht die Bekämpfung der Betrügerseiten mitunter dem Kampf gegen Windmühlen. Bei Trusted Shops macht man trotzdem unbeirrt weiter: "Wir arbeiten zum Beispiel mit Verbraucherschutzzentralen zusammen, die sich an uns wenden, falls sie Shops entdeckt, die gefälschte Trusted-Shops-Siegel verwenden. Wir können diese wesentlich schneller sperren", erzählt Pressesprecher Ucar. Mithilfe der Staatsanwaltschaft gelinge das den Verbraucherzentralen fast nie. "Die staatlichen Maßnahmen kommen bei meist ausländischen Kriminellen, die hinter den Shops stecken, schnell zum Erliegen", weiß er.

Mit dem Fake Shop Finder der Verbraucherzentralen lässt sich schnell feststellen, ob ein Online Shop Anzeichen für eine Betrügerseite aufweist.

So sollten sich die Nutzer nicht darauf verlassen, dass sie auf seriösen und renommierten Plattformen vor Betrügereien geschützt sind. Mustafa Ucar hat daher folgende Tipps zusammengestellt, wie man Fake Shops erkennen kann:

1. Zu günstige Preise

Die Produkte sind im Vergleich zu anderen Online-Shops sehr günstig oder dauerhaft reduziert. Klar, Schnäppchen sind toll. Geld sparen wir alle gern. Doch zu günstige Preise können ein Hinweis sein, an dem Sie einen Fake-Shop erkennen.

Was Sie tun können: Recherchieren Sie vor Ihrem Online-Shopping-Bummel die marktüblichen Preise. Lassen Sie sich nicht von zu starken Preisreduktionen blenden und kaufen Sie nur, wenn Ihnen das Angebot realistisch erscheint.

2. Shop und Web-Adresse passen nicht zusammen

Ein Auge auf die Web-Adresse zu haben, kann Ihnen helfen, einen Fake-Shop zu erkennen, Was erscheint in der Adresszeile, wenn Sie die Seite aufrufen? Wenn der Name der Domain stark von dem Namen oder Angebot abweicht, sollten Sie genauer hinsehen. Ein Online-Shop für Vintage-Designer-Ware wird eher einen Domainnamen in Richtung "vintage-taschen-kaufen.de" und nicht "tolle-angebote24.de" als Web-Adresse haben.

Was Sie tun können: Prüfen Sie immer, was in der Adresszeile steht - gerade, wenn Sie sich durch Produktseiten klicken. Kommt Ihnen hier etwas seltsam vor, bestellen Sie lieber nicht.

3. Das Angebot ist wild durchmischt oder besteht aus Fakes

Wenn das, was in einem Online-Shop angeboten wird, einem Wühltisch beim Discounter gleicht, kann dahinter ein Fake-Shop stecken. Einige Online-Shops nutzen ganz bewusst Markennamen und nennen sich ähnlich lautend oder setzen auf Schreibfehler.

Was Sie tun können: Begegnen Sie Shops, die Ware von "Luis Vitton" anbieten oder sich so nennen, lassen Sie lieber die Finger davon. Auch wenn Sie von Austernmessern bis Zahnriemen gefühlt alles kaufen können, sollten Sie lieber keine Bestellung aufgeben.

4. Nur Zahlung gegen Vorkasse möglich

Fake-Shops bieten Ihnen lediglich Bezahlverfahren an, die Vorkasse beinhalten. Das Problem: Sie haben so oft nicht die Möglichkeit, die Zahlung zurückzuholen. Es gibt inzwischen auch Betrugsseiten, die die Logos von Bezahldiensten wie PayPal & Co. abbilden. Diese sind dann aber nicht klickbar. Auch Versandoptionen sind nicht wählbar. Bei manchen Fake-Shops ist zudem keine Rücksendung möglich.

Was Sie tun können: Wenn es geht, bezahlen Sie erst nach Erhalt der Ware. Checken Sie vor der Bestellung die Bedingungen für Versand und Retoure.

5. Wichtige Informationen fehlen

Fehlerhafte Texte oder unvollständige Seiten sind ein weiteres Merkmal, an dem Sie Fake-Shops erkennen. Auch wenn Absätze hintereinander in verschiedenen Sprachen verfasst sind oder wahllos zusammenkopiert erscheinen, sollten Sie einmal mehr hinschauen. Ebenfalls aufmerken sollten Sie, wenn die Bilder eine schlechte Qualität aufweisen. Auf betrügerischen Web-Shops fehlen außerdem oft AGB, Impressum oder Datenschutzerklärung.

Was Sie tun können: Lesen Sie die Texte aufmerksam und prüfen Sie, ob die gesetzlich vorgeschriebenen Texte vorhanden sind. Sie können außerdem im Handelsregister prüfen, wer hinter dem Shop steckt.

6. Sie finden keine Angaben im Netz

Viele der Fake-Shops sind schon darauf ausgelegt, nach kürzester Zeit wieder abgeschaltet zu werden. Sie bewerben ihre Webadressen bei Google oder in Sozialen Medien wie Facebook und Instagram, um so schnell wie möglich viele Besucher zu erhalten. Bevor Warnungen und schlechte Bewertungen erst irgendwo auftauchen können, ist der Fake-Shop schon nicht mehr aufrufbar und die Betrüger nutzen wieder eine neue Domain.

Was Sie tun können: Recherchieren Sie einmal vorab zu dem Shopnamen und geben Sie dazu den Namen des Online-Shops und Worte wie "Erfahrungen", "Fake" oder "Problem" bei Google ein. Wenn Sie keine Informationen in Suchmaschinen finden, sollten Sie vorsichtig bleiben. Auch die Trusted Shops Fake-Liste, die Sie hier finden, hilft Ihnen jederzeit mit aktuellen Warnungen weiter.

7. Bewertungen und Siegel sind gefälscht

Einen Fake-Shop erkennen Sie auch daran, dass erfundene oder kopierte Gütesiegel verwendet werden. Entdecken Sie zum Beispiel ein Trusted Shops Gütesiegel auf einer Shop-Seite, ist das allein noch kein Indiz für einen sicheren Online-Shop. Auch Bewertungen werden gern einmal gefälscht oder von anderen Seiten kopiert. Was Sie tun können: Klicken Sie zum Beispiel unser Gütesiegel an und rufen Sie die Zertifikatsseite des jeweiligen Shops auf. Dort sollte nun ein grünes "Gültig" erscheinen, außerdem sollten Sie sich unbedingt weiterhin auf der www.trustedshops.de Seite befinden. Prüfen Sie die Browser-Zeile. Sollten Sie die richtige Seite geöffnet haben, sehen nun ganz genau, ob und seit wann der Shop von uns zertifiziert ist.

Strafanzeige bei Betrugsfällen

Doch was können Verbraucher oder seriöse Shop-Betreiber dann unternehmen, wenn sie auf Fake Shops aufmerksam werden? "Wenn Sie einen Fake-Shop entlarven, sollten Sie diesen melden", rät Ucar. Wenn noch kein Schaden entstanden ist, kann man sich beispielsweise an den Verbraucherschutz oder die Verbraucherzentralen wenden.

Ist man auf einen Fake-Shop hereingefallen und betrogen worden, sollte man laut Ucar wie folgt vorgehen: "Versuchen Sie, Ihr Geld zurückzuholen. Kontaktieren Sie dazu Ihre Bank. Dokumentieren Sie sämtlichen E-Mail-Verkehr und machen Sie Screenshots von dem Fake-Online-Shop. Bringen Sie den Vorfall zur Anzeige. Das können Sie entweder bei der örtlichen Polizeidienststelle tun oder online bei Online-Strafanzeige.de tun. Behalten Sie dafür alles, was Ihre Online-Bestellung in dem Fake-Shop dokumentiert. Dazu gehören E-Mails über Bestellbestätigungen, der Kaufvertrag oder Screenshots. So tragen auch Sie zur Löschung von Fake-Shops bei", erklärt der Fake-Shop-Experte.

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