Wo der IT-Nachwuchs arbeiten möchte

Google setzt sich vom Wettbewerb ab

05.06.2014 von Alexander Freimark
Jahr für Jahr steht Google an Platz eins der beliebtesten Arbeitgeber, wo Informatikstudenten gerne arbeiten würden. Ein ernsthafter Konkurrent ist nicht in Sicht, SAP stagniert abgeschlagen auf dem zweiten Rang. Unterdessen arbeiten sich die Automobilkonzerne im Ranking nach vorne.

Mehr als jeder vierte angehende Absolvent eines IT-Studiengangs in Deutschland bezeichnet Google als besonders attraktiven Arbeitgeber, bei dem er sich "am ehesten bewerben" würde. Das ist ein Ergebnis des "Graduate Barometer German IT Edition 2014" des Berliner Trendence Instituts, das der COMPUTERWOCHE exklusiv vorab vorliegt. Mit einer Zustimmung von 26,3 Prozent hat Google den höchsten Wert erzielt, seit das Unternehmen in der Untersuchung berücksichtigt wird: 2007 war die Suchmaschine gleich auf Platz zwei eingestiegen, 2008 verdrängte sie SAP von der Spitze. Und auch 2014 liegt der Walldorfer Konzern auf dem zweiten Rang - weit abgeschlagen mit einem Wert von gerade einmal 10,1 Prozent.

Nicht nur die bunten Bürolandschaften machen Google für den IT-Nachwuchs attraktiv.
Foto: Google

Der Unterstellung, dass Google-Entwickler hierzulande lediglich die Aufgabe hätten, amerikanische Web-Seiten des Unternehmens zu lokalisieren, weist Unternehmenssprecherin Lena Wagner zurück: "An unseren Standorten München und Lübeck arbeiten rund 130 Produktentwickler an Features für den weltweiten Markt." Dazu zählen der Browser Chrome und Fotografie-Apps, aber auch Transparenzprodukte wie das Google Dashboard oder der Konto-Aktivitäts-Manager.

Aktuell sucht der Konzern rund zehn IT-Experten in München, an den anderen vier deutschen Standorten gibt es etwa 35 offene Positionen. Dass Google auch nach Jahren seinen Vorsprung in der Gunst der Absolventen ausbauen kann, erklärt sich Wagner unter anderem mit dem physischen und psychischen Arbeitsumfeld, bestehend aus Gehalt, Bürolandschaften und kostenlosem Essen sowie der Struktur aus kleinen Teams mit wenigen Hierarchiestufen, vielen Freiheiten und Eigenverantwortung. "Allerdings sind das keine Alleinstellungsmerkmale mehr in der IT-Branche."

Arbeitgeber
Die Traumarbeitgeber der angehenden Informatiker...
...sind IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzerne oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.100 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier die 30 attraktivsten Arbeitgeber 2014.
Softwarehersteller Adobe...
.., hier das Büro in Hamburg, landete ebenfalls auf dem 29. Platz.
Platz 28: Max-Planck-Gesellschaft
Forschungsinstitutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft stehen seit jeher hoch im Kurs unter Informatikstudenten.
Platz 26: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security landete vor zwei Jahren noch auf Platz 22.
Ebenfalls auf Platz 26: Das Deutsche Zentrum für Künstliche Intelligenz (DKFI)
..in Saarbrücken behauptet sich seit Jahren in den Top 30 der beliebtesten IT-Arbeitgeber. Forschungseinrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an.
Platz 25: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)...
....sucht "große Lösungen für große gesellschaftliche Probleme der Zukunft", sagt CIO Hans-Joachim Popp. Dazu zählen neue Energiespeicher, das Weltklima oder die Verkehrsforschung und die Raumfahrt.
Platz 24: Nvidia..
..einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen ist erneut unter den Top 30 gelandet.
Platz 23: Lufthansa Systems..
...gehört zu den großen IT-Dienstleistern in Deutschland. Das Unternehmen will aber seine Rechenzentren verkaufen.
Platz 22: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Im Vorjahr landete das BSI noch auf Platz 17.
Platz 21: Die Deutsche Telekom...
ist einer der Hauptsponsoren des FC Bayern, für die Informatiker gehört er schon lange nicht mehr zu den zehn attraktivsten Arbeitgebern.
Platz 19: Intel
Der Prozessorhersteller hat in Deutschland seinen Hauptsitz in Feldkirchen bei München.
Platz 18: Electronic Arts
Der Hersteller von Fifa und anderen Computerspielen verbesserte sich im Vergleich zu 2013 um einen Rang.
Platz 17: Bundesnachrichtendienst (BND)
Der BND gehört schon seit Jahren zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern für Informatikstudenten.
Platz 16: Daimler
Informatikstudenten lieben nicht nur Computerspiele, sondern auch (deutsche) Autos. Davon profitiert auch der Daimler-Konzern.
Platz 15: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat sich um einen Rang verschlechtert.
Platz 13: Porsche
VW-Tochter Porsche gehört dagegen zu den Aufsteigern im IT-Absolventenbarometer. Sie machte drei Ränge im Vergleich zu 2013 gut.
Platz 13: Amazon
Der Skandal um die Ausbeutung der Leiharbeiter beim Online-Händler hat dem Ruf von Amazon als Arbeitgeber bei den Informatikstudenten kaum geschadet. Im vergangenen Jahr landete Amazon auf Platz 9.
Platz 11: Volkswagen
...ist der dritte deutsche Autohersteller unter den Top 20 der beliebtesten Arbeitgeber.
Platz 11: Crytek
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung halten.
Platz 10: Fraunhofer-Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten eine feste Größe unter den Top Ten. Im Bild: Die Materialentwicklung für elektrische Energiespeicher.
Platz 7: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor 9 Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten.
Platz 7: IBM..
IBM-Deutschland-Chefin Martina Koederitz, im Bild mit Kanzlerin Angela Merkel auf der CeBIT, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM rutschte im dritten Jahr in Folge ab. 2011 war IBM noch auf Platz 2.
Platz 7: Blizzard Entertainment...
...hat in Deutschland gar keine Niederlassung, dennoch verbesserte sich der Spielehersteller um drei Plätze im Vergleich zu 2013.
Platz 6: Apple
Coole Produkte, cooler Arbeitgeber? Diesen Schluss ziehen anscheinend viele Informatikstudenten bei Apple. Im Bild einer der Apple-Stores in New York.
Platz 5: Audi
Die Ingolstädter werden nicht nur bei den Informatikstudenten, sondern auch bei anderen Fachrichtungen als Arbeitgeber immer beliebter.
Platz 4: Microsoft..
.. verliert nur einen Platz gegenüber 2013. Im Bild: Die Digital Eatery von Microsoft in Berlin.
Platz 3: BMW..
..ist der am höchsten platzierte Autobauer im IT-Absolventenbarometer. Im Vorjahr noch auf Platz 4. Hier im Bild der BMW i8.
Platz 2: SAP
Der Walldorfer Softwarekonzern behauptete seinen zweiten Platz. Der Abstand zum Sieger wird allerdings größer. Während zehn Prozent der Befragten gerne bei SAP arbeiten möchten,...
..wollen 26,3 Prozent zu Google.
Damit rangiert der Internet-Konzern im siebten Jahr in Folge auf Platz 1.
Google-Gründer Sergej Brin...
...kann sich freuen. Die Auswahl an Bewerbern ist riesengroß, in München hat Google aktuell 10 IT-Stellen zu besetzen.

Arbeiten an Produkten für die ganze Welt

Wichtiger für das Ansehen bei Absolventen sei wohl auch die Tatsache, dass Google-Entwickler an Produkten arbeiten, die umgehend global ausgerollt würden. Zudem sei Google nicht nur an den technischen Kenntnissen der Mitarbeiter interessiert, sondern auch an ihrer Kreativität, sagt Wagner - schließlich dürften Mitarbeiter mit einer guten Idee einen Teil ihrer Arbeitszeit außerhalb des eigentlichen Aufgabengebiets darauf verwenden: "Darin liegt ein großer Anreiz für Entwickler, die gerne kreativ tätig sind und dies in neue Programme und Produkte übersetzen wollen."

Autobauer werden interessanter

Eine hohe Nachfrage nach innovativen Lösungen gibt es auch in der deutschen Automobilindustrie, deren Beliebtheit bei IT-Absolventen immer weiter steigt. Angesichts der zunehmenden Verbindung von Maschinenbau und Elektronik sei das kein Wunder, argumentiert Manja Ledderhos, Expertin für den IT-Arbeitsmarkt im Forschungsinstitut Trendence, das die IT-Absolventenstudie erstellt hat. Der Bedarf an ITlern sei in Zeiten der Digitalisierung im Automotive-Bereich stark gestiegen. Ein Beispiel ist Volkswagen, dessen Beliebtheit sich von einem Wert von drei Prozent im Jahr 2010 nun auf 5,9 Prozent fast verdoppelt hat. Der Zuwachs gelte nicht nur für die Automobilkonzerne und - abgeschwächt - für deren Zulieferer, sondern angesichts des E-Commerce-Booms auch für den Autohandel. (Hier gehts zum Interview mit Porsche-CIO Sven Lorenz).

Ledderhos stellt fest, dass die Ansprüche der Bewerber generell hoch sind. "Weiche Faktoren" wie Wertschätzung und Führungsstil spielten eine Rolle, doch auch das gewünschte Einstiegsgehalt sei wichtig. Mit 45.600 Euro hat es ein neues Rekordhoch erreicht. In anderen Fächern wie den Ingenieurs- oder Wirtschaftswissenschaften sei die Situation anders, der Höhenflug bei den Einstiegsgehältern sei dort erstmals seit Jahren gestoppt. "Ich bin gespannt, ob nun auch bei den IT-Fachkräften ein Peak erreicht ist, oder ob sie sich 2015 in ihren finanziellen Vorstellungen noch einmal selbst übertreffen werden", sagt Ledderhos. Bei den erwarteten Arbeitszeiten geben sich die Absolventen keinen Illusionen hin: Sie gehen von einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 41,8 Stunden aus. Generell liegt in Deutschland die Wochenarbeitszeit für Vollzeitstellen im Schnitt bei knapp 40 Stunden.

Frauen verlangen weniger Geld als Männer

Unterschiede bestehen weiterhin beim sogenannten "Gender Gap": Unternehmen verschiedener Branchen sind für Frauen und Männer oftmals unterschiedlich attraktiv. Allerdings scheinen einige einst starre Fronten langsam aufzuweichen: "BMW und Volkswagen haben es in den letzten Jahren geschafft, immer mehr Frauen von sich als Arbeitgeber zu überzeugen - obwohl ihre Produkte nach traditionellem Verständnis typische Männerprodukte sind", beobachtet die Trendence-Mitarbeiterin. Vor allem unter Wirtschaftswissenschaftlern beiderlei Geschlechts haben die Autobauer einen guten Ruf. "BMW ist aus deren Sicht inzwischen sogar beliebtester Arbeitgeber vor Unternehmen wie Lufthansa, Google oder Adidas."

Kaum Bewegung gab es indes bei den Gehaltserwartungen der IT-Absolventinnen, die traditionell deutlich weniger verlangen als ihre männlichen Kommilitonen. "Auch die einschlägigen Initiativen und die Berichterstattung in den Medien der vergangenen Jahre haben daran nicht viel geändert", sagt Ledderhos. So erwartet eine IT-Absolventin heute zum Einstieg mit 41.800 Euro im Durchschnitt nur 1500 Euro mehr als 2008. Im gleichen Zeitraum stieg die durchschnittliche Gehaltserwartung ihrer männlichen Kommilitonen von 43.800 Euro auf fast 46.000 Euro. "Die Gehaltsschere klafft schon beim Berufseinstieg auseinander, und unsere Befragungen unter jungen Berufstätigen zeigen, dass Frauen diese Differenz auch später nicht aufholen."

Gehalt
Wer verdient wieviel in der ITK-Branche?
Diese Frage beantwortet die Gewerkschaft IG Metall in ihrer großen Entgeltanalyse, in die 36.000 Gehaltsdaten aus über 160 Unternehmen eingeflossen sind. Die Basis der Daten ist eine 36-Stundenwoche. Bei einer Arbeitszeit von 40 Stunden müssen die Werte um 14,3 Prozent erhöht werden.
In der Softwareentwicklung..
... stagnieren vor allem die Gehälter der Einsteiger seit zwei Jahren.
...verdient ein Softwareingenieur..
..der Stufe 1. Ein Systemanalytiker mit mehrjähriger Berufserfahrung kommt auf mit 54.000 Euro, Softwarearchitekten oder leitende Softwarespezialisten können mit einem Jahreseinkommen von 76.400 Euro rechnen.
...erhält ein Leiter der Softwareentwicklung.
Sein Gehalt erhöhte sich um 3 Prozent. Damit verdient er mehr als doppelt so viel wie der Entwickler, der einsteigt.
In der Hardwareentwicklung...
...haben vor allem die Gruppenleiter Gehaltseinbußen hinnehmen müssen.
...bekommt ein Einsteiger in der Hardwareentwicklung.
Vor zwei Jahren lag das Einstiegsgehalt in dem Bereich noch bei 41.500 Euro.
...verdient ein Hardwareentwickler.
Mit zunehmender Berufserfahrung kann er als Senior Entwickler 62.400 Euro im Jahr verdienen.
...erhält ein Gruppenleiter in der Hardwareentwicklung.
Damit musste er ein Minus von 6,8 Prozent zum Vorjahr hinnehmen.
...bekommt ein Leiter Hardwarentwicklung
Auch sein Gehalt ist im Vergleich zu anderen Führungskräften nur leicht um ein Prozent gestiegen.
Berater....
...gehören immer noch zu den gesuchtesten und gut bezahlten Berufsgruppen auf dem IT-Arbeitsmarkt.
...verdient ein Junior Berater
Die Einstiegsgehälter sind im Vergleich zum Vorjahr aber um 1,2 Prozent zurückgegangen.
...erhält ein Berater.
Das sind 12.000 Euro im Jahr mehr als ein Juniorberater bekommt.
...bekommt ein Senior Berater.
Auch der nächste Sprung zum Senior zahlt sich aus. Ein Senior Berater verdient 14.000 Euro mehr als ein Berater. Das braucht aber seine Zeit: Nur 4,6 Prozent der Senior Beater sind unter 35 Jahre.
...verdienen Chefberater,
...die Projekte fachlich leiten und verantworten, im Jahr. Sie gehören mit knapp 78.000 Euro zu den Spitzenverdienern der Branche. Allerdings sind nur 2,4 Prozent von ihnen jünger als 35 Jahre.
...erhält ein Leiter Beratung.
Sein variabler Anteil liegt bei 15.500 Euro im Jahr.
Auch Projektmanager....
...gehören zu den am besten bezahlten IT-Spezialisten.
...bekommt ein Projektmanager am Anfang.
Sein Gehalt hat sich nur um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht.
...erhält ein Projektmanager in der Stufe IV.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier ein sattes Plus von 6 Prozent.
Im Rechenzentrum...
...erhöhten sich die Gehälter um durchschnittlich 1,9 Prozent.
...verdient ein Systemingenieur der Stufe I
In der Stufe II beträgt das Jahresgehalt bereits 71.100 Euro. Allerdings sind 45 % der Mitarbeiter älter als 50 Jahre.
...erhält ein Teamleiter Rechenzentrum
Sein Gehalt hat sich um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht.
...bekommt ein Leiter Rechenzentrum.
Im Gegensatz zu anderen Führungskräften haben RZ-Leiter nur einen geringen variablen Gehaltsbestandteil von 7000 Euro im Jahr.
Service und Support...
...gehören zu den Jobfamilien, die sich über überdurchschnittliche Gehaltssteigerungen von über 5 Prozent freuen durften.
...erhält ein Servicetechniker.
Das sind knapp 8000 Euro mehr als ein Juniortechniker verdient.
...verdient ein Supporttechniker,...
...der schwierige und komplexe Probleme löst, über Spezialkenntnisse oder einen Hochschulabschluss verfügt.
...bekommt ein Leiter Kundendienst.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier ein Plus von 4,1 Prozent.
...erhält ein Service Manager,
...der Ansprechpartner für Probleme, Angebote und sonstige Anfragen des Kunden ist.
...verdient ein Senior Service Manager.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier ein Plus von 3,9 Prozent.
60.882 Euro bekommt ein Trainer pro Jahr.
Das sind knapp 30.000 Euro im Jahr weniger als der Leiter des Bildungswesens.
Im Marketing...
...ist schon das Einstiegsgehalt mit 49.300 Euro höher als in der Entwicklung oder auch in der Beratung.
...bekommt ein Marketing Spezialist mit mehrjähriger Erfahrung.
Im Gegensatz zu vergleichbaren Positionen in anderen Bereichen ist hier der flexible Gehaltsbestandteil mit durchschnittlich 15.700 Euro schon hoch.
...erhält ein Senior Marketing Spezialist.
Der flexible Gehaltsbestandteil beträgt hier im Schnitt 17.300 Euro
...verdient ein Marketingleiter.
Damit liegt er gleichauf mit dem Leiter der Softwareentwicklung.
Im Vertrieb...
sind die flexiblen Bestandteile noch höher als im Marketing.
...bekommt ein Junior Vertriebsbeauftragter.
Der variable Anteil beträgt im Schnitt 10.000 Euro.
...erhält ein Senior Vertriebsbeauftragter.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier ein Plus von 4 Prozent.
...verdient ein Vertriebsleiter.
Damit ist er die Führungskraft, die am besten verdient. Mit 37.000 Euro hat er auch den höchsten variablen Anteil.
Im Call-Center...
..nehmen sich die Verdienstchancen vor allem anfangs bescheiden aus.
...erhält ein Junior Kundenbetreuer.
Das sind 16.000 Euro weniger als ein Vertriebsbeauftragter.
...bekommt ein Senior Kundenbetreuer,...
...der Kundenanfragen nicht nur umfassend betreuen, sondern auch schwierige Gespräche übernehmen kann (Eskalationsbearbeitung).
...verdient ein Gruppenleiter im Call Center.
Sein variabler Anteil liegt bei durchschnittlich 11.000 Euro.
...erhält ein Call-Center-Leiter.
57 Prozent der Leiter sind über 50 Jahre alt.

Firmen müssen Bewerber richtig ansprechen

Stark gewonnen in der Gunst der männlichen IT-Absolventen haben die Gaming-Firmen Blizzard und Crytek, die vor allem von der Attraktivität ihrer Produkte in der Zielgruppe profitieren. Allerdings reicht Beliebtheit allein nicht aus, um Absolventen anzuziehen: "Unternehmen müssen es schaffen, auch die richtigen Bewerber anzusprechen und für sich zu gewinnen", beobachtet Ledderhos. Keinem Personalverantwortlichen sei geholfen, wenn er Hunderte Bewerbungen von Kandidaten bekomme, die den Arbeitgeber und seine Produkte toll finden, aber nicht ins Unternehmen oder auf die Position passen.

Für diesen "Cultural Fit" müssten sich Firmen klar positionieren und - überspitzt gesagt - von vornherein unpassende Bewerber abschrecken, damit das Recruiting effizient arbeitet. "Aldi Süd und McKinsey schaffen das beispielsweise sehr gut", so die Trendence-Marktforscherin. Das Versprechen: Packe an und arbeite hart, dafür kannst du schnell aufsteigen und bekommst eine hohe Kompensation. "Absolventen, die großen Wert auf Work-Life-Balance legen, bewerben sich so erst gar nicht - diese werden von Aldi Süd und McKinsey auch nicht unbedingt gesucht."

Hart arbeiten muss auch die Personalabteilung von Oracle im Heimatmarkt des großen Rivalen SAP. Deutschland-Geschäftsführer Jürgen Kunz kann sich über einen Anstieg in der Beliebtheit der IT-Absolventen freuen. Von einem Wert von 2,4 Prozent im Jahr 2012 entwickelte sich der Softwarekonzern in diesem Jahr auf den 20. Rang mit 3,4 Prozent, einen Platz vor der Deutschen Telekom. "Das zeigt, dass sich unser kontinuierliches Engagement im Rahmen von Karrieremessen, Workshops, Fachvorträgen, Präsentationen und Förderprogrammen auszahlt", freut sich Kunz. Dabei setzt auch Oracle bei den Studierenden an: "Wir haben unsere Mitarbeiter stärker in Hochschulkooperationen eingebunden als zuvor und werden diesen Weg auch weiterhin verfolgen." Schließlich, so die Kalkulation, seien die besten Markenbotschafter immer noch die eigenen Mitarbeiter aus den verschiedenen Fachbereichen.

Jürgen Kunz ist Geschäftsführer von Oracle Deutschland. Sein Unternehmen umwirbt in erster Linie Absolventen der Informatik, möglichst kombiniert mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung. "Die proaktive Ansprache von Talenten ist Bestandteil unserer Recruiting-Strategie, die wir auf Xing, LinkedIn und anderen sozialen Plattformen verfolgen."
Foto: Oracle

Zudem kann Oracle neben der weltweiten Präsenz auch ein großes Produktportfolio sowie zukunftsträchtige Technologien aus den Bereichen Cloud, Mobility und Big Data vorweisen. "Hierdurch bieten sich für engagierte Berufseinsteiger vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten, die wir durch entsprechende Programme unterstützen", argumentiert der Deutschland-Geschäftsführer. Dabei ist der Konzern hauptsächlich an Absolventen der Informatik, möglichst kombiniert mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung, sowie an Wirtschaftswissenschaftlern mit hoher Vertriebskompetenz und einer Vorliebe für Enterprise-IT interessiert.

Proaktive Suche wird zur Pflicht

Genaue Informationen zur Mitarbeiterzahl in den einzelnen Ländern veröffentlicht Oracle nicht, aber laut dem jüngsten Quartalsbericht beschäftigt der Konzern in der Emea-Region mehr als 23.000 Mitarbeiter. Zwar lassen sich laut Kunz auch bei Oracle wegen der großen Konkurrenz nicht alle vakanten Positionen "wunschgemäß besetzen", als weltweit aufgestelltes Unternehmen könne man aber attraktive Chancen und abwechslungsreiche Aufgaben in die Waagschale werfen. Dabei rührt Kunz die Werbetrommel auch in den neuen Kanälen: "Die proaktive Ansprache von Talenten ist Bestandteil unserer Recruiting-Strategie, die wir auf Xing, LinkedIn und anderen sozialen Plattformen verfolgen."

Auf diesem Feld zeichnen sich für Personalabteilungen und Recruiter generell große Veränderungen ab. Wer sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren will, muss dort Präsenz zeigen, wo sich Schüler, Studierende und Young Professionals aufhalten - im Netz.

Nicht wenige Personaler glauben deshalb daran, das richtige Personal in den sozialen Netzen finden zu können. Leider gibt es hier keinen Königsweg, weiß Trendence-Expertin Ledderhos: "Die Zahl der Kommunikationskanäle, die bedient werden müssen, wird immer größer, weil insbesondere die Generation Y viele Kanäle parallel zu ihrer Information nutzt." Jeder Kanal habe seine eigene Rolle im Kommunikations-Mix, und Absolventen hätten genaue Vorstellungen davon, was für Arbeitgeber im Social Web erlaubt ist und was nicht.

Manja Ledderhos von Trendence stellt fest: "Die Ansprüche der Bewerber sind generell hoch. "Weiche Faktoren" wie Wertschätzung und Führungsstil spielen eine Rolle, doch auch das gewünschte Einstiegsgehalt ist wichtig."
Foto: Privat

Für Bewerber ist Facebook der private Kanal

So seien die Business-Netzwerke Xing und LinkedIn gut dafür geeignet, passende Kandidaten zu suchen, zu beobachten und anzusprechen: "Dieser Weg ist auch bei Absolventen akzeptiert und wirkt glaubwürdig." Facebook, Twitter und Youtube hingegen eignen sich Ledderhos zufolge eher dazu, die eigene Unternehmenskultur authentisch darzustellen und so auf sich aufmerksam zu machen. "Mehr als 80 Prozent der Nutzer wollen aber über Facebook nicht direkt von Unternehmen angesprochen werden, da sie das Netzwerk vor allem privat nutzen."

Personalabteilungen müssten also Möglichkeiten finden, um die jeweiligen Kanäle zu beobachten, sich dort angemessen darzustellen und etwaige Kontakte professionell zu managen. Damit ist klar: Das Spielfeld des Bereichs HR wächst ständig weiter - und für Personalprofis damit auch die Gelegenheit, die eigene Position im Unternehmen zu verbessern. (hk)

Das Trendence Graduate Barometer 2014

Deutschlandweite Online-Befragung unter examensnahen Studierenden zu ihren Erwartungen und Vorstellungen bezüglich des Berufseinstiegs, ihrem Kommunikationsverhalten und zu ihrer Einschätzung der Attraktivität von Arbeitgebern.

Teaserbild: Jameschipper, Fotolia.com