Large Format Displays

Großes Format mit großen Chancen

04.11.2013 von Armin Weiler
Mit Large Format Displays können Fachhändler noch Geld verdienen. Besonders im Digital-Signage-Bereich rechnen die Experten mit weiterem Wachstum.
"Der große Durchbruch bleibt bislang aus." Frank Sander, Head of Marketing Information System Products bei LG
Foto: LG

Bei Digital Signage ist von Krisenstimmung nichts zu spüren. Zwar haben sich manche allzu euphorische Wachstumsprognosen der vergangenen Jahre nur bedingt bewahrheitet, doch so ist im Markt der großen Displays noch jede Menge Luft nach oben. "Die von Analysten sehr optimistischen Prognosen wurden nicht ganz erfüllt, ein sehr deutliches Wachstum des Digital-Signage-Marktes im zweistelligen Prozentbereich ist aber ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis", meint daher auch Frank Sander, Head of Marketing Information System Products bei LG.

"Derzeit stehen die Zeichen im Markt für 2013 und die nächsten Jahre weiter auf Wachstum", verspricht Oliver Seeger, Business Development Manager LFD bei Iiyama. Ob sich jedoch hohe zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz weiterhin erzielen lassen, müsse man aufgrund des starken Preisverfalls bei Large Format Displays (LFD) abwarten.

"In Projekten muss ein Fachhändler Branchen-Know-how mitbringen, um sie identifizieren und mitplanen zu können." Reinhold Egenter, Director bei Tech Data Maverick
Foto: Tech Data

Reinhold Egenter, Chef der Tech-Data-AV-Sparte Maverick sieht im Preisverfall aber auch eine Marktchance: "Die Aussichten sind sehr positiv, da LFDs aufgrund der ständig steigenden Displaygrößen bei gleichzeitig sinkenden Preisen immer attraktiver werden", erklärt er. "Wir erwarten weiterhin ein Marktwachstum von zehn bis 15 Prozent", ergänzt Wilfred de Man, General Manager Philips Signage Solutions EMEA bei MMD. Das "nahezu explosionsartige Wachstum" der zurückliegenden Jahre in Westeuropa werde sich aber abflachen.






















Retail-Lösungen auch für kleinere Händler

"Der Lebensmittel- und Einzelhandel hat noch Nachholbedarf." Michael Wittel, Senior Manager Verticals & Digital Signage bei Ingram Micro
Foto: Ingram Micro

Die LFD-Experten haben Signage-Lösungen für den Retail als einen der wichtigsten Absatzmärkte ausgemacht. "Der Lebensmittel- und Einzelhandel hat noch Nachholbedarf", berichtet Michael Wittel, Senior Manager Verticals & Digital Signage bei Ingram Micro. Die Projekte seien aber noch häufig von den großen Handelskonzernen im Hintergrund getrieben. Gerade Einzellösungen für kleinere Händler sind willkommene Projekte für IT-Händler. Der Kundenzugang ist häufig bereits vorhanden, und der Aufwand für Installation und Administration hält sich in Grenzen.

Stephan Peters, General Manager D-A-CH bei NEC Display Solutions, sieht eine zunehmende Segmentierung des Marktes: "Während Digital Signage vor ein paar Jahren vor allem Thema in größeren Ladenketten und öffentlichen Einrichtungen war, rücken mittlerweile immer mehr einzelne Installationen in den Fokus", berichtet er.

"Fachhändler können sofort einsteigen, wenn sie sich mit der Technik und den Anwenderszenarien beschäftigt haben." Markus Korn, Head of Sales IT Display bei Samsung
Foto: Samsung

"Das größte Wachstum gibt es derzeit bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen, und zwar branchenübergreifend", stellt Markus Korn, Head of Sales IT Display bei Samsung, fest. Die Kunden kommen laut Korn aus ganz unterschiedlichen Bereichen wie Einzelhandel, Banken, Reisebüros, Friseure oder Apotheken. Auch die Einsatzgebiete seien vielfältig: "Die Displays werden je noch Kontext als Werbeflächen, als Alternative für Projektoren oder als digitale Informationstafeln eingesetzt", weiß Korn.

Neben Signage- und Public-Display-Lösungen gewinnen LFDs auch im Konferenz- und Bildungssektor an Bedeutung: "In den Zielmärkten Business und Education verzeichnen wir eine positive Marktentwicklung", bestätigt Thomas Müller, General Manager D-A-CH & Benelux, bei BenQ. Auch Stefan Krüger, Sales-Mitarbeiter bei Viewsonic, sieht im gesamten Bildungsbereich "enormes" Wachstumspotenzial: "In Ländern wie Großbritannien und den USA sind vor allem große Touch-Displays und interaktive Whiteboards verbreitet. Der deutsche Bildungssektor hat hier immensen Nachholbedarf", betont Krüger. "Branchenübergreifend verzeichnen wir über unsere Fachhändler eine erhöhte Nachfrage nach Ausstattung von Meeting- und Konferenzräumen", berichtet Tobias Nagel, Head of BU Digital Signage bei Also.

Diesen Trend hat man auch bei Tech Data festgestellt: "Interessant sind aus unserer Sicht insbesondere Konferenzräume bei mittelständischen und großen Endkunden", meint Reinhold Egenter. Man müsse bedenken, dass es etwa doppelt so viele Konferenzräume wie Klassenzimmer gebe.

IT-Know-how schadet nicht

"Digital Signage ist keine Zauberei, die ausschließlich von alternden Großmeistern bei Vollmond praktiziert wird." Martin Rademacher, Product Manager Business Development bei Systeam
Foto: Systeam

Über die Fähigkeiten, die ein Fachhändler mitbringen sollte, um am Geschäft mit den großformatigen Monitoren teilhaben zu können, herrschen unterschiedliche Auffassungen. "Digital Signage ist keine Zauberei, die ausschließlich von alternden Großmeistern bei Vollmond praktiziert wird", beruhigt Martin Rademacher, Product Manager Business Development bei Systeam. Der Systeam-Manager hat eine gewisse Verunsicherung bei IT-Händlern und Systemhäusern ausgemacht. "Digital Signage kann jeder Fachhändler", behauptet er. Man müsse die Bestandskunden aktiv angehen. "Der Händler wird schnell feststellen, welche Umsatzgrößen und vor allem welche Margen hier im Verborgenen schlummern", prognostiziert Rademacher.

Dafür bietet Systeam mit der Eigenmarke Byton Signage Solutions speziell auf den Fachhandel zugeschnittene Lösungen. "Durch die fortwährende Reduzierung der Komplexität sind schon heute und auch künftig keine besonderen Voraussetzungen erforderlich", bestätigt Also-Digital-Signage-Chef Tobias Nagel. Sofern der Mehrwert von digitaler Content-Darstellung und der damit beabsichtigten Informationsübermittlung oder Absatzsteigerung erkannt werde, stehe dem Einstieg nichts im Wege.

"Die Zeichen im Markt stehen für 2013 und die nächsten Jahre weiter auf Wachstum." Oliver Seeger, Business Development Manager LFD bei Iiyama
Foto: Iiyama

Mit seiner System-on-Chip-Technologie hat auch Samsung die Einstiegshürden gesenkt, doch ganz ohne Know-how geht es nicht. "Fachhändler können sofort einsteigen, wenn sie sich mit der Technik und den Anwenderszenarien beschäftigt haben", sagt Samsung-Display-Spezialist Korn. Die Koreaner bieten dafür deutschlandweite Händlertrainings.

LG-Manager Sander sieht das ähnlich: "Wissen zur Netzwerktechnik sollte eine Selbstverständlichkeit sein", bekräftigt er. Wer den Einstieg suche und über das entsprechende Grundwissen verfüge, sollte sich nach einem zuverlässigen Partner umschauen und sich an eine Digital-Out-Of-Home-Agentur, einen Digital-Signage-Software-Anbieter oder einen Hardwarehersteller wenden. "Denn alles aus einer Hand anzubieten funktioniert nur bei Kleinkunden", weiß Sander. Meist scheitere dieses Vorhaben bei der Erstellung von Werbeinhalten.

"Händler, die sich in diesem Segment positionieren wollen, brauchen umfangreiches Praxiswissen." Stephan Peters, General Manager D-A-CH bei NEC Display Solutions
Foto: NEC

Wesentlich höhere Anforderungen an die Reseller stellt NEC-General-Manager Peters: "Händler, die sich in diesem Segment positionieren wollen, brauchen umfangreiches Praxiswissen", fordert er. Sie sollten sich optimal auskennen, wie sich mehrere Monitore verknüpfen und Sensoren installieren lassen, auf welche Weise der Content auf das Display gespielt werden kann und worin die Vorteile der verschiedenen Lösungen liegen. Peters glaubt, dass die Anforderungen durch internationale Ausschreibungen steigen: "Das bedeutet, dass die Systeme global in die einzelnen Shops geliefert und die Abstimmung zwischen Ladenbauer, Hardwarelieferant und Kunde sowie der Service immer komplexer werden."

Für Tech-Data-Maverick-Chef Egenter hängt es im Wesentlichen davon ab, in welchem Marktsegment sich der Fachhändler bewegen will: "Es gibt sicherlich einen Markt für das reine Fulfillment. In Projekten muss ein Fachhändler aber Branchen-Know-how mitbringen, um Projekte überhaupt identifizieren und mitplanen zu können", bekräftigt er. So sollte der Händler idealerweise auch Integrationsleistungen anbieten, um bei der Implementierung nicht austauschbar zu sein.

IT-Reseller holen auf

"Der deutsche Bildungssektor hat immensen Nachholbedarf." Stefan Krüger, Sales-Mitarbeiter bei Viewsonic
Foto: Viewsonic

Insgesamt sehen die Spezialisten eine zunehmende Bedeutung des IT- und Systemhaus-Channels gegenüber dem klassischen AV-Kanal. "Diese Entwicklung findet definitiv statt", bestätigt Stefan Krüger von Viewsonic. Das liege daran, dass der IT-Handel vermehrt LFDs statt TV-Lösungen anbiete. Iiyama-Mitarbeiter Oliver Seeger führt dies auch auf das Engagement der Grossisten zurück: "Die großen IT-Distributoren folgen diesem Trend und bieten in eigens gegründeten Digital-Signage-Abteilungen Lösungen an, die Lage Format Displays enthalten", beschreibt er. Damit stehe Digital Signage dem IT-Reseller "mehr und mehr" offen.

"Branchenübergreifend gibt es eine erhöhte Nachfrage nach Ausstattung von Meeting- und Konferenzräumen." Tobias Nagel, Head of BU Digital Signage bei Also
Foto: Also

Laut Samsung-Manager Korn konnte sein Unternehmen den Händlerkreis durch neue Zielgruppen kontinuierlich erweitern: "Immer mehr IT-Reseller melden sich bei uns, um mit Large Format Displays Zusatzgeschäft zu generieren", berichtet der Monitorvertriebschef.

Für Ingram-Manager Wittel liegen die Möglichkeiten vor allem in der ganzheitlichen Vernetzung der Lösung: "Hier gibt es für die Distribution einiges an Informationsarbeit zu tun, wenn ein IT-Reseller jedoch ein Projekt realisiert hat, dann lässt das nächste nicht lange auf sich warten", macht Wittel Mut. Stephan Peters von NEC führt diese Entwicklung auf die wachsende Vielfalt der Zielkunden zurück. "Darüber hinaus ist es selbstverständlich auch für Endkunden von Nutzen, wenn er die Displays über den gleichen Händler beziehen kann, wie die restliche IT-Ausstattung". Dies zahle sich nicht nur hinsichtlich der Anschaffungskosten, sondern vor allem auch im Servicefall aus.

Für LG-Manager Sander ist "diese Tendenz nicht ganz neu". Auch er arbeitet mit IT-Händlern zusammen, die festgestellt haben, dass in ihrem Kundenumfeld durchaus Potenzial für großformatige Displays vorhanden ist. "Der große Durchbruch bleibt bislang jedoch aus", beklagt Sander. Und das trotz vielversprechender Margen durch Add-on-Geschäft und diversen Serviceleistungen.

Die technische Entwicklung geht weiter

"Das explosionsartige Wachstum wird sich abflachen." Wilfred de Man, General Manager Philips Signage Solutions EMEA bei MMD
Foto: Philips Signage Solutions

Die fortwährende technische Weiterentwicklung trägt sicher auch zur Steigerung der Bedeutung des IT-Kanals bei. "Allen voran ist hier die 4K-Technologie zu erwähnen, die mehr und mehr Einzug hält", erklärt Ingram-Spezialist Michael Wittel. Anhaltend seien auch der Einsatz von interaktiven Systemen und die Einbindung von Mobile Devices. Im Content-Umfeld sieht Wittel einen Trend zu HTML-basierten und Cloud-gestützten Systemen.

Dazu kommt, dass immer mehr Funktionen in das Display selbst integriert werden. "Parallel schmilzt derzeit der Markt der Mini-PCs und Media-Player, da immer mehr Displays von Haus aus mit einem integrierten Media-Player ausgestattet sind", erklärt LG-Manager Sander. "Dafür haben wir für unsere LFDs System on Chip entwickelt. Ein externer Media-Player ist nicht mehr notwendig", bestätigt Markus Korn von Samsung. "Eine besonders auffällige Entwicklung ist, das die Displays selbst immer intelligenter werden, sich also vom reinen Display zur intelligenten und selbstständig agierenden Anwendung entwickeln", ergänzt Wilfred de Man von MMD.

"In den Zielmärkten Business und Education verzeichnen wir eine positive Marktentwicklung." Thomas Müller, General Manager D-A-CH & Benelux bei BenQ
Foto: BenQ

Auch die Panels selbst werden kontinuierlich verbessert. So registriert Also-Manager Tobias Nagel eine deutliche Veränderung bei den Bildschirmdiagonalen: "Waren vor zwei Jahren 65-Zoll-Geräte noch Exoten, so können wir heute beobachten, dass Displays mit diesen Zollgrößen fast zum Standard geworden sind", stellt er fest.

"Die Displays werden günstiger, größer und heller und verbrauchen immer weniger Strom", erklärt Systeam-Produktexperte Rademacher. Der Wechsel zu LED-Backlights sei bei den meisten Herstellern bereits erfolgt. "Dank des Umstiegs auf LED wurde der Energiebedarf reduziert, und es wird stetig an weiteren Verbesserungen gearbeitet", bestätigt Viewsonic-Vertriebler Krüger. (awe)